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Die Sprache Gottes erlernen

13. Juli 2008 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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P. Raniero Cantalamessa über die Macht des Wortes zum XV. Sonntag im Jahreskreis.


Rom (www.kath.net/ Zenit)
Der Prediger des päpstlichen Hauses, Pater Raniero Cantalamessa OFM Cap., erklärt in seinem Kommentar zum XV. Sonntag, wie Gott zum Menschen spricht.

„Keine menschliche Stimme erreicht den Menschen in jener Tiefe, in der ihn das Wort Gottes erreicht“, betont der Kapuzinerpater, der alle dazu aufruft, von Gott auch das Sprechen zu lernen. „Wenn ein böses Wort dem Mund verlassen hat, muss es wieder eingefangen werden.“ Nur so werde der Mensch wahrhaft Ebenbild Gottes.

***

Gott – das Wort

Die Lesungen dieses Sonntags handeln vom Wort Gottes. Sie tun das mit zwei Bildern, die aufeinander verweisen: das Bild vom Regen und das Bild des Samenkorns. In der ersten Lesung vergleicht Jesaja das Wort Gottes mit dem Regen, der vom Himmel fällt und nicht wieder dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt.

Und Jesus spricht im Evangelium vom Wort Gottes als einem Samenkorn, das auf verschiedene Böden fällt und unterschiedliche Früchte hervorbringt. Das Wort Gottes ist ein Samenkorn, da es Leben hervorbringt, und es ist der Regen, der das Leben tränkt, der das Samenkorn zum Sprossen bringt.

Wenn wir vom Wort Gottes sprechen, so nehmen wir oft die ungewöhnlichste Tatsache als einfach gegeben an: nämlich dass Gott spricht. Der biblische Gott ist ein Gott, der spricht! „Der Gott der Götter, der Herr, spricht, er ruft der Erde zu vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang. Vom Zion her, der Krone der Schönheit, geht Gott strahlend auf. Unser Gott kommt und schweigt nicht; Feuer frisst vor ihm her; um ihn stürmt es gewaltig“ (Ps 50, 1-3).

Gott selbst wiederholt oft: „Höre, mein Volk, ich rede. Israel, ich klage dich an, ich, der ich dein Gott bin“ (Ps 50,7). Darin sieht die Bibel den deutlichsten Unterschied zu den Götzenbildern, denn: „Sie haben einen Mund und reden nicht, Augen und sehen nicht“ (Ps 115,5).

Aber welche Bedeutung sollten wir so anthropomorphen Formulierungen geben wie „Gott sagte zu Adam“, „So spricht der Herr“, „Der Herr sagt“, „Wort des Herrn“ und andere? Es handelt sich offensichtlich um ein Sprechen, das sich vom Menschenwort unterscheidet, ein Sprechen zu den Ohren des Herzens. Gott spricht so, wie er schreibt! „Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz.

Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“ (Jer 31,33). Er schreibt es in das Herz ein, und auch seine Worte lässt er im Herzen erklingen. Er selbst sagt das ausdrücklich durch den Propheten Hosea, wenn er zu Israel als einer untreuen Braut spricht: „Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben“ (Hos 2,16).


Gott hat keinen menschlichen Mund und Atem: Sein Mund ist der Prophet, sein Atem der Heilige Geist. „Du wirst mein Mund sein“, sagt er zu seinen Propheten. Oder auch: „ Ich werde mein Wort auf deine Lippen legen.“ Das ist der Sinn des berühmten Satzes: „Denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet“ (2 Petr 1,21). Die geistliche Tradition der Kirche hat diese Art, direkt zum Sinn und Herzen zu sprechen, mit dem Begriff der „inneren Anrede“ umschrieben.

Dennoch handelt es sich um wahres Sprechen: Das Geschöpf empfängt eine Botschaft, die es in menschliche Worte übersetzen kann. So lebendig und wirklich ist das Sprechen Gottes, dass sich der Prophet genau an Ort, Tag und Stunde erinnert, in der ein gewisses Wort „über ihn kam“. So konkret ist das Wort Gottes, dass von ihm gesagt wird, dass es auf Israel „fällt“ wie ein Stein (vgl. Jes 9,7), oder dass es ein Brot ist, das gegessen wird: „Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude“ (Jer 15,16).

Keine menschliche Stimme erreicht den Menschen in jener Tiefe, in der ihn das Wort Gottes erreicht. „Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12).

Und manchmal ist das Sprechen Gottes besonders machtvoll: „Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern. Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, die Stimme des Herrn voll Majestät. Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon“ (Ps 29,3-5). Andere Male ähnelt es einem „sanften, leisen Säuseln“ (1 Kön 19,12). Es kennt alle Tonarten des menschlichen Sprechens.

Diese innere und geistliche Natur des Sprechens Gottes ändert sich radikal in dem Moment, in dem „das Wort Fleisch geworden ist“. Mit dem Kommen Christi spricht Gott auch mit menschlicher Stimme, die von den Ohren des Leibes und nicht mehr nur von jenen der Seele vernommen wird.

Wie wir sehen, weist die Bibel dem Wort eine sehr große Würde zu. Es hat nicht an Versuchen gefühlt, die feierliche Erklärung zu ändern, mit der Johannes sein Evangelium anheben lässt: „Am Anfang war das Wort“.

Goethe lässt Faust sprechen:

„Geschrieben steht: Im Anfang war das Wort!
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muss es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Dass deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!“

„Am Anfang war die Tat“: Es ist interessant zu sehen, wie der Dichter zu diesem Schluss kommt. Ich kann, so sagt also Faust, „dem Wort“ keinen so hohen Wert beimessen. Vielleicht sollte ich es als „Sinn“ verstehen. Kann aber der Sinn das sein, was alles wirkt und schafft? Muss man also sagen: „Am Anfang war die Kraft“? Nein! Eine plötzliche Eingebung gibt ihm die Antwort ein: „Am Anfang war die Tat“.

Es sind dies jedoch ungerechtfertigte Versuche der Korrektur. Das Wort oder der johanneische Logos enthält alle Bedeutungen, die Goethe anderen Begriffen zuweist. Es ist, das lässt sich im Rest des Prologs sehen, Licht, Leben, schöpferische Kraft.

Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild, gerade weil er ihn der Sprache, der Kommunikation und der Beziehungen fähig schuf. Er, der von Ewigkeit her in sich selbst ein Wort trägt, hat den Menschen mit dem Wort ausgestattet geschaffen. Um aber nicht nur „nach seinem Bild“ geschaffen, sondern ihm auch „ähnlich“ zu sein (vgl. Gen 1,26), genügt es nicht, dass der Mensch spricht. Es ist erforderlich, dass er das Sprechen Gottes nachahmt.

Inhalt und Beweggrund des Sprechens Gottes ist die Liebe. Gott spricht aus demselben Grund, aus dem er schafft: „Du erfüllst deine Geschöpfe mit Segen und erfreust sie alle mit dem Glanz deines Lichtes“ (viertes Hochgebet). Die Bibel ist vom Anfang bis zum Schluss nichts anderes als eine Botschaft der Liebe Gottes an seine Geschöpfe. Deren Töne können sich ändern, von denen zorniger Art bis hin zu den süßesten, die Substanz aber ist immer und allein Liebe.

Gott hat sich des Wortes bedient, um Leben und Wahrheit mitzuteilen, um zu lehren und zu trösten. Das führt uns zur Frage: Wie gebrauchen wir das Wort?

In seinem Drama „Geschlossene Gesellschaft“ hat uns Sartre ein beeindruckendes Bild von dem gegeben, wozu die menschliche Kommunikation wird, wenn die Liebe fehlt. Drei Menschen werden nacheinander in ein Zimmer geführt. Es gibt keine Fenster, das Licht ist sehr stark und es gibt keine Möglichkeit, es auszumachen. Eine drückende Hitze herrscht, und es gibt nichts als ein Kanapee für jeden der drei. Die Tür ist selbstverständlich verschlossen, die Türklingel ist da, aber sie gibt keinen Laut von sich.

Wer sind die drei? Es handelt sich um drei Tote, einen Mann und zwei Frauen. Und der Ort, an dem sie sich befinden, ist die Hölle. Es gibt keine Spiegel, und der einzelne kann sich nur durch die Worte der anderen sehen, die das hässlichste Bild seiner selbst widerspiegeln, ohne Erbarmen, ja, sogar im Gegenteil: voller Ironie und Sarkasmus.

Als sich ihre Seelen nach und nach voreinander entblößt haben und die Schuld, deren sich der einzelne am meisten schämt, deutlich vor aller Augen steht und von den anderen mitleidlos ausgenutzt wird, sagt einer von den dreien: „Erinnert euch: der Schwefel, die Flamme, der Rost. Alles Unsinn! Es braucht keinen Rost: Die Hölle – das sind die anderen.“ Wird das Wort missbraucht, kann das Leben zur Hölle werden.

Der heilige Paulus gibt den Christen diese goldene Regel: „Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt“ (Eph 4,29). Das gute Wort ist das Wort, das das Positive einer Tat und eines Menschen wahrnehmen kann und, auch wenn es korrigiert, nicht beleidigt. Das gute Wort ist jenes, das Hoffnung gibt. Ein böses Wort ist jedes ohne Liebe gesprochene Wort, jedes Wort, das verletzt und den Nächsten erniedrigt. Wenn ein böses Wort dem Mund verlassen hat, muss es wieder eingefangen werden.

Ein Wort, das dem Mund verlassen hat, kann zurückgerufen werden oder wenigstens in seiner negativen Wirkung begrenzt werden, indem man um Entschuldigung bittet. Das ist ein großes Geschenk für unsere Nächsten und eine wunderbare Verbesserung der familiären und gesellschaftlichen Lebensqualität.


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