Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  2. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  5. Papstprediger: KI zeigt „gewisses Etwas auf, das nur wir tun können“
  6. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  7. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  8. Vatikan macht sich für Monogamie in der Ehe stark
  9. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  10. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  11. Cantare amantis est. Der Chor: Ikone der Kirche. Die Freilegung des Glaubensgeheimnisses im Gesang
  12. R.I.P. Martin Lohmann
  13. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  14. Mutig: Fürst Albert II. verweigert für Monaco die Ausweitung der legalisierten Abtreibung
  15. Britische Gesundheitsbehörde gibt Zahlen zu Covid-Impfung und Übersterblichkeit nicht bekannt

Türkisches Gericht annulliert Museumsstatus der Hagia Sophia

10. Juli 2020 in Aktuelles, 11 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Im 6. Jahrhundert als größte Kirche des Christentums errichteter Kuppelbau in Istanbul kann damit wieder als Moschee genutzt werden


Istanbul  (kath.net/KAP) Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat den Weg zur Nutzung der weltberühmten Hagia Sophia in Istanbul als Moschee freigemacht. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitagnachmittag meldete, annullierten die Richter des Staatsrats (Danistay) den seit den 1930 Jahren bestehenden Status eines Museums für den Kuppelbau aus dem 6. Jahrhundert. Stattdessen könne die Hagia Sophia, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, wieder für religiöse Zeremonien genutzt werden, hieß es in der Gerichtsentscheidung.

 

Seit 2004 versucht eine nationalistische Vereinigung für Denkmalschutz, die Hagia Sophia wieder als islamisches Gotteshaus zu nutzen, scheiterte damit jedoch wiederholt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan forcierte zuletzt vehement eine Umwidmung und bezeichnete den von Republikgründer Mustafa Kemal "Atatürk" 1934 getroffenen Beschluss für den Museumsstatus als "großen Fehler". Die säkulare türkische Opposition, Russland und die USA sowie die Europäische Union sind allerdings gegen eine Nutzung als Moschee. Noch am Freitag hatte sich EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas gegen die Pläne Erdogans ausgesprochen. Der aktuelle Status der Hagia Sophia müsse beibehalten werden, sagte er im Europaparlament in Brüssel. Die Hagia Sophia sei ein Symbol des glaubensübergreifenden und interkulturellen Dialogs, betonte Schinas.


 

Ähnlich äußerte sich EU-Kommissionssprecher Eric Mamer. Er betonte laut italienischer katholischer Nachrichtenagentur SIR, dass für die europäische Politik die Hagia Sophia ein "Symbol der gemeinsamen Geschichte" darstelle. Noch vor Veröffentlichung des Gerichtsentscheids forderte auch die Unesco die Türkei wegen der möglichen Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu Gesprächen auf. Jegliche Änderung müsse vorher mitgeteilt und gegebenenfalls überprüft werden, hieß es laut Agenturberichten in einer Mitteilung der UN-Organisation vom Freitag. Die Unesco forderte das Land zu Gesprächen auf, bevor eine Entscheidung getroffen werde. Wie der Pro-Oriente-Informationsdienst (Freitag) berichtete, soll sich auch die russische Staatsduma mit einem Appell an die Mitglieder der türkischen "Großen Nationalversammlung" (Parlament) gewandt haben.

 

Wörtlich heißt es in dem Appell vom 7. Juli: "Der Museums-Status, der dem Kirchen-Ensemble der Hagia Sophia durch die Entscheidung des ersten Präsidenten der Türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, zuerkannt wurde, hat den Zugang zur Kirche für so viele Menschen wie möglich gesichert." Auch der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sprach sich kategorisch gegen eine Nutzung der Hagia Sophia in Istanbul als Moschee aus. "Jeder Versuch, das tausendjährige geistige Erbe der Kirche von Konstantinopel zu entwürdigen oder zu verletzen, wurde und wird vom russischen Volk - sowohl früher als auch jetzt - mit Bitterkeit und Empörung wahrgenommen", betonte das Kirchenoberhaupt schon am vergangenen Montag in einer schriftlichen Erklärung in Moskau. Eine Bedrohung der Hagia Sophia stelle eine "Bedrohung für die gesamte christliche Zivilisation dar, also für unsere Spiritualität und Geschichte".

 

Auch der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel hat in einem Brief an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I. betont, dass die rumänisch-orthodoxe Kirche die Beibehaltung des gegenwärtigen Status "der Hagia Sophia-Kathedrale als Museum" unterstütze. Bartholomaios selbst sprach sich zuletzt Ende Juni deutlich gegen eine Statusveränderung aus. Die Hagia Sophia sei eines der bedeutendsten Baudenkmäler der menschlichen Zivilisation und gehöre nicht bloß ihren unmittelbaren Eignern, sondern "der ganzen Menschheit", sagte der Patriarch bei einem Gottesdienst in Istanbul. Das türkische Volk trage die Verantwortung, diese Universalität hervorzuheben, fügte der Patriarch laut seinem vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel veröffentlichten Predigttext hinzu. Als Museum könne die Hagia Sophia als "Ort und Symbol der Begegnung, des Dialogs und des friedlichen Zusammenlebens der Völker und Kulturen, des gegenseitigen Verständnisses und der Solidarität zwischen Christentum und Islam" fungieren, betonte Bartholomaios.

 

Eine Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee hingegen würde "Millionen Christen in aller Welt enttäuschen" und zu Brüchen führen. Dies genau in einer Zeit, fügte der Patriarch hinzu, "in der die geplagte und leidende Menschheit aufgrund der tödlichen Pandemie des neuen Coronavirus Einheit und gemeinsame Orientierung braucht". Die Hagia Sophia ("Göttliche Weisheit") wurde im Jahr 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die türkischen Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee und mit Minaretten versehen. Republikgründer Mustafa Kemal "Atatürk" machte sie 1934 zu einem Museum. Seit 1985 stehen die Hagia Sophia und andere historische Bauwerke Istanbuls auf der Unesco-Liste für das Weltkulturerbe. 

 

Copyright 2020 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Martin Lohmann
  2. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  3. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  4. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  5. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  8. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  9. Fairer Streiter für die Wahrheit – Ein Nachruf auf Dr. h.c. Martin Lohmann (14.3.1957-24.11.2025)
  10. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  11. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  12. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  13. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  14. Bischof Varden: „Ich denke, wir dürfen sagen, dass bei uns die Säkularisierung jetzt zu Ende ist“
  15. Großbritanniens bekanntester Moderator bittet Tennisstar Novak Djokovic um Entschuldigung

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz