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Kein Witz

22. Mai 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Der Horizont der Liebe ist die Ewigkeit, sonst wäre sie so etwas wie ein Witz oder ein "gefährlicher Zeitvertreib". Kommentar von P. Raniero Cantalamessa.


Rom (www.kath.net / zenit) „Die Person, die wirklich liebt, will für immer lieben.“ Das erklärte Pater Raniero Cantalamessa OFMCap., Prediger des Päpstlichen Hauses, in seinem Kommentar zu den Lesungen des Sonntags (Apg 10,25-27.34-35.44-48; 1 Joh 4,7-10; Joh 15,9-17).

Das Liebesgebot

„Das ist mein Gebot: liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15, 12).

Die Liebe, ein Gebot? Kann man aus Liebe ein Gebot machen, ohne sie zu zerstören? Welches Verhältnis besteht zwischen der Liebe und der Pflicht zu lieben, wo doch die eine das Ursprüngliche und das andere eine Verpflichtung ist?

Man muss wissen, dass es zwei Arten von Geboten gibt. Es gibt Gebote oder Pflichten, die von außen kommen, von einem Willen, der nicht der meine ist; und dann gibt es Gebote oder Pflichten, die von innen kommen und von meinem Willen getragen werden. Der Stein, den man in die Luft wirft, oder der Apfel, der vom Baum fällt, wird zum Fallen „verpflichtet“: Er kann nicht anders, er muss fallen; und zwar nicht deshalb, weil ihm das auferlegt wurde, sondern weil es in ihm eine Schwerkraft gibt, der ihn zum Mittelpunkt der Erde hinzieht.

In gleicher Weise gibt es zwei Arten, wie jemand dazu gebracht werden kann, etwas Bestimmtes zu tun: durch Zusammenarbeit oder durch Attraktion. Das Gesetz und die gewöhnlichen Gebote wirken auf die erste Weise, mit der Drohung von Bestrafung; die Liebe dagegen bewegt auf die zweite Weise: durch Attraktion, durch einen inneren Antrieb.

Jeder wird letzten Endes von dem angezogen, was er liebt, und er wird dabei nicht durch einen äußeren Druck eingeengt. Zeig einem Kind ein Spielzeug, und du wirst sehen, wie es sich danach ausstreckt, wie es sich darum bemüht, es zu bekommt. Wer drängt es dazu? Niemand, er wird vom Gegenstand seiner eigenen Sehnsucht angezogen. Halte einem Menschen, der nach der Wahrheit hungert, ein Gut vor Augen, und er wird sich darauf stürzen. Wer bewegt ihn zu? Niemand – er wird von seinem eigenen Sehnen getrieben.

Aber wenn das so ist, dann werden wir doch alle spontan vom Guten und von der Wahrheit, die Gott selber ist, angezogen. Welche Notwendigkeit gibt es dann noch, so könnte man meinen, aus dieser Liebe ein Gebot und eine Verpflichtung zu machen?

Es kann passieren, dass wir von anderen Werten, die nun einmal da sind, beeinflusst werden und Gefahr laufen, nicht ins Schwarze zu treffen, sondern uns diesen Werten zuzuwenden, um auf diesem Weg das höchste Gut zu verlieren. So wie ein Raumschiff auf dem Weg zur Sonne einer sicheren Route folgen muss, um nicht in den Bereich der Schwerkraft irgendeines Planeten oder eines Satelliten zu geraten, so geht es uns, wenn wir zu Gott unterwegs sind. Die Gebote, angefangen mit dem ersten und größten aller, das darin besteht, Gott zu lieben, dienen gerade dazu.

Alles hat eine Auswirkung, und das zeigt sich im Leben und in der menschlichen Liebe. Immer mehr junge Leute lehnen die Institution Ehe ab und entscheiden sich für die so genannte „freie“ Liebe; oder sich entscheiden sich einfach dazu, miteinander zu leben. Die Ehe ist eine Einrichtung – ein Vertrag, der, wenn er einmal geschlossen worden ist, dazu verpflichtet, dem Partner treu zu sein und ihn das ganze Leben lang zu lieben. Aber warum ist es der Liebe, die ja Instinkt, Schwung und Lebendigkeit ist, so wichtig, sich in eine Verpflichtung zu verwandeln?

Der Philosoph Kierkegaard gibt uns darauf eine überzeugende Antwort: „Nur wenn die Pflicht zu lieben besteht, nur dann ist die Liebe für immer vor allen Veränderungen bewahrt; für immer in seliger Unabhängigkeit befreit, in ewiger Seligkeit gegen jegliche Verzweiflung gesichert (S. Kierkegaard, „Der Liebe Tun“ I, 2, 40).

Die Bedeutung, die in diesen Worten liegt, ist Folgende: Die Person, die wirklich liebt, will für immer lieben. Der Horizont der Liebe ist die Ewigkeit, sonst wäre sie so etwas wie ein Witz, ein „liebevolles Missverständnis“ oder ein „gefährlicher Zeitvertreib“. Deswegen spürt jemand, der liebt, mit umso größerer Sorge, in welcher Gefahr sich seine Liebe befindet. Es handelt sich um eine Gefahr, die nicht von dem anderen ausgeht, sondern von ihm selbst.

Man weiß genau, dass die Liebe unbeständig ist, dass man morgen schon genug haben und nicht mehr lieben könnte. Und da man jetzt, mitten im Licht der Liebe, klar sehen kann, was für einen nicht wieder gutzumachenden Verlust das bedeuten würde, wappnet man sich dagegen, indem man sich bindet, auf ewig zu lieben. Die Pflicht erhebt die Liebe aus aller Verwundbarkeit, und auf diese Weise wird die Liebe in der Ewigkeit verankert. Wer liebt, der ist glücklich, lieben zu müssen – gerade das erscheint ihm das schönste und befreiendste Gebot der Welt zu sein.

ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals.



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