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Die ‚Goldene Regel’ des christlichen Lebens

18. Februar 2007 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar zum siebten Sonntag im Jahreskreis von Pater Raniero Cantalamessa OFM Cap.


Rom (www.kath.net/ Zenit)
Den anderen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will, diese große Lebensweisheit steht im Mittelpunkt der Überlegungen des Kapuzinerpaters Raniero Cantalamessa zum VII. Sonntag im Jahreskreis. Ausgehend von den Lesungen jenes Tages, der dem Herrn gewidmet ist, erklärt der Prediger des Päpstlichen Hauses zudem, was Jesus eigentlich gemeint hat, als er sagte, dass man weder richten noch urteilen soll.

Richtet nicht!

Das Evangelium dieses Sonntags enthält eine Art Moralkodex, der das Leben des Jüngers Christi kennzeichnen soll. Das Ganze ist in der so genannten „Goldenen Regel“ des moralischen Handelns zusammengefasst: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“ Dies ist eine Regel, die – wenn sie in die Praxis umgesetzt würde – bereits vollends ausreichte, um das Antlitz der Familie und der Gesellschaft, in der wir leben, zu verändern.

Das Alte Testament kannte sie in ihrer negativer Fassung: „Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen nicht zu!“ (Tob 4,15) Jesus legt sie in ihrer positiver Fassung vor: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ – was sehr viel anspruchsvoller ist.

Der Abschnitt aus dem Evangelium aber lässt auch Fragen aufkommen. „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück…“

Gebietet Jesus seinen Jüngern also, sich nicht dem Bösen zu widersetzen; den Gewalttätigen freie Hand zu lassen? Wie lässt sich das mit der Notwendigkeit vereinen, den Machtmissbrauch und das Verbrechen zu bekämpfen, es energisch anzuklagen und dabei auch ein Risiko einzugehen? Wie steht es also mit der „Null-Toleranz“, die heute angesichts der weiten Verbreitung der Kleinkriminalität von mehreren Seiten gefordert wird?

Das Evangelium verurteilt diese Notwendigkeit nicht nur nicht, sondern es unterstreicht sie. Es gibt Situationen, in denen die Nächstenliebe es nicht erfordert, die andere Wange hinzuhalten, sondern geradewegs zur Polizei zu gehen und den Fall anzuzeigen. Die Goldene Regel, die für jeden Fall gilt – so haben wir gehört –, besteht darin, den anderen das zu tun, was man für sich selbst erwartet. Wenn du zum Beispiel Opfer eines Diebstahls, eines Raubüberfalls oder einer Erpressung geworden bist oder wenn dir jemand ins Auto gefahren ist, so wärest du mit Sicherheit froh, wenn der, der dabei war, dazu bereit wäre, zu deinen Gunsten Zeugnis abzulegen.

Im Evangelium wird gesagt, dass du dasselbe auch den anderen tun sollst, ohne dich hinter dem üblichen „Ich habe nichts gesehen, ich weiß von nichts“ zu verstecken. Das Verbrechen gedeiht auf dem Boden der Angst und der „omertà“, der angstvoll zustimmenden Verschwiegenheit.

Schauen wir uns aber die in einem gewissen Sinn noch bedrohlicheren Worte des Evangeliums an: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden.“ Heißt das also, Tore auf für die Straflosigkeit? Und was sollen wir dann über die Justizbeamten sagen, die sich von Berufswegen ganz dem Richten widmen? Sind sie von vornherein vom Evangelium verurteilt worden?

Das Evangelium ist nicht so naiv und unrealistisch, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Es befiehlt uns nicht so sehr, jedes Urteil aus unserem Leben zu verbannen, sondern vielmehr das Gift aus unseren Urteilen! Das heißt also: jenen Anteil von Groll, von Verweigerung, von Rache, der sich oft mit der objektiven Bewertung einer Tatsache vermischt. Dem Gebot Jesu „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden“ folgt unmittelbar, wie wir gesehen haben, das Gebot: „Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden“ (Lk 6.37). Der zweite Satz dient dazu, den Sinn des ersten zu erklären.

Es sind die „grausamen“ Urteile, die keine Barmherzigkeit kennen, die vom Wort Gottes verurteilt werden; jene Urteile, die zusammen mit der Sünde auch den Sünder verurteilen, ohne auf dessen Berufung einzugehen. Richtigerweise lehnt das Gewissen der zivilisierten Welt die Todesstrafe fast einmütig ab. In ihr hat nämlich der Aspekt der Rache seitens der Gesellschaft und der Vernichtung des Schuldigen mehr Gewicht als der Aspekt der Selbstverteidigung und der Abschreckung vor dem Verbrechen, was mit anderen Strafmethoden nicht weniger wirksam erzielt werden könnte.

Manchmal wird bei diesen Gelegenheiten ein Mensch getötet, der jemand völlig anderer ist als der, der das Verbrechen begangen hat – weil er in der Zwischenzeit bereut und sich radikal verändert hat.

[ZENIT-Übersetzung aus dem italienischen Original]



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