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Irak: Bischöfe in der Rolle von Oberbürgermeistern

5. März 2015 in Interview, keine Lesermeinung
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Knapp eine Million Menschen sind vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ ins Autonomiegebiet im Nordirak geflohen. Karin Fenbert, Geschäftsführerin Kirche in Not/Deutschland, berichtet von Eindrücken vor Ort. Interview von Berthold Pelster


München (kath.net/KIN) Vor mehr als einem halben Jahr sind knapp eine Million Menschen vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ ins kurdische Autonomiegebiet im Nordirak geflohen. Eine der ersten Organisationen, die eine humanitäre Katastrophe verhinderten, ist das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“. Es kümmert sich um Unterkunft und Schulbildung für die Flüchtlinge. Wie sich ihre Situation im Vergleich zum Oktober letzten Jahres verändert hat, konnte nun die Geschäftsführerin von „Kirche in Not“ Deutschland bei Besuchen in den Städten Erbil und Kirkuk beobachten. In einem Interview berichtet sie von hoffnungsvollen Anzeichen und bleibenden Problemen. Das Interview führte Berthold Pelster.


Kirche in Not: Wie geht es den irakischen Flüchtlingen im Nordirak jetzt?

Karin Fenbert: Bei meinem jüngsten Besuch in Erbil konnte ich einiges von dem verwirklicht sehen, was bei meinem Besuch im Oktober 2014 als Hilfsmaßnahmen beschlossen wurde. Besonders hat mich die Fertigstellung der zweiten Schule für die Flüchtlingskinder gefreut. Das Gebäude macht auf mich einen sehr soliden Eindruck. Mir wurde versichert, dass bis Mai weitere fünf Schulen in Erbil fertig sein werden. In der Stadt Dohuk nördlich von Erbil, die ebenso sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat, steht nun Grund und Boden für drei Schulen zur Verfügung.

Deutlich verbessert hat sich die Unterbringung der Flüchtlinge in Erbil. Einige leben zwar immer noch in Zelten, allerdings sind diese deutlich wohnlicher als die ersten Notbehelfe. Sie sind hoch genug, dass man darin aufrecht stehen kann, und verfügen über Heizung, Solarradios und andere nützliche Ausstattung. Im Gegensatz zum Oktober schlafen die Flüchtlinge teilweise in Betten, nicht mehr nur auf Matratzen. Außerdem wohnen viele inzwischen in Wohncontainern und angemieteten Wohnungen. Dort haben sie nun ein ordentliches Dach über dem Kopf.


Kirche in Not: Haben Sie auch bedrückende Wohnsituationen erlebt?

Fenbert: Ich habe auf meiner Reise verschiedene Arten von Bedrückung erlebt. Da ist einerseits die miserable Unterbringung einzelner Familien zu nennen. Weil die Mietpreise in der Stadt Erbil sehr hoch sind, haben die Bischöfe natürlich nach günstigen Wohnungen und Häusern gesucht. Die schlimmste Unterbringung, die ich gesehen habe, war ein Raum, in dem vier Erwachsene und vier Kinder auf zweieinhalb Mal dreieinhalb Quadratmetern zusammengepfercht waren.

Sehr bedrückt wirkten auf mich einige Frauen in Kirkuk. Sie waren meines Wissens vom IS gefangen genommen und später freigekauft worden. In ihren Augen waren alles Leben und alle Hoffnung erloschen. Unter den Flüchtlingen ist die Hoffnung, dass sie in absehbarer Zeit wieder in ihre Städte und Dörfer zurückkehren können, seit Oktober rapide gesunken.

Kirche in Not: Wer kümmert sich um die Flüchtlinge in den Camps?

Fenbert: Das sind die bewunderungswürdigen Bischöfe und Priester vor Ort. Sie schlüpfen in die Rolle eines Oberbürgermeisters oder eines Verwaltungschefs und müssen für Ordnung sorgen. In den Flüchtlingszentren im Erbiler Stadtteil Ankawa sind die Priester die „Mädchen für alles“. Der Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, sagte mir ebenso wie sein Kollege in Kirkuk, dass sie ja schließlich überhaupt nicht dafür ausgebildet seien, mit einer solchen Situation umzugehen. Sie sind also auf ihr Naturtalent angewiesen.

Kirche in Not: Wie steht es mit der Versorgung mit Lebensmitteln?

Fenbert: In Kirkuk und Erbil sind mehrere Hilfswerke aktiv, die die Versorgung der Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln übernommen haben. Dennoch hilft „Kirche in Not“ auch in diesem Bereich. Wir hatten am vergangenen Weihnachtsfest eine große Aktion gestartet. Wir haben Weihnachtspakete im Wert von rund 150 000 Euro verschenkt. Den traumatisierten Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren wurden warme Winterkleidung, Süßigkeiten, eine Kinderbibel und eine kleine Krippe beschert. Zu Ostern werden wir eine ähnliche Aktion durchführen.

Kirche in Not: Denken die Iraker in dieser Situation über Auswanderung nach?

Fenbert: Auswanderung ist im Irak bereits seit 2003 ein Thema. Mit dem Golfkrieg setzte eine erste Auswanderungswelle ein. Die reichsten und bestausgebildetsten Iraker sind vermutlich alle schon ausgewandert. In Detroit in den USA soll es mittlerweile eine Gemeinde von 250 000 irakischen Christen geben. In Australien ist die irakische Christengemeinde auf 50 000 Mitglieder angewachsen. In einem Flüchtlingszentrum habe ich erfahren, dass seit meinem letzten Besuch zehn Familien ausgewandert sind. In dem Land, in dem 2003 noch weit mehr als eine Million Christen lebten, halten sich heute nur noch etwa 200 000 Christen auf. Sie sind die letzten Vertreter einer 2000-jährigen christlichen Tradition.

Unter den Auswanderungswilligen gibt es auch tragische Schicksale. Unser Chauffeur im Nordirak zum Beispiel hat seit einigen Jahren seine Familie nicht mehr gesehen. Seine Frau und seine Kinder haben ihre Visumanträge etwas früher als er eingereicht. Ihre Anträge wurden bewilligt, seiner nicht. Dieses schlimme Schicksal ist kein Einzelfall.

Kirche in Not: Was erwarten die Christen im Irak vom Westen?

Fenbert: Die irakischen Christen und grundsätzlich die Kirche im Nahen Osten sagen unserem Hilfswerk immer wieder: „Die Kirche im Westen hilft uns nicht nur durch Spenden und Gebet. Wichtig ist für uns auch, dass ihr Christen in Europa entschieden euren Glauben lebt, euch zu euren Werten bekennt und stolz seid, Christen zu sein.“ Das stärke die Christen im Nahen Osten, wenn sie wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Spendenmöglichkeit für den Irak via Kirche in Not:
Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz



Foto Karin Maria Fenbert (c) KIRCHE IN NOT


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