Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Sarah: Papst Leo kennt die Diskussion um die Messe im alten Ritus
  2. Niederländischer Kardinal Eijk: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nur bei Keuschheit
  3. Endlich ein Queergottesdienst im Fernsehen
  4. "Die Macht der Dummheit"
  5. Die 'katholische Frauenbewegung' Österreichs verteidigt das Islam-Kopftuch
  6. Grobes Zerrbild über Maria Vesperbild!
  7. Massiver Angriff auf die Rede- und Pressefreiheit in Deutschland!
  8. Die Polarisierung unserer Gesellschaft, und was dagegen unternommen werden kann.
  9. Homosexualität in Gesellschaft und Kirche
  10. US-Vizepräsident JD Vance besuchte Messfeier in der Grabeskirche in Jerusalem
  11. CSU-geführtes Innenministerium finanziert NGOs, die gegen Merz demonstrieren
  12. Neuevangelisierung und Liturgie im 21. Jahrhundert – Lernen aus der Geschichte für die Gegenwart
  13. Historischer Besuch von König Charles III. im Vatikan
  14. Bischof von Gurk: Pfarren geistlich vertiefen, aber nicht strukturell zerstören!
  15. Papst Leo XIV. empfängt am 23. Oktober den britischen König Charles III.

Nicht Kür, sondern Pflicht: Dialog mit dem Judentum

12. Dezember 2015 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die Aussöhnung mit dem Judentum gehört zu den großen Erfolgen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Genau 50 Jahre danach hat der Vatikan jetzt theologische Grundlagen für den christlich-jüdischen Dialog vorgelegt. Von Johannes Schidelko (KNA)


Vatikanstadt (kath.net/KNA) Zu den Erfolgsgeschichten des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zählt die Aussöhnung mit dem Judentum. Nach Jahrhunderten von Diskriminierung, Zwangsbekehrungen und den Schrecken der Schoah wurden Christen und Juden zu verlässlichen Partnern, sogar zu guten Freunden. Meilenstein für diesen Neuanfang, für einen intensiven Dialog mit spektakulären Gesten und historischen Begegnungen war die Konzilserklärung «Nostra aetate» vom 28. Oktober 1965. 50 Jahre später hat der Vatikan am Donnerstag in einem ausführlichen Studiendokument theologische Grundlagen samt offenen Fragen und Streitpunkten vorgestellt.

Mit Nachdruck fordert das Dokument eine Intensivierung dieses Dialogs und insbesondere der Zusammenarbeit von Juden und Christen - die mehr verbinde als alle anderen Religionen. Denn das Christentum habe jüdische Wurzeln; Jesus sei nur im jüdischen Kontext seiner Zeit zu verstehen. Beide Religionen seien unwiderruflich aufeinander angewiesen; das Gespräch zwischen ihnen sei in theologischer Hinsicht «nicht Kür, sondern Pflicht». Daher sollten Christen und Juden sich nicht nur besser kennenlernen. Gemeinsam müssten sie für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung eintreten und jede Form von Antisemitismus bekämpfen.


Im Mittelpunkt des Dokuments stehen freilich theologische Fragen, etwa der Stellenwert der Offenbarung oder die unauflösliche Einheit von Altem und Neuem Testament - auch wenn sie von Juden und Christen und Juden unterschiedlich interpretiert werden. Es geht um das Verhältnis von Altem und Neuem Bund: Der Bund sei nie von Gott gekündigt worden; er bestehe weiter und sei nicht einfach vom auserwählten jüdischen Volk auf die Kirche übergegangen.

Das Studiendokument hat keinen lehramtlichen Charakter, wie die Autoren der Päpstlichen Kommission für die Beziehungen zum Judentum betonten. Allerdings sind hier erstmals ausführlicher theologische Aussagen und Argumente schwarz auf weiß festgehalten, etwa aus Ansprachen der Päpste in der römischen Synagoge oder im Heiligen Land, oder auch aus früheren Dialogpapieren; etwa dass die katholische Kirche keine Judenmission kenne. Auch wenn Katholiken im Dialog mit dem Judentum Zeugnis für ihren Glauben an Jesus Christus ablegten, sollten sie auf aktives Missionieren verzichten, heißt es in dem Text.

Und noch auf ein weiteres schwieriges Problem geht das Papier ein: Kirche und Judentum könnten «nicht als zwei parallele Heilswege» dargestellt werden. Aus dem christlichen Bekenntnis, dass es nur einen Heilsweg geben könne, folge in keiner Weise, dass die Juden von Gottes Heil ausgeschlossen wären, weil sie nicht an Jesus Christus als den Messias Israels und den Sohn Gottes glauben. Vielmehr hätten sie «Anteil an Gottes Heil». Wie dies jedoch «ohne explizites Christusbekenntnis möglich sein kann, ist und bleibt ein abgrundtiefes Geheimnis Gottes».

Schon in der Vorbereitung waren jüdische Dialogpartner einbezogen. Und auch bei der Pressekonferenz äußerten sich Gäste wie Rabbiner David Rosen vom American Jewish Committee oder Edward Kessler, Gründungsdirektor des Woolf Institute in Cambridge. Neben viel Anerkennung und Lob vermissten sie deutlichere Aussagen zum «Land Israel», das für Juden eine hohe religiöse Bedeutung habe.

Kardinal Kurt Koch stellte als zuständiger Kommissionspräsident klar, dass es für den Vatikan hier um eine politische Frage gehe, auf die dieser nicht im religiösen Dialog eingehe. Vermisst wurde auch eine klare Aussage zur umstrittenen Karfreitagsfürbitte «Für die Bekehrung der Juden». Der Titel dieses Gebets sei irreführend, weniger der Inhalt, so Koch. Es gehe dabei nicht um eine aktive Mission unter Juden. Vielmehr handele es sich um ein eschatologisches Gebet über eine Einheit am Ende der Tage.

Allerdings seien die Beziehungen zwischen Vatikan und jüdischen Organisationen inzwischen so gefestigt, dass derartige Spannungen rasch geklärt werden konnten, so Koch. Auch in der Affäre um den Holocaust-Leugner Williamson, um eine Seligsprechung von Papst Pius XII. oder um ein Karmel-Kloster in Auschwitz sei man rasch zu Versachlichung gekommen. Das neue Papier solle eine Grundlage und Hilfe für die Fortsetzung des Dialogs bilden. Es gibt weiterhin viele offene Fragen.

(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Judentum

  1. 'Am Vorabend der Reichspogromnacht...'
  2. Kritische Anfrage des israelischen Oberrabbinats an Papst Franziskus
  3. Israelischer Botschafter in Polen äußert sich sehr wertschätzend über Papst Johannes Paul II.
  4. Schönborn: Christen dürfen nie das den Juden angetane Leid vergessen
  5. 'Wir sagen euch Deutschen: Seid gesegnet! Kommt zum Leben'
  6. „Heute habe ich erlebt, was es bedeutet, Jude zu sein im Jahr 2019“
  7. Papst besorgt über ‘barbarische’ Zunahme von Angriffen auf Juden
  8. Das europäische Abendland steht auf jüdisch-christlichem Boden
  9. "Tag des Judentums": Papst betont Nähe der Christen zu Juden
  10. Muslimischer Antisemitismus ist der gefährlichste






Top-15

meist-gelesen

  1. "Die Macht der Dummheit"
  2. Endlich ein Queergottesdienst im Fernsehen
  3. Homosexualität in Gesellschaft und Kirche
  4. Kardinal Sarah: Papst Leo kennt die Diskussion um die Messe im alten Ritus
  5. Massiver Angriff auf die Rede- und Pressefreiheit in Deutschland!
  6. "Warum hast du solche Angst vor Johannes Paul II.?"
  7. Niederländischer Kardinal Eijk: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nur bei Keuschheit
  8. Island-Reise - Sommer 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  9. Grobes Zerrbild über Maria Vesperbild!
  10. „Kardinal Marx und Bischof Bätzing werden voraussichtlich in der Trierer Studie berücksichtigt“
  11. Leo XIV. segnete „Deutschland dankt Maria“-Madonna auf dem Petersplatz
  12. Die Polarisierung unserer Gesellschaft, und was dagegen unternommen werden kann.
  13. Die Entdeckung der Ewigkeit: Vom Leben auf Erden und dem Himmel darüber!
  14. „Man wird dir nie verzeihen, was du für die Kirche getan hast“
  15. Finnischer Schauspieler wird neuer "Jesus" bei Gibson-Film

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz