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4. Jänner 2020 in Deutschland, 3 Lesermeinungen
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"Wenn wir in drei Jahrzehnten CO2 neutral sind, aber nicht mehr fähig sind, echte Beziehungen zu haben, sterben wir auch aus" - Bericht von der #Mehr2020 aus Augsburg über die drei Gießkannen des Johannes Hartl von Roland Noé


Augsburg (kath.net/rn)
Am Tag 2 bei der #MEHR-Konferenz in Augsburg thematisiert Johannes Hartl, der Augsburger Theologe und Leiter des Gebetshauses mit der Ökologie ein heißes Thema der Gegenwart. Hartl zeigt sich erstaunt, dass bei dieser Omnipräsenz ein Aspekt nie thematisiert werde, nämlich die Ökologie des Herzens. „Wenn wir drei Jahrzehnten CO2 neutral sind, aber nicht mehr fähig sind, echte Beziehungen zu haben, sterben wir auch aus. Darüber wird wenig gesprochen.“

Kritisch zeigte sich Hartl zu ökologischen Bewegung. Er sehe dort eine Verachtung des Menschen. Sogar ein freiwilliges Aussterben sei ein Thema. Damit werde der Mensch auf ein Tier reduziert. Der Theologie erinnert in dem Zusammenhang daran, dass man in Deutschland 50.000 Euro zahlen müsse, wenn man das Ei eines Steinadlers kaputt mache und gleichzeitig die Krankenkasse eine Abtreibung bezahle, wenn man sein behinderten Babys kaputt mache lasse. „Wie geht es uns eigentlich mit der Bewahrung der menschlichen Schöpfung? Ich glaube, wir brauchen eine Ökologie des Herzens.“

Anschließend stellte der Theologie drei Gießkannen vor, die für diese Ökologie wichtig seien: Verbundenheit, Sinn und Schönheit. „Wenn diese drei in das Herz hineinfließen, fängt es an, zu leuchten.“ Dies treffe auf Einzelpersonen und die Gesellschaft zu.

Die erste Gießkanne der Verbundenheit sei ein entscheidend wichtiges Thema in der ganzen ökologischen Bewegung. „Du bist mit Mutter Erde verbunden, aber vorher schon verbunden mit anderen Menschen. Die Mutter Erde wird Dich nicht trösten.“ Der Mensch sei laut Hartl schon lange mit anderen Menschen verbunden, bevor er sich selbst als Subjekt erkenne. „Im Gegensatz zu den Tieren ist der Mensch viel abhängiger von allen Verbindungen.“ Diese Bindung passiere wesentlich über Berührung und Blickkontakt.


Mit tausenden Facebookfreunden berühre man oft nur die Glasoberflächen. Hartl erinnert in dem Zusammenhang auch US-Studien und warnt: „Ungesunder als 15 Zigaretten am Tag ist Einsamkeit.“ Einsame gehen viel häufiger das Risiko eines früheren Todes ein. „Wer warnt uns vor einer Gesellschaft, in der Herzensnähe immer seltener wird, weil wir einfach keine Zeit dazu haben.“

In dem Zusammenhang sei auch die Verbundenheit mit den eigenen Kindern in den ersten Jahren sehr wichtig, da diese Zeit nie wieder komme. Verbundenheit habe auch mit Bündnis zu tun. Unsere Zeit sei laut Hartl eine Zeit, die Bündnisse vorzeitig beende. „Wir brauchen dringend Menschen, die Bündnisse halten. Unser Gott ist ein Bündnis-Gott, einer der Bündnisse hält. Wir brauchen mehr Berührung.“ Religio sei laut Hartl eine Bindung nach oben und eine Bindung nach Gott.

Die zweite Gießkanne, die wir brauchen, sei der Sinn. „Es gibt weniges, was der Mensch so dringend zum Leben braucht, wie Sinn. Der Mensch ertrage jedes WIE, wenn er das WARUM dahinter versteht, habe Victor Frankl einmal gemeint. Die Frage von Sinn hänge laut Hartl an Frage der Wahrheit. „Sinn wird nicht erfunden, sondern aufgefunden.“ Mit dem Thema „Wahrheit“ haben wir es heute „ein bisschen“ schwer. Toleranz könne es laut Hartl aber nur geben, wenn man sich darauf einigt, was gilt: „Am Thema Wahrheit kommt man nicht vorbei.“

Hartl erinnert anschließend an den Journalisten Friedrich Gerlich, der sich den Nazis nicht gebeugt hat und dafür sterben musste. „Warum hat er das getan? Er hat es getan, weil er ein gläubiger Mensch war. Er wusste, es gibt noch was Höheres als die Ehre Deutschlands. Wer die Knie beugt vor dem höchsten Gott, der braucht keine Angst haben, die Wahrheit zu sagen. Wenn wir aufhören von der Wahrheit zu sprechen, geht uns das Thema Sinn flöten.“

Für Hartl gehören die Themen Anbetung und Meinungsfreiheit innerlich zusammen. „Menschen dürsten nach Wahrheit und Orientierung. Für jeden Menschen ist irgendwas das Höchste. Das ist das, was Du anbetest.“ Der Theologie betonte dann, dass man nicht alles neu erfinden müsse. In dem Zusammenhang erinnert er an das Verbot von künstlichen Verhütungsmitteln durch die Kirche in den 60er-Jahren. Wenn er jetzt in die Frauenzeitschriften blicke, sehe er, dass die natürliche Verhütung inzwischen völlig trendig sei und man sich mit dem natürlichen Zyklus der Frau beschäftige. „Ihr seid ja spät dran. Was uns ein bisschen fehlt, ist ein dankbarer Blick auf das, was da ist, bevor ich es manipuliere. Wenn dieser dankbare wertschätzende Blick zuerst mal da ist, was da ist.“

Die dritte Gießkanne ist für Hartl die Schönheit. „Es gibt auch ästhetische Umweltverschmutzung. Das ist nicht unwichtig. Wenn wir unsere Umwelt hässlich machen, rauben wir ihr auch den Grund, sie zu bewahren.“ Es gebe mehr Kriminalität in Stadtteilen, die hässlich seien. „Nur durch Schönheit bleibt die Welt ein menschenfreundlicher Lebensraum. Es ist wichtig, dass wir Sachen schön machen und nicht nur den liebevollen und guten Gott sondern auch vom schöne Gott predigen. Nur dann bleibt die Welt ein menschlicher Wohnort. Er will, dass Du aufstehst und leuchtest. Du musst keine graue Maus sein. Dazu ist Jesus gekommen. Wir dürfen ganz kühn das Leben feiern.“ Menschen, die Gott kennen, müssen laut Hartl unbedingt Feierexperten sein. „Das ist die beste Nachricht der Welt.

Laut Hartl gebe es auch drei Gegenkräfte sei Adam und Eva. Diese wollen Spaltung und Scham. „Das menschliche Herz wird vergiftet von diesen drei Dingen. Auch das Ökosystem des Menschen kann umkippen, das ist die Hölle. Es ist vergleichbar mit einer radioaktiven Katastrophe. Das kann auch auf Herzensebene passiere.“

„Es gibt einen, der hineingeht. Er stirbt. Das ist tödlich. Menschen sterben an Scham. Genau das hat Jesus am Kreuz getan, nicht abstrakt, sondern für Deine Lüge, für Deinen Scham, für Dein Abgespaltensein“. In diesem Reaktorblock des menschlichen Herzens ist laut Hartl das Blut geflossen. „Wenn Du auf diesen Gekreuzigten blicken kannst, inmitten der Lüge, der Scham , der Spaltung der Menschen, auf einmal sogar Schönheit sehne kannst, dann passiert was mit Deinem Herzen, was ein Wunder ist.“

Am Ende erinnert Hartl an das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung de Johannes. „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, / Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, / Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob (Off 5,12). „Dieser Karfreitag war tatsächlich ‚Friday for Future‘, auf eine umfassendere und vollständiger Weise, was je ein Mensch und ein Gesetz je verbringen könnte.“

„Steh auf und werde Licht, Dein Licht kommt. Das kann zu Deiner Lebensbotschaft werden“, ermutigte der Theologe am Ende die Teilnehmer.

Video: Der Vortrag in voller Länge



kath-Net: Linda Noé Live Video aus Augsburg von Samstag Mittag





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Lesermeinungen

 zeitblick 4. Jänner 2020 

Hervorragende Wiedergabe des Vortrags. Danke. Inhaltlich wesentlichts. Ich nehme mich selbst so richtig "beim Krawatl! (sagt man bei uns in Tirol!) - ins Visier.


4
 
 Steve Acker 4. Jänner 2020 
 

klasse was Hartl hier bringt

richtig gut


6
 
 Stefan Fleischer 4. Jänner 2020 

Dieser Karfreitag war tatsächlich "Friday for Future"!

Ja, das ist es, was in der Verkündigung heute gerne vergessen geht:
"Und wäre Christus tausendmal geboren,
aber nicht für unsere Sünden gestorben,
wir wären rettungslos verloren."


7
 

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