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Luther ohne Mythos. Das Böse im Reformator

5. März 2013 in Buchtipp, 16 Lesermeinungen
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Ein Ex-Priester veröffentlicht ein Buch über den Reformator und landet damit einen Treffer. Ein Buch, welches mit vielen Mythen aufräumt und mithilft, ein realistischeres Bild von Luther zu gewinnen


Linz (kath.net/rn)
“Luther ohne Mythos. Das Böse im Reformator”. So nennt sich ein Buch von Hubertus Mynarek, ein ehemaliger Priester, der sogar aus der Kirche austrat und dem 1972 auch die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde. In dem vorliegenden Buch möchte der durchaus umstrittene Theologe angesichts des Lutherjahres 2017 einen Beitrag zur Entmythifizierung von Luther leisten. In seinem Vorwort heißt es dazu: “So verschweigen auch die Bischöfe, Superintendenten und die anderen in der evangelisch-lutherischen Kirche etwas zu sagen Habenden eine grundlegende Dämonie in Luthers Charakter und Persönlichkeit, die ihn dazu trieb, wüsteste und brutalste Hetzreden und -aufrufe gegen eine Unzahl von Menschen und Menschengruppen zu halten bzw. zu verfassen und allen Ernstes, mit allem Nachdruck ihre Vernichtung und Auslöschung zu fordern. Was Luther gegen und über den Papst und das Papsttum sagte (vor allem in seiner Schrift ›Wider das Papsttum zu Rom, vom Teuffel gestiftet‹), was er an gräßlichen Haßbildern gegen diese Institution anfertigen und verbreiten ließ, läßt jede Polemik heutiger Kirchenkritiker blaß und geradezu vornehm erscheinen. Was Luther gegen Frauen, Ketzer, Sektierer, Leibeigene, die keine mehr sein wollten, Juden, Prostituierte, gegen die Philosophie, Philosophen und Humanisten an schärfstem Gift versprühte, ist auf seine Weise negativ einzigartig, weil ihm diesbezüglich kein anderer Religionsstifter, kein Reformator auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Selbst der Koran und der Talmud in ihren negativen Aussagen über bzw. gegen Nichtgläubige können da im Vergleich zur geballten Wucht von Luthers mörderischen Hetztiraden nicht mithalten.”

Das Buch von Mynarek kann nicht vorbehaltlos befürwortet werden. Trotzdem bietet es interessante und ziemlich klare Einblicke in die Welt von Luther. So wird er von Mynarek als jemand mit einer “cholerischen Triebnatur” bezeichnet. “Sein Stolz, sein Hochmut, sein Ehrgeiz, seine Verliebtheit in sich selbst, sein Selbstbewusstsein ertrugen es auf die Dauer nicht, sich ständig als Sünder, als Scheiterndem, als dem Anspruch des Gesetzes nicht Genügenden, als Minderwertigen zu empfinden”, schreibt der Theologe im Kapitel über Luthers Bekehrungserlebnis und erinnert daran, dass die katholische Vorgeschichte von Luther in protestantischen Kreisen ausgeklammert wird. Sein Bekehrungserlebnis geschah laut Mynarek auf einem “Klosett” und nicht in einem “Turm”.


Der Theologe erinnert auch daran, dass Luther noch ein Jahr nach seinem berühmten Thesenanschlag ein dem Papst unterwürfiger Diener gewesen ist. “Deine Stimme werde ich als die Stimme Christi anerkennen, der in Dir regiert und redet”, schrieb der Reformator. Bald darauf schlug die Stimmung um und Luther beschimpft den Papst als “den letzten und mächtigsten Antichrist”. Das Papsttum und die Kurie seien ein “Unrat des römischen Sodoms”. Luther forderte die Kaiser und Könige sogar auf, gegen den Papst mit Waffengewalt vorzugehen. Sein Zorn auf den Papst war grenzenlos. “Ich kann nicht mehr beten, ohne fluchen zu müssen. Verflucht, verdammt, geschändet muss der Papisten Namen werden”, sagte er. In einem Wahn verkündete Luther dann sogar, dass niemand gerettet werden könne, der nicht wie er die römisch Kirche verlasse.

Sein “Gott-Teufel-Schema” unter dem Motto “Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich”, setzte Luther dann gegen viele Gruppierungen und Strömungen durch. Zuerst traf sein Bann die Bauern. Hier meinte Luther, dass kein Teufel mehr in der Hölle sei, da diese alle in die Bauern gefahren seien. Mit der Religionsfreiheit hatte Luther seine Probleme. So erklärte er, dass der Herrschende dafür zu sorgen habe, dass im Land nur ein Glaube praktiziert werde. Andersgläubige waren für Luther “Aufrührer”, die hingerichtet werden müssen.

Mynarik erinnerte dann im Kapitel V seines Buches daran, dass Luther auch gegen die Juden mit unglaublicher verbaler Härte vorging. “Wenn der Jude sich nicht zum Christentum bekehrt, ist er des Teufels oder ein Teufel und soll er dann entsprechende bestraft oder getötet werden”, schrieb Luther in einen seiner Schriften. Dieser forderte später dann sogar, dass man den Juden alle Bücher nehmen und den Ort und ihre Synagogen mit Feuer verbrennen müsse. Die Juden waren für Luther vom Teufel: ”Darum, wo du einen rechten Juden siehst, magst Du mit gutem Gewissen ein Kreuz für dich schlagen und bestimmt sprechen: da geht ein leibhaftiger Teufel”. Der Theologe erinnert in seinem Kapitel über die Juden auch daran, dass sich auch der Judenhasser Hitler auf Luther berufen und sich in der Judenfrage mit dem Reformator eins gewusst habe.

Ein gestörtes Verhältnis hatte Luther zu den Frauen. Diese sah der Reformator laut dem Theologen primär als “Gebärmaschinen”. So schrieb er über die Frauen: “Ob sie sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts; lass sie sich nur tot tragen, sie sind drum da”. Laut Luther könne eine Frau sich nur den Himmel erwerben, wenn sie alles tut, was “den Mann erfreut und fröhlich macht und nicht betrübt.”

Auch sein Verhältnis zur Sexualität war offensichtlich gestört. Diese war für ihn auf derselben Stufe wie Essen und Trinken, ein Verzicht war nicht vorgesehen. Trotz dieses “natürlichen Ansatzes” bleibt Luther hier widersprüchlich und meint später, dass nicht nur das Geschlechtsleben, sondern sogar das Eheleben nicht ohne Sünde vor sich gehe könne. Ehe ist für Luther dann ein von Gott erlaubter “Käfig” für die “ausufernde Sexualität”. Ehebruch war für Luther übrigens dann auch eine Straftat, die der Staat zu ahnden habe. Luther ging hier soweit, dass er den des Ehebruchs Schuldigen sogar töten lassen wollte.

In einem weiteren Kapitel thematisierte Mynarek das Verhältnis von Luther zur Demokratie, mit der der Reformator nicht viel am Hut hatte. Luther habe den totalen Sklavengehorsam der Untertanen gegenüber der Obrigkeit gelehrt, egal ob diese jetzt gerecht oder tyrannisch war. Die Bürger selbst hatten in Luthers Staatsideen keine Rechte. Der Mensch ist totaler “Staatssklave”. Für den Theologen war es daher logisch, dass sich die evangelische Amtskirche jedem Regime, auch dem ungerechtesten und menschenfeindlichsten, angepasst habe. Der Extremfall war die Anbiederung in der Nazizeit unter Hitler. So ruft Mynarek in Erinnerung, dass die evangelisch-lutherische Kirche “bis weit in das Jahr 1944 hinein” Hitler als einen “wahren Wundermann sah, den Gott dem deutschen Volk geschenkt hatte”. Der Präsident der Thüringer Evangelischen Kirche im Jahr 1944 meint in dem selben Jahr sogar ernsthaft, dass Adolf Hitler für “unsere lutherische Frömmigkeit” wahrhaft der Führer von Gottes Gnade sei. “Sein Auftrag ist unmittelbar von Gott, und sein Befehl ist Gottes Befehl!”, erklärte der Präsident. Einen Widerstand gegen Hitler seitens der evangelischen Kirche gab es nicht, so Mynarek. Ein Dietrich Bonhoeffer sei die Ausnahme, aber nicht die Regel gewesen.

(K) ein kath.net-Lesetipp: Unabhängig vom problematischen Hintergrund des Autors ist das Buch unter Vorbehalt durchaus lesenswert. Mit vielen Mythen über Luther wird aufgeräumt und viele Originalzitate des “Reformators” helfen mit, ein realistischeres Bild von Luther zu schaffen.

Hubertus Mynarek
Luther ohne Mythos
Das Böse im Reformator
2. verbesserte Auflage
132 S., 1 Abb., EUR 12,80
ISBN 978-3-89484-609-1

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