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„In Heroldsbach berührt noch immer der Himmel die Erde“

17. September 2024 in Interview, 4 Lesermeinungen
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Michael Hesemann erzählt in einem neuen Buch die Geschichte der bekanntesten deutschen Marienerscheinungen. Interview von Sr. Vianney Fabekovec Obl. OSB


Heroldsbach (kath.net)

Fabekovec: Dr. Hesemann, das vorliegende Buch ist Ihr 50. Werk. Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch.

Hesemann: Danke, da sieht man erst, wie alt man geworden ist… (lacht!) …

Fabekovec: Was hat Sie dazu bewogen, ein Buch über Heroldsbach zu schreiben? Es gibt ja schon einige Bücher dazu.

Hesemann: Vier Gründe:
Erstens bin ich seit 35 Jahren mit Heroldsbach vertraut. Heroldsbach hat mir gewissermaßen den Weg gewiesen, meinen katholischen Glauben neu zu entdecken und mich seit nunmehr 25 Jahren ganz in den Dienst der Neuevangelisierung zu stellen. Die Rosenkönigin von Heroldsbach hat auch immer wieder meine Gebete erhört, sodass es an der Zeit war, mich mit einem Buch bei ihr zu bedanken.
Zweitens drängte die Zeit. Am 9. Oktober begehen wir den 75. Jahrestag der ersten Erscheinung in Heroldsbach. Die Seherkinder von damals sind heute hochbetagt, einige bereits verstorben. Ein solches Buch musste aber geschrieben werden, solange noch Augenzeugen leben und tatsächlich haben drei von ihnen es im Vorfeld gelesen und mir noch wichtige Hinweise gegeben.
Drittens: Ja, es gibt Broschüren, Protokolle und sogar eine Art Lexikon der Erscheinungen von Heroldsbach, aber keine gut lesbare Gesamtdarstellung der Ereignisse bis auf den heutigen Tag.
Und viertens schließlich: Erst seit 2020 haben wir Zugang zu den kirchlichen Dokumenten zur causa Heroldsbach. Darum ist es erst jetzt möglich, die ganze Geschichte von Heroldsbach zu erzählen.

Fabekovec: Haben Sie im Rahmen der Recherchen auch einige von den damaligen Seherkindern und andere Zeitzeugen interviewen können?

Hesemann: Das war ja der Grund, weshalb jetzt Eile geboten war. Eine ganz wunderbare Frau, eines der neun Sehermädchen von Heroldsbach, Erika Bachg, ist nur wenige Monate, nachdem ich sie für mein Buch „Menetekel“ interviewen konnte, ganz plötzlich verstorben. Da war mir wichtig, alle erreichbaren Zeugen der Ereignisse von 1949-52 noch zu sprechen. So entstand eine sehr schöne Zusammenarbeit mit diesen heute hochbetagten Zeuginnen.

Meine Begegnungen mit ihnen ließen einfach keinen anderen Schluss zu als den, dass ihnen damals tatsächlich die Gottesmutter erschienen ist. Es ist noch heute zu spüren, wie tief die damaligen Ereignisse sie geprägt und bewegt haben. Ihnen kommen heute noch die Tränen, wenn sie etwa an ihre Visionen des gekreuzigten Heilands denken. Angesichts dessen, was sie später mitgemacht haben, kann nicht der leiseste Zweifel an ihren Aussagen bestehen.

Fabekovec: Als Historiker haben Sie Zugang zu den Archiven im Vatikan. Haben Sie dort etwas zu „Causa Heroldsbach“ finden können?

Hesemann: Das war wirklich ein Glücksfall. Im April 2020 gab Papst Franziskus alle Akten aus dem Pontifikat Pius XII. (1939-58) für die historische Forschung frei. Ich war einer der ersten, die Zugang zu ihnen hatten. Natürlich wusste ich, dass es zu Heroldsbach Dokumente geben müsste, das Erzbistum Bamberg hat sich ja damals an den Vatikan gewandt mit der Bitte, sein negatives Urteil zu bestätigen. Und schickte alles, was einen negativen Eindruck erwecken konnte, gleich mit, während alle Indizien für eine Echtheit der Erscheinungen, vom Sonnenwunder mit 10.000 Zeugen bis hin zu einem Lichtwunder, das 70.000 Menschen sahen, oder der nächtlichen Erscheinung der Gottesmutter vor 2-300 Zeugen konsequent verschwiegen wurden.


So suchte ich bewusst danach – und fand gleich zwei „Heroldsbach“-Akten, eine im Archiv der Apostolischen Nuntiatur in Deutschland, die zum Bestand des Apostolischen Archivs (ehem. „Geheimarchiv“) gehören, die andere im Archiv der Glaubenskongregation. Aus ihnen zitiere ich in meinem Buch.

Fabekovec: Heroldsbach hatte und hat innerhalb der Kirche einen schweren Stand. Was denken Sie, warum das so ist?

Hesemann: Ja, die Glaubenskongregation hatte es zunächst als „non constat de supernaturalitate“ („Die Übernatürlichkeit steht nicht fest“), also neutral, eingestuft, musste dann aber auf Druck aus Bamberg hin das Urteil hin zu einem negativen „constat de non-supernaturalitate“ (Es ist nicht übernatürlichen Ursprungs) revidieren.

Was zu dieser negativen Einschätzung führte, welche geradezu abstrusen Diffamierungen nach Rom geleitet wurden, zeige ich in meinem Buch auf. Der Grund ist traurig. Nach dem Krieg setzte die katholische Kirche in Deutschland ganz auf eine Aussöhnung mit den Protestanten und wollte alles vermeiden, was diese befremden könnte. Da passten so urkatholische Marienerscheinungen und eine starke Betonung der Volksfrömmigkeit dann noch im eigenen Land einfach nicht zum Zeitgeist.

Fatima nahm man gerade noch hin, weil Rom und der Papst dahinter standen, aber Heroldsbach durfte, wie es ein deutscher Bischof formulierte, um keinen Preis ein deutsches Fatima werden. Mit dem dort propagierten „Kinderglauben“ könnte man sich ja lächerlich machen…

Fabekovec: Hoffen und denken Sie, dass durch Ihr Buch die damaligen Geschehnisse richtiggestellt werden können und es zu einer Rehabilitation kommen kann?

Hesemann: Das ist meine Hoffnung und auch meine Intention, als ich dieses Buch geschrieben habe. Den Seherkindern ist so viel Unrecht widerfahren bis hin zur Exkommunikation.

Ihr Herzenswunsch, ihr Leben im Kloster zu verbringen, wurde zunichte gemacht. Sie wurden Opfer von Spott, Häme, Hass, geistlicher Gewalt, klerikalem Machtmissbrauch und Diskriminierung, was alles ein Riesen-Skandal ist. Es wird Zeit, dass ihnen endlich Gerechtigkeit widerfährt.

Und es wird für uns alle Zeit, dass wir Heroldsbach und seinen geistlichen Reichtum, dieses Gnadengeschenk des Himmels an unser deutsches Vaterland nach den zwölf Jahren nationalsozialistischer Finsternis und auch seine Botschaft an unsere Zeit und darüber hinaus neu entdecken. Ganz so hatte es der hl. Johannes Paul II. ja gewünscht, als er Heroldsbach zur Gebetsstätte erklärte: Es solle ein Ort der Neuevangelisierung werden für das Bistum Bamberg, Deutschland und darüber hinaus. Das Potenzial dazu hat es!

Fabekovec: Glauben Sie persönlich an die Echtheit der Erscheinungen?

Hesemann: Ganz ehrlich: Ich würde weder regelmäßig nach Heroldsbach kommen noch mir die Mühe machen, darüber ein Buch zu schreiben, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass sich hier der Himmel geöffnet hat. Wer mit den noch lebenden Seher-„Mädchen“ spricht, für den kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie die Wahrheit sagen.

Fabekovec: Gibt es Ihrer Meinung und Erfahrung nach eine Chance, dass die Erscheinungen, nach den nun vorliegenden Erkenntnissen, doch noch kirchlich anerkannt werden?

Hesemann: Natürlich, das kann jederzeit geschehen, speziell nach den neuen Normen, die unlängst vom Dikasterium für die Glaubenslehre veröffentlicht wurden. Einem „nihil obstat“ steht eigentlich angesichts der guten Früchte, die Heroldsbach heute trägt, nichts im Wege.

Fabekovec: Denken Sie, die Botschaften sind heute noch aktuell, wenn ja, inwiefern?

Hesemann: Mehr denn je. Die Botschaften und Visionen der Kinder von Heroldsbach haben einen Krieg mit Russland zum Inhalt, der auf der Krim seinen Anfang nimmt. Sie zeigen, wie russische Soldaten über deutsche Dörfer und Städte herfallen, aber auch, wie sie sich bekehren. Auch von schweren Naturkatastrophen ist die Rede.

Immer aktuell ist der Aufruf der Gottesmutter zu Umkehr, Gebet und Buße, um die prophezeiten Schrecken zu mildern oder ganz abzuwenden. Denn Heroldsbach ist an erster Stelle ein Aufruf zum Gebet, speziell des Rosenkranzes, was es mit vielen anderen, auch aktuellen Erscheinungen gemeinsam hat. Heute, in dieser Zeit der Apostasie und der Irrwege, speziell auch in Deutschland, ist Heroldsbach ein Leuchtturm in der Dunkelheit, der uns den Weg zu Christus zeigt – durch Maria, Seine Mutter.

Fabekovec: Sie sind Heroldsbach persönlich ja auch sehr verbunden. Wann waren Sie zum ersten Mal hier und inwiefern spielt die Gebetsstätte für Ihren Glauben eine Rolle?

Hesemann: Ich war das erste Mal im Februar 1989 in Heroldsbach, mehr aus Neugierde und volkskundlichem Interesse und witzigerweise in Begleitung von Nina Hagen, die sich bald danach zum Christentum bekehrte.
Im Herbst desselben Jahres führte ich einen russischen Oberst der Roten Armee nach Heroldsbach, der beim Besuch der Gnadenkapelle Tränen in den Augen hatte und sich zu Christus bekannte. Unter Gorbatschow war das bereits gefahrlos möglich. Das beeindruckte mich stark und führte dazu, dass ich mich näher mit Heroldsbach beschäftigte und immer wieder gerne dorthin zurückkehrte. 1997 schrieb ich in meinem Fatima-Buch über die Erscheinungen von 1949-52.
2012 war es dann die große Philosophin Alma von Stockhausen, die gemeinsam mit Kardinal Ratzinger die Gustav-Siewerth-Akademie gegründet hatte, deren Bruder, Pater Dietrich von Stockhausen, die Gebetsstätte Heroldsbach leitete und die mich immer wieder einlud, nach Heroldsbach zu kommen und dort auch Vorträge zu halten. Sie war Heroldsbach eng verbunden, verbrachte dort Stunden in der Ewigen Anbetung und schrieb dort ihre wichtigsten Bücher. Mit ihrem Bruder bin ich nach wie vor in sehr engem Kontakt, er ist sogar der geistige Vater dieses Buches. So hat mich Heroldsbach praktisch mein ganzes Glaubensleben über begleitet und immer wieder inspiriert.

Fabekovec: Wenn Sie drei Dinge nennen sollten, die diesen Ort so besonders machen, welche wären das?

Hesemann: An erster Stelle die spürbare Präsenz der Gottesmutter. Sie hat versprochen, immer dort zu sein, auch wenn man sie nicht mehr sieht und das spürt man und das zeigt sich auch an den vielen Gebetserhörungen. Dann ist die Kirche zumindest an der Gebetsstätte noch gesund – statt synodalem Unfug tiefer, praktizierter Glaube, im Zentrum der Rosenkranz und die eucharistische Anbetung 24/7.

Und schließlich, auch wenn es banal klingen mag, die herrliche Landschaft. Die Gebetsstätte liegt ja mitten in der Natur, es gibt keine Kommerzialisierung wie in Lourdes, die Schreine sind größtenteils seit den 1950er Jahren praktisch unverändert. Der herrliche Garten auf dem Erscheinungshügel, das alles strahlt einfach Frieden aus und lässt den Himmel erahnen. Wer sich auf all das einlässt, der erkennt bald, dass hier tatsächlich der Himmel die Erde berührte.

Fabekovec: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg für dieses Buch, alle noch Kommenden und Gottes Segen!

Michael Hesemann: „Heroldsbach – Als der Himmel die Erde berührt“, Jestetten 2024, ist für EUR 22,-- erhältlich unter www.michael-hesemann.com

+++

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Lesermeinungen

 mhesemann 17. September 2024 
 

Marienfried

Ich liebe Marienfried und habe sogar die Vatikan-Akten dazu vorliegen. Aber ein Buch über Marienfried ist dort derzeit unerwünscht, und wo sonst soll man es verkaufen? Aber ich plane ein Buch "Marienerscheinungen in Deutschland", und das wird definitiv auch kein Kapitel über Marienfried enthalten.


0
 
 UlmerSpatz 17. September 2024 
 

Marienfried

Schön, dass sich bezüglich Marienerscheinungen endlich etwas tut in Deutschland. Herr Hesemann ist doch auch häufig in Marienfried. Könnte er nicht auch ein Buch über die dortigen Erscheinungen schreiben?


2
 
 kleingläubiger 17. September 2024 
 

Was für eine skandalöse Fehlentscheidung der damaligen Bischöfe, dies um jeden Preis zu unterdrücken! Früher war eben doch nicht alles besser. Kindlicher Volksglaube war suspekt und das Miteinander mit den Marienfeindlichen Protestanten wurde als wichtiger angesehen. Kein Wunder, dass der katholische Glaube in Deutschland so darniederliegt.


4
 
 Kerze 17. September 2024 
 

Heroldsbach, ein Ort des Friedens und der Ruhe.

Einfach, still und im Gebet bei der Mutter Gottes, der Rosenkönig von Heroldsbach verweilen.


4
 

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