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Erschreckender Provinzchauvinismus an der Spitze des 'ZdK'

1. September 2016 in Kommentar, 46 Lesermeinungen
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„Import-Priester“! Was für eine bodenlose Impertinenz! Hat man noch Worte? Es gibt nur eine Kirche. Und ein Glied dieser Kirche kann nicht so fremd sein, dass es „importiert“ werden müsste. Gastkommentar von Anna Diouf


Düsseldorf (kath.net/disputata) Und da hat man sich aber mal wieder disqualifiziert unter den Katholiken dieser Welt! Der Präsident des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ („ZdK“), Thomas Sternberg, hat in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ einmal mehr die alten Themen hervorgekramt und sich am Zölibat abgearbeitet, nicht ohne in gut deutscher Manier („Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger“) deutlich zu machen, dass man sich als deutsche Kirche nicht von Ausländern leiten lassen will. Katholisch.de hat – wen wundert’s – linientreu Sternbergs Inhalte aufbereitet, natürlich ohne sie zu problematisieren (wie es angebracht wäre angesichts unverhohlener Forderungen nach Frauendiakonat etc).

Als ich am Sonntag in einer mir unbekannten Stadt (Stuttgart) unterwegs war, habe ich (natürlich) eine heilige Messe gesucht, und die nächstbeste, die nach durchfeierter Nacht möglichst kurzfristig (=schlafgünstig) zu erreichen war, herausgesucht. Durch die geöffneten Pforten des schlichten aber katholisch eingerichteten Gotteshauses schallt a-cappella-Gesang – offenbar gibt es wegen Ferien oder Krankheit keine Orgel. Als Mensch mit Hang zum Pietismus gibt es für mich nicht stimmungsvoll-frömmeres, nichts schlicht-erhebenderes als die fromme Gemeinde Gottes im hölzernen Gotteshaus mit niedrigem Giebel und weiß getünchtem Türmchen, die froh und gläubig Choräle singt. Ein gutes Omen. Noch besser wurde es drinnen: Bis zur Predigt (schön und katholisch) der biodeutsche Priester, ab der Opferung der Import (Afrika). Allerdings hätte der deutsche Priester dem afrikanischen ruhig die ganze Messe anvertrauen können (um dann vielleicht statt Konzelebration noch eine weitere Gemeinde der Stadt mit einer heiligen Messe zu versorgen?!). Denn die Messfeier ab der Opferung war außerordentlich feierlich in ihrer Schlichtheit, außerordentlich gläubig, sorgsam, liebevoll, sensibel und gottesfürchtig, kurz sie war einfach außerordentlich, und in nichts (in den „Essentials“) weniger als eine tatsächlich auch amtlich außerordentliche Form.


Ich liebe übrigens Priester mit Akzent, weil ich mir irgendwann in kindlicher Assoziation die Meinung zu eigen gemacht habe, dass, da Jesus ja nun einmal Jude aus Palästina war, er bestimmt nicht akzentfrei sprechen würde. Darum konnte ich mir bei einem Priester mit Akzent immer besonders gut vorstellen, dass Jesus direkt mit mir spräche. Außerdem hatte ich schon immer das Gefühl, dass in den gebrochenen Worten des Import-Priesters eine besondere Liebe und Zärtlichkeit für den Heiland mitschwingt. Vielleicht liegt das gar nicht am Akzent, sondern am Glauben, aber für mich hat das ganze eben eine assoziative Verbindung. So waren die Priester (der ordentlichen Form), die mich besonders geprägt haben, und die ich nie vergessen werde, obwohl ich mit manchen nicht ein Wort gewechselt habe, Polen, Inder, Nigerianer.

Es ist ein weiterer Gipfel auf dem Schrottplatz der katholischen Kirche in Deutschland, wenn nach den Entgleisungen gewisser Kardinäle über Afrika und die angebliche Rückständigkeit der afrikanischen Kirche nun ohne jede Schamesröte die ganze provinzielle Spießigkeit des bürgerlichen Amtskatholizismus offenbar wird. „Import-Priester“! Was für eine bodenlose Impertinenz! Hat man noch Worte? Es gibt nur eine Kirche. Und ein Glied dieser Kirche kann nicht so fremd sein, dass es „importiert“ werden müsste. Ein „Import-Priester“, das wäre ein Anglikaner oder Orthodoxer. Und auch dann wäre die Wortwahl natürlich zu geißeln. Ein katholischer Priester aber gehört zu uns. Und vielleicht offenbart sich hier auch schon ein Teil des Problems des Priestermangels: Ein Mangel an Respekt, an Achtung, an Liebe, an Wertschätzung, an Dankbarkeit, an Identifikation mit dem Priester, dafür aber Anspruchshaltung und Gängelung.

Wir sind Weltkirche! Und zwar nicht nur dann, wenn es darum geht, Notmaßnahmen abgelegener Amazonasgemeinden zu übertragen auf unsere Rheingemeinden (obwohl es am Rhein keinen Urwald gibt, und ein derartiger Notstand, dass Priester Gemeinden gar nicht erreichen können, im Rheintal eher unwahrscheinlich ist). Nicht nur dann, wenn man mal wieder einen Brunnen in Afrika finanziert hat, um ein gutes Gewissen zu haben, wenn man sich ein neues Auto kauft. Wir sind Weltkirche. Außer in ehemaligen Bundesdörfern am Rhein. Da ist man piefke-katholisch und klatscht im Gospelchor auf eins und drei begeistert mit, weil man ja so kosmopolitisch ist.

Weltkirche, das heißt: eine Gemeinschaft aller Gläubigen durch Zeit und Raum. Wenn ein Glied leidet, leiden alle. Nun mag es für den Deutschen ungewohnt sein, zu den Leidenden zu gehören, aber genauso ist es: Wir leiden in unserer Kirche an geistlicher Armut, und wir müssten dankbar sein für die eifrigen Seelenhirten, die hier Abhilfe schaffen. Aber dankbar sein gegenüber denen, von denen man gestern noch Dankbarkeit erwartet hat für den Brunnen und das Schulgebäude? Nein, Dankbarkeit ist „auf Dauer keine Lösung“ für Herrn Sternberg und Konsorten. Man will sein eigener Herr sein, seine eigene Kirche schmeißen, und sich nicht reinreden und reinglauben lassen von Leuten, die tatsächlich katholisch sind. Angeleitet von einem Neger? Einem Inder? Wie, die wurden doch eben erst von uns Lesen und Schreiben gelehrt, damals in Obervolta. Wie uns Björn Odendahl, Mitarbeiter bei katholisch.de, ja vor einiger Zeit nochmals verdeutlichte, ist der Glaube in Afrika ja ohnehin zu hinterfragen, denn die Kirche wachse dort lediglich, „weil die Menschen sozial abgehängt sind und oft nichts anderes haben als ihren Glauben. Sie wächst, weil der Bildungsstand durchschnittlich auf einem niedrigeren Niveau ist und die Menschen einfache Antworten auf schwierige (Glaubens)fragen akzeptieren.“ Noch Fragen zum Thema Kulturchauvinismus, Kulturimperialismus und paternalistischem Pseudokolonialismus? Im Sinne der Nächstenliebe muss ich jetzt aufhören, denn sonst werde ich angesichts solcher Frechheiten noch unleidlich. Gibt es eigentlich in Afrika heutzutage diese Missionssammelbüchsen wie bei uns früher? Statt mit Wackelnegerkopf und Banane mit so einem Blondwackelkopf mit Kartoffeln, der fröhlich nickt, wenn man einen Heller hineinwirft? Vielleicht lohnt eine Anschaffung solcher Spendendosen, denn die Lage in Deutschland wird sicher noch eine Menge Missionare (der offizielle katholische Begriff für „Importpriester“, Herr Sternberg, nur mal so…) notwendig machen. Ja, okay, ich hör jetzt wirklich auf.

Also lieber konstruktiv: Das geht ‚raus an alle Import-Priester: Lieber „Import-Priester“, nein, du bist keine Ware für mich. Und du bist auch deshalb kein „Import“, weil das, was du uns vermittelst, die Gnaden der Sakramente, die Seelsorge, die Glaubensunterweisung, nicht etwas Fremdes ist, sondern das EIGENTLICH Katholische, das nicht an Zeit und Ort gebunden ist. Und du bist als Hirte der Herde Christi eben auch nicht fremd, sondern unser Bruder. Danke, dass du da bist! Danke, dass du die Heilige Messe für uns zelebrierst. Danke, dass ich dich immer fragen kann, ob ich noch beichten kann, und dass du es immer möglich machst. Danke, dass du meine Gedanken und Gefühle ernst nimmst und nicht deiner Agenda opferst. Danke, dass du mein geistliches Wachstum willst und dass du dich dafür mitverantwortlich fühlst. Danke, dass ich dich jederzeit um Rat fragen darf, und dass du nicht so tust, als müsse ich mein eigener Papst sein und alleine klarkommen. Danke für dein echtes, väterliches Priestertum!

Foto Anna Bineta Diouf


Foto Heike Mischewsky


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