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Den Sprung wagen

17. September 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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P. Raniero Cantalamessa: Auch heute fragt Jesus jeden von uns: "Für wen hältst du mich?" Kommentar zum Evangelium des XXIV. Sonntags im Jahreskreis.


Rom (www.kath.net /zenit) Das Königtum Jesu, das nicht von dieser Welt ist, gelangt durch Leiden und Kreuz zum Durchbruch, erklärt Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Hauses, anhand der Lesungen des kommenden Sonntags (Jes 50,5-9a; Jak 2,14-18; Mk 8,27-35).

Die Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, die Jesus in Cäsarea Philippi seinen Jüngern stellte, ergeht nach Worten des Predigers des Heiligen Vaters heute an jeden von uns.

Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Die drei Synoptischen Evangelien berichten davon, dass Jesus seine Jünger in Cäsarea Philippi danach fragt, für wen die Menschen ihn halten. Die Angabe, die allen dreien gemein ist, ist die Antwort des Petrus: „Du bist der Messias!“ Und Matthäus fügt hinzu: „der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16), was allerdings eine Manifestation des nachösterlichen Glaubens der Kirche sein könnte.

Schon bald wurde der Titel „Messias“ („Christus“) zum zweiten Namen für Jesus. Im Neuen Testament trifft man ihn über 500 Mal an, und fast immer in der zusammengesetzten Form „Jesus Christus“ oder „unser Herr Jesus Christus“. Ganz am Anfang jedoch war das nicht so. Zwischen Jesus und Christus las man ein Verb: „Jesus ist der Christus, der Messias. Wenn man „Christus“ sagte, dann nannte man Jesus nicht beim Namen, sondern machte eine Aussage über ihn.

„Christus“ ist bekanntlich die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes „Mashiah“ („Messias“), und beide bedeuten „der Gesalbte“. Der Begriff geht auf die Tatsache zurück, dass im Alten Testament die Könige, Propheten und Priester im Augenblick ihrer Wahl mit einem parfümierten Öl gesalbt wurden.

In der Bibel wird dann aber immer deutlicher von einem besonderen Gesalbten oder Gesegneten gesprochen, der am Ende der Zeiten kommen werde, um die Heilsverheißungen Gottes an sein Volk zu verwirklichen. Es handelt sich um den so genannten biblischen Messianismus, der verschiedene Schattierungen aufweist – je nachdem, ob der Messias als zukünftiger König (königlicher Messianismus) oder als Daniels Menschensohn (apokalyptischer Messianismus) betrachtet wird.

Die gesamte urkirchliche Tradition verkündet übereinstimmend, dass Jesus von Nazareth der ersehnte Messias ist. Er selbst hat sich, wie Markus berichtet, vor dem Sanhedrin als der Messias ausgerufen. Auf die Frage des Hohenpriesters: „Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?“, erwidert er: „Ich bin es“ (Mk 14,61 f.).

Umso irritierender ist deshalb die Fortsetzung des Gesprächs von Jesus mit seinen Jüngern in Cäsarea Philippi: „Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.“ Das Motiv liegt jedoch auf der Hand: Jesus ist einverstanden, mit dem erwarteten Messias identifiziert zu werden, allerdings will er nicht mit der Vorstellung in Zusammenhang gebracht werden, die sich das Judentum damals vom Messias gemacht hatte.

Die vorherrschende Meinung über den Messias war die einer politischen und militärischen Führerpersönlichkeit, die Israel von der Herrschaft der Heiden befreien und mit großer Macht das Reich Gottes auf Erden errichten werde.

Jesus muss diese Vorstellung, die sogar von seinen Aposteln geteilt wird, sehr korrigieren, ehe er erlauben kann, dass von ihm als dem Messias gesprochen wird. Darauf bezieht sich die Rede, die unmittelbar folgt: „Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden…“ Das harte Wort an Petrus, der ihn von derartigen Gedanken abbringen will: „Weg mit dir, Satan!“, ist identisch mit den Worten, die er in der Wüste an den Versucher richtet.

In beiden Fällen handelt es sich nämlich um denselben Versuch, ihn von dem Weg abzubringen, den ihm der Vater gezeigt hat – den des leidenden Gottesknechts –, um ihn auf einen anderen Weg zu führen, einen Weg, der dem entspricht, „was die Menschen wollen“, aber nicht dem, „was Gott will“.

Die Erlösung soll durch die Selbsthingabe erwirkt werden, durch das „sein Leben Hingeben als Lösegeld für viele“, nicht durch die Vernichtung des Feindes. Auf diese Weise wird aus einem zeitlich begrenzten Heil ewiges Heil, aus einem partikulären Heil, das nur einem Volk gilt, universales Heil.

Leider müssen wir feststellen, dass sich der Fehler von Petrus im Lauf der Geschichte wiederholt hat. Auch bestimmte Menschen in der Kirche, ja sogar Nachfolger des Petrus haben sich in bestimmten Epochen verhalten, als wäre das Reich Gottes von dieser Welt und als müsse es daher, wenn nötig sogar mit Waffengewalt, mit dem Sieg über die Feinde behauptet werden, anstatt es durch Leiden und Martyrium zu verwirklichen.

Alle Worte des Evangeliums sind von großer Aktualität, aber das Gespräch in Cäsarea Philippi ist es auf ganz besondere Weise. Die Situation hat sich nämlich nicht geändert. Auch heute gibt es in Bezug auf Jesus die unterschiedlichsten Ansichten. Die Leute sagen, er sei ein Prophet, ein großer Lehrer, eine großartige Persönlichkeit. Es ist Mode geworden, Jesus in Romanen und Filmen mit den seltsamsten Gewohnheiten und Botschaften zu zeigen. Der „Da Vinci Code“ ist nur der letzte Ausläufer einer ganzen Reihe.

Im Evangelium scheint sich Jesus über die Meinungen der Menschen nicht zu wundern; er weist sie nicht zurück und bestreitet sie auch nicht. Nur stellt er den Aposteln eine Frage, und so macht er es auch heute: „Für wen haltet ihr mich? Ja mehr noch, für wen hältst du mich?“

Es gilt, einen Sprung zu tun – einen Sprung, der weder aus dem Fleisch noch aus dem Blut herrührt, sondern der einzig und allein eine Gabe Gottes ist, die man annehmen muss – durch Fügsamkeit gegenüber diesem inneren Licht, aus dem der Glaube hervorgeht.

An jedem Tag gibt es Frauen und Männer, die diesen Sprung tun. Manchmal sind es berühmte Personen – Schauspieler, Künstler, kultivierte Menschen –, die dann Gegenstand der Berichterstattung werden. Aber unendlich viel größer ist die Zahl der Gläubigen, die niemand kennt.

Manchmal sehen Ungläubige solche Bekehrungen als Zeichen von Schwäche, sentimentalen Krisen oder reiner Popularität, und vielleicht ist es in dem einen oder anderen Fall tatsächlich so. Aber es zeugt von einem klaren Mangel an Respekt vor der Gewissensfreiheit der anderen, wenn man jede Bekehrungsgeschichte in Misskredit bringen würde.

Eine Sache ist sicher: Diejenigen, die diesen Sprung gewagt haben, wollen um nichts in der Welt zurück. Ja, sie wundern sich sogar darüber, wie sie so lange ohne das Licht und die Kraft leben konnten, die aus dem Glauben an Christus kommen. Wie der heilige Hilarius von Poitiers, der sich als Erwachsener bekehrte, so können auch sie ausrufen: „Bevor ich dich kannte, existierte ich nicht.“

ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals



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