Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  2. Klerikalismus im Bistum Passau
  3. Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘
  4. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden
  5. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  6. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  7. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  8. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  9. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  10. Gesetzesentwurf in Belgien: Sterbehilfe soll für Demenzkranke legalisiert werden
  11. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  12. Gott will, dass wir treu sind!“
  13. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“
  14. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  15. Christentum im Norden Nigerias „wächst astronomisch“

Papstwort über Erziehungsklapps pusht bewährte Pressespielchen

7. Februar 2015 in Kommentar, 31 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Franziskus steht wegen seines Erziehungstipps in starkem Gegenwind. Was ist davon zu halten? kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg


Stuttgart (kath.net/pl) Es ist ein bewährtes Spielchen: Ein echter oder vermeintlicher Lapsus eines Papstes wird in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Gleichzeitig lässt man andere, unbequemere Aussagen und Themen unter den Tisch fallen. Da aber mit dem Lapsus ein Stück Wirklichkeit abgebildet wird, bemerken es keineswegs alle Zuschauer, dass der Lapsus nur durch einen Zerrspiegel gesehen werden kann. Wie realistisch erkennt man die echte Wirklichkeit – beispielsweise sich selbst – im Zerrspiegel?

Zur Sache: Die Formulierung von Papst Franziskus über Kindererziehung mittels maßvollem Klaps war zweifellos unglücklich und wir Katholiken hätten gern darauf verzichten können. Es gibt kein „würdevolles Schlagen“ von Kindern, trotz aller Wertschätzung von Papst Franziskus muss man dies sagen. Man kann übrigens mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch Papst Franziskus keinen Wunsch hat, sich für eine mäßige körperliche Bestrafung von Kindern zu engagieren.

Es gibt allerdings auch für die Kritiker dieses Papstwortes brennendere Themen. Wenn sich beispielsweise die Grünenpolitikerin und Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth über die verunglückte Papstbemerkung echauffiert, dann darf man auch einmal die Frage stellen: Mit welcher moralischen Berechtigung kritisiert ausgerechnet eine Vertreterin der Grünen? Welche Partei hat denn immer wieder die Freigabe der Sexualität mit Kindern (heutzutage nennt man dies „sexuellen Missbrauch“) gefordert und hat dieses Thema bisher kaum aufgearbeitet? Welche Partei engagiert sich stark für schulische Sexualerziehungskonzepte, die den Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, zu deutlichsten Äußerungen genötigt haben? In welcher Partei waren bzw. sind Politiker aktiv, deren theoretische und möglicherweise auch praktische Nähe zur Pädophilie nicht aufgearbeitet ist? Wir dürfen einmal ganz kurz fragen, wie groß die berechtigte öffentliche Empörung gewesen wäre, wenn die unglaublichen Bemerkungen des Grünenpolitikers Daniel Cohn-Bendit aus der Feder eines katholischen Geistlichen entsprungen gewesen wären. Ergo: Angesichts der Faktenlage bei den Grünen darf man an das Jesuswort erinnern: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Mt 7,3)


Doch es fällt noch ein weiterer Zusammenhang auf. Papst Franziskus äußerte sich in der letzten Zeit mehrfach dezidiert gegen Gendermainstreaming. Das könnte der aktuell herrschenden und offiziell promoteten Denkweise gefährlich werden. Politiker und Massenmedien werden dem Papst hier tunlichst nicht allzu laut widersprechen, denn der offene Widerspruch würde seine Aussagen ja gerade verbreiten. Ebenso hat man bereits seine häufige und explizite Zustimmung und Unterstützung zu den nationalen Prolife-Veranstaltungen „Marsch für das Leben“ geschickt unter den Tisch fallen lassen (Der Papst äußerte sich beispielsweise hier und hier). Das Papstwort über das Familienreferendum in der Slowakei (das Franziskus in der gleichen Veranstaltung wie das Wort zum „würdevollen Schlagen“ sagte) wird nur auffallend zögerlich aufgegriffen, doch sein zeitlicher Zusammenhang mit der Häme über die missglückte Papstaussage zur Kindererziehung ist frappierend. Ich möchte die Vorhersage wagen: Wenn sich Papst Franziskus weiter so dezidiert prolife und so dezidiert gegen Gendermainstreaming äußert, wird den großen Medien jedes halbwegs geeignete päpstliche Fettnäpfchen recht sein, um seine bisher ins ungesund Übergroße gezogene Beliebtheitskurve ins Bodenlose fallen zu lassen.

Was nun? Ein Teil des Charmes unseres Papstes geht ja direkt auf seine herzliche Spontanität in Wort und Geste zurück. Doch während er sich in seinen gestenhaften Handlungen als sehr stilsicher erweist, kommt seine lateinamerikanische Unbeschwertheit im Wort keineswegs immer nur gut an. Einerseits mag man sich wünschen, dass er im wörtlichen Ausdruck den „Wächter vor das Tor seiner Lippen“ stellt, um den der Psalmbeter Gott bittet (Ps 141,3). Doch es ist zu sehen, dass sich Franziskus auch nach knapp zwei Jahren Pontifikat und einigen Fettnäpfchen noch nicht dazu entschieden hat.

Dabei mag man zwei Dinge bedenken: Zum einen hatte sich auch die durch und durch reflektierte Ausdrucksweise von Papst Benedikt XVI. als keineswegs immun vor echten oder herbeigeredeten Fettnäpfchen erwiesen. Und andererseits müsste Franziskus ausgerechnet einen seiner Pluspunkte aufgeben. Ein vorsichtiger, stets reflektierender Papst Franziskus würde hölzern und nur marionettenhaft wirken, er wäre nur noch ein Schatten seiner selbst. Wollen wir dies?

Jene, die Papst Franziskus jetzt so lautstark verurteilen, mögen sich doch fragen, ob sie nicht bisher die unbeschwerte Offenheit des Papstes oft gerade als herzerwärmend empfunden haben. Und ganz leise dürften sie dann die Frage anschließen: Ist ihnen selbst wirklich noch nie ein Wort – oder mehr? – entschlüpft, das sie hinterher nur allzu gern ungeschehen gemacht hätten?

Der Autorin auf Twitter folgen!

Generalaudienz 4. Februar 2015




Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Franziskus

  1. Gemelli-Chefarzt: Papst Franziskus wäre fast gestorben
  2. "Nicht glücklich": Papst bedauert Äußerung zu Russland
  3. Papst tauft Kind in der Gemelli-Klinik
  4. Papst im Kongo eingetroffen
  5. Papst übt schwere Kritik am deutsch-synodalen Weg und spricht von 'schädlicher Ideologie!
  6. Erneut keine Fasten-Exerzitien mit Papst und Kurie in den Bergen
  7. Papst mahnt "Gewissenserforschung" im Umgang mit Flüchtlingen an
  8. Vatikan: Papst stellt Live-Gottesdienste ein
  9. Papst Franziskus: Zölibat ist ein Geschenk und eine Gnade!
  10. Europäische Nebelkerzen und wie das Leben unter Indios wirklich ist






Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine wichtige BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  4. Klerikalismus im Bistum Passau
  5. Isak Ailu Pulk Eira (24) könnte der erste samische Kartäusermönch der Welt werden
  6. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  7. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  8. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  9. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  10. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  11. Papst dreht spontane Runde im Petersdom
  12. Britisches Königspaar kam heimlich zum Papst
  13. Eis für Papst Franziskus - "Kleine Sünden" im Krankenstand
  14. Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘
  15. Historiker: Johannes Paul II. sollte "der Große" genannt werden

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz