Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Ein entscheidungsrelevantes „We shall see“ zur Synodalkonferenz
  2. Fernández: „Miterlöserin“ in offiziellen Vatikandokumenten tabu, in der privaten Andacht erlaubt
  3. „Die Kirche in Deutschland hat abgehängt“
  4. „Als katholischer Christ und als Hochschullehrer macht mich dieser Vorgang tief traurig“
  5. Papst will für 2033 Treffen aller Kirchen in Jerusalem
  6. Papst Leo: Deutliche Unterschiede zwischen Synodalem Prozess und deutsch-synodalem Weg!
  7. 'Für mich gilt: Mein Leben liegt in der Hand Gottes'
  8. Salzburg: Die drei Goldensteiner Ordensfrauen dürfen im Kloster bleiben, ABER...
  9. Nonnen von Goldenstein gegen Lösungsvorschlag von Propst Grasl
  10. Ein gekreuzigter Frosch, Maria als Transfrau – provokante Ausstellung in Wien
  11. Die (w)irren Begründungen der Diözese Linz bei dutzenden Pfarrauflösungen
  12. Drei Brücken zum Licht. Vom Zion zum Bosporus: Erneuerung der Einheit
  13. Auch Bischof em. Hanke/Eichstätt erhebt Einwände gegen DBK-Papier zur sexuellen Vielfalt
  14. Pater Dominikus Kraschl OFM: «Kommen Tiere in den Himmel?»
  15. Benedikt XVI.: "Das Kommen des Herrn ist einmalig"

Türkei: Wird die Hagia Sophia wieder zur Moschee?

20. Mai 2020 in Interview, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Über die Hintergründe hat Christophe Lafontaine vom weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ mit dem französischen Historiker und Türkei-Experten Etienne Copeaux gesprochen.


München (kath.net/KIN)

Die Hagia Sophia in Istanbul war einst das Zentrum des byzantinischen Christentums, bevor sie in eine Moschee und dann in ein Museum umgewandelt wurde. In dieser ehemaligen Kathedrale erklang Ende März erneut der Ruf des Muezzins zum Gebet. Dies war bereits das zweite Mal in der jüngeren Vergangenheit: 2016 war nach 85-jähriger Unterbrechung der islamische Gebetsruf in der Basilika zu hören.

 

Über die Hintergründe hat Christophe Lafontaine vom weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ mit dem französischen Historiker und Türkei-Experten Etienne Copeaux gesprochen. Copeaux war unter anderem Mitarbeiter des Französischen Instituts für anatolische Studien in Istanbul und setzt sich in einem Blog mit den Entwicklungen in der Türkei auseinander.

 

Christophe Lafontaine: Wie ist die Forderung der Muslime zu erklären, in der Hagia Sophia zu beten?

 

Etienne Copeaux: Die Forderung ist bereits seit den Feierlichkeiten zur 500. Jahrestag der Einnahme von Konstantinopel im Jahr 1953 stark gegenwärtig. Anlässlich der Einnahme der Stadt im Jahr 1453 feierte der Sultan den Sieg in der Hagia Sophia und wandelte diese in eine Moschee um. Diese Geste machte die Basilika zu einem Symbol des Islam. Atatürk, der Gründer und erste Präsident der türkischen Republik, hat 1934 entschieden, die Hagia Sophia zu säkularisieren und sie in ein Museum zu umzuwandeln.


 

Stellt die Frage des muslimischen Gebetes in der Hagia Sophia eine Zurückweisung der von Atatürk gewollten Laizität dar?

 

Etienne Copeaux: Das Gedenken im Jahr 1953 fand in einer anti-laizistischen Periode statt, unter der Regierung von Adnan Menderes, der erklärte: „Die türkische Nation ist muslimisch.“ Diese Aussage wurde zum Lieblingsslogan der extremen Rechten in der Türkei.

 

Als der politische Islam von 1996 bis 1997 wieder an die Macht kam, versprach Premierminister Necmettin Erbakan, die Basilika dem Islam zurückzugeben. Er blieb nicht lange genug an der Macht, um diesen Plan zu verwirklichen. Zur selben Zeit war Recep Tayyip Erdogan Bürgermeister von Istanbul und formulierte dieselben Absichten. Doch er wurde 1998 durch die Armee abgesetzt und sogar wegen „Verletzung der Laizität“ inhaftiert.

 

2018 rezitierte Präsident Erdogan Koranverse in der Hagia Sophia und erklärte im März 2019, er wolle sie wieder in eine Moschee umwandeln. Steht der erneute Gebetsruf vom März dieses Jahres damit im Zusammenhang?

 

Etienne Copeaux: Ich meine, dass viele Maßnahmen, die Erdogan seit 2002 getroffen hat, zum einen ein politisches Ziel haben, das 50 Jahre zurückreicht, und zum anderen als eine Rache für die Verletzung angesehen werden können, die ihm seine Absetzung 1998 zugefügt hat. So ist auch das Gebet vom vergangenen März in meinen Augen ein (für den Augenblick) bescheidenes Ergebnis eines langen Prozesses. Vor allem darf man das Regime von Erdogan nicht als einen Bruch betrachten, sondern es ist Teil einer langen national-islamischen Geschichte.

 

Wie können die Christen in der Türkei reagieren?

 

Etienne Copeaux: Die Christen in der Türkei, und vor allem die orthodoxe Bevölkerung, deren größter Teil 1914, 1955 und 1964 in Wellen ausgewiesen wurde, ist angesichts des von ihnen Erlebten extrem zurückhaltend. Die Reaktionen der Orthodoxie können in der Türkei nur über den offiziellen Weg des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel laufen. Aber der Erfahrung nach sind die Treffen zwischen dem Patriarchen und den türkischen Behörden oft sehr diplomatisch. Wird die griechische und russische Orthodoxie passiv bleiben, wenn die Basilika wie im Jahr 1453 der muslimischen Religionsausübung überlassen werden sollte? Angesichts des komplizierten Kontextes der Beziehungen mit Russland aufgrund des Syrienkonflikts ist das ziemlich unwahrscheinlich.

 

Foto: (c) pixabay


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Chris2 20. Mai 2020 
 

Na ja, in Deutschland

sind auch schon lange viele Moscheen nach dem Eroberer Konstantinopels, "Fatih", benannt. Was uns das wohl sagen soll? Neuerdings ermittelt sogar der Staatsschutz (!) wegen "Islamfeindlichkeit" (!) gegen einen Münchener Islamkritiker, nachdem dieser von einem Moslem verprügelt wurde. Erdolf ist sicher stolz auf uns. Nur gut, dass es bei uns keine Islamisierung gibt...


1
 
 SCHLEGL 20. Mai 2020 
 

Fragen über Fragen

Weil die Türkei keine Chancen hat in die EU zu kommen, besteht die Gefahr, dass Erdogan keinerlei Rücksichten nehmen wird. Die Coronakrise hat die Türkei mit voller Wucht erwischt, die Touristen bleiben aus, und die schwache Wirtschaft des Landes wird noch schwächer. Autoritäre Führer überdecken solche Krisen gerne mit einem Ablenkungsmanöver, das könnte die Umwidmung der Hagia Sophia sein. Patriarch Bartholomaios erfreut sich zwar international größter Anerkennung,wird aber von der türkischen Regierung NUR als Bischof der griechischen Gemeinde, nicht jedoch als ökumenischer Patriarch anerkannt. Russland, beziehungsweise die russisch-orthodoxe Kirche wird gar nichts unternehmen, sie hat ein Schisma mit Konstantinopel hervorgerufen, weil sie die legitimen Rechte des ökumenischen Patriarchen der Ukraine Autokephalie zu gewähren, ablehnt. In USA leben relativ viele Orthodoxe, aber ob deswegen ein gewisser Druck auf die Türkei ausgeübt wird, ist fraglich.


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Türkei

  1. Katholisch sein in Istanbul - Philip und Diana erzählen
  2. Erste fliegende Papst-Pressekonferenz: Lob für Vermittler Erdogan
  3. Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca wollte in Iznik mit Papst Leo reden
  4. Papst Leo XIV. in Ankara gelandet
  5. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren eröffnet
  6. "Lasst uns weiterhin auf Gott und Seine heilige Vorsehung vertrauen"
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Christlicher Missionar aus Türkei ausgewiesen
  9. Chalki-Wiedereröffnung: Orthodoxer US-Bischof appelliert an Erdogan
  10. Laschet verbietet der Presse Fragen zu „Ditib“






Top-15

meist-gelesen

  1. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  2. „Als katholischer Christ und als Hochschullehrer macht mich dieser Vorgang tief traurig“
  3. Die (w)irren Begründungen der Diözese Linz bei dutzenden Pfarrauflösungen
  4. Ein entscheidungsrelevantes „We shall see“ zur Synodalkonferenz
  5. Fernández: „Miterlöserin“ in offiziellen Vatikandokumenten tabu, in der privaten Andacht erlaubt
  6. Papst Leo: Deutliche Unterschiede zwischen Synodalem Prozess und deutsch-synodalem Weg!
  7. Papst will für 2033 Treffen aller Kirchen in Jerusalem
  8. „Die Kirche in Deutschland hat abgehängt“
  9. Salzburg: Die drei Goldensteiner Ordensfrauen dürfen im Kloster bleiben, ABER...
  10. Papst ordnet Diözese Rom neu und hebt Reform des Vorgängers Papst Franziskus auf
  11. Erste fliegende Papst-Pressekonferenz: Lob für Vermittler Erdogan
  12. Papst besucht die Blaue Moschee in Istanbul - Gebetet hat er dort aber nicht
  13. "Die Zahl der Priesterberufungen steigt in Schweden!"
  14. Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE!
  15. Eine erschütternde Oper nach einer Erzählung von Gertrude von Le Fort

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz