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Ich bin nicht Charlie, sondern Christ!

12. Jänner 2015 in Kommentar, 12 Lesermeinungen
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Warum ich das Lebensrecht und die körperliche Unversehrtheit aller Charlies dieser Welt, die den Glauben verspotten, bis zu meinem letzten Atemzug verteidigen werde. Gastkommentar vom Michael Schneider-Flagmeyer


Paris (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) Trotz aller Unvollkommenheit und Schwäche bemühe ich mich, ein Jünger Jesu zu sein. Nein, ich bin nicht Charlie. Das heißt, dass ich mich nicht mit denen identifizieren kann, die meinen Glauben in den Dreck ziehen und verspotten. Davon gibt es weltweit unzählige Menschen.

Aber ich werde bis zu meinem letzten Atemzug das Recht dieser Menschen auf unversehrtes Leben verteidigen. Niemand darf aus Rache oder Selbstjustiz einem anderen Menschen das Leben nehmen oder es durch Gewaltakte beeinträchtigen. Wir Christen sollten das Liebesgebot Christi tief in unser Herz einschreiben und versuchen es mit all unserer Schwäche zu leben: „Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen…”. „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe.” Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch sage!”

Diese Worte Jesu sind der Grund, warum Christen keine Bomben auf ihre Feinde werfen oder sie mit Kalaschnikows niederschießen. Auch unsere Feinde und Verfolger sind unsere Nächsten, die wir lieben sollen. Das ist für zahllose Menschen schwer anzunehmen, weil das Gelüste nach Rache und Revanche zu den Regungen gehören, die die Lehre unserer Kirche als eine Folge der Erbsünde, des Fallens der ersten Menschen einordnet.


„Mein ist die Rache”, spricht der Herr: „Ich werde vergelten”. Das heißt, dass die Stunde für jeden Menschen kommt, in der er sich dem Gericht Gottes stellen muss. Das macht mich ruhig, wenn ich höre und sehe, wie Bosheit und Niedertracht und Gewalt in der Welt Triumpfe feiert. Und es führt mich tiefer ins Gebet gerade für die, die den Willen Gottes mit Füssen treten.

Es sei mir erlaubt, hier ein Zeugnis zu geben. Ich war 12 Jahre alt und im Internat in einer furchtbaren Verfassung und Einsamkeit, als Stalin starb und alle Welt sagte: „Gott sei Dank, dass dieser Massenmörder tot ist.” Ich war auf einem Spaziergang im württembergischen Ried, als eine Stimme tief in mir sagte: „Bete für Stalin”. Ich sagte: „Ich kann doch nicht für diesen Massenmörder beten. Alle Welt ist froh, dass er tot ist.” Aber die Stimme in mir wiederholte sanft und beharrlich: „Bete für Stalin”. Und da habe ich für Stalin gebetet. Und diese „Bitte” habe ich bis heute im Herzen, und wenn eine(r) von den ganz Schlimmen stirbt, dann zünde ich die Osterkerze an und bete für ihn (sie). Das gibt mir eine große Ruhe und tiefen Frieden. Gott ist derjenige, der das Urteil spricht und das ist absolut gerecht, und kein Mensch entkommt dem – auch die nicht, die das nicht glauben und sich darüber lustig machen.

Und deshalb werde ich keinem Menschen auf Erden das Lebensrecht absprechen.

Papst Benedikt XVI. hat oft das Wort der Bibel ausgelegt, dass nur durch die Vergebung das Böse (der Böse) überwunden werden kann. Das ist für die meisten Menschen keine Wahrheit, aber es ist Gottes Wahrheit; denn die Vergebung ist die Frucht der Liebe.

In meiner Heimatstadt Wuppertal gab es einen vorsitzenden Richter am Landgericht, der oft sagte, wenn der Delinquent rief: „Wo bleibt die Gerechtigkeit, Herr Direktor”: „Mein Lieber, Gerechtigkeit gibt es nur im Himmel. Hier auf Erden haben Sie nur einen Anspruch auf ein Urteil nach den Gesetzen dieses Landes. Und das werden Sie jetzt bekommen.”

Es tröstet mich unendlich, dass jedermann sich am Ende seines Lebens einem Urteil stellen muss, in dem ihm göttliche Gerechtigkeit zuteil wird; denn nur Gott sieht in die Herzen der Menschen. Das gilt auch für die, die es nicht glauben wollen. Deshalb kann mich auch der Spott derjenigen, die unseren Glauben mit Füßen treten, nicht zur Rache verleiten.

Wer einem Menschen jäh das Leben nimmt, nimmt ihm die Möglichkeit zu reifen, umzukehren und sich zu ändern und damit sein Leben zu vollenden. Die letzte Reifung geschieht im natürlichen, angenommenen Tod und in der festen Hoffnung, ja Gewissheit auf Gottes Barmherzigkeit, die alles übersteigt aber nicht unsere groben Verstöße gegen die Liebe einfach wegwischt; denn Gott ist absolut gerecht, wie der Heilige Pfarrer von Ars immer betont hat.

Mein evangelischer Vater hatte sich als Sterbespruch ein Wort des Apostels Paulus aus dem Römerbrief ausgesucht: „Der Tod ist der Sünde Lohn; die Gabe Gottes aber das ewige Leben.”

Und deshalb werde ich das Lebensrecht und die körperliche Unversehrtheit aller Charlies dieser Welt, die den Glauben verspotten, bis zu meinem letzten Atemzug verteidigen mit festem Blick auf das Kreuz Christi und auf sein leeres Grab.

Spiegel-TV: Anschlag auf ´Charlie Hebdo´



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Lesermeinungen

 nurmut 14. Jänner 2015 
 

Sehr berührend

Vielen Dank!
Ich habe selten so einleuchtende Erläuterungen gegen die Todesstrafe, und gegen das Üben von Rache gelesen, die sich auch leben lassen.


0
 
 JP2B16 12. Jänner 2015 
 

Wundervoll

So schön und wahr ist der christliche Glaube. "Liebet Eure Feinde und betet für sie!" Welche Religion, welche Ideolgie kann das von sich behaupten dazu aufzurufen, das zu tun?!
Ja ich bete für den Kölner Domprobst, der gestern im ARD Presseclub mit den jetzigen Geschehnissen in Paris völlig zusammenhanglos und Äpfel mit Birnen vergleichend die Kreuzzüge ins Feld führte - also seine Information sollte sein: die Katholiken sind genauso gewaltbereit, und für die TAZ Chefredakteurin Frau Pohl, die in der gleichen Sendung auf Nordirland verwies. Geht´s noch, dachte ich. Auf welchem intellektuellem Niveau befinden wir uns inzwischen?
Motiv solcher Äußerungen mag ja im Falle des Domprobst Appeasement sein, die der TAZ Chefredakteurin der bekannte Hass auf alles Christliche, aber eines sind sie mit Sicherheit nicht: zielführend!. Einen Mehrwert können Diskussionen nur leisten, wenn sie mit Kompetenz geführt werden.
Nochmals besten Dank Herr Schneider-Flagmeyer für dieses schöne Zeugnis.


11
 
 Annemonika 12. Jänner 2015 

Beeindruckend! Danke!


9
 
 Elija-Paul 12. Jänner 2015 
 

Die richtige Unterscheidung!

Es ist wohltuend wie hier eine klare Unterscheidung der Geister gezogen wird!


9
 
 Suarez 12. Jänner 2015 

Das Lebensrecht ist unantastbar

Wer dies infrage stellt, ist von christlichem Glauben weit entfernt. Insofern gibt es keine(!) Legitimierung barbarischer Morde.

Eine ganz andere Frage ist, ob die Zeichner von Charlie Hebdo Helden der Meinungsfreiheit waren. Das waren sie wohl eher nicht. Meinungsfreiheit deckt nicht die Herabsetzung des anderen. Für tief sündhafte Menschen zu beten, ist christlich und richtig. Daraus leitet sich aber keine Verharmlosung der Sünden ab, im Gegenteil. Zur christlichen Liebe gehört immer auch Wahrheit. Darum verschließt der Christ den Blick nicht vor Unrecht oder instrumentalisiert das Unrecht, wie es leider heute gängige Praxis bei den säkularen Medien ist. Ein Unrecht wird nicht zum Recht, nur weil dem, der Unrecht tat, selbst ein schlimmes Unrecht geschah. Es ist daher mit dem christlichen Glauben vereinbar, das, was bei Charlie Hebdo unter Satire verstanden wird, als menschenverachtend abzulehnen. Eine solche Ablehnung bestreitet aber niemand das Lebensrecht!


8
 
 Metscan 12. Jänner 2015 
 

Ich bin nicht Charlie, ich bin Christ

Ich kann Smaragdos nur zustimmen. Bin der Meinung, daß kein Gläubiger - gleich welcher Religion für die sogenannte Meinungsfreiheit von Charlie-Hebdo auf die Straße gehen darf, es sei denn, er kennt die Cartoons nicht! Diese sind so unter der Gürtellinie und beleitigend, daß es hier nich um Redefreiheit geht, sondern um das Recht auf Beleidigung. Blasphemie kommt häufig als Kunst daher, damit sie unangreifbar gemacht werden soll. Die Muslime lassen es sich nicht gefallen - ich bin deshalb nicht für Ermordung des Gegeners - für Demonstration dagegen schon - aber dafür sind die Christen zu feige, außerdem gibt es zu wenig wirklich gläubige Christen, denen diese Satiren weh tun, es läßt sie einfach kalt - die Kirchenvertreter ebenso. Das Problem kann nur gelöst werden, indem man Suren hernimmt, wie z.B."Ihr sollt keine Freundschaft haben mit den Ungläubigen", etc. und diese mit den Imanen diskutiert, damit diese alles was zur Gewaltätigkeit aufruft,im Koran eliminieren.


7
 
 Smaragdos 12. Jänner 2015 
 

Selbstverständlich verteidige ich das Recht auf Leben aller Charlie Hebdo Redakeure, das ist gar keine Frage, aber ich verteidige nicht ihr vermeintliches Recht auf Gotteslästerung und böswillige Verletzung religiöser Gefühle, das im Gewand (bzw. unter dem Vorwand) der Meinungsfreiheit daherkommt. Dieses Recht gibt es (moralisch gesprochen) nicht. Übrigens war der Angriff von Paris viel mehr ein Angriff auf Gotteslästerung denn als auf die Meinungsfreiheit selbst, wie alle Welt behauptet. Das ist ein großer Unterschied, selbst dann, wenn man weiß, dass der Islam die Meinungsfreiheit in der Tat nicht kennt.


12
 
 Rolando 12. Jänner 2015 
 

Vollste Zustimmung

Die Opfer und die Täter brauchen nichts notwendiger als Gebet, nur Gott weiß unter welchen Umständen einer zum Täter wird, er ist dann oft selbst schon ein Opfer.


10
 
 julifix 12. Jänner 2015 

Danke

genau das ist die tiefe Wahrheit des echten, ungeheuchelten Christentums.

Beten wir für alle "Charlies" u. alle unsere Feinde!


12
 
 Stefan Fleischer 12. Jänner 2015 

Das alles kann ich nur unterschreiben

Und genau deshalb wehre ich mich dann auch, wenn das Lebensrecht aller Menschen, das Recht nach seiner Überzeugung zu leben, von welcher Seite auch immer, und mit welchen Mitteln auch immer, also auch mit psychologischen und medialen Mitteln, in Frage gestellt oder gar direkt oder indirekt angegriffen wird. Deshalb wehre ich mich auch, wenn Verachtung und Hass gegen Andersdenkende gesät wird, ebenfalls egal von wem und mit welchen Mitteln, weil Hass leider immer irgendwo einen Nährboden findet, auf dem er gedeihen und schlussendlich zur Tat heran wachsen kann. Und deshalb wehre ich mich dagegen, dass in einer angespannten Situation noch Öl ins Feuer gegossen wird. Längst nicht immer trifft es dann diejenige, die solches aus welchen Gründen auch immer tun. Meist leiden zuerst einmal viele Unschuldige darunter.


16
 
 Isidoro 12. Jänner 2015 
 

Danke,

Michael Schneider-Flagmeyer für diese schönen Worte, denen ich zu 100 Prozent zustimme! Das ist wahrer christlicher Glaube!


19
 
 Adson_von_Melk 12. Jänner 2015 

Was für ein schöner und wichtiger Artikel!

Das ist christliche Besonnenheit, da kann man dem Autor und kath.net nur Danke sagen.


20
 

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