Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der alte und künftige römische Ritus
  2. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  3. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  4. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  7. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  8. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  9. Christbaum für Petersplatz: Proteste gegen Fällung uralter Tanne - "Anachronistisches Massaker"
  10. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  11. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  12. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  13. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  14. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  15. Alle Macht den synodalen Räten?

Grundlage für den Jesuitenhass

20. Jänner 2014 in Chronik, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Vor 400 Jahren erschienen in Krakau die «Monita Secreta». Von Alexander Brüggemann (KNA)


Frankfurt (kath.net/KNA) Der Jesuitenorden ist die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Und seit seiner Gründung im 16. Jahrhundert haften ihm zahlreiche Vorurteile an, die sich als sehr haltbar erwiesen haben. Ein Grund dafür sind die «Monita secreta», die sogenannten «geheimen Instruktionen» der Jesuiten.

Diese Schrift, in der Form einer ordensinternen Anweisung des Generals an die Provinzialoberen formuliert, erschien erstmals 1614, vor 400 Jahren, in gedruckter Form. Und obwohl sie wissenschaftlich längst als eine Fälschung identifiziert sind, befeuern sie bis heute über Internet-Blogs Negativurteile über die «Gesellschaft Jesu».

Als eine «Gebrauchsanleitung Satans» wird das Dokument polemisch bezeichnet, das 1614 in Krakau in Druck ging. Es handelt davon, wie die Leitung des Ordens vermeintlich dazu auffordert und instruiert, reiche Witwen zur Erblassung an die Jesuiten zu bewegen, Organisationen und Parteiungen zu gründen und dann gegeneinander aufzuhetzen, Regierungen durch finanzielle und politische Manöver zu stärken oder zu Fall zu bringen, Monarchen, Politiker und Bankiers über Ränke oder über den Beichtstuhl vor den Karren der Ordensinteressen zu spannen, kurz: immer und überall seine Finger ins Spiel zu bringen, ja das Spiel letztlich in die eigene Richtung zu lenken und dabei selbst vor Kriegen nicht zurückzuschrecken.


Wiederholt wird die Klugheit der Schlange betont, die sich einfältig
wie die Taube zu geben weiß. Wörtlich heißt es an einer Stelle: «Auch wird es nicht wenig Vorteil bieten, die Zwistigkeiten der Großen und Fürsten in vorsichtiger Weise zu nähren (...). Wenn man aber bemerkt, dass eine Versöhnung wahrscheinlich ist, so soll sich der Orden zuerst bestreben, den Frieden herbeizuführen, damit man ihm von anderer Seite nicht zuvorkommt.» Bis heute haftet der Gesellschaft Jesu eine angebliche «Jesuitenmoral» an, die je nach der Notwendigkeit des Augenblicks Gutes als schlecht und Schlechtes als gut darzustellen wisse.

Als erster unterzog 1615 der Krakauer Erzbischof Piotr Tylicki die Monita einer umfassenden Prüfung. Er schrieb die Autorenschaft einem früheren Jesuiten zu, Hieronymus Zahorowski, der sie aus Rachsucht verfasst und zunächst handschriftlich verbreitet habe. So sei sie tatsächlich auch in den Besitz von Jesuiten gekommen - was wiederum als Beleg für ihre vermeintliche Echtheit angeführt werden konnte. Ein subtiler Schachzug mit tatsächlicher Wirkungsgeschichte. Wenn sich auch der Glaube an die Echtheit nicht durchsetzte - nach dem Motto «etwas bleibt immer hängen» spielten die Unterstellungen der Monita auch bei den Verboten des Ordens im 18. und 19. Jahrhundert eine Rolle.

Selbst wissenschaftliche Koryphäen und Jesuitengegner wie der französische Jansenist Antoine Arnaut (1612-1694), der katholische Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger (1799-1890) oder sein protestantischer Kollege Adolf von Harnack (1851-1930) wiesen die vermeintliche Geheimschrift eindeutig als Fälschung aus. Dennoch bleibt sie bis heute ein gefundenes Fressen für verquaste Verschwörungstheoretiker.

So heißt es auf der Website «hure-babylon.de»: «Kein Wunder, dass Politiker wie Bush, Blair, Merkel usw. dem Papst hinterherhecheln (...) Seine Jesuiten-Armee hat ganze Arbeit geleistet. Niemand merkt, wie der Antichrist, der Papst, das 2. Tier der Offenbarung, die USA und ihre Trabanten für seine Zwecke benutzt, um das Reich Satans auf Erden auszubauen (...)». Diese düstere Prognose müsste inzwischen, wo seit März 2013 selbst der Papst erstmals in der Kirchengeschichte ein Jesuit ist, allmählich Wirklichkeit werden.

Solcherart Anwürfe sieht der Kirchen-, Konzils- und Ordenshistoriker Klaus Schatz von der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt sehr gelassen: «Dass sich Leute im Netz auf die Monita secreta berufen, wird man nie ganz abstellen können.» Im Internet gebe es eben «kein wissenschaftliches Korrektiv, keine Bremse». Dass freilich dem Orden, dessen Kürzel SJ (für «Societas Jesu») auch schon mal mit «schlaue Jungs» übersetzt wird, eine gewisse Weltgewandtheit und Wendigkeit zu eigen ist, dafür gibt auch der neue Papst ständig neuen Beleg.

(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 goegy 21. Jänner 2014 
 

Die "Monita Secreta" gegen die Jesuiten gehören auf den selben literarischen Abfallhaufen wie die anti-jüdischen Schriften der "Weisen von Zion".
Erstere werden noch heute all zu gerne von antiklerikal indoktrinierten Historikern zitiert; letztere von Antisemiten jeglicher Couleur.
Beide hoffen noch immer, dass bei der Verbreitung solcher "Fakes" immer etwas hängen bleiben wird in den Köpfen des Publikums. Nicht zu Unrecht!

In einem protestantisch orientierten Gymnasium wurden uns noch vor wenigen Jahrzehnten die angeblichen jesuitischen Anweisungen aus Krakau zusammen mit andern Gräuelmärchen als historische Fakten serviert, im Geschichtsunterricht.


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Jesuiten

  1. Weniger Gläubige in der Münchner Jesuitenkirche
  2. Jesuitenorden erinnert an Bekehrung Ignatius von Loyolas
  3. USA: Pro-Abtreibungspolitiker wird Jesuit
  4. Jesuitengeneral Sosa: Es gibt einen Kampf in der Kirche
  5. Jesuitengeneral: Satan ist nur eine ‚symbolische Realität’
  6. Und wieder ein Jesuiten-Skandal
  7. US-Jesuitenschule möchte weiterhin katholisch sein
  8. Die Bekenntnisse des heiligen Kirchenlehrers Petrus Canisius SJ
  9. Wucherpfennig: 'Ich habe nicht widerrufen'
  10. Vatikan bestätigt Wucherpfennig als Frankfurter Hochschulrektor







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. JETZT ANMELDEN - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Der alte und künftige römische Ritus
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. „Das Wunder der Welle“
  7. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  8. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  9. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  10. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  11. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  12. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  13. Covid-Impfung verweigert – Katholikin erhält 12,7 Millionen Dollar nach ungerechtfertigter Kündigung
  14. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  15. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz