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‚Wir sollten uns wenigstens eine Wüstenzeit wählen’

25. Februar 2007 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Pater Raniero Cantalamessa: Alle sind eingeladen, "zu beten und die Stimme des Vaters zu hören." Kommentar zum Evangelium des ersten Fastensonntags.


Rom (www.kath.net/Zenit)
Der Gang Jesu in die Wüste ist nach Worten von Pater Raniero Cantalamessa OFM Cap., des Predigers des Päpstlichen Hauses, für jeden von uns eine Aufforderung zum vertraulichen Gespräch mit Gott. Der Kapuzinerpater weist ausgehend von den Lesungen des ersten Fastensonntags zudem darauf hin, wie man im Kampf gegen das Böse bestehen kann: indem man nicht von der Seite Jesu weicht.

Er wurde vom Teufel versucht

Das Evangelium des Lukas, das wir in diesem Jahr lesen, wurde – wie der Autor selbst in der Einleitung sagt – deshalb geschrieben, damit sich der gläubige Leser „von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen“ kann, in der er unterwiesen wurde (vgl. Lk 1,14).

Diese Motivation ist von außerordentlicher Aktualität. Angesichts der Kämpfe, die von allen Seiten gegen die Geschichtlichkeit des Evangeliums geführt werden, wie auch angesichts der keine Grenzen kennenden Manipulation der Gestalt Jesu ist es umso wichtiger, dass sich der Christ und jeder ehrliche Leser des Evangeliums heute über die Zuverlässigkeit der darin berichteten Lehren und Nachrichten klar wird.

Ich habe daran gedacht, die Kommentare zu den Evangelien vom ersten Sonntag der Fastenzeit bis zum Weißen Sonntag in diesem Sinn fruchtbar werden zu lassen. Wir werden jedes Mal vom Sonntagsevangelium ausgehen und dann den Blick auf einen Ausschnitt oder einen Aspekt der Person und der Lehre Christi richten, die mit diesem Ziel verbunden sind: um zu entdecken, wer Jesus wirklich war – ein einfacher Prophet und ein großartiger Mensch, oder eben doch mehr, ein anderer.

Wir möchten mit anderen Worten auch ein bisschen religiöse Kultur betreiben. Phänomene wie Dan Browns Buch „Sakrileg“ mit den Nachahmungen und Diskussionen, die es hervorgebracht hat, ließen die allarmierende religiöse Unwissenheit zum Vorschein kommen, die unter den Leuten herrscht und die zu einem idealen Nährboden wird für jede nur denkbare kommerzielle Unternehmung.

Das Evangelium vom ersten Sonntag der Fastenzeit ist jenes von der Versuchung Jesu in der Wüste. Entsprechend dem angekündigten Plan, möchte ich von diesem Evangelium ausgehen, um das Hauptaugenmerk dann auf das allgemeinere Problem der Haltung Jesu gegenüber den teuflischen Mächten und den vom Teufel Besessenen zu richten.

Es ist eine unleugbare Tatsache – eine jener Tatsachen, die im historischen Sinn am gesichertsten sind –, dass Jesus zahlreiche Menschen von der zerstörerischen Macht des Satans befreit hat. Wir haben hier nicht die Zeit, an alle Episoden zu erinnern. Wir beschränken uns darauf, zwei Dinge hervorzuheben: erstens die Erklärung, die Jesus für seine Autorität über das Dämonische gab, und zweitens, was uns diese Autorität über ihn und seine Person sagt.

Angesichts der Aufsehen erregenden Befreiung, die Jesus bei einem Besessenen erwirkt hat, sagen seine Feinde, da sie diese Tatsache nicht leugnen konnten: „Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus“ (Lk 11,15). Jesus beweist ihnen, dass diese Erklärung absurd ist (wenn also der Satan mit sich selbst im Streit läge, so wäre seine Herrschaft schon seit langem zu Ende; sie gedeiht aber weiter). Die Erklärung ist eine andere: Er treibt die Dämonen mit dem „Finger“ Gottes aus, das heißt mit dem Heiligen Geist – und das beweist, dass das Reich Gottes auf Erden angebrochen ist.

Satan war der „starke Mann“, der die Menschheit in seiner Gewalt hatte; jetzt aber ist einer gekommen, der „stärker ist als er“, der ihn in seiner Macht entkleidet. Das sagt uns etwas Großartiges über die Person Jesu Christi: Mit seinem Kommen hat für die Menschheit eine neue Ära begonnen, ein Wandel im Lauf der Dinge. So etwas kann nicht das Werk eines gewöhnlichen Menschen sein, und ebenso wenig das Werk eines großen Propheten.

Es ist wichtig, auf den Namen oder die Autorität zu achten, die es Jesus ermöglicht, die Dämonen auszutreiben. Die übliche Formel, mit der sich der Exorzist an den Dämon wendet, lautet: „Ich beschwöre dich…“, oder: „Im Namen… befehle ich dir, diese Person zu verlassen.“ Der Exorzist beruft sich also auf eine höhere Autorität, die im Allgemeinen die Autorität Gottes ist und für die Christen die Autorität Jesu. Nicht so Jesus: Er wendet sich an den Dämon mit einem trockenen: „Ich befehle dir.“ Ich befehle dir! Jesus hat es nicht nötig, sich auf eine höhere Autorität zu berufen – er ist die höhere Autorität!

Die Niederlage der Macht des Bösen und des Teufels war integraler Bestandteil des von den Propheten angekündigten endgültigen (eschatologischen) Heils. Jesus fordert seine Gegner auf, die Konsequenzen aus dem zu ziehen, was sie mit ihren eigenen Augen sehen: Man muss also nicht warten oder nach vorne schauen; das Reich und das Heil ist mitten unter ihnen.

So erklärt sich der viel diskutierte Ausspruch über den Fluch gegen den Heiligen Geist. Dem Geist des Bösen, Beelzebul, oder der Magie das zuzuschreiben, was so offensichtlich Werk des Geistes Gottes war, bedeutete, hartnäckig die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, sich gegen Gott selbst zu stellen und sich so der Möglichkeit seiner Vergebung zu berauben.

Der geschichtliche und formative Zuschnitt, den ich diesen Fastenzeitkommentaren zu geben beabsichtige, darf uns nicht daran hindern, dem Evangelium des Tages jedes Mal auch eine praktische Anregung zu entnehmen. Das Böse wirkt auch heute um uns herum. Wir sind mit Formen von Bosheit konfrontiert, die oft über unsere Verstandeskraft hinausgehen; angesichts gewisser Ereignisse sind wir bestürzt und es fehlen uns die Worte.

Die tröstliche Botschaft, die den bisher unternommenen Überlegungen entspringt, ist: Mitten unter uns ist einer, der „stärker“ ist als das Böse. Der Glaube bringt uns nicht in Sicherheit, lässt uns dem Bösen und dem Leiden nicht entkommen, aber er versichert uns, dass wir mit Christus sogar das Böse zum Guten wenden können, dass es wir es für unser Heil und für das Heil der Welt dienstbar machen können.

Einige Menschen erfahren im eigenen Leben oder im eigenen Haus eine Präsenz des Bösen, die direkt vom Teufel zu kommen scheint. Manchmal ist es wirklich so (wir wissen um die Verbreitung der satanischen Sekten und Riten in unserer Gesellschaft, besonders unter den Jugendlichen); es ist aber schwierig, in den einzelnen Fällen zu erkennen, ob es sich wirklich um Satan handelt oder um Störungen krankhaften Ursprungs. Glücklicherweise ist es nicht notwendig, sich über die Ursachen Gewissheit zu verschaffen. Was zu tun ist, ist Folgendes: nicht von der Seite Christi zu weichen – durch den Glauben, die Anrufung seines Namens, den Empfang der Sakrament.

Das Sonntagsevangelium rät uns, uns inmitten dieses Kampfes eines Hilfsmittels zu bedienen, das zu hegen vor allem in der Fastenzeit wichtig ist: Jesus ging nicht in die Wüste, um versucht zu werden; seine Absicht war, sich in die Wüste zurückzuziehen, um zu beten und die Stimme des Vaters zu hören.

In der Geschichte hat es Heerscharen von Männern und Frauen gegeben, die den Entschluss gefasst haben, diesen Jesus nachzuahmen, der sich in die Wüste zurückzieht. Die Aufforderung aber, Jesus in die Wüste nachzufolgen, richtet sich nicht nur an Mönche und Eremiten. Sie richtet sich auch – auf andere Weise – an jeden von uns. Die Mönche und Eremiten haben einen „Wüstenraum“ gewählt; wir sollten uns wenigstens eine „Wüstenzeit“ wählen.

Zeit in der Wüste zu verbringen heißt: um uns herum ein kleinwenig Leere und Schweigen zu schaffen; den Weg unseres Herzens neu zu entdecken, uns dem Lärm und den äußeren Anregungen zu entziehen, um mit den tiefsten Quellen unseres Seins und unseres Glaubens in Kontakt zu treten.

[ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals]



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