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„Das Bekenntnis zur Wahrheit betrachtete Kardinal Meisner als heilige Pflicht“

6. Juli 2020 in Interview, 7 Lesermeinungen
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Kölner Weihbischof Schwaderlapp: „Das Bild, das in den Medien von ihm gezeichnet wurde, war oft genug Karikatur – und zwar hässliche Karikatur. Wer ihn persönlich erlebte, kam oft zu einem anderen Schluss.“ – kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Köln (kath.net/pl) „Kardinal Meisner war ein Vollblutmensch mit Temperament und Herz. Gerne hat er herzhaft gelacht. Aber es konnte ihm auch schon einmal die Zornesröte ins Gesicht steigen. ‚Ich habe noch nie die Geduld verloren, weil ich sie noch nie hatte‘“ habe er gern gesagt. Daran erinnert der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp im kath.net-Interview über den Kölner Kardinal Joachim Meisner (1933-2017). Zum dritten Todestag ist nun im Herder-Verlag Meisners postum veröffentlichte und aktuell auf Amazon vielgefragte Autobiographie erschienen, die einen sehr persönlichen Einblick in das bewegte Leben eines der markantesten Bischöfe der jüngeren Kirchengeschichte in Deutschland ermöglicht.

 

kath.net: Herr Weihbischof Schwaderlapp, als Kardinal Meisner 1989 nach Erzbischof von Köln wurde, studierten Sie gerade Theologie und waren im Priesterseminar. Von nun an war er IHR Bischof. Welche Rolle spielte Kardinal Meisner auf Ihrem eigenen Weg?

 

Weihbischof Schwaderlapp: Kardinal Meisner war für mich bisher die prägendste Bischofsgestalt in meinem Leben überhaupt. Er war nicht nur der Bischof, der mich 1993 zum Priester und 2012 zum Bischof geweiht hat, ich konnte auch 7 Jahre an seiner Seite als „Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär“ wirken und weitere 8 Jahre als Generalvikar.

 

In diesen Jahren ist eine persönliche Beziehung und väterliche Freundschaft gewachsen.

 

kath.net: Wie haben Sie ihn als Menschen in Erinnerung?

 

Schwaderlapp: Kardinal Meisner war ein Vollblutmensch mit Temperament und Herz. Gerne hat er herzhaft gelacht. Aber es konnte ihm auch schon einmal die Zornesröte ins Gesicht steigen.


 

„Ich habe noch nie die Geduld verloren, weil ich sie noch nie hatte“, das war einer seiner Dikta, die er gerne wiederholte.

 

Ich persönlich habe ihn vor allen Dingen als sehr herzlichen Menschen erlebt, der an mir und meinen Freuden und Sorgen innerlich Anteil nahm.

 

kath.net: … und wie als Priester und Seelsorger?

 

Schwaderlapp: Joachim Meisner war ein durch und durch priesterlicher Mensch. Priester sein war nicht etwas Aufgesetztes, oder gar eine Funktion. Gerne brachte er immer wieder in Predigten den alten und immer noch wahren Merksatz: „Willst Du ein Leben traurig und kalt, so werde ein Priester und werde es herb. Willst Du ein Leben voller Licht und Glanz, so werde ein Priester und werde es ganz!“

 

Kardinal Meisner war ganz Priester! Die tägliche Heilige Messe war für ihn unverzichtbar, wie das Stundengebet, die Rosenkränze oder die Zeit der Betrachtung.

 

Das war für ihn die Quelle für seine Zuwendung zu den Mitmenschen. Ein Beispiel: Ein Mitbruder, der ihm viele Sorgen bereitet hatte, lag im Sterben. Das Verhältnis dieses Priesters zum Kardinal war äußerst schlecht. Mehrfach besuchte ihn der Erzbischof, telefonierte mit ihm, schrieb ihm. Hier zeigte sich mir: Er war Seelsorger über alle persönlichen Differenzen und Schwierigkeiten hinweg.

 

kath.net: Wäre „authentisch“ ein Wort, das Sie mit dem Kardinal verbinden?

 

Schwaderlapp: „Authentisch“ ist ein durchaus passendes Wort für den verstorbenen Kardinal. Bei ihm wusste man, wo man dran war. Er machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Und seine Worte waren kein nebulöses Gerede. So war er im guten Sinne berechenbar.

 

Bekannt wurde er immer wieder durch Kontroversen, in denen er klar Stellung bezog.

 

Dabei hatte er keine Freude am Streit und Auseinandersetzung. Er litt darunter meines Erachtens mehr, als er es sich selbst zugestehen wollte. Er freute sich jedenfalls immer über Einigkeit und Verbundenheit.

 

Aber das Bekenntnis zur Wahrheit betrachtete er ebenso als heilige Pflicht. Dieser zu entgehen, hätte er als Verrat angesehen.

 

kath.net:.… und „christusgläubig“?

 

Schwaderlapp: Auch das ist ein passendes Attribut. Seine Beziehung, seine Freundschaft zu Christus war die Grundlage seines Lebens. Dabei wusste er auch um seine Ecken und Kanten, seine Schwächen und seine Hinfälligkeit.

 

Aber das Vertrauen in die Barmherzigkeit des Herrn war immer größer. In seinem Arbeitszimmer hing ein Bild des barmherzigen Vaters, der den heimgekehrten Sohn in seine Arme schließt. Er fühlte sich in diesen Armen immer geborgen – auch in allen möglichen Stürmen und Kämpfen.

 

kath.net: Mir hatten mehrfach Menschen aus dem Raum Köln erzählt, dass sie den Kardinal wegen seiner Positionen durchaus abgelehnt hätten – dann aber bei Begegnungen in kleinerem Kreis trotzdem beeindruckt von ihm gewesen waren. Auch aus den Worten der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer nach dem Tod Meisner klingt das durch.

 

Schwaderlapp: Als Sekretär erlebte ich genau das immer wieder. Ob bei Visitationen oder anderen Begegnungen mit Gläubigen. Immer war die gleiche Reaktion: „Der ist ja ganz anders!“ Kardinal Meisner ging auf die Leute zu, war um kein Wort verlegen, schaffte es mit fremden Menschen unmittelbar Kontakt aufzunehmen. Dabei strahlte er auch Herzlichkeit und Lebensfreude aus.

 

Das Bild, das in den Medien von ihm gezeichnet wurde, war oft genug eine Karikatur – und zwar eine hässliche Karikatur. Wer ihn persönlich erlebte, kam oft zu einem anderen Schluss.

 

kath.net: Vermissen Sie ihn?

 

Schwaderlapp: Ja, ich vermisse ihn. Er ist für mich ein geistlicher Vater gewesen, und nach seiner Emeritierung ein liebenswürdiger Nachbar. Gelegentlich besuchte ich ihn und erzählte ihm das ein oder andere, auch von meinen Sorgen und dem, was mich belastete. Einige Tage nach einem solchen Gespräch erblickte ich in meinem Briefkasten eine ganze Menge Bonbons. Ich rätselte, woher sie wohl stammen. Es stellte sich heraus: Kardinal Meisner hatte sie mir in den Briefkasten geworfen. Er wollte mir einfach etwas Gutes tun.

 

Ja, den väterlichen Freund vermisse ich. Aber ich hoffe auch, dass er uns vom Himmel aus weiterhin ein guter Helfer ist.

 

Großer kath.net-Buchtipp!

Wer sich anpasst, kann gleich einpacken. Lebenserinnerungen

Von Joachim Meisner

Sonstiger Urheber: Gudrun Schmidt

Hardcover, 256 Seiten; 20 Abb.

2020 Herder, Freiburg

ISBN 978-3-451-39316-7

Preis Österreich: 24.70 EUR

 

Sehenswert! EWTN - Alice Schwarzer (!) über Kardinal Meisner nach seiner Beisetzung.

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Lesermeinungen

 Diadochus 7. Juli 2020 
 

„Der ist ja ganz anders!“

Den ganz anderen Kardinal Meisner, als in den Medien dargestellt, hat Weihbischof Schwaderlapp sehr schön skizziert. Herr Weihbischof Schwaderlapp, von mir bekommen Sie auch ein Bonbon. Aufrichtige Priester haben viel Feinde. Ich mag aufrichtige authentische Priester.


2
 
 Winrod 7. Juli 2020 
 

Kardinal Meisner fehlt sehr!

Solche standhaften und im guten Sinne streitbaren Vertreter der katholischen Kirche muss man heute mit der Lupe suchen.
Gott schenke ihm den ewigen Frieden!


3
 
 Chris2 7. Juli 2020 
 

Eine Lanze für Alice Schwarzer

Die radikale Feministin konnte einen auf die Palme bringen. Aber sie wagt es auch, ihren eigenen Mitstreiterinnen und sogar dem gesamten Linken Mainstream die Leviten zu lesen, wenn sie überzeugt ist, dass man auf einem Irrweg ist. So hat sie z.B. eine erschreckende Dokumentation über die Silvesternacht, den größten sexuellen Massenübergriff auf deutschem Boden seit mindestens 1945 (vermutlich seit Menschengedenken oder gar aller Zeiten) mitherausgegeben. Doch das zum Massentaharrush donnernd schweigende Empörium schlug ebenso leise wie brutal zurück: Von "80 prominenten Steuersündern" kam allein sie öffentlich an den Pranger. Obwohl die Steuerschuld, soweit ich mich erinnere, längst beglichen war...


3
 
 Stephaninus 6. Juli 2020 
 

Danke Bischof Schwaderlapp

Kardinal Meisner ist für mich ein Fixstern - ich freue mich auf das Buch!


4
 
 nicodemus 6. Juli 2020 
 

Ja,

nur so kann es mit der Kirche in D gehen für die,
die es mit ihr e r n s t meinen - vollkommen richtig!
Ich darf nur hinzufügen - und sie l i e b e n !
Nicht alle im d. Episkopar lieben sie!


5
 
 lakota 6. Juli 2020 
 

Danke für diese guten Worte von Weihbischof Schwaderlapp!

Das Buch - prima Titel - werde ich mir auf jeden Fall kaufen.
Kardinal Meisner und Erzbischof Dyba haben mir immer besonders imponiert. Sie waren Vorbilder was unseren Glauben angeht, wahrhaft und standhaft!


8
 
 girsberg74 6. Juli 2020 
 

Der Titel sagt schon alles.

Nur so kann es mit der Kirche in Deutschland gehen für die, die es mit ihr ernst meinen.


7
 

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