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Ägypten: Kopten befürchten Anschläge zum Osterfest

10. April 2013 in Weltkirche, 3 Lesermeinungen
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Angriff auf Kairoer Markuskathedrale mit bereits zwei Todesopfern verschlechterte gespanntes Verhältnis zwischen Kopten und islamischer Regierung weiter


Kairo (kath.net/KAP) Nach einem Wochenende mit gewaltsamen Zusammenstößen in Ägypten, bei denen zuletzt am Sonntagabend nach jüngsten Angaben zwei koptische Christen getötet und 89 verletzt wurden, wächst die Angst bei der christlichen Minderheit im Land. Anschläge während der kommenden Osterfeierlichkeiten - das koptische Osterfest ist am 5. Mai - werden befürchtet, hat der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz in Ägypten, Rafic Greiche, am Dienstag gegenüber dem deutschen Zweig der Päpstlichen Missionswerke (missio) erklärt. Greiche rief die Europäische Union dazu auf, Druck auf die ägyptische Regierung für einen besseren Schutz christlicher Kirchen auszuüben.

Wenn schon die Markus-Kathedrale in der Hauptstadt nicht von der Polizei geschützt werden könne, fragten sich die Gläubigen, wie sicher die anderen, kleineren Kirchen sind, sagte Greiche mit Blick auf die Unruhen vom Wochenende. Die Stimmung sei immer noch sehr angespannt: Zwar versuchten moderate Muslime und christliche Führungspersönlichkeiten vor Ort, die Situation zu beruhigen. Aber es reiche schon ein kleiner Funke, damit die Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen wieder eskalierten. "Es gab hier Tote, da können die Menschen nicht ruhig sein", so der Sprecher der koptischen Katholiken laut Bericht der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.

Die Stiftung "Pro Oriente" zitierte am Dienstag den neuen Ökumenischen Rat der Kirchen Ägyptens, demzufolge die Christen des Landes im Hinblick auf die dramatischen Vorgänge um die Markuskathedrale "vom Staat und von der Polizei" schwer enttäuscht seien. Mit dem Angriff auf die Kathedrale sei eine "unantastbare Schwelle" überschritten worden. Das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen der christlichen Minderheit und der islamistischen Regierung habe sich verschärft.


Koptischen Geistlichen zufolge sei Papst-Patriarch Tawadros II. weiterhin in ständigem Kontakt mit Ägyptens Regierung - insbesondere mit dem Innenministerium -, um möglichst rasch einen Ausweg aus der kritischen Lage zu finden.

Wie ernst die Lage ist, zeigt etwa der anglikanische Bischof Mounir Hanna: Die ständigen Aggressionen gegen Kirchen würden Ägypten in einen "Abgrund" stürzen, so der Würdenträger am Montag. Der Großimam der Al Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, verurteilte die Attacken auf die Kathedrale und erklärte, es sei eine "religiöse und nationale Pflicht", Ägypten vor der Gewalt und dem Hass zu schützen, weil "das Blut aller Ägypter kostbar" sei.

El-Baradei: Land kann Christen nicht schützen

Am Montag verlangte Tawadros energisch eine umfassende Untersuchung der Attacken auf die Markuskathedrale. 13 politische Parteien und zivilgesellschaftliche Organisationen forderten den Rücktritt von Innenminister Mohammed Ibrahim und kündigten zugleich einen Protestmarsch zum Gedenken an die Ereignisse vor der Markuskathedrale an. Mohammed El-Baradei, der gescheiterte Präsidentschaftskandidat und Führer der Destur-Partei, erklärte, er entschuldige sich persönlich bei jedem Kopten in Ägypten, weil das Land nicht im Stande sei, die Christen wirksam zu schützen.

Nach Augenzeugenberichten war es zu den Angriffen auf die christlichen Gläubigen vor der Markuskathedrale am Sonntag genau in dem Moment gekommen (um 18.50 Uhr), als nach dem Begräbnisgottesdienst die Särge der vier Opfer von Al-Khosos in die Leichenwagen verladen wurden. "Bärtige Radikale" hätten Steine und Molotowcocktails auf die Gläubigen geworfen, die wenigen anwesenden Polizisten seien "dabei gestanden" und hätten "nichts getan"; auch spät eintreffende Verstärkungen hätten sich in erster Linie auf den Schutz der Islamisten konzentriert, zitierte die Nachrichtenagentur "Catholic World News" einen kirchlichen Mitarbeiter.

Andere Augenzeugen berichteten von Heckenschützen, die auf den Dächern umliegender Gebäude postiert waren und von dort das Bombardement mit Steinen und Molotowcocktails starteten. Die Auseinandersetzungen zwischen Islamisten, Kopten und Polizisten dauerten stundenlang und konnten erst nach massivem Tränengaseinsatz unter Kontrolle gebracht werden. Festgenommen wurden elf Personen.

Was die Kopten besonders erbittert, ist die Behauptung des Innenministeriums, einige Trauergäste hätten nach dem Verlassen der Kathedrale zu randalieren begonnen und dabei parkende Autos beschädigt, was zu einer Konfrontation mit den Bewohnern der umliegenden Häuser geführt habe. Vertreter koptischer Jugendorganisationen betonten, dass sie nicht mit den Auseinandersetzungen angefangen hätten, sondern vielmehr die Opfer gewesen seien.

Kirche in Brand gesetzt

Laut der römischen katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews" ist auch die von ägyptischen staatlichen Medien verbreitete Version, wonach am Anfang des Konflikts an eine Moscheewand gesprayte Kreuze gestanden hatten, falsch. Vielmehr hätten Imame einiger Moscheen in der kleinen Stadt Al-Khosos Hasspredigten gegen die Christen und die Kirche gehalten. Die Untersuchungen über die Vorgänge in Al-Khosos seien noch im Gang. Der Polizeichef der Stadt habe aber bereits zugegeben, dass kein christlicher Jugendlicher irgendein Kreuz an eine Moscheewand gesprayt habe. Tatsächlich hätten zwei muslimische Jugendliche an die Moscheewand Hakenkreuze gemalt, worauf sie auch vom zuständigen Imam zur Rede gestellt worden seien.

Der Konflikt in Al-Khosos eskalierte; Gruppen von Maskierten steckten laute "AsiaNews" den Kindergarten der koptischen Georgskirche, eine anglikanische Kirche sowie Geschäfte und Häuser von Christen in Brand. Vier junge Christen - Marzuk Atteya, Markos Kamal, Victor Makarios und Issam Zakhary - fielen Projektilen aus automatischen Waffen zum Opfer, auch ein junger Muslim wurde getötet.

Die assyrische Nachrichtenagentur AINA zitiert Augenzeugen, denen zufolge die Polizei nach den Auseinandersetzungen in Al-Khosos mit zwei Stunden Verspätung eingetroffen sei, die Truppen des Innenministeriums gar erst nach fünf Stunden. Auch am Montagmorgen kam es zu einer neuerlichen Attacke auf das Pfarrhaus der Georgskirche; die Attacke ging auf das Konto von muslimischen Nachbarn, konnte aber abgewehrt werden.

Für die Ausschreitungen gibt es mehrere Erklärungsmuster. Eines besagt, dass in Al-Khosos wieder einmal ein "Zwischenfall" inszeniert worden sei, um die Demonstrationen im Land "zuzudecken". Anderen Meinungen zufolge sei Al-Khosos von der Krise der Müllbeseitigung im Großraum von Kairo besonders betroffen.

Seit Ägyptens Behörden die Schlachtung sämtlicher Schweine der koptischen Müllsammler angeordnet hatten, funktioniert die früher kleingewerblich, aber effizient betriebene Müllbeseitigung nicht mehr. Zudem nahm das Elend der Bevölkerung rapide zu, weil der Müllsektor Broterwerb für Tausende war.

Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.


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Lesermeinungen

 Wischy 11. April 2013 
 

Wo anfangen?

Hier mangelt es am Bewusstsein der Ordnungskräfte, dass auch christliche Minderheiten Ägypter und deshalb zu schützen sind. Solange die Polizei dem Treiben fanatischer Aggressoren (vielleicht aus gemeinsamer Islamsicht) zusieht, zu spät auftaucht, nicht einschreitet, nimmt sie ihre eigentliche Aufgabe nicht wahr und sollte selbst zur Rechenschaft gezogen werden, einschließlich der ihr übergeordneten Behörden, die dies so zulassen.


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  11. April 2013 
 

"Hab` Erbarmen Herr mit Deinem Volk in Ägypten"

Die koptische Kirche ist spätestens seit dem blutrunstigen Kaiser Diokletian, gegen Ende des 3.Jh., eine Märtyrerkirche. Und seitdem der Islam aufgetreten ist, sind die Christen in all den Jahrhunderten unentwegt Pogromen durch die Moslems sowie unglaublichen Schickanierungen und Demütigungen aller Art ausgesetzt gewesen. Tausende von Kirchen wurden zerstört. Und nun wiederum.
Dazu insbesondere das aufschlußreiche Buch von Michael Hesemann: Jesus in Ägypten, das Geheimnis der Kopten


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 dominique 10. April 2013 
 

Der Islam ist als Gesellschaftsmodell am Ende

Er sollte versuchen, das was an ihm noch halbwegs religiös ist, zu retten, und die Menschen nicht mehr gängeln und belästigen. Er verbreitet nur noch geistiges Elend und legt eine abscheuliche Blutspur.


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