Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  3. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  4. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  5. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  6. Waffen können Frieden schaffen und viele Menschenleben retten!
  7. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  8. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  9. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  12. Deutsche Bischofskonferenz nimmt Bericht zur reproduktiven Selbstbestimmung „mit großer Sorge“ wahr
  13. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  14. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  15. Polnische Bischofkonferenz ist der Schirmherr des Polnischen „Marsch für das Leben und die Familie“

Unbequeme Reise für Franziskus

16. Jänner 2018 in Kommentar, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


In Chile trifft der Papst der Armen auf eine ungewöhnlich emotionalisierte Bevölkerung - Von Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens


Santiago (kath.net/KAP) Sie jubeln, aber der Frieden trügt. Es sind die Freunde des Papstes, die sich im O'Higgins-Park in Santiago versammelt haben, an einem heiteren, fast wolkenlosen Morgen im chilenischen Spätsommer. Sie lassen die Sonne die Kühle vertreiben und singen sich warm. Die erste Messe von Franziskus während seines knapp viertägigen Chile-Besuchs - sie ist ein Ereignis, das nach Angaben der Organisatoren am Dienstag fast eine halbe Million Menschen zu einer harmonischen Feier mit beschwingten Liedern zusammenbringt und die übrigen sechseinhalb Millionen der Metropole nicht stört, denen der Papstbesuch gleichgültig ist.

Dabei lassen sich Spannungen nicht verhehlen. Am Morgen gab es Nachrichten, in der südchilenischen Provinz Araukanien seien zwei oder sogar drei Kapellen niedergebrannt. Araukanien ist Mapuche-Land. Die Indigenen kämpfen seit langem um ihre Rechte, manche gewaltsam; ob sie mit den mutmaßlichen Brandstiftungen zu tun haben, ist nicht erwiesen.

Andernorts fanden Demonstrationen statt. In Concepcion gingen rund 200 Menschen auf die Straße, weil Staatspräsidentin Michelle Bachelet dem Kirchenoberhaupt ein geschöntes Bild ihres Landes vorspiegele. In Santiago wollten lokalen Medien zufolge Dutzende bei einem "Marsch der Armen" gegen die Kosten des Papstbesuchs protestieren. Angeblich stellte sich die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengasgranaten dem Zug entgegen. Mehrere Personen seien festgenommen worden.


Tränengas - das Wort benutzte Santiagos Kardinal Ricardo Ezzati auch beim Gottesdienst im O'Higgins-Park. Er erinnerte an den ersten Papstbesuch 1987 durch Johannes Paul II. Damals gingen Sicherheitskräfte von General Augusto Pinochet gegen Katholiken vor, und der Papst beschwor die Gläubigen: "Die Liebe ist stärker!" Heute zieht sich die Konfliktlinie mitten durch die Gesellschaft, mitten durch die Kirche. Auch Ezzati weiß um die "Kluft, die uns trennt".

Da ist vor allem das ungeheure Armutsgefälle in Chile. Ein Beispiel am Rande der Papstmesse geben die zahllosen Kleinhändler, die Wasser und Limonaden feilbieten und eilig weiterrücken, wenn eine berittene Polizeistreife naht. Viele Chilenen halten sich mit Jobs im informellen Sektor am Leben, dem stolzen Durchschnitts-Pro-Kopf-Einkommen zum Trotz. Santiagos Kardinal benennt das Problem, wenn er davon spricht, dass "Armut und Ausgrenzung weiterhin Mauern aufbauen".

Dabei hat Ezzati selbst keinen leichten Stand. Als 17-Jähriger kam er aus Italien nach Chile, und Priester seines eigenen Klerus geben zu verstehen, dass ihm, Oberhirt hin oder her, irgendwie der richtige Stallgeruch fehlt. Lichtgestalt der lokalen Kirche bleibt der von 1961 bis 1983 amtierende Erzbischof und Kardinal Raul Silva Henriquez, Verteidiger der Menschenrechte während der Diktatur, Gründer einer Sozialbank für Kleinunternehmer. Franziskus zitiert Silva in seinen Reden. Er, nicht Ezzati, ist der geistliche Vater für viele Santiaguinos.

Und geistliche Führung haben sie nötig. Chiles Kirche ist von einem Missbrauchsskandal erschüttert, wobei der Grad der Empörung auch die wachsende Entfremdung der Bevölkerung vom Glauben generell und die noch offenen Wunden durch autoritäre Systeme anzeigt. Im Brennpunkt steht der inzwischen 87-jährige charismatische Priester Fernando Karadima, dessen große Zeit in die Pinochet-Ära fällt. 2011 wurde er wegen sexueller Vergehen verurteilt.

Dass Franziskus den der Mitwisserschaft verdächtigten Karadima-Zögling Juan Barros zum Bischof von Osorno ernannte, brachte auch den Papst in die Kritik. Im Umfeld seines Besuchs waren vereinzelt Transparente zu sehen, die Maßnahmen gegen Barros verlangten.

Der Papst ging das Thema Missbrauch offensiv an; gleich in seiner ersten Rede im Präsidentenpalast bekannte er "Schmerz und Scham". Seine Ansprache wurde auch in den Park zu den Massen übertragen, die auf den Gottesdienst warteten. Als das Schuldbekenntnis fiel, brach Beifall aus, und ein zweites Mal, als Franziskus sich für die Rechte und die Identität der Indigenen stark machte.

Bei der Messe selbst schlug Franziskus spirituelle Töne an, mahnte zum Blick in das Antlitz des Nächsten, pries jene selig, die Versöhnung schaffen und Spaltungen vermeiden. Kurz vor seiner Ankunft hatten Besucher ein Transparent hochgehalten, das gerechte Löhne für Arbeiter forderte. Es war ein Zitat aus einer Papstrede von 2016. Manchen Chilenen sind Friedenslieder nicht genug.

EWTN.TV: Papst Franzisko in Chile - Eucharistiefeier im O’Higgins Park in Santiago (16.01.2018)


Euronews - Papst Franziskus bittet in Chile um Verzeihung wegen Kinderschändung


Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 17. Jänner 2018 

Ich frage mich

ob es nicht nur für unseren Heiligen Vater sondern für die ganze Kirche mit einer allzu einseitig auf das diesseitige Heil fokussierten Verkündigung und der Vernachlässigung des ewigen Heils, immer schwieriger wird. Solches weckt Hoffnungen, welche nur schwer und sicher nicht kurzfristig zu verwirklichen sind. Es führt auch dazu zu vergessen, dass es die Guten immer auch unter den Reichen und Mächtige, und die Schlechten auch unter den Armen und Unterdrückten gibt und geben wird. Das aber stiftet weder Friede noch Gerechtigkeit, wie die Geschichte aller bisherigen Sozialbewegungen zeigt. Der christliche Weg in eine bessere Welt heisst Umkehr, und zwar immer zuerst die meine eigene.


6
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Chile

  1. Chile: Marienheiligtum erwartet am 8. Dezember eine Million Pilger
  2. Chile: „Nichts rechtfertigt die Gewalt gegen Kirchen und Glauben“
  3. Chile: Vermummte Demonstranten wüten in katholischer Kirche
  4. Weihbischof in Chile zieht vor Amtsantritt zurück
  5. Chile: Gesetz bedroht Beichtgeheimnis bei Missbrauch
  6. Missbrauchskrise: Papst nimmt Rücktritt von Bischöfen in Chile an
  7. Chile: Staatsanwaltschaft lädt Kardinal vor
  8. Chilenischer Priester Muñoz wegen Missbrauchsverdachts in U-Haft
  9. Germàn Arana: Papstberater im Zwielicht
  10. Vertuschung: Papst nimmt Rücktritt von acht Bischöfen Chiles an







Top-15

meist-gelesen

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  3. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  4. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  5. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  6. 'Politische Einseitigkeit ist dem Gebetshaus fremd'
  7. Heiligenkreuz: Gänswein und Koch für Wiederentdeckung des Priestertums
  8. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  9. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Der Teufel sitzt im Detail
  12. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  13. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  14. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie ,The Baxters‘ sehen‘
  15. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz