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'Darf´s ein bisserl mehr sein?'

23. Februar 2015 in Kommentar, keine Lesermeinung
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Erfolg und Fortschritt in den Biowissenschaften, das klingt gut. Eher kleinlaut folgt die Frage und sie schmeckt nach Verantwortung und moralischem Feingefühl: ob man „das denn dürfe“, was man jetzt kann.“ kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Immer wieder melden die Fachleute der Biowissenschaften fantastische Erfolge und sogar wenn man nicht genau weiß, um was es geht – man staunt und freut sich irgendwie: Erfolg, Fortschritt, das klingt gut. Eher kleinlaut folgt die Frage und sie schmeckt nach Verantwortung und moralischem Feingefühl: ob man „das denn dürfe“, was man jetzt kann, und wie der Gesetzgeber „es“ regeln solle? Oder auch: Weil wir doch alle so verantwortungsvoll sind und Spezialisten in Fragen der „Werte“, ertönt der Ruf nach Diskussion, Gesprächen und demokratischer Meinungsbildung. Dabei begegnet man dann alt bekannten Begriffen, in denen ein ganzes, vergiftetes „Argument“ enthalten ist, mit dem man aber schon einmal Erfolg hatte: Damals beim Kampf um Freigabe der Abtreibung, heute will man die „Suizidbeihilfe entkriminalisieren“! Und wieder verschweigt man, dass man aus einem Verbrechen keine gute Handlung und aus einer guten Handlung kein Verbrechen machen kann mit Mehrheit und Abstimmung! Klassisches Beispiel solchen gesellschaftlichen Ringens ist die Debatte um das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz. Unter anderem geht es dabei um Samenspende an lesbische Paare, um Eizellenspende, um PID, um Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare, um Leihmutterschaft. Typisch für solche Prozesse sind dann die „Ausnahmeregelungen“, die man anbietet und damit suggeriert, wie verantwortungsvoll man doch mit dem Thema umgehe! Die Biotechnik bleibt nicht stehen, letztes Beispiel ist die Meldung, es sei gelungen aus dem Erbgut dreier Frauen einen einzelnen Menschen zu „basteln“, wird man wohl sagen müssen, also einen Menschen, der drei „genetische Mütter“ hat. Und kurz zuvor kündigte man an, man wolle Frauen im besten Alter ihrer Karriere das Einfrieren von Eizellen anbieten, damit sie sich Jahre später ihren dann passenden Kinderwunsch erfüllen könnten! Zur Verrücktheit der Zeit gehört auch die Ermöglichung, gleichgeschlechtliche Paare „heiraten“ zu lassen und die Behauptung, man könne einen Mann in eine Frau verwandeln, während man sich gleichzeitig empört, wenn ein Mann mit homosexuellen Neigungen „aussteigen“ und ein normaler Mann werden will.


Man kann man mit Sicherheit voraussagen: Die Diskussion über alle solche schon bestehende Möglichkeiten und künftige neue Ideen wird weitergehen. Man wird dann die Gesetze wieder und wieder „überarbeiten“ oder „reparieren“; im Klartext dem Zeitgeist und irgendwelchen Lobbys anpassen! Alle entsprechende Verhandlungen erinnern an das typische Wort auf dem Obst - und Gemüse - Markt: „Darf´s ein bisserl mehr sein?“ Und die Antwort wird sein: „Ja, natürlich ja“, zumal es bei unseren fortschrittlichen Nachbarn oder gar in den USA schon lange „Ja“ heißt. Praktisch nie hingegen hat man erlebt, dass man das „Ja, ein bisserl mehr“ in ein „Nein, ein bisserl weniger“ verändert hätte.

Wer in diesen Entwicklungen keine Bedrohung sieht, wird sich auch keine Sorgen um sie machen, sondern nur interessiert zuschauen, wie es weitergeht! Wer aber in den großen „Fortschritten“ die Schaumkronen eines biotechnischen Tsunamis erkennt, der die Menschen und die Menschlichkeit unseres Lebens bedroht, muss erschrecken! Wie ein Tsunami entsteht weiß man, aber woher kommt diese genannte Bedrohung, welcher Schritt unseres Forschens und Machens war zu viel, zu weit, zu sehr in die falsche Richtung? Welche Wünsche waren es, die uns in die falsche Richtung trieben? Woher kommt das alles, womit hat es begonnen?

Atheistisch gesehen wird man nur halbherzige Antworten finden: Natürlich ist alles in Ordnung, nur die „Kosten-Nutzenrechnung stimmt nicht immer, wir haben manche Schäden nicht vorausgesehen, die wir jetzt wieder reparieren müssen – etwa so, wie wenn bei der hocheffizienten Schädlingsbekämpfung auch die Nutztiere und Pflanzen mitvernichtet wurden.

Aber die eigentliche Antwort ist eine ganz andere: Der Mensch ist längst entschlossen, sich seine Welt selbst zu bauen und damit auch zu bestimmen, was gut und was böse ist. Das Unvorstellbare ist heute zum Programm geworden: Der Mensch will auch sich selbst neu entwerfen. Darum will er mit dem Gender-Programm, das Papst Franziskus „teuflisch“ genannt hat, nicht nur die Familie auslöschen, sondern statt männlich und weiblich neue Geschlechter erfinden und nach eigenen Wünschen konstruieren. Zur Radikalität seines Macht-Anspruchs gehört dabei auch: Er, der Mensch, bestimmt über Anfang und Ende des Lebens. Darum kann man sagen: Der erste gewaltige Abfall von Gott wurde dramatisch sichtbar im Aufstand gegen das 5. Gebot Gottes, in der global anerkannten und „gesetzlich verankerten“ Abtreibung als Menschenrecht. Wohlgemerkt: Kain hat immer schon seine Brüder Abel erschlagen, aber neu ist, dass der heutige Kain behauptet, er habe ein Recht dazu. Darum redet man heute ohne zu erröten von Menschenrechten, von europäischen Werten, die es zu verteidigen gelte, während millionenfach Kinder getötet und Embryonen entsorgt werden. Reden dürfe man, wird behauptet, über alles, aber nicht über die Legitimität der Abtreibung! Wer es doch tut, gilt als „radikal“ und „fundamentalistisch“. Die Folgen seines Verhaltens, von der gesellschaftlichen Ausgrenzung bis zum Verlust des Arbeitsplatzes hat er dann zu tragen!

Weil das so ist, ist es keine Übertreibung zu sagen: Das größte Übel der Geschichte ist der Abfall von Gott, aber sichtbar geworden ist es heute in der globalen Ausbreitung und Festschreibung der Abtreibung und überhaupt des „Töten-Dürfens“ in den Gesetzeswerken der Länder. Tief beleidigt und empört reagieren die Verantwortlichen, wenn man ihnen nachweist: „Das haben auch die Stalinisten und auch die Nazis ‚gemacht‘, wenn auch nicht in gleicher Weise formal-gesetzlich verkleidet. Zum Beispiel: Zur Reduzierung der slawischen Völker haben die Nazis Abtreibungs-„Gesetze“ und Verhütungs-Programme entwickelt, die inhaltlich gesehen „genauso“ waren wie das, was heute in unseren „Rechtsstaaten“ angeboten wird!

Kurz gesagt: Der Mensch setzt sich mehr und mehr nicht nur mit seinen Ideen, sondern auch in seinem Tun über das „heilige Naturrecht“ (so Otto von Habsburg) hinweg und setzt sein menschliches Mehrheitsrecht über Gottes heilige Ordnung. Es ist nicht die Trennung von Staat und Kirche, sondern von Staat und Gott. Alles andere, von der Abtreibung bis zum assistierten Suizid ergibt sich von selbst. Die Menschen sind dabei, ihre „schöne neue Menschenwelt“ selbst zu erfinden! Aber was wir brauchen, wären nicht immer mehr ausgeklügelte „Fortpflanzungsgesetze“, sondern eine Rückbesinnung auf die „Ökologie des Menschen“, wie Papst Benedikt XVI. in Seiner Berliner Rede gefordert hat. Wir sollten nicht versuchen, uns selbst umzubauen, sondern wir sollten uns selbst gönnen, was wir den Tieren zubilligen: eine „artgerechte Haltung des Menschen selbst“. Tun wir das nicht, werden wir irgendwann bemerken, dass wir nicht im Begriff sind, uns ein neues Paradies zu bauen, sondern uns selbst aus dem Paradies vertreiben, das Gott uns bereitet hätte.

kath.net-Buchtipp
Klartext III
Dialog mit dem Zeitgeist
Von Andreas Laun
Taschenbuch, 104 Seiten
2014 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-902686-59-6
Preis 8.90 EUR
Leicht bestellbar im kathShop, lieferbar auch durch jede Buchhandlung


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