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Fünf Thesen für den welttransformierenden Umgang mit der #Corona-Krise

9. April 2020 in Kommentar, keine Lesermeinung
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Gekürzter Auszug aus einem offenen Brief an den Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, versandten Thesenpapier. Gastbeitrag von Kai-Alexander Schlevogt


Berlin (kath.net) Der folgende gekürzte Auszug stammt aus einem in Form eines offenen Briefes an den Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, versandten Thesenpapier vom 19. März 2020. Ziel des Schreibens ist es, die in einigen Teilen lethargische Weltkirche aufzuwecken und konkrete Handlungsvorschläge in der Coronaviruskrise, die auch eine Chance für einen Neubeginn darstellt, zu unterbreiten.

Heute, am Fest des heiligen Josef (19. März 2020), möchte ich den Erzbischof von Berlin, Herrn Dr. Heiner Koch, und alle Bischöfe auf der gesamten Erde dazu ermuntern, die Coronaviruskrise als Chance für einen welttransformierenden Neubeginn zu nutzen. Im Evangelium des 3. Sonntages der Fastenzeit lehrt uns Gott, daß es zwei Ebenen der Wirklichkeit gibt und das lebendige, lebens-spendende Wasser spiritueller Natur ist. Im Hinblick auf diese unumstößliche Wahrheit und die herausgehobene Führungsstellung eines Bischofs obliegt es ihm im besonderen Maße, gerade in der jetzigen Coronaviruskrise öffentlich den Primat des Glaubens zu betonen, wobei selbstverständlich vernünftige gesundheitspolitische Krisenbekämpfungsmaßnahmen nicht abzuwerten sind. Zurzeit ist leider in der Öffentlichkeit von Gott, dem Allmächtigen, und von heilbringendem Glauben fast nichts zu hören; mutige katholische Führungspersönlichkeiten treten öffentlich kaum in Erscheinung. Anscheinend meinen viele gleichgeschaltete Volksgenossen in altbekannter, verderbenbringender Hybris auch jetzt noch, sie könnten die Krise schon ohne Gott bewältigen (wenn sie über-haupt an dessen Existenz glauben sollten). Angesicht dieses wirklich schockierenden Befundes er-mutige ich in diesem Thesenpapier jeden Bischof auf der Welt mit allem Nachdruck dazu, in seiner Diözese im Zusammenhang mit der Coronaviruskrise die untengenannten Maßnahmen zu ergreifen:

Notfalls muß eine heilige "Mini-Messe" in Schutzanzügen gefeiert werden

Im ersten Aktionsschritt sollte sichergestellt werden, daß in jeder Kirche im Verantwortungsbereich des Bischofs täglich eine öffentliche heilige Messe zelebriert und diese Entscheidung auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wird. Diese Maßnahme ist natürlich besonders wichtig für alle Sonntage und sonstigen liturgisch stark geprägten Tage, einschließlich der Karwoche und des Osterfestes, das auf jeden Fall öffentlich gefeiert werden sollte! Die katholische Kirche hat selbst-verständlich immer mit Recht vor religiösem Fanatismus gewarnt und uns gelehrt, bei unseren Entscheidungen unter anderem an die Prinzipien Klugheit, Angemessenheit, Billigkeit, Rücksicht, Nachsicht und Augenmaß zu denken. Daher sollte unbedingt sichergestellt werden, daß durch die öffentliche Zelebration der heiligen Messe niemand gefährdet wird. Man könnte zum Beispiel, falls medizinisch erforderlich, zu jeder heiligen Messe nur einen einzigen, nicht zum Klerus gehörenden "gewöhnlichen" Katholiken zusätzlich zu dem Priester in die Kirche eintreten lassen. Dieses Gemeindemitglied könnte zudem in Abstimmung mit den Behörden nach wissenschaftlichen Grundsätzen ausgewählt werden. Im Notfall könnte man eine heilige "Mini-Messe" auch zu zweit in den vorgeschriebenen Schutzanzügen feiern!

Von jedem heiligen Meßopfer, in welchem, wie wir wissen, der heilbringende Opfertod Jesu Christi aktualisiert wird, geht eine unschätzbare Kraft aus, welche nicht nur den Kommunionsempfänger, sondern die ganze Welt im positiven Sinne radikal transformieren kann. Neben dieser Wirkmächtigkeit ist auch ein entscheidender politischer Aspekt zu berücksichtigen. Es ist enorm wichtig, der Staatsmacht und der in weiten Teilen neo-heidnischen Gesellschaft – auch durch potente Symbolik – deutlich zu machen, daß wir Christen niemals eine Einschränkung unserer mit dem Blut unzähliger Märtyrer erkämpften Religionsfreiheit zulassen werden. Das positive Recht darf auch hier nicht das Naturrecht übertrumpfen und außer Kraft setzen. Die aktuellen drakonischen Maßnahmen in Deutschland und vielen anderen Ländern werden sicherlich auch von interessierten Personenkreisen als ein enorm bedeutsames sozial-psychologisches Massenexperiment betrachtet. Es wird zweifellos aufmerksam beobachtet, wie weit eine Regierung ‒ über konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung tatsächlicher und unbestreitbarer medizinischer Probleme hinaus ‒ durch ein logisch gut durchdachtes Narrativ schon jetzt gehen kann in dem Versuch, mit einem Federstrich totalitäre Kontrollen einzuführen, unabhängige moralische Instanzen zu neutralisieren und somit eine Gleichschaltung der Gesellschaft zu erreichen. Elektronische Mittel der Überwachung und soziale Kontrollen werden dabei eine zunehmend bedeutendere Rolle spielen.

Das gesellschaftsprägende Narrativ und seine zugrundeliegende Logik – namentlich: da die Gemeinschaft bedroht ist, sind alle Maßnahmen zu ihrem Schutz gerechtfertigt; wer sich diesen widersetzt, handelt rücksichtslos und muß daher hart bestraft werden – übt ohne kritisches Nachdenken der Empfänger enorm große Überzeugungs- und Durchschlagskraft aus. Das verläßliche Mittel des geschickten, hauptsächlich informationsgesteuerten Einflößens und Schüren von Angst (vgl. Machiavelli) und Panik führt ‒ wie bei einer ständig in Erinnerung gebrachten diffusen Terrorgefahr ‒ zu der Erzeugung und Einübung obrigkeitstreuer Verhaltensweisen und konditioniert „Duckreflexe“, welche ein zunehmend totalitärer Staat mit immer größerer Selbstverständlichkeit leicht abrufen kann. Es ist in diesem Zusammenhang äußerst beunruhigend, daß sich im Grunde genommen kein Widerstand gegen die radikale Einschränkung der Religionsfreiheit regt, welche noch vor kurzer Zeit – selbst in den meisten Diktaturen – unvorstellbar gewesen wäre! Die heilige Messe ist – im Unterschied zu den Gottesdiensten der evangelischen Gemeinschaften – aufgrund ihrer übernatürlichen Wirkkraft nicht einfach eine soziale Clubveranstaltung, die man zusammen mit der Jahres-hauptversammlung des Ortsverbandes eines Kaninchenzüchtervereins an einer untergeordneten Stelle in einem Katalog von Maßnahmen zur Bekämpfung einer Gesundheitskrise beiläufig verbieten darf. Hier muß unbedingt ein Dammbruch vermieden werden‒ wehre den Anfängen (principiis obsta)!

Als zweite Maßnahme gilt es gerade in der jetzigen Zeit, auch die anderen Sakramente, welche hochwirksame "Alleinstellungsmerkmale" der katholischen Kirche sind, weiter hochzuhalten. Dazu gehören aus pastoraler Sicht gerade diejenigen Gnadengeschenke, welche auch mehrmals empfangen werden können, namentlich das Bußsakrament und die Krankensalbung. Wiederum wäre es unbedingt erforderlich, alle diesbezüglichen Maßnahmen in Abstimmung mit den Behörden durchzuführen, wobei unbedingt sicherzustellen ist, daß keine Gefahr für die Gesundheit entsteht. Konkret muß jetzt vorsorglich eine große Welle der Krankensalbung durchgeführt werden, um leidende Menschen in Krankenhäusern und anderswo zu stärken und den ewigen Schaden zu vermeiden, der dadurch entstehen könnte, daß den Patienten kurz vor ihrem Tod aufgrund medizinisch-logistischer Erwägungen die letzte Ölung verwehrt wird.

Als dritte Maßnahme rate ich zur möglichst häufig durchgeführten, ebenfalls mit den Behörden ab-gestimmten 24-stündigen Anbetung des allerheiligsten Altarsakramentes in jeder katholischen Kirche, wodurch diese Praktik zur Routine wird. Beispielsweise könnte immer nur einer Person Einlaß in die Kirche zum Zwecke der Anbetung gewährt werden. Wenn Menschen nach bestimmten Ordnungsprinzipien in den Lebensmittelläden zur Kasse gelassen werden, dann muß auch die organisierte Anbetung des Allerheiligsten erlaubt sein.

Abtreibungen sind nicht "lebensnotwendig"

Zudem ist als vierte Maßnahme eine massive Präsenz der katholischen Kirche in der Weltöffentlichkeit – einschließlich der Medien und sozialen Netzwerke – durch Wort und Tat gerade in der jetzigen Zeit enorm wichtig. Dabei sollte ein besonderer Schwerpunkt auf die Mission und Moraltheologie gelegt werden. Die katholische Kirche muß in ihrer missionarischen Bestrebung den orientierungslosen und verunsicherten Bürgern unter anderem dabei helfen, die jetzige Krise zu deuten und einen möglichen tieferen Sinn zu verstehen. Bei aller Vorsicht vor falscher Prophetie und apokalyptischen Endzeitszenarien könnte es schon etwas mit der Vorsehung zu tun haben, daß der Mensch nun unter den Folgen des mit Allmachtphantasien verbundenen Globalisierungswahn-sinnes leiden muß. Es ist schon eine bittere Ironie, daß diejenigen Menschen, welche in Flugzeugen um den gesamten Erdkreis fliegen, in denselben Maschinen das Virus in die gesamte Welt hinaus-tragen. Die unsägliche Gewohnheit, alte Menschen in Seniorenheime abzuschieben, bringt nun furchtbare Masseninfektionen gerade in diesen Institutionen mit sich. Das folgende Paradox hat schon etwas Zeichenhaftes an sich: Durch Unterbindung von Kontakten soll jetzt ein Dienst an der Gemeinschaft geleistet werden, was unter anderem dazu führt, daß der Verzicht auf einen Besuch bei alten Eltern als Akt der Elternliebe gewertet wird. Die Sophisten im antiken Griechenland hätten an solcher oxymoronartiger Sprachakrobatik sicherlich ihre Freude gehabt – für wachsame Menschen Grund genug dafür, mißtrauisch zu bleiben und auch auf die dialektische Kraft Platons zu setzen!

Aus moraltheologischer Sicht sollten alle Bischöfe und alle anderen überzeugten Katholiken auf der Welt gerade im jetzigen Augenblick, in dem die Fragilität des menschlichen Lebens besonders deutlich wird, den Lebensschutz betonen und menschenverachtende Forderungen anprangern. Diese Akzentuierung scheint gerade auch deswegen gerechtfertigt, weil Politiker zurzeit den Wert jedes einzelnen Lebens immerfort hervorheben, wobei es plötzlich geboten sein soll, möglicherweise die gesamte Weltwirtschaft zugrunde zu richten, um auch nur ein einziges Menschenleben zu retten (wobei durch den Zusammenbruch der Wirtschaft, dem darauffolgenden Kollaps des Gesundheitswesen und der dann auch nicht zu vermeidenden Massenarmut die Zahl der Toten weltweit erheblich höher ausfallen könnte). Konkret sollte jetzt unter anderem gefordert werden, daß alle geplanten Abtreibungen unwiderruflich gestrichen werden, um Kapazitäten für eine mögliche Welle von Coronaviruspatienten frei zu machen. Wenn selbst lebensnotwendige Eingriffe, die noch etwas her-ausgezögert werden können, zu verlegen sind, dann muß das Verschiebungsgebot erst recht für Vernichtungsaktionen gelten, bei denen Mütter ihre hilflosen Kinder töten lassen. Es ist wirklich ein trauriges Oxymoron, elektive Abtreibungen als "lebensnotwendig" zu bezeichnen. Gerade wer jetzt auf Abtreibungen besteht, zeigt seine Lebensverachtung in zweifacher Weise, nämlich erstens durch die Absicht des Kindesmordes und zweitens durch den Ausschluß einer lebensrettenden Be-handlungsmöglichkeit von Coronaviruspatienten. In diesem Zusammenhang muß man gerade im Hinblick auf die jetzige, medial geschürte Panik darauf achten, daß Versuche, "das Kleine im Großen zu verstecken", aufgedeckt und bekämpft werden. Beispielsweise hat das Parlament in Neusee-land gerade Abtreibung legalisiert und ein ursprünglich versprochenes Referendum über dieses Thema einfach abgesagt. Die breite Öffentlichkeit nahm diesen Schritt nicht wahr, Widerstand regte sich kaum. Wiederum ist die Ironie tragisch: In einer Zeit, in der um jedes Leben gekämpft werden soll, wird in einem weiteren Land der vorgeburtliche Kindesmord legalisiert. Wir müssen auch auf-passen, daß menschenverachtende Maßnahmen nicht in milliardenschweren Hilfspaketen versteckt werden. Natürlich ist in einer Zeit, in der gerade das Leben von alten und schwachen Menschen mit radikalen Maßnahmen geschützt werden soll, auch die Euthanasie besonders lautstark zu verurteilen, denn diese hat zum Ziel, gerade diese besonders gefährdete Zielgruppe zu vernichten.

Aufruf zum motorisierten Kreuzweg und Hochtechnologie-Priestertum

Um die geforderte massive Präsenz der katholischen Kirche zu gewährleisten, ist – unter Verwendung der zurzeit weitverbreiteten Kriegsmetaphorik – eine kaskadierende "Massenmobilisierung" aller katholischen Kleriker und Laien erforderlich, die sich, abhängig von der Gesundheitslage, unter Umständen auch nur virtuell vollziehen kann. Jeder Bischof sollte, wie einige amerikanische Spitzenpolitiker, täglich Pressekonferenzen abhalten, in deren Verlauf er unter anderem den Menschen christuszentrierte Hoffnung spendet, den mit der Coronavirus verbundenen Ereignissen einen möglichen religiösen Sinn verleiht, die Maßnahmen der "spirituellen Kriegsführung" bekanntgibt und sich mit den möglicherweise auch nur zugeschalteten Journalisten austauscht. Ebenso sollte die Gesamtzahl der Bischöfe zum Zwecke der Erbauung, Planung und Koordination täglich Videokonferenzen mit allen Priestern, Diakonen und interessierten Laien in ihren Verantwortungsbereich ab-halten. Die Gemeindepfarrer wiederum haben ebenfalls zumindest virtuell täglich mit den Gemeindemitgliedern in Kontakt zu bleiben. Alle Katholiken sollten möglichst zahlreiche und unterschiedliche Möglichkeiten nutzen, um in den verschiedenen Medien und sozialen Netzwerken die obengenannten krisenbewältigenden Schwerpunkte zu artikulieren. Besondere Aktionen sind ebenso von-nöten. Beispielsweise sollte jeder Bischof in der Welt am diesjährigen Karfreitag ‒ wenn nicht anders möglich, allein oder in Begleitung einer weiteren Person ‒ einen Kreuzweg, welcher im Internet von den Gläubigen mitgebetet werden kann, durch weite Teile seiner Diözese abfährt, in dessen Verlauf er an besonders markanten Stationen anhält und betet. Es wäre gut, wenn alle Pfarrer am Karfreitag ebenfalls motorisierte Kreuzwegsandachten durch ihre jeweiligen Gemeindebezirke realisieren könnten.

Als fünfte Maßnahme sollte die Führung jedes Bistums, spätestens nachdem die erste Welle der Coronaviruskrise vorüber ist, in einem detaillierten methodischen Rückblick (englisch: "After Action Review") die Lehren aus diesem weltbewegenden Ereignis für die jeweilige Ortskirche zusammentragen und einen umfassenden strategischen Plan mit konkreten Maßnahmen entwickeln, die sicherstellen, daß im Falle einer weiteren vergleichbaren Krise die Kirche vollfunktionstüchtig bleibt, wobei insbesondere eine umfassende und intensive pastorale Begleitung gewährleistet bleiben muß. Diese Blaupause muß auch neue Investitionen in die Informationstechnologie und Weiterbildung hin zum "Hochtechnologiepriester" enthalten.


Bundesregierung braucht strategischen Plan mit Priorisierung des christlichen Glaubens

Abschließend ist zu betonen, daß die derzeitige Pandemie in keiner Weise kleinzureden ist. Ich per-sönlich habe schon Anfang Januar dieses Jahres nach den ersten Nachrichten vom Auftreten des Coronavirus in Wuhan auf die massive Gefahr für Deutschland und den Rest der Welt hingewiesen und ebenfalls schon im Januar früh massive Schutzmaßnahmen für Deutschland und andere Länder eingefordert. Ich fand es damals unverständlich, warum beispielsweise die deutsche Bundesregierung so lange die existentielle Bedrohung für ihr Land übersah und die Situation verharmloste. Dies führte unter anderem dazu, daß viel zu lange noch Flugzeuge beispielsweise aus dem Iran in Deutschland landeten und sich unzählige Menschen in Stadien und bei Karnevalsumzügen mit dem Coronavirus infizierten. Leider wurde meine Stimme nicht gehört! Unter anderem müssen die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Gesundheitsminister Jens Spahn, der lange Zeit behauptete, das Coronavirus stelle keine Gefahr für Deutschland dar, nun auf jeden Fall zur Rechenschaft ge-zogen werden.

Selbst jetzt noch wägt sich die deutsche Bundesregierung in trügerischer Sicherheit und versäumt es, durch noch umfangreicheres Testen, entschiedenere Isolierung von Infizierten, gründlichere Verfolgung von Infektionsketten und damit verbundenen strengeren Quarantänemaßnahmen das Virus tatsächlich auszurotten, anstatt es nur einzudämmen. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation dringend zu solchen Schritten rät, wird in Deutschland irrigerweise vielerorts behauptet, für solche Maßnahmen sei es schon zu spät. Aufgrund übertriebener "Siegesgewißheit" wird auch der Ausbau lebensnotwendiger Kapazitäten nicht im ausreichenden Maße forciert. Die politische Führung Deutschlands hat es bisher zudem unter anderem versäumt, einen nationalen strategischen Plan zur holistischen Krisenbewältigung zu entwickeln, auf allen Ebenen zu kommunizieren und überall im Lande energisch umzusetzen. Dazu gehört als erste Priorität in spiritueller Hinsicht auch eine intelligente Blaupause für die Betonung des christlichen Glaubens gerade in Krisenzeiten und aus materieller Sicht die Produktion der erforderlichen medizinischen Geräte und Schutzausrüstungen. Zudem ist es zur Vermeidung eines ökonomischen und sozialen Kollapses dringend erforderlich, möglichst bald einen intelligenten und nachhaltigen Generalplan für einen verantwortlichen Neustart des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland zu erarbeiten. So bald wie möglich müssen auch strategisch wichtige deutsche Staatsunternehmen in vitalen Bereichen gegründet und gefördert werden, wobei komplette Wertschöpfungsketten für medizinische und andere strategisch bedeutsame Produkte nach Deutschland zurückzuverlagern sind. Grundsätzlich müssen lebenswichtige politische Entscheidungskompetenzen zunehmend auf Bundesebene zentralisiert werden. Als Folge der Versäumniskette könnte die deutsche Bundesregierung, nachdem sie schon am Anfang der Coronaviruskrise im vollen Umfang versagt hat, auch ihre zweite Chance verpaßt haben, was möglicherweise dazu führt, daß Deutschland einer möglichen Tsunamiwelle von Coronaviruspatienten nicht gewachsen sein könnte. Denn gerade bei dieser Pandemie kommt es nicht selten plötzlich zu einer Explosion von Infektionen in Örtlichkeiten, in denen die Fallzahlen lange Zeit relativ niedrig ausfielen. Ohne die Umsetzung der obengenannten Maßnahmen bleibt Deutschland zudem stark verwundbar für sukzessive Virusangriffswellen. In diesem Fall wäre die politische Führung auch für weitere vermeidbare Todesfälle verantwortlich.

Zusammenfassend läßt sich konstatieren, daß die gegenwärtige Coronaviruskrise weltweit eine sel-tene Gelegenheit darstellt, in einer breiten Öffentlichkeit auf die Bedeutung des lebensrettenden Glaubens an Jesus Christus aufmerksam zu machen und dabei zu helfen, zahlreiche Seelen zu retten. Wir Christen sind gleichzeitig dazu aufgerufen, wachsam zu bleiben, die Religionsfreiheit zu schützen und gegen totalitäre Bestrebungen auf globaler, regionaler und nationaler Ebene vorzugehen. Es muß jetzt auch einen Kampf um das gesellschaftsbeherrschende Kontrollnarrativ geben. Wir sollten nicht mit Rekurs auf – falsch verstandene - Klugheit und Vorsicht das eigene religiöse Gewissen beruhigen. Vielmehr ist jetzt für uns "Kinder des Lichtes" mutiges Eintreten für den katholischen Glauben erforderlich. Das Motto aller Katholiken sollte lauten: Fahret hinaus ins tiefe Wasser (Duc in altu; Lukas 5,4)!

Der Autor, Prof. Dr. Kai-Alexander Schlevogt (Doctor of Philosophy, Oxford Univer-sity), diente u.a. als Professor an der St. Petersburg State University, National University of Singapo-re und Peking University. Er war auch als Unternehmensberater für McKinsey & Co. in Großchina tätig und fungierte als Berater des malaysischen Premierministers hinsichtlich des Aufbaus einer "elektronischen Regierung" (electronic government). Prof. Schlevogt ist Autor von sechs Büchern, da-runter "The Art of Chinese Management" (Oxford University Press), "The Innovation Honeymoon" (Pearson Prentice Hall) und "Brave New Saw Wave World" (Pearson/FT Press). Webseite: www.schlevogt.com.

Foto (c) Pixabay



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