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| Der Tropfstein unserer Sünden18. Februar 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung Unser persönlicher Stalagmit ist wie eine starre Gipsfigur, die unseren Willen gefangen hält: P. Raniero Cantalamessa über die Heilung verhärteter Herzen. Rom (www.kath.net / zenit) Wer außer Gott kann den sündigen Menschen erlösen und sein verhärtetes Herz heilen, fragt sich P. Raniero Cantalamessa OFM Cap, Prediger des Päpstliches Hauses, in seinem Kommentar zu den Lesungen des 7. Sonntags im Jahreskreis (Jes 43,18-19.21-22.24b-25; 2 Kor 1,18-22; Mk 2,1-12). Deine Sünden sind dir vergeben! Eines Tages, als Jesus zu Hause ist (wahrscheinlich im Haus des Simon Petrus in Kafárnaum), versammeln sich so viele Menschen vor der Tür, so dass es kein Durchkommen mehr gibt. Eine kleine Personengruppe, die einen gelähmten Verwandten oder Freund mitgebracht haben, glauben, das Hindernis überwinden zu können, indem sie das Dach abdecken und den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab lassen, vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sieht, sagte Jesus zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte, die dort sitzen, denken im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus weist ihre Aussagen nicht zurück, aber er beweist mit seinen Werken, dass er auf der Erde die gleiche Macht besitzt wie Gott: Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Was an jenem Tag im Haus des Simon geschah, ist genau das, was Jesus heute in der Kirche tut. Wir selbst sind dieser Gelähmte, und zwar jedes Mal, wenn wir Knechte der Sünde vor ihn hintreten, um die Vergebung Gottes zu empfangen. Nur Gott kann Sünden vergeben Ein Bild aus der Natur kann uns helfen (zumindest hat es mir geholfen), besser zu begreifen, warum nur Gott die Sünden vergeben kann. Es handelt sich um das Bild des Stalagmits. Der Stalagmit ist eine von diesen Säulen aus Kalkstein, die sich im Innern von bestimmten Grotten, die Jahrtausende alt sind, aufgrund des kalkhaltigen Wassers, das von der Decke der Höhle heruntertropfte, ausgebildet haben. Die Tropfsteinsäule, die an der Decke der Grotte hängt, nennt sich Stalaktit, während jene, die von unten emporragt, von dort, wo der Tropfen hinfiel, Stalagmit heißt. Es geht jetzt nicht um das Wasser, sondern darum, dass es in jedem Wassertropfen einen kleinen Prozentgehalt an Kalk gibt, der sich ablagert und mit jenem Kalkstück, der ihm vorangegangen ist, zusammenwächst. Zähne eines Raubtieres So bilden sich im Lauf von Tausenden von Jahren diese Tropfsteine, in denen sich Regenbogenfarben spiegeln, die wunderbar anzuschauen sind, die aber, wenn man genauer hinschaut, den Gitterstäben eines Gefängnisses oder den spitzen Zähne eines wilden Raubtieres ähneln, das seinen Rachen aufreißt. Dasselbe geschieht in unserem Leben. Im Laufe der Jahre sind unsere Sünden wie die vielen kalkhaltigen Wassertropfen auf den Grund unseres Herzens gefallen. Jede einzelne hat etwas an Kalkablagerung dagelassen das heißt etwas Opakes und Hartes, einen Widerstand gegen Gott , die sich mit der Ablagerung der vorherigen Sünden gemischt hat. Das Gröbste davon wird, wie es auch in der Natur passiert, dank der Beichten, der Eucharistie und des Gebets, abgetragen. Starre Gipsfigur Aber jedes Mal bleibt etwas übrig, was sich nicht auflöst, weil die Reue und die Vorsätze eben nicht vollkommen gewesen sind. So ist unser persönlicher Stalagmit wie ein Tropfstein aus Kalk gewachsen, wie eine starre Gipsfigur, die unseren Willen gefangen hält. Auf diese Weise versteht man sofort, was dieses berühmte Herz aus Stein ist, von dem die Bibel spricht: Es ist das Herz, das wir uns selbst gemacht haben durch Abkommen mit dem Bösen und durch die Sünden. Was sollen wir in dieser Situation machen? Mit meinem Willen alleine kann ich diesen Stein nicht zerstören, weil er ja meinen Willen durchdrungen hat. Da versteht man richtig die Gnade, die uns in der durch Christus gewirkten Erlösung zuteil geworden ist. Auf vielerlei Weisen setzt Christus sein Werk der Sündenvergebung fort. Aber es gibt eine besondere Art, die wir in Anspruch nehmen müssen, wenn es um gravierende Abbrüche unserer Beziehung mit Gott geht, und das ist das Sakrament der Versöhnung. Das Wichtigste, das uns die Bibel über die Sünde zu sagen hat, besteht nicht darin, dass wir Sünder sind, sondern dass wir einen Gott haben, der die Sünden vergibt, und der sie, einmal vergeben, sofort vergisst, sie auslöscht und etwas Neues macht. Wir sollten unsere Gewissensbisse zu Lobpreis und Danksagung werden lassen, wie es an jenem Tag in Kafarnaum diese Männer taten, die das Wunder am Gelähmten miterleben durften: Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. Foto: (c) Czechtourism.com Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. 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