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Kardinal Koch besucht evangelikalen Kongress zur Christenverfolgung

16. November 2015 in Weltkirche, 1 Lesermeinung
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CDU/CSU-Bundestags-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder fordert unerschrockenes Bekenntnis zur Religionsfreiheit. Gastbeitrag von Michael Hesemann


Schwäbisch Gmünd (kath.net) Kein Thema ist in diesen Tagen so aktuell wie dieses: Drei Tage lang treffen sich Betroffene, Aktivisten sowie Christen aller Konfessionen im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd, um sich über die weltweite Verfolgung und Diskriminierung von Christen im Nahen Osten, in Asien und in Afrika austauschen.

Eröffnet wurde der Kongress am gestrigen Sonntag von dem in der Frage der Christenverfolgung seit Jahren engagierten Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Dr. Volker Kauder (Foto). Eine echte Sensation ist zudem die erstmalige Teilnahme des Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, auf dem von evangelikalen Christen veranstalteten Kongress.

Volker Kauders Eröffnungsvortrag stand ganz im Zeichen des schrecklichen Terroraktes von Paris am letzten Freitag. Dabei warnte der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende vor einem Stimmungsumschwung in der Flüchtlingsfrage. Diese Menschen, die aus dem Nahen Osten zu uns kämen, würden vor eben solchen Gewalttaten, verübt durch den Islamischen Staat, fliehen. So sei es unsere Verantwortung aus christlicher Nächstenliebe heraus, sie aufzunehmen und zu schützen. Entscheidungen über Familienzuzug oder die Länge der Aufenthaltsdauer dagegen müsse man individuell klären, denn die Leistungsfähigkeit der staatlichen Institutionen stoße allmählich an ihre Grenzen. Als engagierter Christ könne man aber nicht einerseits für das Menschenrecht der Religionsfreiheit eintreten, andererseits aber Muslime diskriminieren oder unter Pauschalverdacht stellen. Im Gegenteil: Die Flüchtlingswelle sei unsere Chance, den Menschen im Nahen Osten zu zeigen, wozu christliche Nächstenliebe fähig ist. „Gott, davon bin ich überzeugt, wird mir keine Last auferlegen, die ich nicht tragen kann. Und das gilt für uns alle. Mit Gottvertrauen können wir auch diese Herausforderung bewältigen“, schloss er seine mit Herzblut vorgetragene Rede.


Zu Skepsis dagegen mahnte der armenisch-evangelische Arzt Dr. Jany Haddad, der aus der umkämpften Stadt Aleppo nach Schwäbisch-Gmünd gekommen war. Er zeigte nicht nur erschütternde Bilder von den Ruinen der einst blühenden Metropole und von Kreuzigungen einheimischer Christen durch die islamistischen „Rebellen“. Er behauptete auch, dass mit den Flüchtlingsströmen überwiegend Islamisten, darunter Angehörige von IS-Kämpfern, nach Europa kämen. Von den 500.000 obdachlos gewordenen Christen des Landes dagegen hätten sich nur wenige auf den Weg gemacht. „Der Aufenthalt in den Flüchtlingslagern ist für Christen viel zu gefährlich. Wir versuchen, auf legalem Wege auszureisen, stehen wochenlang in den Botschaften an in dem vergeblichen Bemühen, ein Visum zu bekommen. Und meist scheitern wir damit.“ Selbst aus seinem engsten Bekanntenkreis seien Männer bereits geköpft worden, weil sie sich weigerten, zum Islam zu konvertieren. „Ihren Ehefrauen wurden die Leichen geschickt und eine DVD, die ihre Hinrichtung zeigte. Etwas später verlangten die Mörder, dass diese Witwen jetzt ihre Frauen werden sollten. Wenn sie sich weigerten, würden sie auch noch ihre Söhne töten.“ Glücklicherweise gelang es Dr. Haddad, den Frauen Visa und Tickets nach Armenien zu besorgen, wo sie jetzt in Sicherheit leben.

Austragungsort des viertägigen Symposiums, zu dem über 650 Teilnehmer angereist sind, ist das evangelikale Kongress- und Begegnungszentrum „Schönblick“, praktisch die „Gute Stube“ des württembergischen Pietismus. Nicht nur, dass Evangelikale sich der demonstrativen Sympathie von Papst Franziskus erfreuen, auch hier wird echte Ökumene demonstriert. So wurde der Kongress in Zusammenarbeit mit 31 christlichen Organisationen der katholischen, syrisch-orthodoxen und evangelischen Kirche – darunter auch das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ – organisiert, die in Ständen über ihre Arbeit informieren. Während, wie man selbstkritisch anmerken muss, viele deutsche Bischöfe mit dem Thema „Christenverfolgung“ noch ein wenig fremdeln und sich lieber um einen konstruktiven Dialog mit dem Islam bemühen, engagieren sich evangelikale Christen vorbildlich für ihre Glaubensgeschwister aller Konfessionen im Nahen Osten und in Afrika. Das breite Spektrum, auf dem der Kongress „Christenverfolgung heute“ diesen Problemkreis behandelt, legt davon ein beredtes Zeugnis ab.

Zu den weiteren mit Spannung erwarteten Referenten gehört etwa die syrisch-orthodoxe Nonne Schwester Hatune Dogan, die ein Hilfswerk für christliche Flüchtlinge im Irak, Syrien und der Türkei unterhält. Pater Douglas Bazi, Leiter des Flüchtlingscamps in Erbil/Nordirak, wird ebenso von vorderster Front berichten wie Pastor Abu Firas aus den Flüchtlingslagern im Libanon. Bischof K.R.Singh wird über die Situation der Christen in Indien sprechen, Bruder Qadri über die Verfolgung durch die Terrormiliz Boko Haram in Syrien. Susanne Geske, die Witwe des ermordeten protestantischen Missionars aus Malatya/Türkei, wurde auf tragische Weise Zeugin der akuten Bedrohung der christlichen Rest-Präsenz in Erdogans Reich.

Aber es gibt auch Zeugen der Hoffnung. Ali al Maghrabi sprach über die beeindruckende Zahl von Konversionen marokkanischer Muslime zum Christentum. Said al Yemeni (Pseudonym), ein ehemaliger Salafist aus dem Jemen, legte Zeugnis davon ab, wie er selbst zum christlichen Glauben fand. Ein Höhepunkt am Montagabend ist die Teilnahme des christlich-arabischen Prinzen von Ghassan, eines gläubigen Katholiken, der mit den unierten Patriarchen von Antiochia und Jerusalem am Aufbau eines Zentralrates der Christen des Nahen Ostens arbeitet, um den Verfolgten aller Konfessionen eine Stimme zu geben.

Von der „Ökumene des Blutes“ sprach wiederholt Papst Franziskus. Im Leid der Verfolgung müssen alle Differenzen überwunden werden. Nur gemeinsam kann man den Kampf gegen die „Globalisierung der Indifferenz“, der kollektiven Verdrängung des Leides der Verfolgten, gewinnen. Dieser Kongress ist ein wichtiger Beitrag dazu.

Der Kongress „Christenverfolgung heute – Gedenkt der Märtyrer“ findet vom 15.-18. November 2015 im Kongress- und Begegnungszentrum Schönblick in Schwäbisch-Gmünd statt. Info: www.schoenblick.de/christenverfolgung.

CDU-Politiker Kauder während seiner Rede in Schönblick


Susanne Geske, die Witwe des ermordeten protestantischen Missionars aus Malatya/Türkei, während des Kongresses




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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 16. November 2015 

Die vernünftigen Moslems bei uns

müssen aufgefordert, aber darin auch massiv unterstützt werden, sich klar und unmissverständlich von den "Idealen" des IS zu distanzieren einerseits, und andererseits selber aktiv werden um das Gift solcher "Lehren" aus ihrer Umgebung zu entfernen, indem sie z.B. aktiv alle Hassprediger aus ihren Moscheen verbannen. Zudem müssten sie intensiv mit den Behörden bei der Bekämpfung des Terrorismus zusammen arbeiten. Die Terroristen müssten erfahren, dass sie sich nicht hinter den normalen Muslimen verstecken können. Nur so können sie vermeiden, dass sie im Bewusstsein der breiten Bevölkerung immer mehr unter Generalverdacht fallen.


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