Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Papa Francesco – ein Papst, der die Menschen liebte
  3. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  4. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  5. Initiative "Neuer Anfang" protestiert gegen Handreichung von DBK/ZDK "für die Praxis der Segnung"
  6. US-Präsident Donald Trump reist zum Papst-Begräbnis
  7. "Es gibt nichts Schöneres, als Ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit Ihm zu schenken"
  8. Papst Franziskus nach Überführung im Petersdom aufgebahrt
  9. Kardinal Erdö ist bereits in Rom - "Franziskus war Papst der Völker"
  10. US-Regierung lässt negative Folgen von ‚Geschlechtsänderungen‘ erforschen
  11. Bischof Hanke: „Als Christen und als Staatsbürger für das Lebensrecht der Schwächsten demonstrieren“
  12. Papst Franziskus wird am Samstag beigesetzt
  13. Kardinal Müller: „Es gibt legitim über 20 verschiedene Riten derselben katholischen Messe“
  14. Bischof Voderholzer zum Tod von Papst Franziskus: Ein Zeuge für die „Freude am Evangelium“
  15. Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzen

'Gleicht euch nicht dieser Welt an!'

20. März 2015 in Aktuelles, 15 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Kardinal Cordes: „Wir müssen uns immer klar darüber bleiben, dass Jesus uns eine Botschaft gebracht hat, die mit weltlichem Denken nicht in Harmonie zu bringen ist.“


München (kath.net/pl) „Wenn Kritiker der kirchlichen Institution sich engagieren würden, dass der Glaube in Deutschland wächst, dass Christus in die Herzen und in die Köpfe der Menschen kommt; wenn Front gemacht würde gegenüber einer Kirche, die immer mehr die Kategorien des weltlichen Denkens übernimmt, d.h. also, die Angst davor hat, irgendetwas zu fordern, was politisch nicht korrekt ist, was Anstoß erregt - dann könnte ich die Kritiker nur loben.“ Dies äußerte der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes im München/Kirchenzentrum St.-Philipp Neri. Im Gespräch mit Veranstalter Michael Ragg von Ragg´s Domspatz erläuterte der frühere langjährige Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ weiter, dass der Ansatz mancher Vorwürfe für die Kirche leider den entscheidenden Punkt nicht treffe. Er fördere hingegen genau das, was Papst Benedikt in Freiburg bei seiner bekannten Rede als „Verweltlichung‘ der Kirche“ gebrandmarkt habe. „Die Mahnung des Apostels Paulus im 10. Kapitel des Römerbriefs, ‚Gleicht euch nicht dieser Welt an!‘ ist eigentlich der Fanfarenstoß, der heute von solcher Kritik kommen müsste, wenn sie dem Menschen wirklich gut will.“ Wir sollten sehr viel stärker „von der Bibel her und vom Glauben an Gott her leben und uns nicht von weltlichen Lebens-Modellen“ leiten lassen. Zwar könnten wir vom weltlichen Denken manches lernen. „Aber es steht oft quer zur Botschaft der Bibel. Es eckt an. Man hat nicht ohne Grund unseren Herrn Jesus Christus gekreuzigt. Gottes Offenbarung ist mit weltlichem Denken nicht zu harmonisieren. Oder wollen wir so tun, als prägte das Evangelium die Gesellschaft von heute? Wir sehen doch jeden Tag das Gegenteil.“

Zur bevorstehenden Bischofssynode äußerte der Kardinal: „Die Dramatik der Familie liegt auf der Hand.“ Dabei sei festzustellen, dass es „einige wenige“ zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene gebe, die gern zur heiligen Kommunion gehen möchten. Aber ihre leidvolle Situation sei sicher nicht die vorrangige Frage, die für die kommende Synode anstehe. „Viel dringender ist doch … die Glaubensvertiefung der Christen“. Die könnte helfen, rechtzeitig das Scheitern von Ehen zu verhindern. Moralische Maßstäbe seien zwar „wichtig für die Orientierung, aber sie werden eingehalten in dem Maß, in dem ich aus dem Glauben lebe“. Deshalb stehe bei der Bischofssynode zuerst die Frage an, wie man es bsp. bei der Ehevorbereitung oder bei Ehen in einer Krise schaffen könnte, die Glaubensperspektive wieder wachzurufen. „Das kann man nicht mit einem Federstrich machen – aber es geht auch nicht, indem man einfach nur die Moral einschärft.“ Die Glaubensfrage deckt aber wahrhaft Dramatisches auf. „Unsere christliche und kirchliche Grundproblematik ist: Der Sinn für Gott entschwindet. Gegenüber einem Du, das für mich ein Gesicht hat, das mich liebt, das mir seinen Sohn als Erlöser gesandt hat, gegenüber diesem Du bewegt mich die Liebe, die Anforderungen der Offenbarung an mein Leben anzunehmen. Dann versuche ich auch, sie einzuhalten.“ Man gestehe der Kirche immer noch zu, dass sie Ethik verbreite, damit „ die Gesellschaft funktioniert“. Doch „Moralpolizisten…, das sind wir nicht!“ Vielmehr seien wir „dazu berufen“, die Erlösung, das Heil, „Jesus Christus zu verkünden“ und „ethisches Verhalten der Gläubigen ist dann die Konsequenz davon“. „Wie können wir meinen, wir finden für den Menschen einen besseren Weg“ zum Glück als es der Weg ist, „den Gott uns mit seinem Willen und seinen Geboten gezeigt hat. Von daher bin ich überzeugt: Gottes Willen zu relativieren, sog. ‚Lebenserleichterungen‘ nach dem Modell weltlichen Denken helfen uns nicht weiter, auch nicht zum Gelingen der nächsten Synode.“


Der Kardinal zitierte aus einer Umfrage der Bertelsmannstiftung, wonach 2008 nur 16,2 Prozent der deutschen Katholiken in Gott ein personales „Du“ sahen, „d.h. also, 84 Prozent sehen ihn nicht mehr so. Für diese „hat Gott kein Gesicht, sondern sie glauben an eine Macht, die irgendwo über den Wolken waltet, an ein blindes Schicksal“. „Das ist doch dramatisch!“, äußerte Kardinal Cordes, „Ich frage mich, was diese Leute denken, wenn sie beten ‚Vater unser im Himmel‘. Das bekümmert mich. Hierliegt der Ansatzpunkt für eine dringliche Neuevangelisierung. Papst Benedikt hat schon vor Jahren nicht ohne Grund gesagt: ‚Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig.‘“

Auf eine Frage aus dem Publikum, wie sich Gläubige angesichts unterschiedlicher Weisungen von Hirten verhalten sollen, wies Cordes auf die „Unterscheidung der Geister“ hin. Solche Unterscheidung „ist nicht an Amtsautorität gebunden, sondern hängt sehr stark damit zusammen, wie intensiv jeder persönlich das Antlitz Gottes sucht“, damit uns der Heilige Geist das recht Urteil gibt. Manchmal seien auch die Umstände zu beachten, unter denen eine Äußerung zustande kam, Umstände, die eine irritierende Wendung möglicherweise relativieren. Schon gar nicht dürfe man sich auf polemische Schlagzeilen verlassen. „Machen Sie sich nicht naiver und unmündiger als Sie sind. Sie sind erwachsen im Glauben. Und wenn Sie beten, sich nach Gottes Gebot und der Lehre der Kirche zu richten versuchen, dann wird eine verblüffende Aussage Sie auch nicht gleich vom Stuhl werfen.“

Im Laufe seiner Äußerungen ging Cordes auch an verschiedenen Stellen auf die letzten Päpste ein. Gesprächspartner Michael Ragg kam auf die jüngste Publikation des Kardinals zu sprechen: „Drei Päpste. Mein Leben“ (Verlag Herder, Freiburg). Über Papst Franziskus sagte der Autor: „Es bewegt mich, wie sehr er die Menschen liebt und wie er sich für sie einsetzt“. Allgemeiner formulierte er: „Die Kirche kann ihre Botschaft nur weitergeben, wenn die Sprecher der Botschaft den Hörern auch sympathisch sind. Deshalb ist die Anstrengung einiger Journalisten, die Sympathie abzubauen, die wir alle für den Heiligen Johannes Paul und für Papst Benedikt haben, im letzten diabolisch. Denn sie schneidet uns den seelischen Zugang zu diesen großen Hirten ab und ihre Botschaft uns nicht mehr.“ Man könne sich deshalb „darüber freuen, dass Papst Franziskus so große Resonanz hat und wir zu denen gehören, denen sein Wort etwas sagt.“

Cordes erwähnte, er habe neulich die Sendung eines deutschen Fernsehkanals gesehen, die Papst Benedikt der Unfähigkeit geziehen habe. Er habe – so wurde mehrfach betont und aufzuzeigen versucht - sein Pontifikat verstreichen lassen, ohne Reformen einzuleiten. Dazu Cordes: „Dies stimmt überhaupt nicht. Es war Benedikt, der sowohl die Finanzreform, die Pädophilieaufarbeitung und die Kurienreform begonnen hat“. Die Herabsetzung dieses großen Papstes war unglaublich: „‚Benedikt war schon ungeeignet, ein Bischof zu sein, geschweige denn erst Papst‘. Wenn ich so etwas höre, überfällt mich Wut.“ Wer Papst Benedikts Regierungszeit unvoreingenommen und mit dem Blick des Glaubens beurteile, der erkenne „ganz wichtige Impulse für die vatikanischen Strukturen. Und niemand kann übersehen, wie entscheidend er mit seiner Verkündigung den Horizont geöffnet hat für die Gottesfrage und die Mitte unseres Christseins.“ Noch nie sei ein Papst auf den Büchermarkt gegangen, wie dies Benedikt mit seinem Buch „Jesus Christus“ getan hätte. Solche Auseinandersetzung auch mit der akademischen Wissenschaft sei gerade für einen Papst ungewöhnlich. Dort die Auseinandersetzung zu suchen, „das ist sehr mutig und wirkt lange nach.“ Seine pontifikalen Wegweisungen „geben schon heute sehr vielen Menschen - nicht nur Katholiken – verlässliche Orientierung und tun unendlich viel Gutes. Sie bleiben freilich dem verborgen, der auf spektakuläre Äußerlichkeiten und auf sogenannte ‚Erleichterungen‘ (im Sinne weltlichen Lebensstils) bedacht ist.“

Über den Heiligen Johannes Paul II. griff der Referent auf seine Biographie zurück und erzählte, wie er am Anfang seines Dienstes in Rom zu dessen Morgenmesse eingeladen wurde. Der Papst war damals noch im Vollbesitz seiner physischen Kräfte. Schon früh – so Cordes – und als erster sei er in die Kapelle gekommen. Er habe den Papst kniend auf dem Boden im Gebet versunken vorgefunden, die Arme verschränkt auf der Rückenlehne seines Stuhls und das Gesicht in die Hände vergraben. „Später erfuhr ich, dass er jeden Morgen eine halbe Stunde so betete. Als ich eintrat, hatte er mich offenbar gehört. Denn er erhob seinen Kopf und blickte zum rückwärtigen Eingang der Kapelle. Ich sah sein Gesicht, und mir fiel – ich will jetzt nicht mystifizieren – ein Satz ein, den die Italiener nach seiner Wahl geprägt hatten, weil er keiner von ihnen war: ‚Ein Papst, der von weither kommt‘. Ich habe diesem Satz jedoch in diesem Augenblick eine andere Bedeutung gegeben: Ein Papst, der wirklich aus dem tiefen Gebet kommt, aus der Suche von Gottes Antlitz. Ein Heiliger.“

kath.net dankt S.E. Kardinal Cordes für die freundliche Autorisierung dieses Beitrags.

kath.net-Lesetipp:
Drei Päpste. Mein Leben
Von Paul J. Cordes
Hardcover
336 Seiten; 210 mm x 134 mm
2014 Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-33519-8
Preis 20.60 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

- Link zum kathShop

- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]
Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Kardinal Cordes im Gespräch mit Michael Ragg/Ragg´s Domspatz in München


Foto Kardinal Cordes bei Ragg´s Domspatz © Vivian Ragg


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Cordes

  1. Jungfräulichkeit, der Affront gegen diese Zeit
  2. Cordes rückt eine Kardinalsklasse höher
  3. New Age – eine modische Heilslehre, theologisch inspiziert
  4. Kardinal Cordes: Statt Esoterik "Gott, der uns entgegengeht"
  5. „Vorstoß von Kardinal Marx missachtet eindeutige Offenbarung Gottes“
  6. „Keine Willkommenskultur für Christen“
  7. 'Unser Missions-Wille und unsere Missions-Kraft sind schwach geworden'
  8. Neues Buch von Kardinal Cordes: 'Dein Angesicht, Gott, suche ich'
  9. 'Es ist etwas Wunderbares um unsern katholischen Glauben'
  10. Der Priester ist kein Auslaufmodell







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Papst Franziskus
  2. Franziskus war ein „Papst wie du und ich“
  3. Vatikan veröffentlicht Testament von Papst Franziskus
  4. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  5. Vandalismus in deutschen Kirchen: Beobachtungsstelle OIDAC alarmiert
  6. „In Blut getränkt“
  7. Urbi et Orbi Ostern 2025 - Das Lamm Gottes hat gesiegt! Er lebt, der Herr, meine Hoffnung
  8. Papst trifft US-Vizepräsident Vance im Vatikan
  9. "Klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt"
  10. Kardinäle aus weit entfernten Regionen kritisieren: Das Präkonklave beginnt „zu früh“
  11. Vatikan: Bei Kirchenaustritt keine Löschung aus dem Taufregister
  12. Jerusalem: Die geheimnisvolle "Liturgie des Heiligen Feuers"
  13. Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. bleibt für uns ein starker Segen!
  14. US-Vizepräsident Vance bei Karfreitagsliturgie im Petersdom
  15. Ostermesse auf dem Petersplatz. Im Staunen des Osterglaubens

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz