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'Wir brauchen ein Evangelisations-Mainstreaming!'

4. Oktober 2016 in Interview, 6 Lesermeinungen
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„Wir leben in einer postchristlichen Gesellschaft“ und „ich denke, dies ist eine Zeit für freudiges, un-verschämtes und feuriges Zeugnis für Jesus“, vertritt Johannes Hartl, Leiter des Gebethauses Augsburg. kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Augsburg (kath.net/pl) „Überwiegend junge Menschen“ sorgten in den vergangenen Jahren für eine Verfünffachung der Besucherzahlen des Gebetshauses Augsburg, erklärt Johannes Hartl (Foto) im Interview mit kath.net. Der katholische Theologe, Familienvater, Autor und Leiter des ökumenischen Gebetshauses erläutert, welche großen Pläne das Gebetshaus für die nächsten Jahre hat – und wo es seine Aufgaben in der Kirche sieht.

kath.net: Herr Dr. Hartl, Papst Franziskus sprach gegenüber den deutschen Bischöfen in dramatischer Wortwahl von einer „Erosion des Glaubens“ in Deutschland. Und in den evangelischen Landeskirchen sieht es weithin sogar noch schlimmer aus. Wo sind Ihrer Einschätzung nach unsere Grundfehler, und wo müssen wir Christen nach Lösungen suchen?

Johannes Hartl: Wir haben uns in der Pastoral daran gewöhnt, dass Menschen zu uns kommen, die gläubig sind. Ich denke das Erste wäre ein Umdenken: wir leben in einer postchristlichen Gesellschaft und selbst Menschen, die noch nominell katholisch sind, sind hinsichtlich dessen, was sie glauben, nicht wirklich gläubige Christen. Eine Pastoral, die sich von der Besitzstandwahrung hin zur Evangelisation ausrichtet, ja ein „Evangelisations-Mainstreaming“, wäre das, was wir am dringendsten brauchen. Das klappt jedoch nur mit einem echten geistlichen Aufbruch und viel Gebet.

kath.net: Im Gebetshaus Augsburg trifft der interessierte Besucher auf die Mischung „Gebet und Lehre“. Warum nicht nur „Gebet“? Oder warum nicht ausschließlich „Lehre“?

Hartl: Zunächst ist das Gebetsleben der meisten Christen so schwach, weil niemand ihnen eine Vision dafür gibt. Wir brauchen Orte, wo man beten als wunderschön erfahren und lernen kann. Schon deshalb sind Gebet und Lehre nicht zu trennen. Wo aber nur der Kopf erreicht wird, geschieht auch nichts Tiefgreifendes: Theologie ohne Gebet verändert das Leben nicht. Die Verbindung von beidem dagegen ist unschlagbar.

kath.net: Einen Mangel an Interessenten haben Sie ja nun gerade nicht… Das Gebetshaus entwickelte sich in den letzten Jahren völlig gegen den kirchlichen Trend: Sie müssen Interessierte abweisen. Sie platzen regelrecht aus allen Nähten! Zeit für Sie für einen neuen Schritt?


Hartl: Es ist tatsächlich ein Luxusproblem, doch ein massives. Unsere Besucherzahlen haben sich in den letzten Jahren verfünffacht. Das Schöne daran ist, dass es überwiegend junge Menschen sind, die zu uns kommen. Doch jetzt müssen wir dringend bauen, um alledem weiter gewachsen zu sein.

kath.net: „Mission Campus“. „Mission“ ist ein atemberaubender Begriff – und was verbinden Sie mit der Bezeichnung „Campus“?

Hartl: Im Moment ist das Gebetshaus in erster Linie ein Raum, in dem seit fünf Jahren ohne Unterbrechung gebetet und der von Hunderten von Menschen besucht wird. Außerdem gibt es einen Seminarraum, ein Café und Arbeitsplätze.

Doch wir haben viel größere Pläne. Wir wollen jedes Jahr Tausenden von Menschen die Möglichkeit geben, in der einzigartigen Atmosphäre von nie verstummendem Lobpreis ihren Glauben zu vertiefen. Gästehäuser, eine Versammlungshalle für 1000 Personen, Außenanlagen… Aus dem Gebetshaus wird also ein Campus. Und der dient der Neuevangelisierung Europas. Deshalb „Mission Campus“.

kath.net: Sie wollen „Leiter“ ausbilden. Wie wird geistliche Leitung wahrgenommen?

Hartl: Zunächst sprechen wir nicht vom kirchlichen Leitungsamt, dazu haben wir natürlich keine Befugnis. Es geht um junge Männer und Frauen, die in unserer Welt Verantwortung übernehmen. Wir glauben, dass Europa dringend viele leidenschaftliche Jünger Jesu braucht, die in Medien, Politik, Familie, Wirtschaft, Bildung und Kirche ganz neue Akzente setzen. Und es ist unsere Überzeugung, dass die besten Leiter jene sind, die auch Beter sind.

Bei uns soll man beides lernen: Beten und Leiten. Doch das Beten ist noch wichtiger.

kath.net: Die Kirche in Deutschland mag arm an Glauben sein, aber immerhin ist sie die wohl reichste Christengemeinschaft der Welt, das gilt sowohl für katholische wie auch für landeskirchlich-evangelische Christen. Werden Sie für ein so hoffnungsvolles Neuevangelisierungsprojekt wie das Ihre um großzügige Unterstützung durch Kirchensteuergelder bitten können?

Hartl: Wir sind überaus froh, weder auf kirchliche noch staatliche Fördergelder angewiesen zu sein. Es hält den Glauben fit, wenn man nur auf die Vorsehung vertraut und einfach beten muss, dass das Geld hereinkommt.

kath.net: Wie also werden Sie „Mission Campus“ finanzieren? Es geht immerhin um Millionenbeträge… atmet man da vorher einmal tief durch, bevor man – so ohne finanzielle Rückendeckung – seine Glaubensentscheidung fällt? Herr Dr. Hartl, woher nehmen Sie Ihren Mut?

Hartl: Alles, was das Gebetshaus bisher getan hat, wurde durch Wunder finanziert. Oder man könnte etwas weniger schillernd sagen: durch Spenden. Doch für uns ist es ein Wunder, wenn Gott eine Vision schenkt und dann auf einmal aus allen möglichen Richtungen Menschen kommen, die das unterstützen wollen.

Diesmal brauchen wir ganz besonders viel Glauben, denn wir meinen, dass Gott uns 5000 Menschen schicken wird, die dieses Projekt mit mindestens 1000€ unterstützen werden. Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, woher diese Menschen kommen werden, doch sie werden kommen. Wie immer arbeiten wir ohne Kredit, ohne Bank und ohne Sicherheiten.

Woher ich den Mut nehme? Meine Familie uns ich leben seit über zehn Jahren ausschließlich von der Vorsehung. Wir haben in diesen Jahren tolle Urlaube geschenkt bekommen, auf wundersame Weise auf einmal irgendwo Geld gefunden und jedenfalls noch kein einziges Mal Mangel erlitten.

Gott ist treu. Wenn wir zuerst das Reich Gottes suchen, gibt er alles dazu. Wir sind nicht besonders mutig, sondern Gott ist einfach besonders gut.

kath.net: Noch einmal allgemeiner gefragt: Die Zeit der Volkskirche neigt sich in Deutschland, in Europa offenbar dem Ende zu. Gleichzeitig erstarken Strömungen in der Gesellschaft, die sich ausdrücklich gegen das Christentum, gegen die jüdisch-christlichen Basiswertvorstellungen (bsp. das Tötungsverbot, siehe Abtreibung/Sterbehilfe), gegen die klassische Familie richten. Sollen wir Christen uns entmutigt und still in eine Ecke verkriechen?

Hartl: Nein, aber auch nicht verbittern. Es gab sie nie, die Zeiten, in denen es einfach war, Jünger Jesu zu sein. Widerstand gegen das Evangelium ist ganz normaler Bestandteil der Nachfolge Jesu. Es gibt bei zu vielen Frommen etwas zu viel Kulturpessimismus und weinerliche Verfolgungsangst. Ich kenne mittlerweile viele Christen, die in Ländern wirklicher Verfolgung leben: es sind die freudigsten Christen, die ich kenne. Ich denke, dies ist eine Zeit für freudiges, un-verschämtes und feuriges Zeugnis für Jesus. Unsere Botschaft sollte jedoch mehr FÜR etwas als GEGEN etwas sein. Dann wird sie die Menschen auch immer anziehen.

kath.net: Die Menschen, die dieses Interview lesen, Herr Dr. Hartl, werden in aller Regel praktizierende Christen sein. Manche von ihnen werden sich fragen: „Ich bin willig, Jesus zu folgen – doch ich fühle mich so eingetrocknet. Was kann ich konkret tun, um mich von Jesus im Glauben neu entflammen zu lassen? Und wie kann ich herausfinden, wo und wie Jesus meinen persönlichen Einsatz für das Reich Gottes haben möchte?“

Hartl: Vor wenigen Wochen erschien auf diesem Portal ein Artikel von mir, der sich mit eben dieser Frage beschäftigt. Den könnte man dazu noch einmal lesen!

kath.net: Na dann – hier kann man weiterlesen!

Gebetshaus Augsburg - Dr. Johannes Hartl - Mission Campus, die Vision


Gebetshaus Augsburg/ #Mehr - Katechese von Dr. Johannes Hartl: Kleines geistliches Workout


Gebetshaus Augsburg/ #Mehr - ´Dreimal´ - Katechese von Dr. Johannes Hartl über den Apostel Petrus



Foto oben (c) Gebetshaus Augsburg


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Lesermeinungen

 Adson_von_Melk 5. Oktober 2016 

"Unsere Botschaft sollte jedoch mehr FÜR etwas als GEGEN etwas sein."

"Es gab sie nie, die Zeiten, in denen es einfach war, Jünger Jesu zu sein. Widerstand gegen das Evangelium ist ganz normaler Bestandteil der Nachfolge Jesu. Es gibt bei zu vielen Frommen etwas zu viel Kulturpessimismus und weinerliche Verfolgungsangst.
Ich kenne mittlerweile viele Christen, die in Ländern wirklicher Verfolgung leben: es sind die freudigsten Christen, die ich kenne. Ich denke, dies ist eine Zeit für freudiges, un-verschämtes und feuriges Zeugnis für Jesus.
Unsere Botschaft sollte jedoch mehr FÜR etwas als GEGEN etwas sein. Dann wird sie die Menschen auch immer anziehen."

Der Hartl hat was verstanden.

Vergelts Gott!


3
 
 Paddel 5. Oktober 2016 

@Suebus

Ich schrieb nicht von unseren Kindern, sondern von Freunden, die das mit ihren Kindern und deren Spielkameraden erlebt haben.


3
 
 meaculpa 4. Oktober 2016 

WIE SCHÖN WIE WUNDERBAR

und fast unglaublich, dass es einen deutschen (!) katholischen (!) Theologen (!) gibt, der die Freiheit der Kinder Gottes besitzt, in Deutschland von Mission und Reich Gottes zu sprechen. Und die Fakten geben ihm Recht.


4
 
 Suebus 4. Oktober 2016 
 

In einem Punkt muss ich widersprechen

Wir brauchen sicherlich Leute, die Zeugnis von ihrem Glauben geben, wir brauchen Orte, an denen man beten lernen und es als etwas Hilfreiches erleben kann.

Wir brauchen aber keinen Mainstream. "Mainstream" ist das, was "man heutzutage so denkt". Das, was man sagen und machen muss, um "in" zu sein und dazuzugehören. Mainstream produziert Mitläufer.
Aber genau die brauchen wir im Glauben nicht. Glaube sollte eine persönliche Entscheidung sein - von jedem einzelnen.

@Paddel
Wo haben Ihre Kinder genau gebetet? Bei sich oder bei ihren Spielkameraden zu Hause?


0
 
 Paddel 4. Oktober 2016 

Urlaub und Eßtisch und das Gebet

Wo wart ihr im Urlaub? Diese Frage stellte mir die Frisösin beim Haare schneiden. Ich hätte antworten können: "Am Meer in Italien." Das wäre ehrlich gewesen, aber nicht ganz, denn das Meer war nicht der Grund der Reise sondern sehr schönes Beiwerk, das wir genossen haben. "Urlaub" machten wir aber bewusst am Wallfahrtsort, um ohne Streß einfach viel Zeit zum Beten zu haben. Ich entschied mich für den "Wallfahrtsort". Jahrelang hieß es "Schweiz" (Bruder Klaus), "Südfrankreich" (Lourdes), "Atlantik" (Lissieux). Das war echt feig von mir, ich wollte es dieses mal anders machen.
Szenenwechsel. Unsere Freunde hatten Spielkameraden der Kinder am Eßtisch. Beten? PEINLICH! Sie taten es trotzdem. Das haben sie mir erzählt. Ich war froh drum. Es war keine Eitelkeit oder Stolz, sondern es tut einfach gut, von anderen zu hören, wie sie mutig in der Öffentlichkeit für den Glauben einstehen.

...


8
 
 Hortensie 4. Oktober 2016 

Gottes reichen Segen


5
 

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