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Lebendiges Brot

7. März 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Papstprediger Raniero Cantalamessa in der zweiten Fastenpredigt: Eucharistie, Opfer und Fleischwerdung


Rom (www.kath.net / zenit) Wir veröffentlichen die Zusammenfassung der zweiten Predigt, die P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., päpstlicher Hofprediger, in der Fastenzeit für die Kurienmitarbeiter des Heiligen Vaters am Freitag gehalten hat. Ausgangspunkt seiner Betrachtung ist die fünfte Strophe des eucharistischen Hymnus „Adoro te devote“ (vgl. KKK 1381), in der der „wesentliche Inhalt der eucharistischen Sichtweisen des heiligen Paulus und des heiligen Johannes“ zusammengefasst sei.

2. Predigt in der Fastenzeit (Zusammenfassung)

Die fünfte Strophe des „Adoro te devote“ ist, theologisch gesehen, die dichteste des gesamten Hymnus. Sie lautet:

Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
dass er deine Wonnen koste immerzu.

In nur vier Versen fasst hier der Autor den wesentlichen Inhalt der eucharistischen Sichtweisen des heiligen Paulus und des heiligen Johannes zusammen. Die Eucharistie als „Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod“ zu sehen, ist ein Charakterzug der paulinischen Tradition (vgl. 1 Kor 11,24; Lk 22,19); sie als „lebendig Brot“ zu betrachten, kommt aus der johanneischen Richtung (vgl. vgl. Joh 6,30 ff.).

Die paulinische Perspektive betont den Aspekt des Opfers, und die Eucharistie wird so zur Ankündigung des Todes des Herrn, der zu Ostern seine Vollendung findet: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Kor 11,26); „denn als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden“ (1 Kor 5,7). Die johanneische Perspektive betont den Aspekt des Festmahls und der Kommunion im Sinne der Gemeinschaft: „Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank“ (Joh 6,55).

Aus jener Sicht wird die Eucharistie vom österlichen Geheimnis her erklärt, aus dieser von der Inkarnation her, denn das Fleisch Christi – „Und das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14) – gibt der Welt wirklich das Leben. Diese beiden nicht immer so einfach zusammenzuhaltenden eucharistischen Dimensionen, nämlich die des Opfers und die des Sakramentes, finden sich hier vollkommen miteinander vereint.

Die beiden Sichtweisen von der Eucharistie – die paulinische, die vom Ostergeheimnis ausgeht, und die johanneische, die auf der Inkarnation des Wortes beruht – haben zu zwei gänzlich verschiedene eucharistischen Theologien und Spiritualitäten geführt, die jedoch einander durchaus ergänzen: Die eine ist die alexandrinische, die andere die antiochenische Theologie. Heute wollen wir den Reichtum beider Strömungen auf den Grund gehen. Und dazu gibt es keinen besseren Weg, als sich ihnen von den Resultaten her zu nähern, die diese wertvollen Schätze des christlichen Denkens hervorgebracht haben.

Die alexandrinische Sichtweise von der Eucharistie ist auf das Engste mit einem bestimmten Verständnis der Fleischwerdung verbunden:

“,Und das Wort ist Fleisch geworden’: Er hat nicht gesagt, dass es ,im’ Fleisch geworden ist, sondern er hat wiederholt, dass es Fleisch geworden ist, damit wir verstehen, dass es um die Einheit geht (…) Deshalb besitzt derjenige, der das heilige Fleisch Christi isst, auch das ewige Leben: Das Fleisch trägt nämlich in sich selbst das Wort, das das echte Leben ist.“

Alles nimmt damit einen ganz konkreten und realistischen Charakter an: Derjenige, der den Leib Christi isst und sein Blut trinkt, findet sich mit Christus „vereinigt und vermischt, wie Wachs, das mit Wachs verschmolzen ist“. So wie der Sauerteig die ganze Masse durchsäuert (vgl. Mt 13,33), so erfüllt bereits ein kleiner Teil des eucharistischen Brotes unseren ganzen Körper mit göttlicher Kraft. Christus ist in uns und wir in ihm, genau wie der Sauerteig im Mehl und das Mehl im Sauerteig. Dank der Eucharistie nehmen wir die Gestalt Christi an.

Die praktische Folge von alldem ist die ausdrückliche Aufforderung, häufig zu kommunizieren. Auf diesen Aspekt hat sich der heilige Cyrill berufen, als er gegen die Jansenisten auftrat. Um zu sehen, welchen Einfluss diese eucharistische Sicht auf die Spiritualität der orthodoxen Kirche gehabt hat, genügt es, das Buch „Vom Leben in Christus“ von Nikolaus Kabasilas zu lesen.

Uns steht es an, nun auch aus johanneischer Sicht die für die heutige Zeit sehr wichtigen Aspekte hervorzukehren. Ein Element ist die Eindringlichkeit, mit der der Evangelist Johannes das Dienen betont, wenn er genau an der Stelle, an der die Synoptiker von der Einsetzung des Mahles sprechen, die Fußwaschung zur Sprache bringt. Und noch ein anderes Element ist bei Johannes wichtig. Es ist die Rolle, die Gott Vater im Geheimnis der Eucharistie zukommt: Denn „nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel“ (Joh 6,32).

Auch für die Antiochener kommt in der Eucharistie die Christologie sakramental zum Ausdruck – jener Ort, wo die Größe Christi in ihrer ganzen Fülle erscheint und man am wenigsten in den „Nestorianismus“ [Nestorius, Patriarch von Konstantinopel im 5. Jahrhundert, behauptete, in Christus gebe es eine göttliche und eine menschliche Person, die sich aber nicht zu einer einzigen Person verbunden hätten, Anm. d. Red.] abgleiten kann. Theodor von Mopsuestia schreibt:

“Zuerst muss man wissen, dass man, wenn man diese Speise zu sich nimmt, ein ,Opfer’ begeht. Sicher ist, dass wir mit dieser Speise und diesem Trank das Gedächtnis des Todes unseres Herrn begehen und wir glauben, dass diese Elemente die Erinnerung an seine Passion sind.“

Von Anfang an wird die Eucharistie in ihrer Opferdimension gezeigt. Mehr als die „reale Gegenwart einer Person“, die zugegen ist, wird sie als „Gedächtnis einer Begebenheit“, des Todes und der Auferstehung Christi, verstanden. Alles konzentriert sich auf das österliche Geheimnis: „Mit Hilfe dieses Gedächtnisses, dieser Symbole und Zeichen nähern wir uns voller Freude und Wonne Christus, der von den Toten auferstanden ist. Wir drücken ihn an uns, weil wir ihn als den Auferstandenen sehen und weil wir hoffen, an seiner Auferstehung teilzuhaben.“

Wir können heute auch diese zweite patristische Sicht von der Eucharistie im Licht der Lehre des mystischen Leibes und des allgemeinen Priestertums aller Getauften vervollständigen und aktualisieren. Die Lehre des mystischen Leibes versichert uns, dass die Kirche in der Messe nicht nur das Opfer darbringt, sondern sich auch zusammen mit ihrem Haupt selbst als Opfer darbringt, und die Wahrheit des allgemeinen Priestertums ermöglicht es, diese Teilnahme am Opfer Christi auf alle Gläubigen auszudehnen, nicht nur auf die Priester.

Das abschließende Bittgebet in der fünften Strophe des „Adoro te devote“ ist genauso einfach wie tief: „Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du, dass er deine Wonnen koste immerzu.“ Der erste Abschnitt inspiriert sich ganz eindeutig am Johannesevangelium: „Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben“ (Joh 6,57).

Die Präposition „durch“ (auf Griechisch „dià“) hat hier zugleich eine kausale und finale Bedeutung: Gleichzeitig werden Herkunft und Ziel angegeben. Das bedeutet, dass derjenige, der den Leib Christi isst, „aus ihm“ lebt, das heißt wegen ihm, dank der Lebenskraft, die aus ihm hervorgeht, und dass er „auf ihn hin“ lebt, das heißt für seine Ehre, seine Liebe und sein Reich. Wie Jesus aus dem Vater und für den Vater lebt, genauso leben wir, indem er sich uns im heiligen Geheimnis seines Leibes und seines Blutes schenkt, aus Christus und für Christus.

Die Eucharistie ist immer ein bevorzugter Ort für mystische Erfahrungen gewesen. Und in ein solches Stadium führt uns das „Adoro te devote“, wenn am Ende darum gebeten wird, die Wonne selbst immerzu kosten zu dürfen, Christus in der Eucharistie („et te semper illi dulce sapere“). Seit dem fünften Jahrhundert wird in vielen Kirchen der Christenheit während der Kommunion der Gesang angestimmt: „Gustate et videte quoniam suavis Dominus“: „Kostet und seht, wie gütig der Herr ist“ (Ps 34,9).

Auch das „Ave verum“ endet mit dem Ausruf: „O Jesu dulcis, o Jesu pie, O Jesu fili Mariae!“: „O du lieber Jesus, o du heiliger Jesus, o Jesus, Sohn Mariens!“ Aber der Text, der dieses Bild der Wonne an der Eucharistie am besten ausdrückt, ist der Magnificat-Antifon aus der Vesper zu Fronleichnam. Dort heißt es „O quam suavis est Dominus spiritus tuus“: „Wie gut und freundlich bist du, Herr, wie groß ist deine Liebe! Brot vom Himmel gibst du deinen Kindern zum Zeichen deiner Huld. Den Hungernden schenkst du deine Gaben, die Reichen aber lässt du leer ausgehen.“



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