Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  4. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

Hirte in der «Rauchbucht»

2. November 2015 in Weltkirche, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Islands Katholiken haben jetzt mit dem Slowaken David Tencer einen neuen Bischof. Eine kleine Kirche im äußersten Norden auf einer kleinen Insel und mit bewegter Geschichte. Von Albert Steuer (KNA)


Reykjavik/Berlin (kath.net/KNA) Nur etwa 12.000 Katholiken leben im fernen Island. Fast 80 Prozent der gut 330.000 Einwohner des vulkanischen Inselstaats im Atlantik, 269 Kilometer südlich des nördlichen Polarkreises gelegen, gehören der evangelisch-lutherischen Staatskirche an. So ist es auch von ökumenischer Symbolkraft, dass der neue katholische Bischof von Reykjavik, der Kapuziner David Bartimej Tencer (52), am Reformationstag mit seiner Weihe in der Christkönigs-Basilika in der Hauptstadt in sein Amt eingeführt wurde. Islands katholische Minderheit wächst jährlich um etwa 20 Prozent und ist mit einem Bevölkerungsanteil von 3,6 Prozent die stärkste katholische Gemeinschaft in den skandinavischen Ländern. Die Mehrzahl der isländischen Katholiken stammt aus Polen und von den Philippinen.

Wie die meisten seiner sechs Vorgänger in der Stadt an der «Rauchbucht», was der Name Reykjavik, vermutlich hergeleitet von den Dämpfen der heißen Quellen in der Umgebung, bedeutet, kommt auch Tencer aus dem Ausland. Von den derzeit 18 Priestern der Diözese ist nur ein einziger Isländer; isländische Ordensleute gibt es nicht. Tencer, der zur großen Gemeinschaft der Franziskaner gehört, wirkte seit 2004 als Pfarrer in Reydarfjördur. Mit seiner Amtseinführung hat er nun offiziell im nördlichsten Bistum der katholischen Weltkirche den Schweizer Bischof Pierre Bürcher (69) abgelöst. Bürcher, zunächst ab 1994 in seiner Heimat Weihbischof in der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg, hat die am 18. Oktober 1968 errichtete Diözese Reykjavik, die den gesamten Inselstaat umfasst, seit Ende 2007 geleitet. Am 18. September nahm Papst Franziskus seinen vorzeitigen Amtsverzicht aus Gesundheitsgründen an. Bürcher will künftig mit Zustimmung des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fouad Twal, im Heiligen Land leben.


Erster regulärer Ortsbischof der Neuzeit in Island war ein Deutscher

Den aus Hillensberg im Rheinland stammenden Montfortanerpater Martin Meulenberg (1872-1941) berief Papst Pius XI. zum ersten Leiter der im Juni 1923 errichteten Apostolischen Präfektur Island, die dann sechs Jahre später zum Vikariat aufgewertet wurde. Damit verbunden war die Ernennung Meulenbergs zum Bischof. Ihm folgte 1942 als bisher einziger einheimischer Bischof nach fast 400 Jahren Johannes Gunnarsson (1897-1972), Sohn eines Konvertiten. In seine bis 1967 dauernde Amtszeit fiel die Erhebung der Ortskirche zum Bistum Reykjavik durch Papst Paul VI. im Oktober 1968. Erster Bischof der nunmehrigen Diözese Reykjavik war dann bis zu seinem Tod im Oktober 1986 der 1917 in den Niederlanden geborene Montfortaner Hendrik Frehen. Sein Nachfolger wurde ein weiterer Niederländer, Joannes Gijsen (1932-2013), den Papst Johannes Paul II. nach Querelen in seinem Bistum Roermond im Mai 1996 in das «Eisland» versetzte, wo er bis 2007 wirkte. Auf ihn folgte dann der Schweizer Bürcher.

Auch wenn archäologische Forschungen belegen, dass bereits vor den Wikingern irische Mönche in Island wirkten, ist die Insel erst seit 874 ständig besiedelt. Die damaligen Bewohner verehrten vor allem den heidnischen Gott Thor. Die ersten christlichen Missionare rief der norwegische Königs Olaf Trygvasson (968-1000) Ende des 10. Jahrhunderts in das «Eisland» - den sächsischen Missionsbischof Friedrich, den Isländer Stefnir Thorgilson sowie den deutschen Priester Dankbrand. Doch sie konnten nur wenig ausrichten, weil sie zu unsensibel vorgingen.

In der Folgezeit führten die Isländer das Christentum auf ihre eigene Weise ein. Auf dem Althing, der obersten politischen Versammlung des demokratisch-patriarchal organisierten Landes, riefen im Jahr 1000 Gizur und Hjalti, die Steifnir getauft hatte, zur Annahme des Christentums auf. Fast drohte an dieser Frage die Einheit der Inselbewohner zu zerbrechen. Weil es an Klerikern mangelte, behielt die Kirche lange Zeit den heidnischen Modus bei, reiche Bauern als Priester einzusetzen. Noch heute zeugen an große Höfe angeschlossene Kirchengebäude von dieser Praxis.

Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg weihte 1056 Isleif, den Sohn von Gizur, zum ersten katholischen Bischof für Island. Dieser errichtete seinen Bischofssitz auf seinem Hof Skalholt. Das Bistum Holar wurde 1106 mit Bischof Jon Ögmundsson errichtet. Die bis 1103 dem Erzbistum Bremen-Hamburg unterstehende Kirche fiel 1142 an das schwedische Erzbistum Lund und 1152 an die norwegische Erzdiözese Trondheim. Die Ernennung von Bischöfen nahm das Althing vor, oft auf Vorschlag der jeweiligen Vorgänger. Im 12. Jahrhundert gründeten viele Orden Klöster auf der Insel.

Bis 1264 blieb Island eigenständig. Als dann im Zuge interner Streitigkeiten der politisch aktive Dichter Snorri Sturluson erschlagen und auch Bischof Sigurd von Skalholt bedroht wurde, wandten sich die Isländer an das Königreich Norwegen, das die Insel kurzerhand seinem Machtbereich einverleibte. Im 15. Jahrhundert unterstand Island dann dem Königreich von Dänemark.

Eine neue Krise bescherte der Kirche Islands im 16. Jahrhundert die Reformation Martin Luthers auf dem Festland. König Christian III. wollte die katholische Kirche als unkontrollierbare Institution ausschalten. Er ließ 1541 Bischof Oejmundr Palsson von Skalholt gefangen nehmen und nach Dänemark überführen, wo dieser wenig später starb. Bischof Jon Arason von Holar rief seine Landsleute zum bewaffneten Widerstand gegen die Dänen und die lutherische Lehre auf. Er bat Kaiser Karl V. und auch Papst Paul III. um Hilfe. Letzterer ermutigte ihn im März 1548, nicht aufzugeben. Die Isländer nahmen den von Dänemark gesandten neuen Bischof gefangen, weihten die Kathedrale neu und der Glaube schien gerettet. Doch durch Verrat fiel Arason in die Hände seiner Feinde und wurde am 8. November 1550 hingerichtet. In der Folgezeit setzte Dänemark die Reformation auf der Insel sehr radikal um.

Erst 300 Jahre später betraten wieder katholische Geistliche isländischen Boden. Die ersten waren 1859 zwei französische Missionare, die jedoch wenig Erfolg hatten. Erst 1895 nahmen zunächst Weltpriester, dann der Orden der Montfortaner die Mission wieder auf. Um 1932 unter Bischof Meulenberg gab es auf Island 218 Katholiken, zwei Missionsstationen, vier Priester und zwei Laienbrüder sowie 30 Ordensfrauen. Ein Höhepunkt in jüngerer Zeit für Islands Katholiken war der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1989.

Der Bischof von Island (ganz rechts) im Sommer vor seiner Bischofsweihe im Gespräch mit dem Salzburger Weihbischof Andreas Laun bei einer kath.net-Islandreise


(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Archivfoto: Der Bischof von Island im Sommer vor seiner Bischofsweihe (c) kath.net


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Island

  1. Covid-19 Regeln in Island erlauben mehr Menschen in der Sauna als in der Kirche
  2. Island trauert über geschmolzenen Gletscher – liberalisiert Abtreibung
  3. Isländischer Mönch auf Achse
  4. Die Insel-Katholiken
  5. Island, Naturgewalten und der Mann mit dem Rosenkranz
  6. ‚Es bleibt viel zu tun‘
  7. 2015: Kath.net-Leserreise mit Bischof Andreas Laun nach Island
  8. 2015: Kath.net-Leserreise mit Bischof Andreas Laun nach Island
  9. 2015: Kath.net-Leserreise mit Bischof Andreas Laun nach Island
  10. 2015: Kath.net-Leserreise mit Bischof Andreas Laun nach Island






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  6. Roma locuta - causa (non) finita?
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  9. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  13. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  14. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  15. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz