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Ein gewisses Gewissen und ein angeblicher Satz des Papstes

17. November 2015 in Kommentar, 13 Lesermeinungen
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Unnötige Aufregung um Papstbesuch bei Lutheranern – Erschreckend ist allerdings, was ein Mönch auf seinem Twitteraccount mit Panzerknackerlachen über die kath.net-Berichterstattung prophezeit. Gastkommentar von Peter Winnemöller


Geseke (kath.net/Blog katholon)
Dem Gewissen, so der Hl. Thomas von Aquin, auch dem irrenden, ist zu folgen. Der Heilige Thomas formuliert damit einen Satz, der dem Christen eine sonst nirgends gekannte Freiheit verleiht. Dabei ist zu beachten, dass der Heilige hier keineswegs der Beliebigkeit oder gar einem mittelalterlichen Relativismus das Wort redet. Vielmehr hat sich das Gewissen zu bilden. Angelegt oder auch gebildet wird das Gewissen durch die Lehre der Kirche, deren umfassende Kenntnis überhaupt erst ermöglicht, ein Gewissensurteil souverän fällen zu können.

Befindet sich ein Mensch auf Grund eines Gewissensurteils in einem objektiven Irrtum, so ist es Aufgabe der Seelsorger, diesen im Forum internum zu klären. Erst wenn der Irrtum zu einem öffentlichen Ärgernis wird, werden auch öffentlich wahrnehmbare Maßnahmen notwendig. Ein objektives Urteil über die je eigene Gewissensentscheidung steht einem Dritten nicht zu. Die Konsequenzen aus den Handlungen, die aus einer Gewissensentscheidung resultieren, sind in jedem Falle zu tragen.

Wohl kaum ein Aspekt im Leben eines Menschen ist so subtil und fragil wie das eigene Gewissen. Es ist der Ort im tiefsten Innern eines Menschen, wo dieser Mensch die Stimme Gottes wahrnehmen kann. Es ist aber auch der Ort an dem sich der Fürst der Welt lautstark mit Versuchungen zu Wort meldet. Es ein Ort größter Spannungen und aufreibender Entscheidungswege, will man nicht direkt dem Relativismus des Zeitgeistes vollends verfallen.


Gerade weil das Gewissen gar nicht so robust ist, wie man denken könnte, sind öffentliche Äußerungen, die auf Gewissensentscheidungen abheben, immer mit sehr großer Vorsicht zu genießen. Es ist kaum möglich auf breiter Front Gewissensentscheidungen einzufordern, wenn die Sache auf der Agenda der Welt steht. Nur allzu leicht wird ein solches Postulat zum Opium für das Gewissen. Genug davon inhaliert, ergibt es sich wehrlos den Anforderungen der Welt. Nur schwer dringt dann noch die Stimme Gottes durch und nur schwach schimmert im Hintergrund dann noch die Wahrheit. Beides aber wird nie verstummen und der Mensch wird nie die Fähigkeit ganz verlieren, sein Gewissen neu auszurichten. Darum wird immer, wenn eine Entscheidung gegen die Wahrheit fällt, ein Rest der Ahnung der Wahrheit verbleiben. Zu tief hat Gott seine Wahrheit in unser Herz geschrieben.

Wie leichtfertig ist es, öffentlich zu einer Gewissensentscheidung zu ermutigen, die in den Irrtum führen kann. Wie schwer wird es den Seelsorgern, noch den Widerhall der Wahrheit in den Herzen der Menschen zum Klingen zu bringen, wenn der falsche Weg erst beschritten ist. Da verstört es doch sehr, wenn genau dies ausgerechnet dem Papst unterstellt wird.

Es mag nur eine Randnotiz sein, dass der Papst bei seinem Besuch der lutherischen Gemeinde in Rom Ehepaare, unterschiedlicher Konfession aufgefordert haben soll, nach einer Gewissensentscheidung gemeinsam zur Kommunion zu gehen. Dass es sich dabei um eine Gewissensentscheidung handeln soll, geht natürlich in der manipulativen Titelzeile schon unter. „Papst ermuntert Christen zur gemeinsamen Kommunion“, so lautet die plakative Überschrift.

Da kann man nur zu kritischer Rezeption ermutigen. Man las an dieser Stelle vom gleichen Autor schon so einiges an schwimmenden Wasservögeln. Erst beim Lesen des Textes findet man heraus, dass es kein allgemeines Postulat des Papstes war. Vielmehr hat er auf eine konkrete Frage einer Frau geantwortet. Wann sie denn mit ihrem katholischen Ehemann gemeinsam das Abendmahl empfangen dürfe, wollte diese wissen. Weitere Recherchen ergeben, dass der Papst doch recht klar geantwortet hat: „Ich werde nicht eine Erlaubnis geben, denn das ist nicht meine Kompetenz.“ Das liest sich schon ganz anders. Wenn der Papst danach fordert, das Ehepaar solle seinen Weg gehen, ist dies ganz sicher keine Ermutigung zu einer leichtfertigen Interkommunion. Vielmehr ist es die Ermutigung einen gemeinsamen geistlichen Weg zu gehen. Und es geht die Öffentlichkeit einen Scheißdreck an, zu welchen Entscheidungen dieser Weg führt.

Defizitäre Berichterstattung mit dem Ziel eine bestimmte kirchenpolitische Agenda voran zu treiben, ist dann am Ende nicht zielführend. Geradezu erschreckend wird es, wenn ein Mönch auf seinem Twitteraccount mit Panzerknackerlachen prophezeit, die mangelhafte Berichterstattung einer Zeitung werde auf einem von ihm offensichtlich gehassten Nachrichtenportal zu negativer Berichterstattung führen:

„Das gibt bestimmt schlechte Presse bei kath-net. Har har - Maurus (@pmaurus) 15. November 2015“

Das ist schon sehr nahe an Hatespeech. Man sieht ferner nur zu deutlich, wohin manipulative Berichterstattung führt. Und bislang hat kath.net die Erwartungen des Mönchs nicht erfüllt. Offensichtlich hat man in Linz etwas sorgfältiger recherchiert, als dass man der kirchenpolitischen Agenda eines deutschen Romkorrespondenten auf den Leim gegangen wäre. Tja …

Zur Dokumentation: Screenshot der oben erwähnten Twitterbemerkung:


Video des Besuches von Papst Franziskus bei der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom am 15.11.2015 – Mit deutschsprachigem Kommentar


Foto oben Peter Winnemöller (c) kath.net/Michael Hesemann


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Lesermeinungen

  18. November 2015 
 

@queenie

Genau so!
Danke für diesen Gedanken.


0
 
  17. November 2015 
 

Papst ist sich bewußt,

daß ausgerechnet die Familie nicht noch
Schützengräben christl. Weltanschauungen braucht. Und er sieht
unter seinen Bedingungen diese Ausnahme als gerechtfertigt.


2
 
 Montfort 17. November 2015 

"Parlate col Signore e andate avanti." - "Sprecht mit dem Herrn und geht voran."

Die Anregung des Papstes könnte auch die zur Konversion sein: "Auf Ihre Frage antworte ich nur mit einer Frage: Wie kann ich es mit meinem Mann machen, damit das Abendmahl des Herrn mich auf meinem Weg begleitet? Es ist ein Problem, auf das jeder antworten muss. Ein befreundeter Pastor sagte mir jedoch: „Wir glauben, dass hier der Herr gegenwärtig ist“. Er ist gegenwärtig. Ihr glaubt, dass der Herr gegenwärtig ist. Was ist der Unterschied?“ – „Nun, es sind die Erklärungen, die Deutungen …“ Das Leben ist größer als Erklärungen und Deutungen. Nehmt immer auf die Taufe Bezug: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr“, sagt uns Paulus, und von daher zieht die Schlussfolgerungen. Ich werde nie wagen, Erlaubnis zu geben, dies zu tun, denn es ist nicht meine Kompetenz. Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht voran. Ich wage nicht mehr zu sagen."

http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/november/documents/papa-francesco_20151115_chiesa-evangelica-luterana.html


3
 
 Rolando 17. November 2015 
 

Es ist eine Sache der Bekehrung

Wer Sündenerkenntnis und Sündenbewusstsein hat und an Jesu leibliche Gegenwart in der Hl. Kommunion glaubt, wird ihn nicht ohne regelmäßige Beichte empfangen. Alle anderen machen eh was sie wollen, da interessiert die Lehre der Kirche nicht, sie hören nicht auf den Papst, sondern nur auf die von Medien zurechtgestutzten Aussagen des Hl.Vaters, soweit es in ihren Kram passt. Gut war die Aussage des Papstes, mit dem Herrn zu sprechen und nach dem Gewissen zu gehen, d.h. so kann Jesus führen und gerade biegen, was der Begradigung bedarf. Das ist ein riesen Unterschied zur Ertrotzung der Hl. Kommunion.


7
 
 Sternenklar 17. November 2015 

Wie bei Jesus: Die besser-wissenden Jünger kritisieren Ihn!

@besserwisser als Papst: Wenn ich Sie richtig verstehe kämpfen Sie für den "Wahren katholischen Glauben". Ich kenne diese Szene und deren ehrenwerten Bemühungen. Doch ist diese Szene mit einem teuflischen Unkraut umschlungen. Diese Unkraut hat es bereits im Garten Eden gegeben. Es ist das schmarotzende Kraut "Misstrauen". Das Misstrauen gegen Gott (Gott könnte es ja nicht so gut mit mir meinen) war der Grund für den Ausschluss aus dem Paradies. Das Misstrauen, dass der Stellvertreter Gottes (Papst Franziskus) nicht die "wahre Lehre" vertritt ist teuflisch. Wer Misstrauen sät dient dem Satan, obwohl er es vielleicht meint im Sinne Gottes zu machen. Die traditionalistische Szene misstraut leider der Kirche auf der ganzen Hierarchie- Leiter. Überall sehen Sie, Unvollkommenheiten und überall sehen sie den "Niedergang". Stolz und Selbstgerechtigkeit bildet der Nährboden für dieses Teufelskraut "MISSTRAUEN". Im Jahr der Barmherzigkeit sind wir aufgerufen Gott und der Kirche zu "VERTRAUEN".


3
 
 reconquista 17. November 2015 
 

Naja

Unmißverständlich waren die Aussagen des Papstes (mal wieder) (leider) nicht. Es stimmt zwar, dass er sagte, dass er keine Erlaubnis gibt, weil es nicht seiner Kompetenz entspricht...Man muss aber schon sehr sehr wohlwollend sein, um in den zusammengenommenen Aussagen von Franziskus nicht doch eine starke Argumentation für eine mögliche Interkommunion zu sehen. In meinen Augen ist hier der Papst leider mal wieder (bewusst?) irritierend und zweideutig in seiner Wortwahl. Auch wenn die liberalen Medien dies natürlich wieder übertrieben ausschlachten: Ich glaube sie haben Franziskus im Kern schon richtig verstanden...leider. Und wie schon jemand erwähnte: Ich muss regelmäßig den Kopf darüber schütteln, wie Franzsikus "Barmherzigkeit" und "Gebote" gegeneinander ausspielt...Ich sehe da eine gefährliche, falsche Dichotomie, welche im Endeffekt sehr wohl zu einem gewissen moralischen Relativismus führt. Sorry, wenn ich es so sage, aber ich hoffe der nächste Papst wird wieder klarer.


16
 
 Karlmaria 17. November 2015 

Das irrende Gewissen

Das ist eine interessante Art der Betrachtungsweise. Vor allem in Verbindung mit Kanon 225. Irren ist menschlich. Und jeder Christ hat das Recht und irgendwo auch die Pflicht seine Meinung zu äußern vor allem wenn dadurch der Glaube gefördert werden kann. Und wenn es dann zwangsläufig auch mal vorkommt dass Irrtum stattfindet? Das ist ein interessanter Aspekt. Die Zeit wird kommen wo die Christen immer mehr eingeschüchtert werden überhaupt nichts mehr zu sagen. Dabei hilft dann Kanon 225. Es kann kaum vermieden werden dass auch Irrtum vorkommt. Es kommt vor allem darauf an niemals das Hauptgebot zu vergessen. Gott über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Und dass kein persönlicher Vorteil mit der Meinungsäußerung verbunden ist. Alte Rechnungen und so. Dann ist man schon auf der sicheren Seite!


2
 
 Willigis 17. November 2015 
 

Kommentar

"Dass es sich dabei um eine Gewissensentscheidung handeln soll, geht natürlich in der manipulativen Titelzeile schon unter."

Ach, Sie wissen doch, wie das läuft. Das ist dasselbe wie die "pastoralen Gründe" oder die "schwerwiegenden Fälle", die anschließend zum Normalfall werden. Wer kann schon prüfen, ob wirklich eine Gewissensüberprüfung stattgefunden hat?

"Erst beim Lesen des Textes findet man heraus, dass es kein allgemeines Postulat des Papstes war. Vielmehr hat er auf eine konkrete Frage einer Frau geantwortet. Wann sie denn mit ihrem katholischen Ehemann gemeinsam das Abendmahl empfangen dürfe..."

Ich frage Sie, wie Sie es logisch bewerkstelligen wollen, einer Ehefrau nach Gewissensüberprüfung den Kommuniongang zu ermöglichen, nicht aber beispielsweise dem Sohn der Familie, oder irgendeinem Freund, der immer mit in der Messe sitzt. So etwas kann doch nicht davon abhängen, dass man zufällig mit einem Katholiken verheiratet ist.


9
 
 Colonia 17. November 2015 
 

Ansprachetext lesen, schützt vor Interpretationsakrobatik

Der Text der Ansprache (einschliesslich Frage- und Antwort-Passagen zum "Herrenmahl") des Papstes kann mühelos in italienisch wie in deutsch im Internet nachgelesen werden. Dort lässt sich auch prüfen, ob "angeblich" und "gewisses" zutrifft und wer Interpretationsakrobatik betreibt.


2
 
 Aegidius2 17. November 2015 

WDTPRS - What does the Pope really say?

Ohne ausschließen zu können, daß hier der Wunsch der Vater meines Gedanken ist, könnte man die betreffende Passage der Papstantwort in ihrem Kontext eben auch so verstehen, daß es für die Frau bei Lichte besehen keinen Grund mehr gibt, nicht katholisch zu werden, weswegen sie nach Gewissensprüfung und dem Gespräch mit dem Herrn im Gebet, vorangehen soll, nämlich katholisch werden. Das konnte der Papst als Gast im Hause der Lutheraner natürlich so nicht aussprechen.
Vielleicht meinte er es aber doch so, wie es in der Qualitätspresse berichtet wurde. Immerhin hat er am Beginn seiner Antwort den Kardinal Kasper als großen Theologen bezeichnet, Regeln und Lehre wie üblich mit geringschätzigen Worten bezeichnet und in Gegensatz zum "Leben" gestellt, die Taufe als einziges und einendes Sakrament betont und tatsächlich vom "Abendmahl" gesprochen - alles Diplomatie oder Abholendawomansteht?

Diese Diskussion wurde an anderer Stelle im Netz bereits ausführlich und auch sehr fundiert geführt.


8
 
 SpatzInDerHand 17. November 2015 

Interessanter Mönch... vermutlich ein Flagschiff des innerkirlichen Dialogprozesses,

nicht wahr?
Tja. So schnell können sich selbsternannte Propheten täuschen.


6
 
 Stefan Fleischer 17. November 2015 

Danke für die Information

Ich habe auch schon Interpretationen in diesem Sinn gesehen. Als doch nicht ganz unwissender Katholik war mir sofort klar, dass das eine Zeitungsente sein muss. Eigentlich dürfte das jedem als Romspezialist arbeitenden Medienschaffenden von vornherein klar gewesen sein, sonst sollte er sich überlegen, ob er nicht gescheiter die Finger von diesbezüglichen Fragen lassen sollte, bevor er als Sensationsjournalist in die Geschichte eingeht.


8
 
  17. November 2015 
 

Presse

In diversen Zeitungen ist es schon so gestanden, dass der Papst ein gemeinsames Abendmahl ermöglicht hat.
Da sollte man einen korrekten Artikel einmal an die Zeitungen schicken und nicht warten was die "kirchenfeindlichen" Medien alles so hineininterpretieren.


8
 

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