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Starphilosoph: Heiliger Franz Vorbild für Europas Zukunft

29. August 2015 in Chronik, 2 Lesermeinungen
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Italienischer Kulturkritiker Agamben: Wirtschaft von nützlichem Werkzeug zu reinem Selbstzweck verkommen - Europa heute von "ideen- und zukunftsloser institutionalisierter Lobby" geprägt.


Hamburg (kath.net/ KAP/KNA)
Der italienische Starphilosoph Giorgio Agamben sieht die europäischen Gesellschaften vor einem großen Umbruch. Die Krise in Griechenland zeige die Grenzen eines Glaubens an die Wirtschaft, dem sich Europa verschrieben habe, sagte Agamben in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag). Er hob darin die Notwendigkeit eines radikalen Gegenmodells hervor, ähnlich wie die Franziskanische Bewegung vor 800 Jahren.

Mit Blick auf die Debatten über die Zukunft der EU gelte es, zunächst einmal "der Lüge entgegenzutreten, dieser Vertrag zwischen Staaten, den man als Verfassung ausgibt, sei das einzig denkbare Europa". Hinter dieser Sichtweise stecke eine "ideen- und zukunftslose institutionalisierte Lobby", die sich "der düstersten aller Religionen, der Religion des Geldes" verschrieben habe.


Die Wirtschaft sei von einem nützlichen Werkzeug des Menschen zu einem reinen Selbstzweck verkommen, so der 73-jährige Kulturkritiker und frühere Vertraute der österreichischen Dichterin Ingeborg Bachmann. Die Ökonomie habe auch die Ebene der Politik erfasst, betonte er. Agamben warnte davor, dass die Ökonomie "entweder nirgendwohin" führe "oder, wie die Geschichte der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts und die derzeit herrschende Ideologie des unbegrenzten Wirtschaftswachstums zeigen, zur Zerstörung des Lebens, dessen sie sich angenommen hat".

Ordensgründer in Krisenzeiten Vorbild

Sich deswegen gewaltsam gegen die herrschenden Verhältnisse aufzulehnen, halte er jedoch für keine gute Idee, betonte Agamben. Stattdessen verwies er auf die Ordensgründer Benedikt von Nursia und Franziskus. Sie hätten sich in Zeiten großer Umwälzungen dazu entschieden, aus der Gesellschaft auszusteigen und eine "radikal andere Lebensgemeinschaft" zu gründen. "Das Reich brach zusammen, die Mönchsorden bestanden fort und haben für uns das Erbe bewahrt, dessen Überlieferung die staatlichen Institutionen, ganz wie in unseren Tagen die europäischen Schulen und Universitäten, die gerade massiv abgebaut werden, nicht mehr leisten konnten."

Schon jetzt gebe es allein in seinem Heimatland Italien mehr als 300 Gemeinschaften junger Menschen, die als Aussteiger ihr Glück versuchten, so der Philosoph. Glaube im althergebrachten Sinne spiele dabei zunächst einmal keine große Rolle, räumte Agamben ein. Aber die Idee, an die Stelle von Tat und Eigentum den Gebrauch von Dingen und Geistesgaben zu setzen, verbinde diese Aussteiger beispielsweise mit den Franziskanern.

In letzter Konsequenz gelte es, Produktivitätszwänge jeder Art auszuhebeln, um daraus Kraft für einen Neuanfang zu schöpfen. "Die wahre Berufung ist die Widerrufung jeder Berufung", so Agamben unter Verweis auf den Apostel Paulus. In dessen ersten Brief an die Korinther finde sich die Formel des "Als-ob-nicht", indem er etwa die Gemeinde auffordere: "Wer eine Frau hat, verhalte sich so, als ob er keine habe." Agamben: "In diesem Sinne ist die Form des Lebens das, was alle gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen man lebt, ablegt - indem sie die Bedingungen nicht leugnet, sondern von ihnen Gebrauch macht."

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Scotus 29. August 2015 

"Der große Verzicht"

Agamben hat auch einen Essay über den Rücktritt von Papst Benedikt verfasst. An dieser Stelle möchte ich noch einmal den lesenswerten Kommentar des Wiener Dogmatikers, Jan-Heiner Tück, über die philosophischen Betrachtungen Giorgio Agambens zum "großen Verzicht" Benedikts in der NZZ verlinken:

http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/die-letzten-und-die-vorletzten-dinge-1.18598011


2
 
 Scotus 29. August 2015 

Oh, da ist ja mein Agamben...

Ich verfolge diesen Philosophen schon seit Jahren. Zum ersten Mal wurde ich auf ihn aufmerksam, als er einen Kommentar zum Römerbrief verfasst hatte. Das äußerst lesenswerte Buch heißt: "Die Zeit, die bleibt."

Er greift immer wieder auf alte theologische Quellen zurück, so wie auch auf die Kirchenväter. Überhaupt scheint er sich viel mit der katholischen Kirche zu beschäftigen. Hier ein paar Titel:
"Höchste Armut"
"Opus Dei"
"Kirche und Reich"
"Pilatus und Jesus"
"Das Geheimnis des Bösen"


3
 

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