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Gegen die Diktatur des Relativismus

4. Juni 2012 in Österreich, 10 Lesermeinungen
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160 Teilnehmer bei Tagung über "Diktatur des Relativismus" in Heiligenkreuz mit Kardinal Brandmüller - "Wer den Anspruch erhebt, Wahrheit erkannt zu haben, der lebt gefährlich." UPDATE: Alle VIDEOS von der Tagung


Heiligenkreuz (kath.net/rn)
Etwa 160 Teilnehmer nahmen am vergangenen Wochenende an einer Tagung im Stift Heiligenkreuz über Diktatur des Relativismus teil. Eingeladen dazu hatte die theologische Hochschule des bekannten Klosters. Höhepunkt der Veranstaltung war am Sonntag ein Referat von Walter Kardinal Brandmüller über den "Beitrag der Kirche zur Zukunft Europas". Brandmüller erinnerte zu Beginn daran, dass sich die Kirche stets als "Hüterin der natürlichen Geistesgüter des wahren Guten und Schönen verstanden hat". Dann verwies der bayerische Kurienkardinal auf verschiedenste Problemfelder in der heutigen Zeit wie Organhandel, Abtreibung und Euthanasie.

"Kann auf einer solchen Grundlage überhaupt ein Europa aufgebaut werden, in dem es sich lohnt zu leben? Ein Europa, das wir den kommenden Generationen wünschen möchten? Darin hat die Stunde der Katholiken, der Kirche geschlagen", erklärte der Kardinal und verwies darauf, dass sich die Verkündigung der Päpste immer an alle Menschen guten Willens richtete und die Kirche am Naturrecht festhalte, ein "Prinzipien- und Normengefüge", das vor jeder Gesetzgebung existiere, weil es in der Seinsordnung selbst wurzle. Die Frage "Was ist Wahrheit?" sei auch heute noch aktuell. "Pilatus hat viele alte und modernste Nachfolger!", so Brandmüller. Der Wahrheitsanspruch richte sich gegen den verbreiteten Relativismus, der keine absolut umfassende Wahrheit akzeptiere.

"Wer den Anspruch erhebt, Wahrheit erkannt zu haben, der lebt gefährlich. Er verfällt dem Verdammungsurteil und der harten Intoleranz einer relativistischen Gesellschaft." Die Denkströmungen des Utilitarismus und Pragmatismus seien aufgrund ihrer inneren Widersprüche als unhaltbar zu bezeichnen. Für den Kardinal müsse die Kirche den entscheidenden Beitrag leisten, den Zugang zur Transzendenz offen zu halten. "Noch vor aller Verkündigung des Evangeliums versteht sich die Kirche als Verkünderin des Humanen. Damit bewegt sie sich im vorreligiösen Raum."


Für die Kirche bleibe die "Macht des Arguments". Dieses Argument sei eine Frage, dazu eine recht utopische Frage. "Wie könnte dieses Europa aussehen? Welche Art von Gesellschaft könnte entstehen, wenn das Europa von morgen das katholische Verständnis von Mensch zu Mensch zugrunde legen würde?". Brandmüller erinnerte in dem Zusammenhang an den Dekalog und an die Bergpredigt. "Keine Frage, dass eine solche Gesellschaft im Zweifel humaner wäre", stellte er fest.

Die Tagung wurde bereits am Samstag Vormittag von Abt Maximilian Heim eröffnet. "Ich bin dankbar, dass wir in Heiligenkreuz eine ordentliche Liturgie haben und auch der Weisung von Papst Benedikt folgen, dass es keinen Bruch geben soll zwischen der früheren außerordentlichen und ordentlichen Liturgie“. Heim rief dazu auf, sich nicht vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung hin- und hertreiben zu lassen. „Nicht das Maß des Glaubens verweltlichen. Dadurch entstände eine Diktatur des Relativismus. Wir haben ein anderes Maß. Jesus Christus, ER ist das Maß des wahren Humanismus. Diesen Erwachsenenglauben müssen wir reifen lassen“, so Heim.

Dann sprach der bekannte Philosoph Josef Seifert über „Irrtümer und Widersprüche im Allgemeinen, kulturell-historischen und individuellen Relativismus“.

Seifert erinnerte in seinem Referat daran, dass Wahrheit im Verhältnis zur Wirklichkeit stehen müsse. Die Erkenntnis der Wahrheit sei der Lebensnerv der geistigen Person. Der Philosoph stellte dann fest, dass niemand eine so radikale Diktatur ausübe wie der Relativismus: "Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts übten Verbrechen im Namen eines radikalen Relativismus aus". Heute bestehe auch eine törichte Brandmarkung von Menschen, die eine absolute Wahrheit verbreiteten. Es gäbe eine förmliche Verfolgung in religiösen und auch theologischen Kreisen. Seifert erinnerte in dem Zusammenhang an die USA und die Diskussion um die Gesundheitsreform von Barack Obama.

Der Relativismus widerspreche sich selbst, übte Seifert dann erneut Kritik am Relativismus. Dieser sei ein Angriff auf das Wesen der Wahrheit. "Was wahr ist, ist an sich wahr. Was wahr ist, kann weder für einen anderen Menschen noch für eine andere Zeit noch für Gott falsch sein.“

Im nächste Referat sprach der französische Philosoph Rémi Brague über das Thema "Ist das Dasein des Menschen ein Gutes?". Brague stellte in seinem Referat fest, dass der "ausschließliche Humanismus" schlicht und einfach unmöglich sei. Wenn man ihn in seiner inneren Logik überlasse, müsse er sich selbst zerstören. "Er ist unfähig, eine Grundfrage zu beantworten, die Frage nach der Güte und nach dem Dasein", so der Philosoph.

Anschließend sprach der Wiener Theologie Günther Pöltner über die Stellung der Vernunft im weltanschaulich neutralen Staat und erinnerte daran, dass ethisch-moralische Fragen keine Abstimmungsmaterie im Staat sein dürfen. "Man muss realistisch bleiben. Der Trend läuft in Richtung normativen Pluralismus. Es wäre illusionär, die Macht diesen Trends zu unterschätzen. Dennoch: Debatten um das menschliche Selbstverständnis stehen unter dem Wahrheitsanspruch. Dieser Anspruch geht nicht von uns aus, er richtet sich an uns aus und ergeht an uns. Dieser Anspruch ist unverfügbar und unhintergehbar und nicht bloß temporär. Er geht in allem, was wir tun und unterlassen, an uns. Die Frage lautet: Woher geht dieser Anspruch? Woher dieses, dass wir Menschen Gutes tun können?", stellte Pöltner fest.

Am Samstag sprach auch Prof. Jörg Splett und begeisterte die Zuhörer mit dem Thema "Wahrheit des Menschen". Splett kritisierte in seinem Referat im Zusammenhang mit dem Themenbereich "Wissen und Glaube" auch so manche Theologen. Es gehe nicht nur um Überzeugung: "Manche Theologen sehen sich statt Bücher zu lesen Bilder mit Sonnenblumen an. Das kann nicht die neue Dogmatik sein".

Hinweis: Sämtliche Videos der Veranstaltung in den nächsten Tagen auf kathTube

KathTube: Vortrag von Kardinal Brandmüller in Heiligenkreuz



Predigt Kardinal Brandmüller - Stift Heiligenkreuz zum Dreifaltigkeitssonntag - 3. Juni 2012



Vortrag Prof. Seifert



Vortrag Prof. Remi Brague



Vortrag von Prof. Splett



Vortrag Prof. Pöltner Heiligenkreuz




Foto: (c) Stift Heiligenkreuz


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