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Die schmutzigen Hände des Christen

6. November 2014 in Aktuelles, 10 Lesermeinungen
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Franziskus in Santa Marta: Der Hirt und der Christ sind immer im Aufbruch. Sie haben keine Angst, sich auf der Suche nach den Gottfernen die Hände schmutzig zu machen. Die Perversion derer, die sich für gerecht halten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Tagesevangelium mit den Gleichnissen vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Drachme (Lk 15,1-10) stand im Mittelpunkt der Betrachtungen von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der 31. Woche im Jahreskreis.

„Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen“ (V. 1-2): dies sei für diese Leute ein richtiggehender Skandal gewesen zu jener Zeit, so der Papst: „Stellen wir uns nur vor, es hätte damals die Zeitungen gegeben!“. Doch Jesus sei genau deswegen gekommen: um jene zu suchen, die sich vom Herrn entfernt hätten.

Diese beiden Gleichnisse „lassen uns sehen, wie das Herz Gottes ist. Gott bleibt nicht stehen. Gott geht nicht nur bis zu einem bestimmten Punkt. Gott geht den ganzen Weg, bis an die Grenzen, immer geht er bis an die Grenzen. Er bleibt nicht auf dem halben Weg des Heils stehen, als sage er: ‚Ich habe alles getan, jetzt ist das ihr Problem’. Er geht immer weiter, er geht hinaus, er bringt sich ins Spiel“.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten dagegen blieben auf halbem Weg stehen. Ihr Interesse bestehe darin, dass die Bilanz zwischen Profit und Verlust mehr oder weniger zu ihren Gunsten ausfalle. Daher seien sie beruhigt. „‚Ja, es ist richtig, ich habe drei Geldstücke verloren, ich habe zehn Schafe verloren, aber ich habe viel verdient’“, so Franziskus: „So etwas kommt Gott nicht in den Sinn, Gott ist kein Geschäftemacher, Gott ist Vater und geht immer hin, um bis zum Ende zu retten, bis zur Grenze“. So sei die Liebe Gottes.


Doch „der Hirt auf halbem Weg ist traurig. Traurig ist der Hirt, der die Tür der Kirche öffnet und dann dort bleibt und wartet. Traurig ist der Christ, der in seinem Innern, in seinem Herzen nicht das Bedürfnis, die Notwendigkeit verspürt, hinzugehen und den anderen zu erzählen, dass der Herr gut ist. Wie groß ist doch die Perversion in den Herzen derer, die sich gerecht fühlen wie diese Schriftgelehrten, diese Pharisäer. Ja, sie wollen sich die Hände nicht mit den Sündern schmutzig machen. Rufen wir uns in Erinnerung, was sie dachten: ‚Tja, wenn der ein Prophet wäre, dann wüsste er, dass die da eine Sünderin ist’. Die Verachtung. Sie benutzten die Leute, dann verachteten sie sie“.

Hirt zu sein und auf halbem Weg stehen zu bleiben „ist eine Niederlage“. Ein Hirt müsse das Herz Gottes haben, bis an die Grenzen gehen, da er nicht wolle, dass sich jemand verirre:

„Der wahre Hirt, der wahre Christ hat diesen Eifer in sich: keiner soll sich verirren. Und deshalb hat er keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er hat keine Angst. Er geht, wohin er gehen muss. Er riskiert sein Leben, er riskiert seinen guten Ruf, er riskiert es, seine Bequemlichkeiten zu verlieren, seinen Status, auch seine kirchliche Karriere, doch er ist ein guter Hirt. Auch die Christen müssen so sein. Es ist so leicht, andere wie diese da zu verurteilen: die Zöllner, die Sünder – das ist so leicht, aber es ist nicht christlich, ja? So sind Kinder Gottes nicht. Das Kind Gottes geht bis an die Grenzen, es gibt sein Leben hin, wie es Jesus hingegeben hat, für die anderen. Er kann nicht ruhig sein und sich selbst hüten: seine Bequemlichkeit, seinen guten Ruf, seine Ruhe. Denkt daran: Hirten auf halbem Weg – nie! Christen auf halbem Weg – nie! Das ist es, was Jesus getan hat“.

„Der gute Hirt“, so der Papst abschließend, „geht hinaus, immer ist er im Aufbruch: er geht aus sich selbst heraus, er ist im Aufbruch zu Gott, im Gebet, in der Anbetung. Er ist im Aufbruch zu den anderen, um ihnen die Botschaft des Heils zu bringen“. Der gute Hirt und der gute Christ wüssten, was Zärtlichkeit sei:

„Diese Schriftgelehrten, diese Pharisäer hatten davon keine Ahnung, sie wussten nicht, was es bedeutet, sich das Schaf mit jener Zärtlichkeit auf die Schultern zu laden und es zusammen mit den anderen an seinen Platz zurückzubringen. Diese Leute da, sie wissen nicht, was die Freude ist. Der Christ und der Hirt, die auf halbem Weg stehen bleiben, wissen vielleicht was vom Vergnügen, von der Ruhe, von einem gewissen Frieden. Doch Freude – jene Freude, die im Paradies ist, jene Freude, die von Gott kommt, jene Freude, die aus dem Herzen eines Vaters kommt, der hingeht, um zu retten...! ‚Ich habe die Klagen der Israeliten gehört und ich bringe mich ins Spiel’. Das ist sehr schön, keine Angst zu haben, dass man schlecht über uns redet, um zu gehen und die Brüder und Schwestern zu finden, die fern vom Herrn sind. Wir wollen um diese Gnade für einen jeden von uns und für unsere Mutter, die heilige Kirche, bitten“.


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Lesermeinungen

 Hans-Maria 7. November 2014 
 

Ester

Das sind interessante Gedanken, die Ester hier vorgetragen hat. So ist das mit den verlorenen Schafen.


2
 
 jadwiga 7. November 2014 

Die Reinfolge muss stimmen,

ich denke, dass sie eine große Bedeutung hat.
Der gute Hirt hat bestimmt zuerst die Sünder mit Liebe ANGESPROCHEN, dann erst hat ihnen die Gesetze Gottes vor den Augen gehalten!


1
 
  6. November 2014 
 

Papst Franziskus sieht, was fehlt

Nicht klares Wasser, in dem kein Fisch mehr ist. 'Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker'.


2
 
 confrater-stefan 6. November 2014 
 

Die Aufforderung, sich die Hände schmutzig zu machen hat der Hl. Vater sicherlich nicht als Aufruf zur Sünde verstanden. Aber vielleicht als Aufruf, sich nicht nur in seiner bequemen Ecke aufzuhalten? Wenn wir auf die Straße gehen, wer ist es denn, der Leute anspricht? Es sind evangelikale Christen und die "Kollegen" aus der islamischen Ecke, die den Koran und dem Titel "Lies!" verteilen. Wann geht Otto Normalkatholik denn mal auf diejenigen zu, die am Rand der Gesellschaft stehen - oder vielleicht sogar an deren Spitze aber weit weg von Gott? Wenn ich mich von Gott entferne, so hoffe ich, dass Er mir jemanden schickt, der sich nicht zu schade ist, auf mich zuzugehen. Ist das immer einfach? Sicherlich nicht. Aber das ist doch der "deal" auf den wir alle uns eingelassen haben, als wir zu Jesus "ja" gesagt haben.


1
 
  6. November 2014 
 

@GUARDIANA-DE-LA-FE - Interessanter Aspekt

In der Tat sind die, die sich heute in der Kirche gerecht fühlen wie diese Schriftgelehrten, diese Pharisäer, diejenigen, die permanent von notwendiger Veränderung und Öffnung sprechen. Wie die Pharisäer dienen sie sich dem Zeitgeist an und suchen nicht die Wahrheit sondern die Anerkennung in irgendeinem der unzähligen Gremien. Das heutige Gremienunwesen ist die moderne Form des Pharisäertums. Dort geht es in der Tat nur noch um Selbstdarstellung und Selbstermächtigung. Dafür ist man auch bereit, das Wort Gottes radikal beiseite zu schieben und durch eigenwillige Interpretationen zu ersetzen.

Röm 7,7 Heißt das nun, dass das Gesetz Sünde ist? Keineswegs! Jedoch habe ich die Sünde nur durch das Gesetz erkannt. Ich hätte ja von der Begierde nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: Du sollst nicht begehren.


9
 
 Ester 6. November 2014 
 

Naja die Sache mit den verirrten Schafen

bedeutet a) dass das Schaf ja zur Herde gehört b) dass man die zurückgebliebenen schützt vor dem Wolf und c) dass der Wolf nciht zu den Schafen gehört.
Und d) ist anzumerken, was meint der Papst mit die Hände schmutzig machen? üblicherweise wird das mit sündigen gleichgesetzt, das kann er nicht meinen!
Im übrigen leben wir in Zeiten, wo jeder Bischof der "in" sein will, damit beschäftigt ist den Sündern zu sagen, dass sie schon okay sind, er gleicht also dem Hirten der die Schafe aus der Weide in die Dornen führt, weil, man ja die in den Dornen seienden nicht diskriminieren dürfe und die dort so alleine sind, in den Dornen! (oder so)


10
 
 Paddel 6. November 2014 

Ich frage mich manchmal ob es nicht 99 Schafe sind, die sich verirrt haben

und der Hirt dazu ...
Zumindest in manchen Gegenden, sicher nicht weltweit betrachtet.
Wenn es nur ein Schaf ist, das sich verirrt hat, dann muss das Schaf die Kirche in Deutschland sein und der Hirt der Papst (ist natürlich pauschal formuliert).


6
 
  6. November 2014 
 

Einseitige Spiritualität

Gewiss meint "Papa Bouno secundo" das Richtige, wenn er den leidend-verirrten Schäfchen bis zum Äußersten nachgehen will und dabei Ruf und Ehre geringachtet!

@Suarez/Montfort, sehr sympathisch, doch trifft Pp. Francesco durchaus ins Schwarze, denn viele Hirten geben sich so diplomatisch, um unantastbar rein zu sein. Sich dabei um WVG´s & Homos zu kümmern, ist äußerst populär, aber bspw. Pius´lern nachzugehen (wie BXVI es tat) schadet dem guten Ruf + Ansehn... und man handelt sich nur Ärger und Unverständnis von allen Seiten ein.

Wenn man aber selbst in Versuchung zum Sündigen käme, dann sollte man nicht vermessen meinen, überall hingehen zu können & müssen! Ein kluger Missionar weiß wo seine eigenen Grenzen sind. Daher halte ich die dauernde Aufforderung sich schmutzig zu machen (sündigen?) für riskant.


9
 
  6. November 2014 
 

@Montfort - Die verirrten Hirten

Dem verirrten Schaf nachgehen und es wieder zur Herde zurückbringen, setzt voraus, dass man weiß, wo der Glaube sein unumstößliches Fundament hat. Ansonsten irrte der Hirt dem Schaf nur hinterher und, wenn er es gefunden hat, trüge er es nicht zurück sondern verirrte sich nur gemeinsam mit ihm im Dickicht. Genau so kommen mir die progressiv gestimmten Hirten vor, die zwar immer davon sprechen, sich um die verirrten Schafe zu kümmern, selbst aber gar nicht wissen, wo der rechte Weg zu finden ist.

Grotesk wird es, wenn diese Hirten dem verirrten Schaf einreden, sich gar nicht verirrt zu haben.

Röm 6,15 Heißt das nun, dass wir sündigen dürfen, weil wir nicht unter dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Keineswegs!

Röm 6,16 Ihr wisst doch: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müsst; ihr seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt.


12
 
 Montfort 6. November 2014 

Dem "verirrten" Schaf nachgehen, ja, ...

das soll ja jeder Hirte und Christ. Was aber, wenn die verirrten Schafe gar nicht in die Herde zurückwollen und behaupten, nicht sie, sondern der Hirt und die bei ihm gebliebenen Schafe wären "in der Irre" und müßten sich zu ihren Verirrungen "bekehren"? In der heutigen gesellschaftlichen Debatte geschieht das leider zu oft!


18
 

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