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Der Wolf als Hirte?

2. Juli 2016 in Spirituelles, 5 Lesermeinungen
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Zum Evangelium vom Sonntag - von Prälat Dr. Wilhelm Imkamp.


Maria Vesperbild (kath.net)
Wer an diesem Sonntag im Gottesdienst das Evangelium hört, wird ihn nicht hören, wer das Evangelium des heutigen Tages in einem neueren Gebetbuch liest, wird ihn nicht lesen, den Satz: „Wer Euch hört, der hört mich und wer Euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat“. Es ist der Vers 16 aus der heutigen Tagesperikope, Lk 10, 1-20.

Die Verse 13-16 sind gestrichen worden, es sind die Verse, die erstens bestätigen, dass Jesus die Möglichkeit zur Verdammnis sehr, sehr ernst nimmt und die zweitens deutlich machen, dass die ausgesandten Jünger nicht auf einem therapeutischen Selbsterfahrungstrip mit Suche nach Gemeinschaftserfahrung sind, sondern, dass sie in authentischer Stellvertretung des Herrn selbst handeln. In diesem „Legitimationswort“ wird schon spürbar, was später das Handeln in „persona christi“ genannt wird.


Nur deswegen, weil nämlich die Ablehnung der Heilsvermittlung, die Ablehnung des Herrn selbst, ja des Vaters ist, „wird es Sodom erträglicher gehen an jenem Tag, als jener Stadt“. Es gibt sie also, die Ablehnung der Botschaft, die vom Botschafter des Herrn, die klare Kante, den klaren Schnitt verlangt!

Die echten Botschafter des Herrn, werden wie „Lämmer mitten unter die Wölfe“ gesandt. Hier wird ein scharfer Gegensatz aufgezeigt, der sich nicht dadurch auflösen lässt, dass man die Wölfe zu Schafen erklärt, „wer mit dem Wolf tanzt“ wird gefressen oder selbst Wolf. Natürlich ist die Botschaft vom Reich Gottes wunderbar tröstend, aber bitte vollständig: „wer euch hört, der hört mich...“, fordert vom Hörer Bekehrung, Hingabe, ja Unterwerfung: Weil nämlich die Ablehnung der Jünger, Ablehnung der Heilsvermittlung, Ablehnung des Herrn selbst, ja des Vaters ist, „wird es Sodom erträglicher gehen an jeden Tag, als jener Stadt“.

Natürlich zählen diese Verse „zweifellos zu den erschreckendsten des ganzen Neuen Testaments“ (Drewermann), deswegen werden sie ja auch in der Verkündigung oft wie Schmutzwäsche behandelt, vorsortiert, weichgespült, durchgeschleudert und luftgetrocknet.

Der Herr bestimmt die Modalitäten der Verkündigung. Diese hat absolute Priorität, auch vor normalen Reise- und Sicherheitsrisiken, sowie Höflichkeitsformen. Der Gesandte hat ein Recht auf Unterhalt und die Pflicht zur Zufriedenheit mit diesem. Eine Botschaft die nicht verstümmelt verdampfen, sondern in voller Tiefe verkündet werden sollte.

Gott schütze uns vor Menschen, die nicht hören wollen und vor Hirten, die sich als Schafe verkleiden, um besser mit den Wölfen heulen zu können! Deshalb noch einmal die Einladung, in Ihrer Bibel zu Hause das Evangelium des heutigen Tages, Lukas 10, 1-20 vollständig (!!) zu lesen.


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Lesermeinungen

 bücherwurm 9. Juli 2016 

@Simon Cyrenaeus:

Nun, immerhin habe ich sie neulich als Lektorin in der Hl. Messe vorgelesen. Die Stelle spricht ja eigentlich für sich selbst...


1
 
  9. Juli 2016 
 

Gal 1,6-9: Paulus verflucht "Irrlehrer"

Wer hat z.B. über DIESE Bibelstelle schon einmal eine Homilie gehört:
"Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet. Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, DER SEI VERFLUCHT, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel. Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, DER SEI VERFLUCHT."


0
 
 WoNe 4. Juli 2016 
 

Lückenlesung

Das Gestrichene repräsentiert genau das, was 'moderne Christen' am liebsten ausradieren wollen: die Göttlichkeit Jesu Christi und die dreieinige Beziehung zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Die Zeitgeistkinder möchten den Herrn reduzieren und umdeuten zu einem menschelnden Mitbruder. Mit solch einem Jesus, der aller Göttlichkeit beraubt wurde, können auch moderne Jakobiner prima zurechtkommen. Warum empört das eigentlich niemanden (oder kaum jemanden)? Denn an sich stellt diese Textverstümmelung einen Frontalangriff auf das christliche Glaubenszentrum dar.

Vers 16, der der jakobinischen Zensur zum Opfer fiel, lautet:
"Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, verachtet mich; wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat."

Gibt es eigentlich eine Übersichtstafel über sämtliche Lückenlesungen? Eine solche Sammlung gäbe Aufschluß über die theologischen Aspekte, die gegenwärtig und zukünftig unter den Teppich gekehrt werden sollen.


4
 
 frajo 4. Juli 2016 

Ich hatte mich schon gewundert,

daß im Sonntagsevangelium nur von Sodom die Rede war, hatte ich doch im Ohr, daß früher Sodom und Gomorrha genannt worden waren; sowie auch Betsaida und Kafarnaum. Daß diese Erinnerungen auf meine Kindheit zurückgehen kann ich aber nicht glauben. Ich vermute eher daß diese Auslassungen vielleicht doch erst in den letzten 10 bis 15 Jahren erfolgten.

Jedenfalls danke an den Autor auf diesen Hinweis. Wie lesen wir doch bei Jak 4,4: ... Freund der Welt ... zum Feind Gottes". Will bei uns die Kirche selbst dem Evangelium seine Kraft nehmen?


5
 
 Chris2 4. Juli 2016 
 

Ja, ja, die Lückenlesung

Wer noch viele andere Beispiele für die ganz offizielle 'Politicalcorrectnessisierung' der Botschaft Christi sehen möchte, dem sei ein Blick in Prof. Georg Mays "Der Glaube in der nachkonziliaren Kirche" empfohlen (antiquar.). Besonders 'eindrucksvoll' sind die Kürzungen, Streichungen und Umdeutungen im (alten) Gotteslob. So fiel etwa im EB FR das Lied "Fest soll mein Taufbund immer stehen" ganz aus dem Programm (!), anderswo wurde 'nur' der Text umgedichtet ("...und folgsam Gottes [statt "ihren" = der Kirche] Lehren">- klingt doch viel frommer, nicht?). Interesant auch z.B. die weggefallenen Strophen 4ff von "Beim letzten Abendmahle", die das eucharistische Geheimnis betreffen. Die Richtung ist jedenfalls klar...


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