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Die neuen Juden?

18. April 2017 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
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Muslime sind die neuen Juden. Seit langem geistert dieser Satz nun schon durch die deutsche Medienlandschaft, ohne dass ihm ernsthafter Widerspruch beschieden wäre - Diakrisis am Dienstag mit Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Muslime sind die neuen Juden. Seit langem geistert dieser Satz nun schon durch die deutsche Medienlandschaft, ohne dass ihm ernsthafter Widerspruch beschieden wäre. Im vergangenen Jahr war es der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman-„Das hat nichts mit dem Islam zu tun“- Mazyek, der diesen Gedanken befeuerte, indem er die Islamkritik der AfD mit dem Antisemitismus der NSDAP verglich: „Seit Hitler haben wir wieder eine Partei in Deutschland, die sich programmatisch, voll und ganz, auf einen Kurs einstellt gegen eine gesamte Religionsgemeinschaft und sie existentiell bedroht.“ Im vergangenen Monat sorgte der Fußballspieler Änis Ben-Hatira für Aufsehen, als er den Fußballclub Darmstadt 98 veranlassen musste, nachdem er sich geweigert hatte, seine Unterstützung eines islamistischen Vereins zu beenden. Ben-Hatira beklagte, die Muslime würden aus Deutschland verjagt, und ergänzte wörtlich: „Muslime sind die neuen Juden.“

Derartige Gleichsetzungen sind von einer solchen Unverschämtheit, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, sie zu widerlegen. Die folgenden Fragen mögen dabei helfen, dieses lächerliche Schauspiel zu entlarven.


1. Wurden Juden als Religionsgemeinschaft verfolgt?

Jüdischer Glaube war Leuten wie Bormann, Heydrich und Co. völlig gleichgültig. Auch die politische Einstellung eines Juden spielte keinerlei Rolle. Im Deutschen Reich jener Zeit gab es fromme Juden, agnostische Juden, getaufte Juden, deutschnationale Juden – sie wurden alle abtransportiert! ‚Jude’ war für die Ideologen des Nationalsozialismus eine rassische Kategorie, penibel ausdifferenziert bis hin zu jüdischen Mischlingen ersten und zweiten Grades.
Für die heutigen Muslime gelten derart absurde Betrachtungen – Gott sei Dank! – nicht. Moslem ist, wer sich zum Islam und dem Propheten Mohammed bekennt. Eine staatliche Diskriminierung aufgrund von Religionszugehörigkeit findet in Deutschland nicht statt. Staatliche Verfolgung geschieht ausschließlich aufgrund von Straftaten. Auch Ben-Hatira wurde, obwohl er dies zu glauben schein, keine Verfolgung aufgrund seiner Religion zuteil. Der Verein Ansaar, den Ben-Hatira offen unterstützt, wird vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet und von diesem eindeutig der islamistischen Szene zugeordnet. Radikale Salafisten wie Pierre Vogel treten regelmäßig bei Veranstaltungen des Vereins auf. Nach Bekanntwerden von Ben-Hatiras Beziehung zu Ansaar forderte der hessische Innenminister eine Stellungnahme des Fußballligisten Darmstadt 98. Dieser wiederum forderte Ben-Hatira auf, sein Engagement für den Verein einzustellen, da der Fußballverein keine Beziehung zu Organisationen dulde, die im Verdacht stehen, staatsfeindlich zu sein. Ben-Hatira lehnte ab, die Entlassung folgte auf dem Fuße. Wer diesen Vorgang ernsthaft mit dem Vorgehen des Naziregimes gegen die Juden gleichsetzen möchte, muss schon an einer gewaltigen Wahrnehmungsstörung leiden.


2. Welche Vorwürfe wurden den Juden im Dritten Reich gemacht?

Die antisemitischen Vorwürfe, die ja keineswegs erst mit dem Nationalsozialismus ihren Anfang nahmen, sind so überaus zahlreich, dass sie an dieser Stelle nicht in ihrer Gesamtheit aufgelistet werden können. Den Juden wurde ebenso die Schuld für die (mittelalterliche) Pest wie auch den verlorenen Weltkrieg gegeben. Angeblich beherrschen die Juden außerdem die internationale Finanzwelt, wodurch es ihnen möglich ist, ganze Staaten in ihre Abhängigkeit zu bringen. Alles in allem arbeiten sie unentwegt an der Erlangung der Weltherrschaft. Man könnte diese Vorwürfe nun noch im Detail weiter ausführen. Doch egal, wie weit man in die Tiefe geht, eines haben alle diese Vorwürfe gemeinsam: Sie sind erstunken und erlogen! Es sind reine Hirngespinste von Fanatikern, ohne jede empirische Grundlage.
Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Welche Vorwürfe werden der islamischen Welt gemacht? Keine Religionsfreiheit, Todesstrafe für Apostasie, Unterdrückung der Frau, Zwangsehen, Ehrenmorde, Wissenschaftsfeindlichkeit, keine Trennung von Staat und Religion, Unfähigkeit zur Selbstkritik, Verherrlichung von Gewalt, zivilisatorische Rückständigkeit und – nicht zu vergessen! – Antisemitismus. Wenn man sich nun ein wenig in der islamischen Welt umschaut, wird man schnell feststellen, dass diese Vorwürfe keineswegs aus der Luft gegriffen sind. Im Gegenteil, die meisten dieser durchaus schweren Vorwürfe haben konkrete Grundlagen. Einige davon werden nicht einmal geleugnet oder vertuscht, sondern befinden sich im Einklang mit den Statuten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC). Für eine Kritik des Islam müssen keineswegs immer die jüngsten Terroranschläge bemüht werden. Es genügt ein Blick in die Alltagspraxis islamischer Staaten.

Zudem ist ein Blick auf die soziale Stellung der jeweiligen Gruppen interessant. Juden bekleideten im Deutschen Reich jener Zeit viele gehobene Positionen in der Politik, im Bildungswesen und in der Finanzwelt. Aus eben dieser Tatsache speiste sich ja das oben genannte Vorurteil des übermäßigen jüdischen Einflusses auf die Gesellschaft. Der entscheidende Punkt aber ist: Die Ablehnung gegenüber den Juden entsprang aus Neid. Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Auch wenn es hart klingt: In den westlichen Gesellschaften sind Muslime so weit von den gesellschaftlichen Führungspositionen entfernt wie Darmstadt 98 von der Deutschen Fußballmeisterschaft. Woraus auch immer sich die vermeintliche Ablehnung der Muslime speisen mag, Neid ist es mit Sicherheit nicht.


Ob die Entlassung des Fußballspielers Ben-Hatira zwingend notwendig war, darüber lässt sich streiten. Ob die Vorschläge der AfD zum politischen Umgang mit dem Islam sinnvoll sind, darüber lässt sich streiten. Worüber sich nicht streiten lässt, ist die Frage, ob die Anfeindungen, die Muslime in unserer Gesellschaft durchaus erfahren, gleichzusetzen sind mit dem Schicksal der Juden zu Zeiten des Dritten Reiches. Die Antwort lautet schlicht und einfach: Nein!

Diakrisis - Die neue Kolumne von kath.net. Ab sofort jeden Dienstag mit Dr. Stefan Meetschen, Dr. Eva Demmerle, Dr. Sebastian Moll und Dr. Giuseppe Gracia.


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