Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Erzdiözese Wien: Lediglich 7,5 Prozent der Kirchenmitglieder besuchen die Hl. Messe
  5. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  6. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  7. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  8. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  9. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  10. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  11. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  12. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  13. Etikettenschwindel in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
  14. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  15. Polit-Kommentatorin Candace Owens ist katholisch geworden

Die Grablichter an diesem Abend sind Osterlichter

2. November 2011 in Spirituelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen / unendlich sanft in seinen Händen hält.“ Allerseelen-Ansprache von Bischof Heinz-Josef Algermissen im Hohen Dom zu Fulda


Fulda (kath.net/PM) In den vergangenen Wochen konnte ich mich gar nicht sattsehen am bunten Laub der Bäume, das sich in leuchtenden Tönen verfärbte. Die Blätter nahmen alle nur erdenklichen Farbschattierungen an, spielten zwischen rot und gelb, gold und orange, violett und grün.

Mittlerweile ist von dieser Farbenpracht nur noch wenig übrig. Die meisten Bäume sind fast kahl, ihre Blätter liegen welk und braun am Boden. Bald werden sie Humus sein, zu Erde zerbröselt und vermodert.

Es entsteht der Eindruck, als zerfalle und stürbe langsam alles ab. Vielleicht liegt hier der Grund dafür, dass wir gerade in dieser Jahreszeit an unsere Toten denken und über Sterben und Tod ins Grübeln geraten.

Der 1926 verstorbene Dichter Rainer Maria Rilke sieht da einen vielsagenden Zusammenhang zwischen der Jahreszeit Herbst und dem Herbst des Lebens. In einem seiner Gedichte schreibt er:

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andere an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.“

Die Blätter, die zur Erde fallen, sind Vorboten und Gleichnis für unser Fallen und Sterben. Ihr Zerfall und ihr Vermodern deuten auf unser hinfälliges Leben hin.


Und da ist recht vieles, was wir in unserem Leben auf schmerzhafte Weise als brüchig und hinfällig erfahren.

Die Hinfälligkeit hat Namen wie Rheuma, Diabetes, Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall, Depression. Die Liste ist lang.

Ich denke an einen Menschen, der nie ohne Schmerzen ist und immer wieder zu Behandlungen oder Operationen ins Krankenhaus muss, ohne dass merkliche Besserung eintritt. Allein mit dem Gedanken fertig zu werden, dass man nicht mehr wie früher schalten und walten kann, belastet schwer. Es ist nicht leicht, sich selbst eingestehen zu müssen, dass die Kräfte im Alter schwinden und man auf fremde Hilfe angewiesen ist.

Rilke macht am Ende seines Gedichtes Hoffnung. Auch wenn das Fallen in allen Dingen ist, wenn uns Hinfälligkeit und Zerbrechlichkeit überall begegnen, so ist doch einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Diese Gedanken verdichten sich in einem Ritus bei der Beerdigung. Als Zeichen für unsere hinfällige Existenz wird Erde auf den Sarg geworfen, und dazu spricht der Geistliche: „Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück. Der Herr aber wird dich auferwecken.“

Sterben heißt demnach zur Erde zurückkehren. Aus der gleichen Erde jedoch, in die der Verstorbene nun eingesenkt ist, hat Gott wie ein Töpfer und Künstler den Menschen geformt. „Von der Erde bist du genommen…“ Nichts anderes besagt der Name des ersten Menschen: Adam. Er kommt vom hebräischen Wort für Erde, von „Adamah“. Die Erde, die während des Begräbnisses auf den Sarg gestreut wird, weist also nicht nur auf die Zerbrechlichkeit unserer Existenz hin, sondern auch darauf, dass wir Gottes geliebte Geschöpfe sind.

Der biblische Bericht vom ersten Menschen Adam will angesichts unserer Erfahrung von Vergänglichkeit hervorheben: Jeder Mensch ist ursprünglich und von Anfang an Gottes Ebenbild. Und wir hoffen und dürfen glauben, dass diese besondere Beziehung zu Gott niemals aufhört, auch über den Tod hinaus fortbesteht. Er wird aus allem, was an uns und in uns brüchig ist, einst ein heiles Ganzes machen. Deshalb dürfen wir darauf vertrauen, dass wir nie tiefer fallen können als in Gottes Hand.

Am heutigen Allerseelentag stellen katholische Christen als Zeichen solcher Hoffnung Leuchten auf die Gräber ihrer Angehörigen und Freunde. Und am Abend scheint der Friedhof dann wie verwandelt durch ein Lichtermeer. Fast scheinen die Leuchten das ungemütliche Novemberwetter und auch Trauer zu verscheuchen.

Die zumeist roten Lämpchen erinnern etwa an eine Rückleuchte, sei es an die eines Zuges oder Autos. Wenn wir am Bahnhof ein solches Rücklicht erblicken, wissen wir, dass der Zug bereits abgefahren ist. Wir sehen ihn nur noch von hinten.

Auch an einem Grab sehen wir die Wirklichkeit nur sozusagen „von hinten“. Die jenseitige Wirklichkeit ist uns entzogen. Was sich dahinter verbirgt, bleibt ein Rätsel ─ ebenso wie Gott für uns ein großes Geheimnis bleibt. Wir haben das Nach-Sehen. Der Tote bleibt uns entzogen. Das, was wir sehen können, ist Erde, Staub. Und doch ist da eine Licht-Spur über den Gräbern als Ausdruck unserer Hoffnung.

So dürfen wir die Grablichter an diesem Abend auch als Osterlichter deuten, die an den Grund unserer Hoffnung erinnern, an den Sieger über den Tod. Das österliche Licht erleuchtet unsere Dunkelheiten und Trauer. Es ist Christus, das Licht, das neues Leben schenkt. Von ihm singt die Kirche im Hymnus des heutigen Morgengebets:

Wenn wir im Tode
leiblich zerfallen,
sind wir im Geiste schon
über der Schwelle ewiger Nacht.

Denn in der Quelle lebenden Wassers
tauchte uns Christus
bei unsrer Taufe in seinen Tod.

Sind wir begraben
mit ihm im Sterben,
wissen wir gläubig,
dass auch sein Ostern er mit uns teilt.

So beten wir mit Recht: „Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihnen.“

Foto: (c) Bistum Fulda



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Allerseelen

  1. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  2. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  3. „Mitten im Leben mit dem Tod umfangen…“
  4. 'Die Verrückte vom Friedhof'
  5. „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25)
  6. Heiligkeit bedeutet vor allem, den Dreieinen Gott zu lieben
  7. 'Be happy!' Nicht gruseln, mehr Freude!
  8. Allerseelen - wir bitten für unsere Verstorbenen um Gottes Gnade
  9. Papst: Gräber sind Versammlungsort für Lebende und Tote
  10. Papst betet in den vatikanischen Grotten für Verstorbene







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  6. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  7. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  8. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  9. Taylor sei mit Euch
  10. US-Präsident Biden macht Kreuzzeichen bei Pro-Abtreibungskundgebung
  11. 'Gott kann in die Geschichte eingreifen, wenn wir beten!'
  12. Papst: Pius VII. leitete die Kirche mithilfe seiner Unterwäsche
  13. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  14. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  15. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz