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| Tödliches Treffen 'mit anschließendem Frühstück'5. Jänner 2012 in Chronik, 2 Lesermeinungen Vor 70 Jahren organisierte die Wannseekonferenz den Holocaust, die fabrikmäßige Ermordung der europäischen Juden. Von Christoph Arens (KNA) Berlin (kath.net/KNA) Wann gab Hitler den Befehl zum Holocaust? Generationen von Forschern haben nach einem Dokument oder einem Beweis dafür gefahndet, an welchem Datum genau die fabrikmäßige Ermordung der europäischen Juden ihren Anfang nahm. Bislang vergeblich. Und so gilt die Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 - vor 70 Jahren - als ein entscheidendes Datum für die Durchführung des Verbrechens. Dazu hatte Reinhard Heydrich, Chef der berüchtigten Sicherheitspolizei, hohe Funktionäre von Partei und NS-Staat nach Berlin eingeladen. Zum 70. Jahrestag der Konferenz will deshalb Bundespräsident Christian Wulff am 20. Januar mit dem israelischen Minister Yossi Peled die Gedenkstätte «Haus der Wannseekonferenz» besuchen und eine Ansprache halten. Zudem sind in der seit 1992 bestehenden Gedenkstätte ein Historikerkongress zum Thema «Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und die Wannsee-Konferenz» sowie eine Gedenkveranstaltung geplant. Dabei wird am 19. Januar der ungarische Schriftsteller György Konrad über «Das Schicksal meiner Kleinstadt im Zweiten Weltkrieg» berichten. Schon im Sommer 1941 hatte Heydrich von Reichsmarschall Hermann Göring den Auftrag bekommen, einen Plan zur Lösung der Judenfrage zu erarbeiten. Bei der «Besprechung mit anschließendem Frühstück» in der Villa am Wannsee ging es den 15 Staatssekretären, Spitzen der NS-Verwaltung im besetzten Osteuropa und hochrangigen SS-Führern an diesem Wintertag um die Frage, wie der Mord zu organisieren sei. Die Vernichtung aller europäischen Juden wurde zum schriftlich fixierten Ziel deutscher Regierungspolitik. Die «Endlösung» aber hatte schon längst ihren Anfang genommen: Schon seit der Besetzung Polens wurden die Juden in Gettos gepfercht und in großer Zahl ermordet. Bis Januar 1942 hatten Einsatzgruppen in Polen und in der Sowjetunion schon über 500.000 Juden erschossen oder in Gaswagen qualvoll umgebracht. Von den Geschäftsboykotten 1933 über die Nürnberger Rassegesetze 1935 bis zur Reichskristallnacht 1938: Die Maßnahmen gegen die Juden radikalisierten sich in immer schnellerem Tempo. In seinem Standardwerk «Jahre der Vernichtung» geht der jüdische Historiker Saul Friedländer davon aus, dass es bis zum Sommer 1941 noch kein klares Programm hinsichtlich des Schicksals der Juden gab. Die Errichtung großer Judenreservate in Osteuropa, Sibirien oder auf Madagaskar war lange in der Diskussion - wobei der Tod Hunderttausender eingeplant wurde. Erst die sich abzeichnenden Rückschläge bei der Eroberung der Sowjetunion und der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 ließen den Judenhass Hitlers und seiner Führungsclique in ein systematisches Mordprogramm umschlagen. Die Teilnehmer der Wannseekonferenz stritten darum, welche Gebiete zuerst «judenrein» werden sollten. Das Protokoll verzeichnet «die Evakuierung» von insgesamt über elf Millionen europäischen Juden «nach dem Osten». In großen Arbeitskolonnen sollten die «arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt» werden, «wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen» werde. Der «verbleibende Restbestand» solle «entsprechend behandelt» werden, da es sich möglicherweise um eine natürliche Auslese der Besten handele, die bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaus anzusehen sei. Intensiv wurde auch über die Behandlung von «Halbjuden» und «Mischehen» diskutiert. Heydrichs Versuch, den Kreis der Betroffenen über die seit den Nürnberger Rassegesetzen hinaus als «Jude» definierten Menschen auszuweiten, hatte aber keinen Erfolg. Bei der berüchtigtsten Konferenz der Geschichte ging es nicht zuletzt darum, dass Heydrich und die SS ihre führende Rolle in der «Judenfrage» absichern und ihre Kompetenzen gegenüber dem Militär und zivilen Behörden behaupten konnten. Heydrichs «Judenreferent» Adolf Eichmann, der das nach dem Krieg von amerikanischen Ermittlern zufällig gefundene Protokoll der Sitzung anfertigte, erklärte während des Prozesses in Jerusalem, sein Chef sei nach dem Treffen in außergewöhnlich guter Stimmung gewesen. Auschwitz: Jüdische Frauen und Kinder gehen zur Gaskammer (C) 2012 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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