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Der Protestantismus hat keine verbindliche Lehre mehr28. Oktober 2015 in Deutschland, 8 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Bayerischer evangelischer Pfarrer sagt in katholischer Zeitschrift: Das Scheitern der Landeskirchen ist vorprogrammiert
Vöhringen (kath.net/idea) Das Scheitern der evangelischen Landeskirchen ist vorprogrammiert. Das sagt der Publizist und bayerische lutherische Pfarrer Jochen Teuffel (Vöhringen/Iller) in der katholischen Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart (Freiburg) voraus. Nur die Kirchensteuer halte den verfassten Protestantismus noch am Leben. Der Grund dafür sei, dass es eine verbindliche evangelische Lehre heute nicht gebe. Die Volkskirche erhebe zwar einen gesamtgesellschaftlicher Geltungsanspruch, doch habe sie dabei den Bezug zu ihren Mitgliedern zunehmend verloren. Wo diese kirchlich nichts zu empfangen haben, ist es eine Frage der Zeit, wann der steuersparende Kirchenaustritt vor dem Standesamt vollzogen wird, so Teuffel. Seiner Ansicht nach fehlt dem Kirchenschiff die Steuerung, und auch sein Antrieb sei erlahmt.
Identität durch Abgrenzung zur katholischen Kirche Den Grund sieht der streitbare Theologe darin, dass die grundlegenden Überzeugungen Martin Luthers (1483-1546) weitgehend unbeachtet blieben. Die Botschaft von der Verlorenheit des Menschen und seiner Errettung allein durch den Glauben an Jesus Christus habe keine große Bedeutung. Ebenso wenig werde zur persönlichen Christus-Nachfolge ermutigt: Die Folge ist eine kirchliche Selbstsäkularisation. Anstelle einer Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern, wie es der Reformator vorhatte, sei eine Kirchenspaltung eingetreten: Die Landeskirchen in Deutschland, die sich als Erben der Reformation verstehen, sind in Wirklichkeit das Ergebnis einer gescheiterten Kirchenreform. Die Kirche hat einen obrigkeitlichen Charakter Teuffel zufolge gehen auch andere Missstände des deutschen Protestantismus auf die Reformationszeit zurück. Seither werde die Kirche von oben organisiert. Der obrigkeitliche Charakter der Kirche sei auch nach der Trennung von Thron und Altar zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend geblieben. Kein Kirchenvolk habe über die von Landeskirchenämtern entworfenen Kirchenverfassungen abstimmen dürfen. Die meisten Synoden mit Ausnahme der württembergischen Landessynode würden nicht von den Gemeindemitgliedern gewählt. Außerdem seien in der Regel ein Drittel der Plätze für Pfarrer vorbehalten, die direkt bei der Landeskirche angestellt seien: Die gegenwärtige Organisation der Landeskirchen ist weitgehend auf die berufsökonomischen Interessen der Pfarrerschaft ausgerichtet. Luthers Überzeugung, dass eine christliche Versammlung oder Gemeinde Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen sowie sie ein- und abzusetzen, sei von Anfang an in den Kirchen unbeachtet geblieben. Dementsprechend seien Reformationstage und auch das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 keine Kirchenfeste, sondern kirchlich inszenierte politische Feierlichkeiten. Im Vordergrund stehe nicht etwa eine verbindliche evangelische Lehre, sondern eine geschichtsmächtige Ursprungshandlung: Hammerschläge, die die Unabhängigkeit von der römisch-katholischen Kirche einleiteten. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther 95 Thesen in Wittenberg veröffentlicht und damit die Reformation eingeleitet.
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Lesermeinungen | Kleine Maus 30. Oktober 2015 | | | Kritische Analyse schon 1817 Bereits 1817 hat der ev.-luth. Pfarrer Heinrich Hansen in seinen 95 Thesen "Stimuli et clavi" - "Spieße und Nägel" eine ähnlich schonungslose Analyse gewagt wie Pfr. Teuffel. These 13: "Die Signatur des jetzigen Protestantismus ist: Massenabfall und vereinzelte gläubige Kreise und Individuen; allgemeiner Unglaube und ein Rest von Gläubigen; allgemeiner Tod und einzelne Lebensfunken." Die Beschäftigung mit den weithin unbekannten Thesen Hansens und der daraus entstandenen "Hochkirchlichen Vereinigung" kritischer Theologen kann kritisch denkenden ernsthaften ev.-luth. Christen nur empfohlen werden, aber auch jedem Katholiken, dem das Ergehen seiner ev. Glaubensgeschwister nicht gleichgültig ist. Vor allem aber wird es das (gemeinsame) Gebet um den Hl. Geist brauchen. | 0
| | | 28. Oktober 2015 | | | Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Es gibt sicher grobe Fehler; nichtdestrotz gibt
es sehr viele ernst- und gewissenhafte
Leute - auch in den amtlichen Strukturen. | 2
| | | 28. Oktober 2015 | | | Luther und Papst Dass die Evangelischen keine einheitliche Lehre haben, liegt daran, dass schon Luther, als er die Missstände am päpstlichen Hof bekämpfte, auch das gottgegebene Amt des Papstes nicht mehr anerkannte und sich in dieser Haltung verhärtete. Das anzuerkennen und diese Verhärtung zu erweichen, müsst ein Anliegen der Protestanten sein im Hinblick auf das Reformationsgedenken von 2017.
Papst Hadrian VI. hatte 1523 auf dem Reichstag zu Nürnberg ein Schuldbekenntnis der Kirchenführung vorgelegt. Eine Stellungnahme von Luther darauf ist mir nicht bekannt. Hat er es überhaupt zur Kenntnis genommen? Für Auskunft von Historikern wäre ich dankbar. | 2
| | | christorey 28. Oktober 2015 | | | Bei uns ist die ev. Kirche tot Jedenfalls die in meiner Nähe. Dagegen laufen die neuen Gläubigen eher den ev. Freikirchen zu.
Und je Gläubiger diese werden umso katholischer werden sie. Ich fand es sehr lustig als mir jemand Einblick in ein ev. Befreiungshandbuch gab. Das was ich da las war doch was die kath. Kirche schon lange hat. Es ist etwa so als würden sie das Rad neu erfinden wollen.
Wenn man stur ist und sich abgrenzen möchte, dann vergleicht man auch nicht.
Also hilft Ihnen der heilige Geist auf Einem langen Umweg sich wieder der kath. Kirche und damit der vollen Wahrheit zu nähern. | 6
| | | girsberg74 28. Oktober 2015 | | | Der Protestantismus hat keine verbindliche Lehre mehr So kann es auch einer „Deutschen Kirche“ ergehen, die keine Filiale von Rom sein will. Die Anfänge dazu sind bereits gesetzt.
Hier hilft nur noch eines, nämlich dass sich die Gläubigen rühren, sich nicht von einigen „Hirten“ parfümieren lassen. | 14
| | | Ulrich Motte 28. Oktober 2015 | | | "Der" Protestantismus Deutsche Landeskirchen (und ihnen ähnliche weltweit) sind das sowenig wie manche gerade hier öfter kritisierte Entwicklungen und Gruppen und nationale Kirchen unbedingt immer "der" Katholizismus sein müssen. Und wie verbindlich ist die offizielle Lehre- wird sie gegenüber abweichenden Geistlichen immer durchgesetzt? Meist (nicht an Weihnachten natürlich) ist die Mehrheit der Besucher evangelischer Gottesdienste in der BRD "evangelikal". | 2
| | | Loreen80 28. Oktober 2015 | | | EKD Bashing... Ich lebe in der Diaspora und kann nur sagen dass hier sowohl was Moral und christliche Lehre anbelangt die evangelischen Gemeinden extrem viel leisten und sich dem Atheismus engegensetzen.
Es stimmt dass hier die christliche Gemeinde oder Versammlung die Lehre beurteilen kann, das war mir anfangs sehr suspekt. Jedoch sehe ich in der mir bekannten Gemeinde vor allem sehr gläubige Christen denen das Evangelium wichtig ist.
Es gibt in der Katholischen Kirche einige Gruppierungen die vor allem auf Konfrontation aus sind....
IN der evangelischen Kirche gibt es ebenso wie in der katholischen unterschiedliche Ansichten. Was der ZdK oder EKD für Ansichten hat, unterscheidet sich oft zu denen der jeweiligen Gläubigen. | 6
| | | 28. Oktober 2015 | | | Stimmt genau Es gibt keine verbindliche evangelische Lehre mehr. Dafür hätte man die Reformation nicht gebraucht. Wenn man nicht wieder den Unterschied zu den Katholiken herausarbeitet verliert man vollends die Existenzberechtigung. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer reichen nicht als Grund des Daseins aus. | 10
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