Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  3. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  4. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  5. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  6. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  7. Kardinal Müller hofft, dass der zukünftige Papst den Islam-Dialog überdenkt
  8. "Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken"
  9. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen
  10. Kardinal Erdö ist bereits in Rom - "Franziskus war Papst der Völker"
  11. US-Präsident Donald Trump reist zum Papst-Begräbnis
  12. US-Regierung lässt negative Folgen von ‚Geschlechtsänderungen‘ erforschen
  13. Bischof Hanke: „Als Christen und als Staatsbürger für das Lebensrecht der Schwächsten demonstrieren“
  14. Papst Franziskus nach Überführung im Petersdom aufgebahrt
  15. Kardinal Koch: Einheit der Christen war Franziskus großes Anliegen

Liessmann: Selektion von Embryonen zeigt Optimierungswahn

14. Dezember 2014 in Österreich, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wiener Philosoph in "Standard"-Interview zu Perfektionismusansprüchen z.B. bei Fortpflanzung und Kindererziehung: Wir verlernen, "mit Defiziten, Unterschieden, Enttäuschungen, Versagungen umzugehen". Er warnt vor Paradigmenwechsel.


Wien (kath.net/KAP) Die zunehmenden Ansprüche auf Optimierung und Perfektionierung, die sich z.B. bei der Fortpflanzung und der Kindererziehung zeigen, hat der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann kritisiert. In der Medizin sei gerade ein Paradigmenwandel beobachtbar vom Bestreben, Kranke zu heilen hin zur Haltung: "Der Mensch ist defizitär, und ich muss ihn verbessern." Dies sei "qualitativ ein anderer Ansatz", so Liessmann im Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" vor einigen Tagen. Kritisch äußerte er sich im diesem Zusammenhang über die auch kirchlicherseits abgelehnte Präimplantationsdiagnostik (PID). Sie ermögliche, "suboptimale" Embryonen auszusortieren. "Es soll ja das Optimale sein. Gemessen an dieser Erwartung wird das, was wirklich herauskommt, immer defizitär sein", so Liessmann.

Durch die heute oft gestellte Frage nach optimalen Reproduktionsbedingungen entstünden neue Erwartungshaltungen und auch Verantwortlichkeiten. Der Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Uni Wien hält es für denkbar, "dass es einmal Vorhaltungen der Art geben könnte: Ich habe alles für dich getan, Samen- und/oder Eizellen gezielt ausgesucht, genetisch gescreent, von einer vitalen Leihmutter austragen lassen und jetzt machst du mir trotzdem Ärger".


Es gehöre zu den Grundeinsichten der Moderne, dass es keine "vorgegebene Natur des Menschen" gebe. Der Mensch begreife sich spätestens seit der Renaissance als Wesen, das sich selbst entwerfen kann, erklärte Liessmann. In letzter Zeit trete zu der Vorstellung eines unfertigen Wesens, das sich entfalten, entwickeln und seine Talente pflegen soll, zunehmend jene eines "defizitären Wesens, das auf allen Ebenen verbesserungsbedürftig ist". Es genüge dann nicht mehr, ein Kind mit allen Stärken und Schwächen zu sein, die Kinder nun mal haben, sagte Liessmann. "Eigentlich sollten schon Samen- und Eizellen optimale genetische Eigenschaften aufweisen, Eltern müssen sich dann immer richtig verhalten, die sozialen Umgebungen und die Lehrer müssen perfekt sein."

Das führt nach den Worten des Philosophen auch zu folgendem Umdenken im Bildungsbereich: Hinter dem beteuerten Wunsch, dass Kinder aus allen sozialen Schichten gemeinsam erzogen und unterrichtet werden sollen, stehe heute das Argument, "dass dies das Beste vor allem für das eigene, natürlich begabte Kind wäre". Liessmann: "Da kommen kaum mehr soziale oder, sagen wir es biblisch, Barmherzigkeitsargumente: Auch Kinder aus armen Schichten sollen in eine schöne Schule gehen." Heute heiße es vielmehr: "Es ist für mein Kind besser, wenn es auch Kinder aus anderen Schichten kennenlernt, das verstärkt seine sozialen Kompetenzen und optimiert seine Wettbewerbschancen." Dass trotz dieses rhetorischen Bekenntnisses viele Eltern, die es sich leisten könnten, ihre Kinder lieber in soziale homogene Privatschulen geben, "ist eine feine Ironie", fügte Liessmann hinzu.

Defizitäres integrieren - oder eliminieren?

Die sozialen Spannungen werden sich durch diese hohen Perfektionsansprüche verstärken, mutmaßt Liessmann. Durch das vermeintliche Recht auf Optimierung werde verlernt, "mit Defiziten, Unterschieden, Enttäuschungen, Versagungen umzugehen".

Gleichzeitig werde paradoxerweise die inklusive Gesellschaft gefordert, "die alles, was anders und nicht optimal ist, freudig integrieren soll". Dieser Widerspruch treibe Menschen - so Liessmann - "in den Wahnsinn oder permanenten Selbstbetrug". Man könne "nicht auf der einen Seite sagen, nur das Beste zählt, und was nur ein bisschen abweicht von diesen Ansprüchen, wird ausgeschieden, und gleichzeitig fordern, dass jeder sein Herz ganz weit öffne für alle, die diesen optimierten Konzepten nicht entsprechen".

Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Bioethik

  1. Euthanasie an Kindern 1-12 Jahre. Die Schranken fallen
  2. Französische Nationalversammlung stimmt für neues Bioethikgesetz – „So sterben Zivilisationen“
  3. Pariser Erzbischof Aupetit nennt Humanae Vitae eine „Prophetie“
  4. Japan: Chimären sollen bis zu Geburt heranwachsen
  5. Bischof Fürst: Präna-Test lässt Druck auf die Eltern steigen
  6. Schweizer Parlamentarier lehnen Legalisierung der Eizellspende ab
  7. Genom-Editing: Weltweite Empörung über gentechnisch veränderte Babys
  8. "Kritik der Medien und vieler Wissenschaftler unglaubwürdig"
  9. "Schockierender Verstoß gegen die Menschenrechte"
  10. Ethikerin: Keimbahneingriff für Forschung ein Schlag ins Gesicht







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  3. Vatikan veröffentlicht Testament von Papst Franziskus
  4. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  5. Urbi et Orbi Ostern 2025 - Das Lamm Gottes hat gesiegt! Er lebt, der Herr, meine Hoffnung
  6. Papst trifft US-Vizepräsident Vance im Vatikan
  7. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  8. Jerusalem: Die geheimnisvolle "Liturgie des Heiligen Feuers"
  9. Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. bleibt für uns ein starker Segen!
  10. US-Vizepräsident Vance bei Karfreitagsliturgie im Petersdom
  11. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  12. Ostermesse auf dem Petersplatz. Im Staunen des Osterglaubens
  13. Patriarch Bartholomaios: Ostern immer gemeinsam feiern
  14. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  15. Papst Franziskus wird am Samstag beigesetzt

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz