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Die Eucharistie, der ungläubige Thomas und wir

28. Februar 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Der päpstliche Hofprediger Raniero Cantalamessa sprach in seiner ersten Predigt zur Fastenzeit für die Kurienmitarbeiter über die Eucharistie.


Rom (www.kath.net / zenit) Wir veröffentlichen die Zusammenfassung der ersten Predigt, die P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., päpstlicher Hofprediger, in der Fastenzeit für die Kurienmitarbeiter des kranken Heiligen Vaters am letzten Freitag gehalten hat. Der bekannte Prediger hat an seine Predigtreihe im Advent angeknüpft und die vierte Strophe des eucharistischen Hymnus „Adoro te devote“ (vgl. KKK 1381) zum Ausgangspunkt genommen, um über die Eucharistie zu sprechen, in der sich der gekreuzigte und der auferstandene Christus offenbart. Jeder Glaubende ist für Cantalamessa ein ungläubiger Thomas, dem sich der Herr vor allem am Tag des Herrn – dem Sonntag – selbst zur Speise gibt.

1. Predigt in der Fastenzeit (Zusammenfassung)

Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf' ich, Herr, um Gnad' zu dir.

Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein.

(„Adoro te devote“, 3. und 4. Strophe)

In unserer Predigtreihe in der Fastenzeit nehmen wir unsere Betrachtungen über die Eucharistie im Lichte von „Adoro te devote“ wieder auf. In der dritten Strophe des Hymnus hat uns der Autor auf den Kalvarienberg geführt, damit wir den Augenblick des Todes Christi miterleben können. In der vierten Strophe, die Gegenstand unserer jetzigen Meditation ist, führt er uns ins Cenaculum [dem Obergeschoß, an dem sich die Apostel nach dem Tode Jesu versammelten], denn wir sollen dem Auferstandenen begegnen.

Auf diese Weise möchte der Verfasser zeigen, dass die Eucharistie sowohl mit dem Kreuzestod Christi als auch mit seiner Auferstehung in enger Beziehung steht. Er zeigt das aber nicht mit Hilfe von theoretischen und abstrakten Begriffen, sondern wählt mit großer poetischer Gabe für beide Fällen ganz konkrete Handlungen und Persönlichkeiten aus, mit denen man sich identifizieren kann: Beim Kreuz treffen wir auf den reumütigen Schächer, bei der Auferstehung auf den Apostel Thomas.

Der Verfasser des „Adoro te devote“ wollte darauf hinweisen, wie ähnlich die Lage ist, in der sich Thomas befunden hat, und in der sich jeder Glaubende befindet. In jeder Eucharistie kommt Jesus gleichsam von neuem in unsere Mitte, wenn „die Türen“ am Ort der Eucharistiefeier „verschlossen“ sind (er kommt von innen, auf sakramentale Weise, nicht durch Fortbewegung von außen). In der Kommunion erlaubt er uns nicht nur, seine Seite zu berühren, sondern er selbst dringt in uns ein. Er bittet uns, seine Wunden zu berühren, aber auch wir können ihn bitten, unsere Wunden zu berühren – Wunden, die von den seinen so verschieden sind, weil sie Folgen der Sünde sind und nicht der Liebe. Wir können ihn bitten, er möge sie berühren, um sie zu heilen.

Die theologische Wahrheit, die in dieser Strophe zutage tritt, ist folgende: In der Eucharistie ist nicht nur der Gekreuzigte gegenwärtig, sondern auch der Auferstandene. Sie ist die Gedächtnisfeier seines „heilbringenden Leidens“ und seiner „Auferstehung von den Toten“, wie es im alten römischen Mess-Kanon, dem ersten Hochgebet, heißt. In jeder Messe ist Christus Opfer und Priester zugleich: Als Opfer vergegenwärtigt er seinen Tod, als Priester vergegenwärtigt er seine Auferstehung. Denn er, der feiert und sagt: „Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib“, kann nicht ein Toter sein, sondern er muss ein Lebender sein.

Über die Auferstehung wird Gott Vater zum Protagonisten des eucharistischen Geheimnisses. Denn so wie der Tod Christi das Werk des Menschen ist, so ist die Auferstehung das Werk des Vaters. „Ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen hingegeben wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt“ (Apg 2,23-24), ruft deshalb Petrus am Pfingsttag.

Durch diese tiefe theologische Verbindung zwischen Eucharistie und Auferstehung entsteht die liturgische Verbindung zwischen Eucharistie und Sonntag. Es ist bezeichnend, dass der Tag schlechthin (und anfangs der einzige) für die Eucharistiefeier nicht der Todestag Christi ist, also der Freitag, sondern eben der Tag seiner Auferstehung, der Sonntag.

Das erste Kommen Christi im Cenaculum findet am Auferstehungstag selbst statt, „am Abend des ersten Tages der Woche“. Und sein zweites Kommen, von dem die Episode mit Thomas handelt, geschieht „acht Tage darauf“, also wieder am ersten Tag der Woche. Der Evangelist beharrt auf der Chronologie dieser beiden Erscheinungen, damit das Treffen Jesu mit den Seinen im Cenaculum zum Prototyp für die sonntägliche Versammlung der Kirche wird: In der Eucharistie wird Jesus unter seinen Jüngern gegenwärtig und lässt ihnen den Frieden und den Heiligen Geist zuteil werden. In der Kommunion berühren und empfangen sie sogar seinen verwundeten und auferstandenen Leib, und – wie Thomas – bekennen sie ihren Glauben an ihn. Da sind fast alle Elemente der Messe enthalten.

Wichtige pastorale Gründe drängen zur Wiederentdeckung des Sonntages als „Tag der Auferstehung“. Wir sollen wieder zurückkehren zu jener Situation, die in den ersten Jahrhunderten geherrscht hat, nicht aber zu jener im Mittelalter, denn damals war das wichtigste Element des Sonntages das Gebot der Festtagsruhe. Heute gibt es keine bürgerliche Gesetzgebung, die den Tag des Herrn sozusagen „beschützt“ und ihn zu einem besonderen Tag werden lässt. Das Gesetz der Sonntagsruhe, das der Regelung der Arbeitszeiten dient, ist limitiert und enthält vielen Ausnahmen. Und außerdem gibt es in den meisten christlichen Ländern neben ihm auch den Samstag als Tag der Arbeitsruhe…

Wir müssen die Bedeutung des Sonntags in den ersten Jahrhunderten neu entdecken, denn damals war dieser Tag nicht aufgrund äußerer Umstände ein ganz besonderer Tag, sondern aus eigener innerer Kraft. Kein Glaubender darf von der Sonntagsmesse nach Hause zurückgehen, ohne sich „neu geboren“ zu fühlen, angesteckt von einer „lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (vgl.: 1 Petr 1,3). Es braucht nur wenig, um das erreichen zu können und die ganze sonntägliche Messfeier unter das österliche Zeichen der Auferstehung zu stellen. Einige wenige, feurige Worte, beispielsweise aus einer geeigneten Abschlussformel: „Die Freude des Herrn sei unsere Kraft. Gehet hin in Frieden“, oder: „Gehet hin und bringt allen die Freude des auferstandenen Herrn.“

Wie jede Strophe mündet schließlich auch die vierte in ein Bittgebet. In Erinnerung an Thomas und die Worte Christi: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29), heißt es: „Fac me tibi semper magis crédere, in te spem habére, te dilígere“ („Tief und tiefer werde dieser Glaube mein, fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein“). Konkret wird um die Stärkung der drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe gebeten. Sie können wir nur dann neu entfachen, wenn wir mit ihrem Schöpfer und Besitzer Umgang pflegen, mit Jesus, dem Sohn Gottes, und mit Gott selbst.

Wir haben bereits die Eucharistie im Zusammenhang mit dem Glauben betrachtet, als wir den Ruf „Credo quidquid dixit Dei filius“ in der zweiten Strophe kommentiert haben. Und auch ihren Zusammenhang mit der Tugend der Hoffnung haben wir beim Kommentar über die letzte Strophe bereits behandelt. Deshalb halten wir uns nur mehr bei der Königin der theologischen Tugenden auf, bei der Caritas, der Liebe. Gemäß der verinnerlichten und personalen Frömmigkeit des „Adoro te devote“ wird hier ein besonderes Element der Liebe angesprochen, nämlich die Liebe der Seele zu Jesus. „Fac me (…) te diligere“: „Hilf mir, dass ich dich liebe.“ Diese Liebe, die eine Antwort ist, soll vermehrt werden, das ist es, worum man bittet.

Diese Bitte ist besonders für uns heute sehr wertvoll, damit wir die Eucharistie nicht zu etwas Unpersönlichem machen, damit wir sie nicht nur auf ihre gemeinschaftliche und objektive Dimension reduzieren. Eine echte Gemeinschaft zwischen zwei Menschen, die frei sind, kann es ohne Liebe nicht geben.



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