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Tief Luftholen – Zum Eklat am Rand der Bischofssynode

17. Oktober 2014 in Kommentar, 10 Lesermeinungen
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Von Kardinal Kasper erhoffe ich mir ein offenes und öffentliches Wort der Erklärung. Bei allen Vorbehalten, die ich in Einzelfragen habe, gehört er doch zu den namhaften Theologieprofessoren. Gastkommentar von Peter Winnemöller


Vatikan (kath.net/katholon) Als das Interview mit Kardinal Kasper am Mittwoch online zu lesen war, ging ein Raunen durch die Lande. Kann denn so etwas sein? Kann sich denn ein so intellektuell daher kommender Altmeister auf dem kirchenpolitischen und diplomatischen Parkett so im Ton vergreifen?

Er kann.

Nach einem Dementi war die Seite mit dem Interview auf 404.

Nur kurze Zeit später tauchte dann ein Tondokument auf, das mit dem Interview übereinstimmt. Es handelte sich also bei dem Interview auf der englischen Zenit-Seite um eine sprachlich moderat geglättete authentische Version des gesprochenen Wortes von Kardinal Kasper.

Die Stelle über die afrikanischen Synodenväter ist im Tondokument so zu hören, wie es in der verschriftlichten Form nachzulesen ist. Dies ist mit einem Screenshot von der ursprünglichen Seite abgeglichen, siehe hier.

Soweit die bisher bekannten Fakten.

Ein Kardinal, der sowohl in der Vorbereitung der Synode als auch im Verlauf der Synode eine wesentliche Rolle gespielt hat, der sich einer engen Freundschaft mit dem Papst rühmt, nimmt in geradezu vernichtender Weise zu seinen afrikanischen Mitbrüdern und deren Positionen und Problemen Stellung. Er schließt aus, dass die Synode die Probleme der Afrikaner lösen könne, gemeint sind die im Rahmen der Synode angesprochenen Fragen. Ferner grenzt er die afrikanischen Synodenväter brüsk aus, indem er ihnen abspricht, zu den gesamtkirchlichen Fragestellungen einen Beitrag leisten zu können. Bleibt noch die Frage zu stellen, ob die gesamtkirchlichen Fragestellungen nicht auch die afrikanischen Fragestellungen mit einschließen.


Fast erscheint es so, als habe er sich darauf eingeschossen, mit Brachialgewalt sein Programm aus dem Hirtenbrief der Oberrheinischen Bischöfe, welches seinerzeit von der Glaubenskongregation kassiert worden war, nun endlich weltkirchlich durchzudrücken. Es kann natürlich sein, wir sind ja schließlich alle nur Menschen, dass ein emeritierter Kardinal jetzt die Chance sieht, seine biographischen Kränkungen aufzuarbeiten und alte Pläne nun endlich in die Tat umzusetzen. Afrikanische Bischöfe, die den Europäern jetzt mal zeigen, wo der katholische Bartele den moraltheologischen Most holt, können da schon sehr störend sein. Sinn und Zweck einer universalen Bischofsynode der Kirche darf eine solche Aufarbeitung der eigenen Biografie allerdings nicht sein.

Entweder gibt es gute theologische Argumente für die Position Kardinal Kaspers, dann sollte er den Intellekt haben, diese auch auf der Synode zu verteidigen, was ihm wohl jeder zutraut. Immerhin hat er auf dem letzten Konsistorium einen Impulsvortrag zum Synodenthema gehalten, der als Buch veröffentlicht ist. Eine Antwort von anderen Theologen ist knapp vor der Synode ebenfalls veröffentlicht worden. Das Interesse an dieser Erwiderung war übrigens so groß, dass kurz nach Erscheinen die deutsche Erstauflage bereits vergriffen war.

Es ist eines Mannes mit der Lebensleistung eines Walter Kardinal Kasper als Theologe, Bischof und Kardinal der römischen Kirche nicht angemessen, wenn er so mit den Brüdern umspringt. Mögen seine Thesen unter den Synodenväter auch keinesfalls so unumstritten sein, wie man es uns so gerne glauben machen möchte. Mögen ihm auch die Felle wegschwimmen, nach all den Widersprüchen gegen den Zwischenbericht, eine derart herablassende Sicht auf die Mitbrüder geht nicht. Es ist allerdings ebenso unangemessen, dem Kardinal nun mit ausgestreckten Krallen und der Rassismuskeule entgegen zu springen. Es reicht schon, dass er Freitagmorgen seinen afrikanischen Mitbrüdern entgegen treten muss. Die werden nicht erfreut sein und die werden wissen, was sie ihm zu sagen haben, wenn sie es nicht heute schon getan haben.

Auch der Papst hat mit der Berufung von Kardinal Napier in die Kommission für die Abschlussrelatio schon reagiert. Kurialsprache kann man in Rom auch unter Papst Franziskus. Von Kardinal Kasper erhoffe ich mir ein offenes und öffentliches Wort der Erklärung. Bei allen Vorbehalten, die ich in Einzelfragen habe, gehört er doch immer noch zu den namhaften Theologieprofessoren, der von seinen Studenten augenzwinkernd und liebvoll Walter der Kasper genannt wurde. Vor dem Kaspertheater sollte sich jetzt der Vorhang schließen. So etwas sollte die ohnehin schwierige Synode nicht weiter belasten. Walter Kardinal Kasper hat es in der Hand.

Kardinal Kasper bei der Eröffnung der Bischofssynode


Screenshot des Transskriptes des Interviews Kardinal Kasper/Edward Pentin (Ausschnitt)



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