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Fußball-Weltmeisterschaft: 'Brasilien hält den Atem an!'

12. Juni 2014 in Interview, keine Lesermeinung
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Die Freude der brasilianischen Bevölkerung über die WM im eigenen Land ist zwar groß, doch wurde sie von Korruption und Misswirtschaft überschattet. Interview mit dem Direktor von „Kirche in Not“/Brasilien. Von André Stiefenhofer (Kirche in Not)


Brasília (kath.net/KIN) Morgen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Die brasilianische Bevölkerung steht dem Turnier zwiespältig gegenüber: Einerseits ist die Freude groß über die WM im eigenen Land, doch wurde sie bereits im Vorfeld durch wütende Demonstrationen gegen Korruption und Misswirtschaft überschattet. Über die geteilten Erwartungen und die Haltung der katholischen Kirche zur Fußball-Weltmeisterschaft berichtet der Direktor der brasilianischen Sektion des Hilfswerks "Kirche in Not", José Correa, im Interview.

Kirche in Not: Herr Correa, wie beurteilen Sie die Stimmung vor der Fußball-WM in Ihrem Land?

José Correa: Wir Brasilianer sind die geborenen Fußballfans – Fußball wird im ganzen Land gespielt, egal ob in Vereinen, auf Bolzplätzen oder auch oft genug einfach auf der Straße. Aber unser Land hat natürlich auch noch andere, grundlegendere Bedürfnisse, insbesondere was die Erziehung und das Gesundheitswesen angeht. Unsere Privatschulen sind zwar erstklassig, aber teuer. Daher sind Millionen Brasilianer von den öffentlichen Schulen und Krankenhäusern abhängig, die keinen besonders hohen Qualitätsstandard haben. Besonders in den ärmeren Regionen des Nordens und Nordostens sind die Erziehung und das Gesundheitswesen schlicht furchtbar.

Die gegenwärtige Regierung hat viele Milliarden Euros für den Bau neuer, luxuriöser Stadien ausgegeben und das sogar in Städten wie Brasilia oder Manaus, die solche riesigen und teuren Bauwerke überhaupt nicht benötigen. Es war eine "echte Glanzleistung" unserer Regierung, die Menschen von Fußballliebhabern in Weltmeisterschafts-Hasser zu verwandeln. Eine Umfrage hat kürzlich ergeben, dass 41 Prozent der Bevölkerung gegen die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien sind und sich nur sieben Prozent enthusiastisch darauf freuen. Die anderen freuen sich zwar auf das Turnier, kritisieren aber die Art der Umsetzung.

Kirche in Not: Gesundheit und Erziehung sind zwei Bereiche, die für die Arbeit der katholischen Kirche in Brasilien entscheidend sind. Geht der Widerstand gegen die Missstände daher auch maßgeblich von der Kirche aus?


Correa: Eindeutig. Egal wen Sie fragen, ob Bischöfe oder einfache Mitarbeiter in Pfarreien, alle teilen die Bedenken der Bevölkerung. Einige unserer Bischöfe haben sich bereits gegen den Missbrauch öffentlicher Gelder ausgesprochen, wo doch so viele grundlegende soziale Bedürfnisse der Brasilianer noch nicht abgedeckt sind. Die Bischöfe haben darüber hinaus die undurchsichtige Handlungsweise der Regierung angeprangert. Manche Menschen glauben sogar, dass ein Teil des Geldes für die Stadien veruntreut worden ist. Ein Anhaltspunkt dafür ist das berühmte Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. Dieses Stadion ist 1977 für einige hundert Millionen Brasilianische Reals modernisiert worden. Jetzt, für die Weltmeisterschaft, wurde es erneut modernisiert, allerdings für die unglaubliche Summe von über 1,2 Milliarden Reals, das sind 400 Millionen Euro! Viele in Rio sind wütend, auch diejenigen, die eng mit der Weltmeisterschaft verbunden sind und von ihr profitieren, wie zum Beispiel der berühmte Spieler Ronaldo.

Trotz all dieser Missstände appelliert die Kirche an die Menschen, keine Gewalt anzuwenden. Die Proteste sind gerechtfertigt, solange sie friedlich verlaufen. Die Fußball-Weltmeisterschaft als solche begrüßt die Kirche, weil sie die Menschen zusammenbringt. Viele Pfarreien haben ihre Jugendfreizeiten in früheren WM-Jahren absichtlich in die Turnierzeit gelegt, damit die Spiele gemeinsam erlebt werden konnten. In diesem Jahr ist das anders. Das zeigt die kritische Einstellung der Menschen.

Kirche in Not: Was erwarten Sie sportlich von der brasilianischen Mannschaft?

Correa: Wir richten große Erwartungen an unsere Mannschaft. Sogar diejenigen, die gegen die Ausrichtung der WM in Brasilien sind, wünschen sich, dass wir gewinnen. Wir rechnen also damit, dass unser Land bei jedem Spiel mit brasilianischer Beteiligung stillstehen wird – ganz Brasilien hält dann den Atem an. Und wenn unser Team gewinnt, kann man sich den Freudentaumel kaum bunt genug ausmalen, Menschenmassen werden auf den Straßen tanzen und singen. Tausende werden zu unserem Nationalheiligtum pilgern, dem Wallfahrtsort "Unserer Lieben Frau von Aparecida" und für den himmlischen Beistand danken. Bei früheren gewonnenen Weltmeisterschaften sind die meisten unserer Spieler anschließend nach Aparecida gepilgert und haben der Muttergottes einen signierten Fußball zu Füßen gelegt.

Kirche in Not: Wenn man für ein Werk der Weltkirche wie "Kirche in Not" arbeitet, nimmt man an Fußballspielen doch sicher keinen Anteil, oder?

Correa: Wenn die brasilianische Mannschaft spielt, arbeitet niemand in ganz Brasilien – und das Büro von "Kirche in Not" ist da keine Ausnahme! Wir haben vor, die Fußball-Weltmeisterschaft zusammen anzuschauen. Es gibt bei uns die Redewendung „Gott ist Brasilianer“, weil unser Land derart mit Rohstoffen, herrlicher Natur und Frieden gesegnet ist. Nachdem die Argentinier uns nun schon den Papst weggeschnappt haben, wollen wir uns wenigstens den Weltmeistertitel holen!

Kirche in Not: Welche geistlichen Reisetipps in Ihrem spirituell reichen Land empfehlen Sie Katholiken, die zur WM nach Brasilien reisen?

Correa: Recht naheliegend, aber dennoch empfehlenswert ist eine Seilbahnfahrt auf den Corcovado in Rio mit der riesigen Christusstatue. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und das Meer. Was nur wenige Touristen wissen: Dieser Ort ist auch ein Wallfahrtsort, an dem jeden Sonntag heilige Messen gefeiert werden. Die Statue selbst ist von einem Katholiken gestiftet worden. Wer nach São Paulo reist, sollte unbedingt auch einen Abstecher nach Aparecida machen. Da die Muttergottes von Aparecida die offizielle Patronin und Beschützerin Brasiliens ist, dürften Gebete für die deutsche Mannschaft dort zwar nutzlos sein, aber einem der größten Marienheiligtümer der Welt sollte man als Katholik schon einen Besuch abstatten. Fast eine Million Pilger zählt der Ort jeden Monat. Es gibt sogar einen bekannten Witz, der lautet: "Wie kann man jeden einzelnen Brasilianer persönlich kennenlernen? Man muss sich einfach an den Eingang von Aparecida stellen!"

Die deutsche Mannschaft wird unter anderem in der geschichtsträchtigen Stadt Salvador spielen, wo man viele schöne Barockkirchen besuchen kann. Ich empfehle deutschen Fans dort insbesondere für ihre WM-Gebete die Kirche "Unserer Lieben Frau von Bonfim", denn dort gibt es eine Christusstatue, die den Ruf hat, auch unmögliche und wunderliche Anliegen zu erhören. In Recife, wo die deutsche Mannschaft auch spielen wird, sollte man den Vorort Olinda besuchen. Dort stehen noch viele herrliche alte Kirchen und Häuser aus der Kolonialzeit und man hat eine großartige Aussicht auf das Meer. Besonders lohnt sich ein Besuch in der dortigen Kirche des heiligen Franziskus. Dort befindet sich ein Meisterwerk des brasilianischen Barock, die sogenannte "goldene Kapelle". Das franziskanische Erbe Brasiliens ist auch deutsches Erbe, denn die meisten Missionare dieses Ordens kamen aus Deutschland. Wir spüren das heute noch mit Dankbarkeit und sind ebenso allen Freunden von "Kirche in Not" in Deutschland dankbar, die Hilfsprojekte in Brasilien unterstützen.

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"Kirche in Not" bittet zur Fußball-WM um Spenden für die wichtige pastorale Arbeit der Kirche in Brasilien. Online unter www.spendenhut.de oder an:

KIRCHE IN NOT Deutschland
www.kirche-in-not.de
Kontonummer: 215 20 02
BLZ: 750 903 00
LIGA Bank München
IBAN: DE63750903000002152002
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Brasilien


Foto José Correa (c) KIRCHE IN NOT.jpg


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