Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  2. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  3. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  4. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  5. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  6. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  7. Baden-Württemberg: Polizei schützt evangelischen Pfarrer, seine Familie und die Gottesdienstgemeinde
  8. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  9. Nick Vujicic: Manche Kirchen sind wie ein Country Club
  10. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  11. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet
  12. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  13. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  14. Papst Franziskus: "Möge 2025 ein Jahr sein, in dem der Frieden wächst!"
  15. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"

Ein Lied für Nagasaki - Leseprobe 3

21. Dezember 2016 in Buchtipp, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Leseprobe 3 aus dem Buch "Ein Lied für Nagasaki". Von P. Paul Glynn


Linz (kath.net)
Mittlerweile war er zu Hause angelangt und setzte sich an den niedrigen Tisch auf dem Tatami-Boden. Er nahm Pascals Les Pensées zur Hand und kaum hatte er einen Abschnitt gelesen, als er über einen Satz stolperte, der seine Aufmerksamkeit erregte: „Es gibt Licht genug für die, welche nichts anderes wollen als sehen, und Dunkelheit genug für die, welche eine entgegengesetzte Veranlagung haben.“ Plötzlich war es eindeutig für ihn: Wenn er die Taufe verschob, würde er weiterhin in der Dunkelheit leben!

Er traf seine Entscheidung, doch der Schmerz blieb bestehen. Mit ähnlichen Gefühlen wie damals, als er an die Front in der Mandschurei fuhr, schaute er bei Pater Moriyama vorbei. „Ich bin mir meiner Unzulänglichkeit vollkommen bewusst, doch ich bitte Sie dennoch um die große Gunst der Taufe, Shinpu-sama.“ Der Priester fragte, ob er sich auch ausreichend Zeit genommen hätte, denn für die Taufe sollte man sich nicht überstürzt entscheiden. Doch Nagai antwortete: „Shinpu-sama, meine Überzeugung steht fest – und mein Vater vertritt ebenfalls seine Überzeugung, dass ich einen Fehler mache. Wir hatten eine unangenehme Auseinandersetzung und je länger ich die Taufe hinauszögere, desto schlimmer wird es für uns beide. Bitte prüfen Sie mich und entscheiden Sie, ob ich für die Taufe bereit bin.“ Genau das tat der Priester an Ort und Stelle und danach hatte er keinen Zweifel mehr über Nagais Verständnis und seine Hingabe. Pater Moriyama stimmte zu, ihn ein paar Wochen später vor der Morgenmesse zu taufen.
Das war im Juni 1934, kurz nach dem Beginn der Tsuyu, der einmonatige Regenzeit, die für die jungen Reispflanzen im Mai lebenswichtig ist.


Nagai stand noch vor der Morgendämmerung im Dunkeln auf und stapfte durch den unaufhörlich fallenden Regen zur Kathedrale. Das Gebäude im ausländischen Stil tauchte undeutlich auf und unterstrich die Anschuldigungen seines Vaters, dass er seiner Familie und seiner Kultur untreu würde. Der Priester, Nagais Katechet und ein dritter Mann warteten in der Sakristei auf ihn. Letzterer war jener rotgesichtige, grobschlächtige Bauer, dessen mittelalterliches Chorgewand Nagai bei seiner ersten Messe an Heiligabend irgendwie lächerlich vorgekommen war. Dieser Mann, den Pater Moriyama als Nagais Taufpaten ausgewählt hatte, war Midoris Cousin, ein Faktor, der für seine Zukunft noch bedeutsam werden sollte.

Die vier gingen zu der schwach beleuchteten Taufkapelle und Nagai schrieb später, dass ihn Panik befiel, als der Priester das Taufbecken vorbereitete. Er wusste, dass er „Satan und all seinen Verlockungen des Bösen widersagen“ musste. Plötzlich schienen die Konsequenzen dieses Versprechens fast unmenschlich zu sein. Wie konnte er sich von Dingen lossagen, die er die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens getan hatte, von Dingen, die seine Altersgenossen als Teil des normalen Lebens betrachteten?

Wie konnte er versprechen, dass er nur noch ein halber Mann, ein halber Japaner sein würde? Der Priester legte Salz auf Nagais Zunge. Nagai betete, dass er von den alten Begierden befreit würde und langsam kehrte Frieden ein. Das Latein hörte sich nicht länger fremdartig an. Stattdessen war es die harmonische Muttersprache einer weltweiten Familie, die aus allen Kulturen und Rassen zusammengesetzt ist. Es war die großartige Sprache, die in den unvergleichlichen Messen von Beethoven, Bach und Haydn zu hören war. Den Teil von sich selbst, den er für Christus verleugnete, war das „kleine Selbst“, von dem die alten Weisen des Ostens sprachen. Es stand im Gegensatz zum „großen Selbst“, das das Universum lebendig und unser kleines Selbst bedeutsam macht.

Als Taufname hatte Nagai den Namen des Jesuiten und Märtyrers Paul Miki gewählt. Er war einer der sechsundzwanzig Gekreuzigten von Nagasaki aus dem Jahre 1597. Nagai bewunderte sowohl Paul Mikis tief greifende Spiritualität als auch sein Gefühl für Nihon-teki, das durch und durch Japanische – etwas, das Paul Miki von seinem Vater, einem General in Ukon Takayamas Schloss, gelernt hatte.

kath.net Buchtipp
Ein Lied für Nagasaki
Von P. Paul Glynn
Geb., 320 Seiten
2016, Media Maria
Preis: Euro 19,50
ISBN 978-3-9454012-9-3

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

- Link zum kathShop

- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]
Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Geschichte

  1. Belvedere: Messe im Gedenken an Staatsvertragsunterzeichnung
  2. Königliche Frauen im Petersdom
  3. Zeitgenossen – Jesus der Galiläer, Seneca der Römer
  4. Liebe.Macht.Erfinderisch.: Enthüllungen
  5. Geköpfte Madonna-Statue im Wallfahrtsort Loretto gefunden
  6. In der Höhle des Geächteten - Hörbuchtipp
  7. Die Byzantiner: Kultur und Alltag im Mittelalter
  8. 1517 - 1717 - 1917
  9. Ein Lied für Nagasaki - Leseprobe 4
  10. Ein Lied für Nagasaki - Leseprobe 2







Top-15

meist-gelesen

  1. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  2. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  3. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  4. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  5. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  6. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  7. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  8. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  11. Als ein antiklerikaler Aktivist einen Bombenanschlag auf das Bild von Guadalupe verüben wollte...
  12. Heiliges Jahr - Mehrere heilige Pforten werden geöffnet
  13. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  14. "Wir wurden 24 Stunden von verschiedenen Geheimdiensten überwacht und ausspioniert"
  15. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz