Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Kirchen müssen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie aufarbeiten!
  3. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  4. Papst Franziskus will Gänswein offenbar zum Nuntius ernennen
  5. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  6. Waffen können Frieden schaffen und viele Menschenleben retten!
  7. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  8. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  9. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  10. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  11. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  12. Deutsche Bischofskonferenz nimmt Bericht zur reproduktiven Selbstbestimmung „mit großer Sorge“ wahr
  13. Brüsseler Barbarei ist Angriff auf die Menschenrechte und eine Schande für Europa!
  14. Der "leise Mord" an den kleinen Kindern soll in Deutschland zu 100 % vertuscht werden!
  15. Polnische Bischofkonferenz ist der Schirmherr des Polnischen „Marsch für das Leben und die Familie“

«Ungeahnte Frische der mittelalterlichen Musik»

26. Jänner 2016 in Interview, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Experte Christoph Hönerlage über die Faszination der Gregorianik. Von Volker Hasenauer (KNA)


Freiburg (kath.net/KNA) Mit Esoterik oder Mittelalter-Romantik hat die gregorianische Musik nichts zu tun, wie der Freiburger Kirchenmusiker Christoph Hönerlage sagt. Nach einem Expertentreffen der «Internationalen Gesellschaft für Studien des Gregorianischen Chorals» spricht Hönerlage als Vorstandsmitglied der deutschsprachigen Sektion über die neue Begeisterung für die 1.200 Jahre alten Gesänge - und warum Helene Fischer aus seiner Sicht eher eine wenig geeignete Interpretin der lateinischen Kirchengesänge wäre.

KNA: Was macht für Sie die Faszination dieser Jahrhunderte alten lateinischen Kirchenmusik aus?

Hönerlage: Der Gregorianische Choral ist der weltweit älteste, schriftlich überlieferte liturgische Gesang. Die Texte der einstimmigen lateinischen Gesänge gehen meist auf die Bibel, vor allem auf die Psalmen zurück. Diese spiegeln die wichtigsten Facetten des menschlichen Lebens wider. Die Verbindung von Wort und Musik, der Farbenreichtum der Tonarten und der hochdifferenzierte Rhythmus machen die Ausdruckskraft dieser Gesänge so faszinierend und einmalig.

KNA: Aber doch in einer uns heute fernen Form, oder?

Hönerlage: Überhaupt nicht! Dank der musikwissenschaftlichen Forschung der vergangenen Jahre sind wir heute endlich in der glücklichen Lage, diese Gesänge auf der Basis der ältesten Niederschriften aus dem 10. Jahrhundert zu interpretieren. Sie werden dadurch in all ihren Facetten wieder ganz neu lebendig. Dadurch können sie eine ungeahnte Frische und Lebendigkeit entfalten.


KNA: Worin besteht nun diese Neuinterpretation?

Hönerlage: Die ältesten schriftlichen Überlieferungen der Gesänge ab dem Jahr 800 umfassen nur deren Texte, aber keine Niederschriften der Melodien. Erst ab dem 10. Jahrhundert finden sich sogenannte Neumen, mit denen die mittelalterlichen Schreiber über den Texten den rhythmischen Verlauf der Melodie notierten. Diese filigranen Zeichen wurden ab dem 11. Jahrhundert durch exakte Aufzeichnungen der Melodien abgelöst.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden dann die Melodien bearbeitet und so gründlich verändert, dass sie mit denen des Mittelalters fast nichts mehr gemein hatten. Dank der musikwissenschaftlichen Forschung, insbesondere des Benediktiners Eugene Cardine (1905-1988), sind wir erst heute wieder in der Lage, die mittelalterlichen Neumenzeichen richtig zu deuten und für die gesangliche Interpretation fruchtbar zu machen. Wir waren wohl nie so nah am Original wie heute.

KNA: Wie erklärt sich der Name Gregorianik?

Hönerlage: Der Name geht auf Papst Gregor den Großen zurück, der um das Jahr 600 eine Neuordnung der Kirchengesänge veranlasste. Allerdings wissen wir heute, dass der Gregorianische Choral erst deutlich später, nämlich in der Karolingerzeit der Jahre etwa von 750 bis 820 entstanden ist. Außerdem wurde er nicht in Rom komponiert, sondern nördlich der Alpen, möglicherweise im Umfeld der Kathedrale von Metz.
Karl der Große setzte sich in seinem Reich für eine einheitliche Form des Gottesdienstes und damit auch der liturgischen Gesänge ein. Die bislang bestehenden, unterschiedlichen regionalen Traditionen wurden zurückgedrängt. Dabei diente der Name Papst Gregors dazu, diesen neuen Gesängen mehr Autorität zu verleihen. Dies war die Blütezeit des Gregorianischen Chorals.

KNA: Wie geht es dem Gregorianischen Choral im 21. Jahrhundert? Wer pflegt die Tradition?

Hönerlage: Vor allem die Ordensmänner und -frauen in den Klostergemeinschaften der Benediktiner und Zisterzienser. Aber auch an Kathedralen, Pfarrkirchen und Musikhochschulen gibt es Gregorianik-Gruppen. Ich selbst habe in Freiburg eine Frauen- und eine Männer-Schola gegründet. Nicht zuletzt kümmert sich die Internationale Gesellschaft für Studien des Gregorianischen Chorals um Forschung und Praxis des Gregorianischen Chorals. Aber einen 1.200 Jahre alten Gesang zu singen ist gar nicht so einfach!

Entscheidend ist, dass dem Studium des Gregorianischen Chorals an Musikhochschulen mehr Gewicht und Raum gegeben wird, damit die Studierenden die Möglichkeit zu einem vertieften Eindringen in diesen faszinierenden Kosmos erhalten. Das passiert leider noch viel zu selten. Dabei kann ich aus eigener Erfahrung sagen, wie begeistert junge Musikerinnen und Musiker von der Gregorianik sind, wenn sie sich einmal darauf einlassen.

KNA: Aber es hätte keinen Sinn, neue Kompositionen im Stil des Gregorianischen Chorals mit modernen Texten, zum Beispiel auch auf Deutsch, zu versuchen?

Hönerlage: Nein, die Epoche ist abgeschlossen. Heute geht es darum, den Reichtum der über Jahrhunderte verschütteten Gesänge neu hörbar zu machen. Neue Kompositionen für den Gottesdienst sollten sich die enge Verbindung der Musik mit dem liturgisch-biblischen Text im Gregorianischen Choral zum Vorbild nehmen. Neue Kompositionen und moderne Texte verlangen aber nach einer heutigen musikalischen Ausdrucksform.

KNA: Aber würden Sie sich nicht ein größeres Publikum jenseits der wenigen Experten wünschen? Wie wäre es etwa mit einem Gregorianik-CD-Projekt mit Helene Fischer?

Hönerlage: Wer auch immer sich auf den Reichtum des Gregorianischen Chorals einlässt, mag ich nicht entscheiden. Zu Gottesdiensten und Konzerten mit Gregorianischem Choral kommen übrigens beileibe nicht nur Experten. Offenbar vermögen diese Gesänge, auch heute noch ein breites und durchaus gemischtes Publikum anzusprechen.

Auf dem Musikmarkt gibt es natürlich viele Bearbeitungen und Interpretationen, die aber oft wenig bis nichts mit den eigentlichen Anliegen des Chorals zu tun haben. Etwa wenn es in eine esoterische oder mittelaltergefühlsduselige Ecke geht. Ich würde da eher eine CD-Reihe im EOS-Verlag Sankt Ottilien empfehlen, bei der Choralscholen aus unserer Gesellschaft beteiligt sind. Hier sind Interpretationen auf dem Stand der neuesten Forschung zu hören.

(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Jegliche mediale Nutzung und Weiterleitung nur im Rahmen schriftlicher Vereinbarungen mit KNA erlaubt.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 mphc 27. Jänner 2016 

Die Mönche von Heiligenkreuz mit Charts

Sie singen das Chorgebet auf Latein nach den Vorschriften des 2. Vatikanums und führen das größte Priesterseminar des deutschsprachigen Raumes


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Gregorianik

  1. Aus der Zeit gefallen!?
  2. Eine Rückkehr zur Gregorianik ist notwendig
  3. Heiligenkreuzer Mönche singen in Rom
  4. Internationaler Gregorianik-Kongress in Hildesheim







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  3. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  4. Papst Franziskus will Gänswein offenbar zum Nuntius ernennen
  5. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  6. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  7. Brüsseler Barbarei ist Angriff auf die Menschenrechte und eine Schande für Europa!
  8. 'Politische Einseitigkeit ist dem Gebetshaus fremd'
  9. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  10. Heiligenkreuz: Gänswein und Koch für Wiederentdeckung des Priestertums
  11. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  12. Der "leise Mord" an den kleinen Kindern soll in Deutschland zu 100 % vertuscht werden!
  13. Aufbahrung und Beisetzung eines Heiligen Vaters
  14. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  15. Schottische Katholiken sind schockiert: Ernannter Bischof stirbt plötzlich vor seiner Bischofsweihe

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz