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| Venezuela: Von Mangel zu sprechen, ist verboten16. Oktober 2013 in Interview, 2 Lesermeinungen Im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" spricht der Erzbischof von Cumaná, Diego Rafael Padrón Sánchez, über die Umwälzungen in Venezuela. Das Interview führte Maria Lozano Caracas (kath.net/KIN) Am 7. Oktober 2012 ist der venezolanische Präsident Hugo Chávez ein letztes Mal wiedergewählt worden. Nach seinem Tod im März 2013 wurde er von Nicolás Maduro ersetzt, der die Neuwahlen im April gewann. Im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" spricht der Erzbischof von Cumaná, Diego Rafael Padrón Sánchez, über die Umwälzungen in Venezuela. Kirche in Not: Exzellenz, welche Bilanz ziehen Sie seit dem Tod von Hugo Chavez und der Machtübernahme von Nicolás Maduro? Hat sich etwas verändert? Erzbischof Padrón Sánchez: Natürlich hat es Veränderungen gegeben, und gleich an erster Stelle, weil Maduro nicht Chávez ist. Zwar bezeichnet sich Präsident Maduro als "Sohn von Chávez", der dessen Schritten folgt, aber mit seiner Regierung begann eine neue Etappe. Für ihn ist alles neu und er ist neu in allem. Bis jetzt fällt die Bilanz klar negativ aus. Die Pläne von Präsident Maduro sind stets Notfallpläne, unmittelbare Reaktionen auf die jeweilige Situation. Kirche in Not: Uns erreichen besorgniserregende Nachrichten, dass es in Venezuela inzwischen an Nahrungsmitteln mangelt. Vor kurzem hat Maduro einen Vertrag mit Kolumbien unterschrieben, um Nahrungsmittel im Wert von 600 Millionen Dollar zu importieren. Ist die Situation so drastisch? Padrón Sánchez: Auf jeden Fall. Sie ist drastisch, denn wir haben uns von einem Exportland zu einem Importland entwickelt, von einem Land, in dem es alles gab zu einem Land, in dem es an den elementarsten Produkten mangelt. Aber ich darf von dieser Knappheit nicht reden, denn es ist verboten. Kirche in Not: Venezuela war ein reiches Land. Ist das immer noch so? Padrón Sánchez: Sie haben zu Recht gesagt, dass es ein reiches Land war. Es ist weiterhin reich, wenn man es am Potenzial des Volkes, der Fruchtbarkeit seiner Böden und der Fülle an Bodenschätzen bemisst, aber es ist arm an Produktionsmitteln und -systemen: heute produziert Venezuela fast nichts. Ich wiederhole: Alles kaufen wir vom Ausland, sogar zu hohen Preisen. Andererseits wird die nationale Währung abgewertet. Aus diesem Grund sind die Leute ärmer, auch wenn mehr Geld im Umlauf ist, und sie merken, dass das Geld nicht ausreicht. Kirche in Not: Noch besorgniserregender sind die Nachrichten über die Gewalt im Land. Auch die Kirche ist von diesem Problem betroffen: die Einrichtungen der Bischofskonferenz in Caracas sind im Zeitraum von zwei Wochen gleich neun Mal überfallen worden. Padrón Sánchez: Nicht nur die katholische, sondern auch andere Kirchen sind betroffen. Aber das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, dass es heute kaum noch eine Familie gibt, die nicht einen Toten durch Gewalt zu betrauern hätte. Darin sind wir wirklich alle gleich; die Gewalt macht weder vor Regierungsanhängern noch vor Oppositionellen halt, weder vor Kapitalisten noch vor Sozialisten. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass sich dies ändern kann und wird. Leider sind die Maßnahmen der Regierung unzulänglich, denn es reicht nicht, die Symptome und Auswirkungen zu bekämpfen. Man muss gegen die Ursachen vorgehen. Kirche in Not: Um nicht nur Trauriges zu berichten, lassen Sie uns den Weltjugendtag in Brasilien erwähnen, an dem so viele venezolanische Jugendliche teilgenommen haben und den Lateinamerikanischen Missionskongress in Maracaibo. Der Kirche in Venezuela fehlt es nicht an Lebendigkeit. Welche Bedeutung wird der Missionskongress in Maracaibo haben? Padrón Sánchez: Ja, es ist nicht alles dunkel. Trotz Schmerz und Trauer über die aktuelle schwere Lage lassen sich die Jugendlichen nicht entmutigen. Vor allem mit der Kirche verbundene Jugendliche haben den Mut, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Trotz der extrem schwierigen Wirtschaftslage haben 6 000 Jugendliche aus Venezuela am Weltjugendtag teilgenommen, und diese hohe Zahl ist ein Zeichen der Hoffnung. Unsere Jugend steht für Kühnheit und Hoffnung, die Katholiken sind stolz auf sie. So dürfte es auch beim Amerikanischen Missionskongress sein, der mit Gottes Hilfe ein außergewöhnliches Ereignis im Jahr des Glaubens sein wird. Für uns alle ist das eine Gelegenheit, zu zeigen, das Leben, Solidarität und Mission eine Einheit bilden. Das ist ein wichtiger Beitrag des Missionskongresses für das Land und die Kirche.
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