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Erfurt: Evangelische Kirche spricht Bußwort für ihre DDR-Vergangenheit

23. November 2017 in Deutschland, 3 Lesermeinungen
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Evangelische Landeskirche in Mitteldeutschland: „Wir beklagen, dem SED-Staat nicht klarer und kompromissloser entgegen getreten zu sein... Wir erkennen darin ein geistliches Versagen“. Von Petra Lorleberg


Erfurt (kath.net/pl) Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland versucht 28 Jahre nach dem Fall der Mauer mit einem umfassenden Bußwort ihre DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten: „Wir beklagen, dem SED-Staat nicht klarer und kompromissloser entgegen getreten zu sein. Wir haben dabei die Erkenntnisse aus der Barmer Theologischen Erklärung nicht ernst genommen. Wir erkennen darin ein geistliches Versagen.“ Das Bußwort wurde zum Auftakt der Landessynode der evangelischen Landeskirche in der Erfurter Michaeliskirche in einem Gottesdienst verlesen. Die Evangelische Kirche In Mitteldeutschland umfasst in etwa die Gebiete der beiden deutschen Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Im Bußwort heißt es wörtlich weiter: „Wir beklagen die Fälle, in denen Pfarrer und Pfarrerinnen und kirchliche Mitarbeitende mit staatlichen Stellen konspiriert, Vertrauen verletzt und Anderen Schaden zugefügt haben und dass wir unsere Verflochtenheit in diese Schuld bis heute nicht bekennen.“

Im Einzelnen wird aufgelistet: „Wir beklagen die Fälle, in denen Mitarbeitende in Kirche und Diakonie, die aus politischen Gründen drangsaliert und auch in ihren Kirchen disziplinarisch belangt, im Stich gelassen oder gar entlassen wurden. Bis heute übernehmen wir als Kirche nicht die nötige Verantwortung für Menschen, die unter Mithilfe oder nach Verrat aus kirchlichen Kreisen inhaftiert, gedemütigt, traumatisiert oder zur Ausreise gedrängt wurden. Dazu gehört auch, dass Pfarrerinnen, Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitenden, die in schwerer persönlicher Bedrängung keinen anderen Weg als die Ausreise aus der DDR gesehen haben, die Freigabe zum Dienst in westdeutschen Kirchen verweigert wurde.“


Außerdem beklagt die Evangelische Landeskirche Mitteldeutschlands expliziet, „dass Aufarbeitung und Schuldeingeständnis bisher nur teilweise geschehen“ seien.

Gleichzeitig zeigte man sich aber auch dankbar dafür, „dass wir unter staatlichem Druck in der Zeit der SBZ und der DDR als Kirche dem Auftrag Jesu Christi folgen konnten. Die Machthaber und ihre Sicherheitsbehörden sind damit gescheitert, den christlichen Glauben zu beseitigen oder das kirchliche Leben ihren Zielen vollständig zu unterwerfen. Viele Christen haben widerstanden, sich nicht erpressen und locken lassen.“

Hintergrund

Die Christen in der DDR fanden sich in einem Gesellschaftssystem wieder, das in vielen Punkten ihrem Glauben aktiv unterdrückte. Wer etwa zur Konfirmation statt zur Jugendweihe ging, wurde deshalb möglicherweise nicht für Abitur und Studium zugelassen. Die Konfessionen reagierten unterschiedlich darauf:

- Die Katholiken verstanden sich nicht als Kirche im Sozialismus, sondern beschrieben sich als in „fremdem Haus“ lebend. Der Vatikan erkannte als einer von wenigen Staaten die DDR nicht an, die über die Mauer hinweggehenden Bistümer wurden nicht geteilt. Beim einzigen Katholikentag in der DDR in Dresden 1987 sagte der Vorsitzende der Berliner Bischofskonferenz, Joachim Kardinal Meisner, mit Blick auf den Stern als Symbol für die kommunistische Weltanschauung, dass man keinem anderen Stern folgen werde als dem Stern von Bethlehem

- Die landeskirchlich-evangelischen Gemeinschaften versuchten nach harten Konfrontationen in der Anfangszeit der DDR dann einen eher kompromissbereiten Weg zu gehen. Gleichzeitig wuchs aber auch unter ihrem Schutz und in ihren Räumen Widerständigkeit, so trugen auch ihre Friedensgebete mit den dazugehörigen mutigen Montagsdemos bsp. in Leipzig, Dresden und anderswo zum Aufweichen der DDR bei.

- Die Situation der – zahlenmäßig allerdings nicht herausstechenden – evangelischen Freikirchen war ähnlich der der Landeskirchen.

Erste Reaktionen

Nach Angaben des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, zum Bußwort: „Besser spät als nie“. Er bezeichnete es als wichtig, das Bild zu korrigieren, wonach die evangelische Kirche ein Hort der Opposition gewesen sei. „Als Institution hat sie vielmehr den Staat gestützt und sich mit vielem arrangiert“.

Der MDR zitierte auch den Vorsitzenden der CDU Thüringen, Mike Mohring: „Auf die Worte wird mancher Christ gewartet haben, der sich in der Auseinandersetzung mit dem SED-Regime von seiner evangelischen Kirche im Stich gelassen sah.“

Foto: Symbolbild


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Lesermeinungen

 Kurti 23. November 2017 
 

Die Anerkennung eines Versagens in der Vergangenheit

ist viel einfacher als die der Gegenwart. Hier hört man ja nichts. Zudem ist die Erwähnung des Versagens aus vergangenen Zeiten immer auch eine Beschuldigung derer, die damals versagt haben und das sind die Heutigen nicht gewesen. So sehr wie man immer durchaus zurecht auch auf die Nazis hinweist, so sehr vergisst man die Übeltaten der jetzigen Zeit und die betreffen auch Kirchen oft. Thema Abtreibung, Euthansiebestrebungen und vieles andere mehr. Auf den bösen Adolf und seine Helfershelfer hinzuweisen ist einfach und längst politische und kirchliche Tradition, das Böse aber in der heutigen Zeit zu erkennen, das wird oft unterschlagen und einiges ist ganz sicher: Wir haben viel Böses in der heutigen Zeit, sowohl in der Politik als auch im privaten Leben: Wenigstens der Papst weist da und dort immer mal auf einiges hin, von den Protestanten hört man da wenig, außer Politischem und das ist nicht immer alles richtig.


2
 
 Herbstlicht 23. November 2017 
 

Einsicht in die Geschehnisse

Der evangelischen Landeskirche in Mitteldeutschland gebührt großen Respekt und Anerkennung für diesen Bußakt.
Sie zeigt sich mutig, den Dingen ins Auge zu sehen und ihre Anpassung an die politischen Verhältnisse im nachhinein zu gestehen.

Beim Lesen obigen Textes kam mir immer wieder in den Sinn, dass in einigen Jahren auch die Kirche von heute, die katholische wie die evangelische, sich verpflichtet sehen könnte, ebenfalls einen Bußakt zu setzen - die Verharmlosung des Islam betreffend.
Die Kirche vermeidet beharrlich, die moslemische Hirarchie mit den Gewaltakten zu konfrontieren, die schon so zahlreich im Namen Allahs geschehen sind und vermutlich noch geschehen werden.
Europa und Deutschland haben sich bereits verändert und werden sich weiter verändern.
Doch gibt es genügend Einsicht in bestimmte Geschehnisse, obwohl jeder sie beobachten kann?
Wird Gewalt im Islam kirchlicherseits genügend thematisiert?
Eines Tages könnte es zu spät sein.


4
 
 SpatzInDerHand 23. November 2017 

Absolut überfällig! Danke, dass es immerhin jetzt kommt.

Und ich überlege schon, wann dann das evangelische Schuldbekenntnis für ihre Irrwege in unserer jetztigen Zeit kommt. Mir scheint aber, auch wir Katholiken in Deutschland werden dann ein großes "mea culpa" sprechen müssen für zu starke Anbiederung an den Staat...


5
 

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