Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der alte und künftige römische Ritus
  2. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  3. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  4. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  7. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  8. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  9. Christbaum für Petersplatz: Proteste gegen Fällung uralter Tanne - "Anachronistisches Massaker"
  10. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  11. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  12. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  13. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  14. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  15. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'

Der private Reformstau

6. März 2013 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Brauchen wir eine zeitgemäßere Kirche mit der Fähigkeit, die kleinen, schnellen Gerichtsverfahren unserer mündigen Zeitgenossen besser zu überstehen? Ein Gastkommentar von Giuseppe Gracia


Chur (kath.net) Da der Stuhl Petri jetzt leer ist und der neue Papst noch fehlt, werden viele Erwartungen wach. Diese kreisen meist um die Frage, wie man die katholische Kirche zeitgemässer machen kann. Damit sie sich besser ins Konzert der restlichen Gesellschaft einfügt. Damit sie die Fähigkeit erlangt, die kleinen, schnellen Gerichtsverfahren unserer mündigen Zeitgenossen besser zu überstehen.

Ich habe keine solchen Erwartungen an den Papst und gehe davon aus, dass ich für ein gelungenes Christsein von der Kirche nichts fordern muss. Ich denke zum Beispiel an die Selige Mutter Teresa, die vor über 20 Jahren einem Journalisten auf die Frage, was sich in der Kirche ändern müsse, geantwortet hat: „Sie und ich.“

Das beeindruckt mich. Genau wie eine andere Sache. Während der Messe pflegen wir zu beten: „Herr, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche.“ Heute scheint man dabei eher zu denken: „Herr, schau nicht auf die Sünden deiner Kirche, sondern auf meinen Glauben.“

So wäre es konsequent, wirklich einmal in sich reinzuleuchten und etwa zu fragen, wo sich denn der eigene, seelisch-spirituelle Reformstau befindet? Wie kann ich mich als Christ verbessern? Was rät mir dazu der katholische Glaube? Soll ich überhaupt darauf hören? Wenn ich den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. als Bespiel nehme: was hat er gesagt, um mir zu helfen? Als Theologe war er davon überzeugt, dass Vernunft (denkerisch, wissenschaftlich) und Glaube (Anbindung an den liebenden Gott) zusammengehören. Dass eine Vernunft ohne Glaube herzlos, seelenlos wird und ein Glaube ohne Vernunft blind, fanatisch. Darüber lässt sich gewiss nachdenken, diskutieren, streiten.


Aber was ist mit anderen Themen, etwa mit dem Wunsch nach mehr Autonomie und Selbstverwircklichung? Lohnt es sich, hier auf die Kirche zu hören? Eine Autonomie als Selbstzweck lehnt die Kirche allem Anschein nach ab: weil das nicht gottgemäss sein soll und damit auch nicht glücklich machen kann. Ebenso ist eine direkte Selbstverwirklichung nach katholischer Leseart kein gutes Ziel, frei nach Jesus Christus: es wird sich jener Mensch verlieren, der sich gewinnen will, und sich umgekehrt jener gewinnen, der sich in liebender Hingabe verliert. Wäre das nicht ein Ansatzpunkt für persönliche Reformgedanken?

Und was ist mit dem unverzichtbaren Thema Sex? Gerade hier erwartet man von der Kirche, dass sie sich zuerst um ihre veraltete Moral und ihre Missbrauchs-Priester kümmert, bevor sie der Moderne etwas beibringen will. Kann es aber trotzdem sein, dass unsere zeitgemäße Vorstellung von Sex fragwürdig ist? Sex als freier Genuss, als befreiender Selbstkonsum?

Jedenfalls wundere ich mich, wie es möglich war, dass man den Frauen Pille und Abtreibung jemals als Befreiung verkaufen konnte und weiterhin verkauft (nicht zuletzt im Interesse einer entsprechenden Milliardenindustrie). Es ist nämlich gerade die Frau, die ihren Körper seit Jahrzehnten mit Chemie bombardiert, um den angeblich für beide Geschlechter gleich grossen Spass nicht bremsen zu müssen, oder am Ende dazustehen mit einer ungewollten Schwangerschaft. Es ist die Frau, die das Leben eines Ungeborenen vernichten muss, wenn man doch einmal übers Ziel hinausschiesst. Es ist weiterhin meist die Frau, deren Körper kommerzialisiert und als Lustobjekt ausgestellt wird, seit der Trieb als eigenständige Grösse salonfähig gemacht wurde, unabhängig von Liebe und Sehnsucht nach Familie. Und es sind Männer, die am meisten von dieser Entwicklung profitieren. Zugegeben, Film und Fernsehen (mit zu 90% von Männern geschriebenen Drehbüchern) präsentieren gern ebenso befreite, sexhungrige Frauen. In der Realität wollen die Frauen aber meist mehr. Sie suchen die Treue echter Liebe und die Offenheit für Kinder. Und was sagt die katholische Sexualmoral dazu? Jedenfalls ist sie gegen Chemie, wie man weiss. Keine künstlichen, den Naturzusammenhang verfälschenden oder vergiftenden Zusätze. Könnte diese Haltung nicht auch ein Schutz für Frauen und ihre Würde sein?

Zumindest die Erinnerung an eine vergessene, ganzheitliche Vision von Liebe und Sex? Das Plädoyer für einen grünen Weg der Lust, mit natürlicher Empfängnisverhütung? Kann es sein, dass die Kirche eine Art Greenpeace der Sexualität bietet, die sich zu entdecken lohnt?

Jedenfalls werde ich weiterhin über solche Fragen nachdenken, über persönliche, innere Reformen. Dabei freue ich mich über jeden Austausch mit interessierten Menschen. Gerade jetzt, während der Fastenzeit. Gerade dieses Jahr: die Fastenzeit 2013 fällt in die Wochen zwischen dem Konklave in Rom und der Wahl eines neuen Papstes. Ich bin gespannt, wer es sein wird.

Inzwischen denke ich weiter an Mutter Teresa, die mir zeigt, was sich ändern muss. Eine wahre Selige.

Giuseppe Gracia ist Schriftsteller und in einem Teilzeitpensum Medienbeauftragter von Bischof Vitus Huonder in Chur



Foto: © vatican.va/kath.net


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

  7. März 2013 
 

Erwartungen

Es kann sicher nicht ausbleiben, dass wir Erwartungen an den neuen Papst haben, entweder insgeheim oder offen formuliert.
So vorurteilsfrei und unvoreingenommen sind wir sicher alle nicht, auch wenn es wünschenswert wäre.
Die liberalen Gesinnten werden ihre Hoffnung auf einen ebenso liberalen Nachfolger richten, während die eher konservativ Orientierten sich einen in ihrem Sinne handelnden Papst wünschen werden.
Ganz frei werden wir uns davon nicht machen können.

Doch wir könnten uns einmal ernsthaft fragen, was eigentlich darf GOTT von u n s erwarten?
Was sind wir bereit, IHM zu geben?
Hier könnte das (und mein) Nachdenken ansetzen.


0
 
 Waldi 6. März 2013 
 

Was mir in den vergangenen Jahrzehnten...

ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass nicht "Sie und ich" sich zum Wohle der Kirche verändert haben, sondern dass die Kirche zum Nachteil des Gläuben an "Sie und ich" sich angepasst hat. Nicht durch den "Reformstau" ist mir die katholische Kirche fremd geworden, sondern durch die Turbo-Reform, die jede göttliche Mystik, besondes nördlich der Alpen, aus den Kirchen und Gottesdiensten verbannt hat.


1
 
 Wiederkunft 6. März 2013 
 

Reformstau

Wirklich gut und treffend formoliert! Genau in dieser Sprache müssen wir die Lehre unserer Kirche den Menschen von heute näher bringen. Die meißten Katholiken sind vom Fernsehen und anderen Einflüssen schon so geschädigt,dass sie eine theologische Auslegung ihres Glaubens nicht mehr verstehen können.(ein Greening der Sexualität), einfach genial!Ich danke Gott für solche Komentare!


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  4. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  5. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’
  6. Südtiroler Bischof: Kirche muss auch gegen den Strom schwimmen
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Neigung vor Gott und Zuneigung zum Menschen
  9. Für eine Kirche ohne Privilegien
  10. ‚Fest im Glauben bleiben’ – Kardinal Müller warnt vor ‚LGBT-Wahnsinn’ in der Kirche







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. JETZT ANMELDEN - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Der alte und künftige römische Ritus
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. „Das Wunder der Welle“
  7. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  8. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  9. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  10. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  11. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  12. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  13. Covid-Impfung verweigert – Katholikin erhält 12,7 Millionen Dollar nach ungerechtfertigter Kündigung
  14. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  15. Wird mich das Tattoo heiliger machen?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz