Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Das unredliche Verwirrspiel von Frauke Brosius-Gersdorf
  2. ‚Tote-Hühner‘-Tanztruppe erhält ‚Exzellenzförderung Tanz‘ des Bundeslandes NRW
  3. "Bischöfe reden nicht mit uns"
  4. „Wir Katholiken, die dem Lehramt treu sind, haben es satt, diffamiert und stigmatisiert zu werden“
  5. USA: Israel hat seit Beginn des Gazakriegs 94.000 LKW-Ladungen Lebensmittel nach Gaza geschickt
  6. R.I.P. Franziska
  7. Die Segnung homosexueller Paare – eine destruktive Weichenstellung für Glaubenspraxis und Pastoral?
  8. Jesuitenpater James Martin vergleicht homosexuelle Familie mit Dreifaltigkeit
  9. Papst wird dem hl. John Henry Newman den Titel „Kirchenlehrer“ verleihen
  10. "Was die Welt retten wird, ist der Mensch, der vor Gott kniet"
  11. 'Wir verkünden nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn!'
  12. Priester in Polen gestand Tötung eines Mannes
  13. Plant Stille ins Leben ein!
  14. Papst bestürzt nach Anschlag durch Islamisten auf katholische Kirchengemeinde im Kongo
  15. Kubicki nach Grünen-Skandalsatz: „Eine Partei, die sich so eine Jugendorganisation leistet…“

Liessmann: Selektion von Embryonen zeigt Optimierungswahn

14. Dezember 2014 in Österreich, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wiener Philosoph in "Standard"-Interview zu Perfektionismusansprüchen z.B. bei Fortpflanzung und Kindererziehung: Wir verlernen, "mit Defiziten, Unterschieden, Enttäuschungen, Versagungen umzugehen". Er warnt vor Paradigmenwechsel.


Wien (kath.net/KAP) Die zunehmenden Ansprüche auf Optimierung und Perfektionierung, die sich z.B. bei der Fortpflanzung und der Kindererziehung zeigen, hat der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann kritisiert. In der Medizin sei gerade ein Paradigmenwandel beobachtbar vom Bestreben, Kranke zu heilen hin zur Haltung: "Der Mensch ist defizitär, und ich muss ihn verbessern." Dies sei "qualitativ ein anderer Ansatz", so Liessmann im Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" vor einigen Tagen. Kritisch äußerte er sich im diesem Zusammenhang über die auch kirchlicherseits abgelehnte Präimplantationsdiagnostik (PID). Sie ermögliche, "suboptimale" Embryonen auszusortieren. "Es soll ja das Optimale sein. Gemessen an dieser Erwartung wird das, was wirklich herauskommt, immer defizitär sein", so Liessmann.

Durch die heute oft gestellte Frage nach optimalen Reproduktionsbedingungen entstünden neue Erwartungshaltungen und auch Verantwortlichkeiten. Der Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Uni Wien hält es für denkbar, "dass es einmal Vorhaltungen der Art geben könnte: Ich habe alles für dich getan, Samen- und/oder Eizellen gezielt ausgesucht, genetisch gescreent, von einer vitalen Leihmutter austragen lassen und jetzt machst du mir trotzdem Ärger".


Es gehöre zu den Grundeinsichten der Moderne, dass es keine "vorgegebene Natur des Menschen" gebe. Der Mensch begreife sich spätestens seit der Renaissance als Wesen, das sich selbst entwerfen kann, erklärte Liessmann. In letzter Zeit trete zu der Vorstellung eines unfertigen Wesens, das sich entfalten, entwickeln und seine Talente pflegen soll, zunehmend jene eines "defizitären Wesens, das auf allen Ebenen verbesserungsbedürftig ist". Es genüge dann nicht mehr, ein Kind mit allen Stärken und Schwächen zu sein, die Kinder nun mal haben, sagte Liessmann. "Eigentlich sollten schon Samen- und Eizellen optimale genetische Eigenschaften aufweisen, Eltern müssen sich dann immer richtig verhalten, die sozialen Umgebungen und die Lehrer müssen perfekt sein."

Das führt nach den Worten des Philosophen auch zu folgendem Umdenken im Bildungsbereich: Hinter dem beteuerten Wunsch, dass Kinder aus allen sozialen Schichten gemeinsam erzogen und unterrichtet werden sollen, stehe heute das Argument, "dass dies das Beste vor allem für das eigene, natürlich begabte Kind wäre". Liessmann: "Da kommen kaum mehr soziale oder, sagen wir es biblisch, Barmherzigkeitsargumente: Auch Kinder aus armen Schichten sollen in eine schöne Schule gehen." Heute heiße es vielmehr: "Es ist für mein Kind besser, wenn es auch Kinder aus anderen Schichten kennenlernt, das verstärkt seine sozialen Kompetenzen und optimiert seine Wettbewerbschancen." Dass trotz dieses rhetorischen Bekenntnisses viele Eltern, die es sich leisten könnten, ihre Kinder lieber in soziale homogene Privatschulen geben, "ist eine feine Ironie", fügte Liessmann hinzu.

Defizitäres integrieren - oder eliminieren?

Die sozialen Spannungen werden sich durch diese hohen Perfektionsansprüche verstärken, mutmaßt Liessmann. Durch das vermeintliche Recht auf Optimierung werde verlernt, "mit Defiziten, Unterschieden, Enttäuschungen, Versagungen umzugehen".

Gleichzeitig werde paradoxerweise die inklusive Gesellschaft gefordert, "die alles, was anders und nicht optimal ist, freudig integrieren soll". Dieser Widerspruch treibe Menschen - so Liessmann - "in den Wahnsinn oder permanenten Selbstbetrug". Man könne "nicht auf der einen Seite sagen, nur das Beste zählt, und was nur ein bisschen abweicht von diesen Ansprüchen, wird ausgeschieden, und gleichzeitig fordern, dass jeder sein Herz ganz weit öffne für alle, die diesen optimierten Konzepten nicht entsprechen".

Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Bioethik

  1. Euthanasie an Kindern 1-12 Jahre. Die Schranken fallen
  2. Französische Nationalversammlung stimmt für neues Bioethikgesetz – „So sterben Zivilisationen“
  3. Pariser Erzbischof Aupetit nennt Humanae Vitae eine „Prophetie“
  4. Japan: Chimären sollen bis zu Geburt heranwachsen
  5. Bischof Fürst: Präna-Test lässt Druck auf die Eltern steigen
  6. Schweizer Parlamentarier lehnen Legalisierung der Eizellspende ab
  7. Genom-Editing: Weltweite Empörung über gentechnisch veränderte Babys
  8. "Kritik der Medien und vieler Wissenschaftler unglaubwürdig"
  9. "Schockierender Verstoß gegen die Menschenrechte"
  10. Ethikerin: Keimbahneingriff für Forschung ein Schlag ins Gesicht






Top-15

meist-gelesen

  1. Sommerspende für kath.net - Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit!
  2. „Wir Katholiken, die dem Lehramt treu sind, haben es satt, diffamiert und stigmatisiert zu werden“
  3. "Bischöfe reden nicht mit uns"
  4. R.I.P. Franziska
  5. 'Jedes Ave Maria des Rosenkranzes ist für mich ein Schlag ins Gesicht...
  6. "King of Queens"-Star Kevin James feiert 'Alte Messe'
  7. Papst wird dem hl. John Henry Newman den Titel „Kirchenlehrer“ verleihen
  8. Plant Stille ins Leben ein!
  9. „Alle Dämme sind gebrochen. Der Judenhass zeigt sich ganz ungeniert“
  10. Das unredliche Verwirrspiel von Frauke Brosius-Gersdorf
  11. Jesuitenpater James Martin vergleicht homosexuelle Familie mit Dreifaltigkeit
  12. Wikipedia-Mitgründer Larry Sanger wird Christ
  13. USA: Israel hat seit Beginn des Gazakriegs 94.000 LKW-Ladungen Lebensmittel nach Gaza geschickt
  14. Bischof von Reykjavik: 'Wir in Island sind die größte dynamische Kirche in Europa'
  15. "Was die Welt retten wird, ist der Mensch, der vor Gott kniet"

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz