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„Die christliche Leitkultur hat Österreich immer vorangebracht!“

8. November 2017 in Interview, 4 Lesermeinungen
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Neue Nationalrätin Gudrun Kugler (ÖVP): „Christdemokratische Parteien scheinen – quer durch Europa – das große wachsende christliche Wählerpotential zu übersehen.“ KATH.NET-Interview von Petra Lorleberg


Wien (kath.net/pl) Für Christen „ist es Zeit, die Komfortzone zu verlassen“, sie sollten sich durch persönliches Engagement ihre politische Heimat zurückzuerobern. Dies vertritt die neue Nationalrätin Gudrun Kugler (ÖVP) im KATH.NET-Interview. An Themen, die ihr unter den Nägeln brennen, mangelt es der Wiener Juristin, katholischen Theologin und Mutter von vier Kindern nicht.

kath.net: Frau Dr. Kugler, Sie schafften es gleich bei Ihrer ersten Kandidatur in den Nationalrat und Sie gehören zu den Unterstützern des vermutlich künftigen Kanzlers Sebastian Kurz. Sind Sie in Aufbruchsstimmung?

Gudrun Kugler: Ja. Sebastian Kurz ist ein Ausnahmetalent: Er erkennt Probleme und sieht deren Lösungen oft auf erfrischend unkonventionelle und neue Art. Christlich-soziale Anliegen sind ihm wichtig. Ich bin überzeugt davon, dass nun echte Veränderungen möglich sind und freue mich, dabei mitgestalten zu dürfen.

kath.net: In Ihrer Wahlwerbung lese ich: „Für christliche Werte in der Politik. Es ist Zeit“. Kann man mit christlicher Politik tatsächlich noch Wählerstimmen bekommen?

Kugler: In den Nationalrat wurde ich nur deshalb gewählt, weil das Ergebnis in meinem Wahlkreis deutlich über dem Schnitt lag. Betrachtet man den absoluten prozentuellen Anstieg, konnte ich sogar das österreichbeste Ergebnis der Liste Kurz erzielen.

Auf der Dankesfeier nach meinem Wahlkampf nahmen neben Mitstreitern aus zahlreichen christlich-orientierten Gruppen auch Leitungspersönlichkeiten aus über zehn Konfessionen teil.

Christdemokratische Parteien scheinen allerdings – quer durch Europa – das große wachsende christliche Wählerpotential zu übersehen.

kath.net: In der Presse wurden Sie neulich als „christliche Aktivistin“ bezeichnet, es war nicht nur freundlich gemeint. Reicht es für diesen „Ehrentitel“, dass man katholische Theologin ist – oder muss man sich diese Bezeichnung hart erarbeiten? Und wie treffend finden Sie sich in manchen Pressedarstellungen über Sie wieder – ist das sachbezogene politische Auseinandersetzung oder nur noch persönliche Abwertung?

Kugler: Mein Ziel ist es, sachorientierte Lösungen auf Basis der unantastbaren Menschenwürde zu finden und über Parteigrenzen hinweg das Verbindende im Dienst an der Sache zu suchen.


Anscheinend hat aber die Toleranz so mancher österreichischer Meinungsbildner recht enge Grenzen: Anstatt Argumente oder Fakten über meine Arbeit zu liefern, belegt man mich mit ideologischen Schlagworten oder sogar mit diffamierenden Bezeichnungen. Ich könnte darüber lachen, wären diese Stereotypen nicht für viele die einzige Informationsquelle.

kath.net: Sie kommen ja nicht ohne Erfahrung in die Politik, sondern waren bereits Wiener Landtagsabgeordnete, außerdem bringen Sie EU-Erfahrung mit. Was waren in Ihrer politischen Arbeit bisher Ihre Herzblutthemen?

Kugler: Der Politiker hat ja den schlechtesten Ruf aller Berufe. Leider auch unter vielen Christen. Erfolgreich Politik zu machen ist aber eine große Herausforderung, Papst Franziskus nennt diesen Beruf sogar eine Form der Nächstenliebe.

Im Wiener Gemeinderat konnte ich in zwei Jahren sehr viel lernen und bei einigen Themen auch konkret etwas bewirken, darunter die Verstärkung der Maßnahmen gegen Menschenhandel, den wirksamen Schutz der Wiener Kopten oder die klare Verurteilung der Verfolgung von religiösen und insbesondere christlichen Minderheiten.

Mit den meisten gestellten Anträgen gehörte ich zu den engagiertesten Abgeordneten im Wiener Gemeinderat, mit den meisten angenommenen Anträgen zu einer der konsensfähigsten Abgeordneten der Opposition.

Mehrfach konnte ich für die Behandlung gesundheitspolitischer Themen Mehrheiten erringen, so zum Beispiel im Bereich Gesundheitsmanagement, Geburtenplatzmangel, Überforderung der Ambulanzen und generell des Personals sowie bei der Unterstützung von Familien mit Mitgliedern mit Down Syndrom.

Über 80 Jahre nach ihrem Tod initiierte ich außerdem die Anbringung einer Gedenktafel für die Sel. Hildegard Burjan in den Arkaden des Rathauses und wirkte beim Zustandekommen des ersten Gebetsfrühstücks im Parlament maßgeblich mit.

kath.net: Lassen Sie mich nochmal nachhaken: Sie stehen ausdrücklich für Lebensschutz und für die klassische Familie. Warum ist dies nicht nur Ihre christliche Privatmeinung, sondern ein Anliegen, das konkret in Ihre politische Arbeit einfließt?

Kugler: Papst em. Benedikt forderte die Mitglieder des deutschen Bundestages im Jahr 2011 auf, ein „hörendes Herz“ für die „Sprache des Seins“ zu entwickeln. Er erklärt dies so: Wir haben von der ökologischen Bewegung gelernt, dass jedes Lebewesen ihm eigene Gesetzmäßigkeiten hat, die wir respektieren sollen. Nur auf den Menschen haben wir diese Erkenntnis nicht bezogen. Was früher als „Naturrecht“ bekannt war, schlug er vor „Ökologie des Menschen“ zu nennen. Jugendschutz, beste Bildung für unsere Kinder, der Schutz von Ehe und Familie sowie das umfassende Recht auf Leben sind sozusagen für den Menschen „ökologisch“ – und das ist ein allgemeines, objektiv begründbares Anliegen.

Der christliche Glaube hilft jedoch sicherlich dabei, die Probleme schneller zu erkennen und mutiger zu handeln. Und ich habe mit meinen – als Oppositionspolitikerin bisher durchaus begrenzten – Möglichkeiten versucht, in diesen Anliegen voranzukommen.

kath.net: Was hat es mit Ihrem Engagement gegen Intoleranz gegen Christen innerhalb von Europa auf sich?

Kugler: In der NZZ schrieb Giuseppe Gracia kürzlich: „Es ist nicht so, dass Katholiken, die offen zum Lehramt der Kirche stehen, nicht mehr sagen können, was sie denken. Aber sie zahlen dafür einen Preis: Sie sinken im öffentlichen Ansehen bis hin zur Ausgrenzung. ... Selbst in der freiheitsliebenden Schweiz wären Politiker, die sich gegen Abtreibung oder Homo-Ehe äussern, für jedes höhere Amt erledigt. ... Man verlangt die gesinnungsmässige Anpassung an einen Korridor erlaubter Ansichten."

Die OSZE forderte die Mitgliedsstaaten dazu auf, kritisch auf die Verbreitung von Vorurteilen gegenüber Christen durch die Medien zu achten; und auch ihre Gesetze daraufhin zu überprüfen, ob für Christen die Gewissens- und Religionsfreiheit weiterhin unkompliziert lebbar ist. Das sind hochpolitische Fragen, die uns alle noch sehr beschäftigen werden.

kath.net: Frau Dr. Kugler, stehen Sie für eine christliche Leitkultur in Österreich? Was verbinden Sie damit?

Kugler: Die christliche Leitkultur hat Österreich nie geschadet sondern immer vorangebracht.

Sie wird charakterisiert von wichtigen Merkmalen: Freiheit und Verantwortung statt Bevormundung von oben; Schutz der Menschenwürde statt Instrumentalisierung und Machbarkeitsethik; Solidarität statt Ausbeutung; Festhalten an Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und an jenen Werten, die die Demokratie allein nicht hervorbringen kann.

kath.net: … und die Sache mit dem Kreuz in der Öffentlichkeit?

Kugler: Das Kreuz ist nicht nur ein religiöses Symbol – vielmehr ist es ist das Logo Europas. Nur wenn wir darauf bauen, wofür es steht, sind wir enkeltauglich.

kath.net: Wie sehen Sie die Rolle der Christen in Österreich in Bezug auf Politik und Öffentlichkeit?

Kugler: Der jüdische Europarechtsgelehrte Josef Weiler beklagt in seinem Buch „Ein christliches Europa“, dass sich die europäischen Christen in ein Ghetto haben drängen lassen. Aus diesem wollen sie aber gar nicht ausbrechen, ist doch das Leben im Rückzug oft so bequem. So fehlt der Gesellschaft aber der Sauerteig.

Zentrale Werte, die für den Menschen „ökologisch“ sind, und die gerade von Christen hochgehalten werden, kommen dann zu kurz.

Viele christlich-soziale Wähler fühlen sich heimatlos, verhalten sich aber oft passiv oder abwartend statt sich durch persönliches Engagement diese politische Heimat zurückzuerobern. Es ist Zeit, die Komfortzone zu verlassen!

kath.net: Sebastian Kurz hat die Verhandlungen zur Regierungsbildung aufgenommen. Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein?

Kugler: Ich hoffe z.B. auf großzügige Pläne zur Entlastung von Familien. Es ist unverständlich, dass Familien unter die Armutsgrenze rutschen während sie massiv Steuern zahlen. Der Schutz der Würde jedes Menschen soll in dieser Legislaturperiode besonders groß geschrieben werden. Dafür werde ich mich einsetzen.

kath.net-Artikel von und über Gudrun Kugler

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Dr. Gudrun Kugler - Abschiedsrede im Wiener Landtag


Foto Nationalrätin Kugler (c) Gudrun Kugler


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