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Bischof Oster: Was suchen wir an Weihnachten wirklich?

16. Dezember 2014 in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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„Ich habe den Eindruck, dass es in unserer vorweihnachtlichen Kultur eine Tendenz gibt, die uns vormachen will, dass in der Produktion von Lichtern, Geschenken und besinnlichen Worten schon das Ganze liegt.“


Passau (kath.net/Facebookseite Bischof Oster) „Ist es nicht ziemlich oft so: Man bereitet Weihnachten mit ganz viel Aufwand vor, ganz viel Kochen, ganz viel Dekoration, ganz viel Geschenke. Man verbindet auch noch eine große Erwartungshaltung mit dem Fest und mit seinen Lieben. Man will Gemeinschaft feiern, inszenieren. Und am Ende ist man desillusioniert, man ist vielleicht sogar froh, wenn es endlich vorbei ist. Immerhin haben wir uns wenigstens nicht gestritten, mancherorts dann doch. Aber der Zauber von Weihnachten, der eigentlich aus einer anderen Welt kommt, und an den ich mich seit meiner Kindheit erinnere, hat sich wieder nicht eingestellt! Ich bleibe gefangen, meine Armut ungestillt, mein Herz gebrochen.“ Darauf wies der Passauer Bischof Stefan Oster in seiner Predigt bei der Vorabendmesse in der Wallfahrtskirche Sammarai hin.

kath.net dokumentiert die Predigt des Passauer Bischofs Stefan Oster zum dritten Adventssonntag (Gaudete):

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
die erste Lesung von heute aus dem Buch des Propheten Jesaja ist im Neuen Testament auf Jesus bezogen worden und von ihm selbst in Anspruch genommen worden. Wir lesen: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung“

Jesus bringt den Armen eine frohe Botschaft, er bringt Befreiung und er heilt, er heilt vor allem die zerbrochenen Herzen. Aber wie stellt sich das bei ihm genauerhin da? Was ist die Botschaft für die Armen, was bedeutet Befreiung? Wir haben im Evangelium gehört, wie Johannes der Täufer auftritt und Jesus ankündigt. Und wir wissen, dass Johannes der Täufer selbst im Gefängnis grausam gestorben, grausam geköpft worden ist. Er hatte den Messias erkannt, er hatte auch gehört, dass der Messias den Gefangenen Freiheit bringt und dieser Messias hat offenbar nicht verhindert, dass Johannes, einer seiner ersten und treuesten Gläubigen im Gefängnis elendig stirbt. Wie also lesen wir das: Befreiung der Gefangenen? Frohbotschaft für die Armen, Heilung der zerbrochenen Herzen?

Fragen wir uns ehrlich: Was nimmt uns gefangen, was macht uns unfrei, was macht unser Herz krank und zerbrochen?

Wir gehen auf Weihnachten zu und Weihnachten ist ein Fest der Wünsche und der Erfüllung von Wünschen. Zumindest für das, was wir den Markt nennen. Es werden Wünsche erzeugt und Wünsche befriedigt und je mehr das passiert, desto mehr profitiert der Markt. Und ist es nicht so, dass wir uns nur allzu leicht in diese Dynamik hineinnehmen lassen? Ist es nicht so, dass wir selbst viele Wünsche haben und hoffen, dass sie durch andere oder mich selbst befriedigt werden, gerade an Weihnachten? Und lassen wir uns dann in der Folge nicht auch gewaltig unter Druck setzen durch eine Art Maschinerie von Weihnachten, die um sich gegriffen hat und zu Dingen geführt hat, die man halt so macht in unserer Kultur, die aber vielleicht viele gar nicht mehr wollen? Aber wir spüren vielleicht trotzdem: „Wir kommen da nicht mehr so leicht heraus.“ Und wie viele Menschen können mit dem Inhalt von Weihnachten gar nichts mehr anfangen, feiern aber trotzdem irgendwie ein Fest der Liebe? Und wir merken schon, dass das manchmal auch irgendwie gelingt, manchmal ist es einfach romantisch und schön. Aber spüren wir nicht vielleicht noch öfter, dass die eigentliche Liebe, um die es geht, eher hinten anstehen muss, zugunsten der gewachsenen Zwänge, Konventionen und des Betriebes? Haben wir nicht manchmal das vielleicht gar nicht so schlechte Gefühl, dass die ganze Geschenkekauferei, die ganzen künstlichen Lichter und der Zwang, endlich auch noch die letzte Weihnachtskarte an den entferntesten Geschäftspartner schreiben zu müssen, uns wirklich gefangen sein lässt?


Was suchen wir an Weihnachten wirklich? Oder umgekehrt: Was will der kommenden Messias uns wirklich schenken? Er will uns Heilung schenken, Schwestern und Brüder und Befreiung. Er will uns zum Beispiel eine Erfahrung schenken, die da heißt: „All Deine Sehnsüchte, alle Deine Wünsche in dieser Welt können Befriedigung finden, alle Deine Zerrissenheit des Herzens kann Heilung finden. Aber die Heilung kommt nicht aus dieser Welt. Sie kommt aus einem Einbruch von oben in diese Welt, aus einem Einbruch des Himmels. So lange Du nur in dieser Welt stecken bleibst mit Deinen Wünschen und Sehnsüchten, solange wird zum Beispiel der geschäftliche Betrieb von Weihnachten leichtes Spiel haben, Dich gefangen zu nehmen. Solange Du die Erfüllung Deiner Sehnsüchte nur auf diese Welt konzentrierst, solange bist Du gefährdet, süchtig zu werden nach mehr, nach mehr Befriedigung, nach mehr Ablenkung, nach mehr Besitz, nach mehr Anerkennung, nach mehr von diesem und jenem.“

Das unruhige Menschenherz ist aber so gebaut, dass es nur von einem „Mehr“ geheilt und gestillt werden kann, das nicht aus dieser Welt kommt. Es hat Sehnsucht nach dem Himmel, es hat Sehnsucht nach mehr als allem, was nur der Betrieb dieser Welt zu bieten hat. Liebe Schwestern und Brüder, ich habe den Eindruck, dass es in unserer vorweihnachtlichen Kultur eine Tendenz gibt, die uns vormachen will, dass in der Produktion von Lichtern, Geschenken und besinnlichen Worten schon das Ganze liegt. Diese Tendenz will uns vorgaukeln, als könne der Mensch diesen ursprünglichen Sinn von Weihnachten am Ende doch selbst hervorbringen, wenn er alles nur schön besinnlich gestaltet. Es ist, als wollte man sagen: „Die Welt hat ihren Sinn, ihre Liebe doch aus sich selbst. Und den Sinn von Weihnachten, den kriegen wir auch noch selbst hin.“

Als Christen wissen wir, dass der Sinn von Weihnachten aber von Gott kommt. Aber, so können wir fragen: „Warum wehrt sich Gott dann nicht, dass so viel Sinnentstellung von Weihnachten passiert?“ Die Antwort ist: „Weil die Liebe wehrlos ist, weil die Liebe sich nicht aufdrängt, weil die Liebe frei lässt, weil die Liebe nicht zwingen kann!“ Das kleine Kind von Betlehem ist der göttliche Erlöser. Seine Mutter Maria will ihn uns in die Arme und ans Herz legen. Aber wenn wir nicht wollen, wenn wir uns nicht dafür öffnen, wenn wir lieber im Betrieb aufgehen wollen, dann hat das alles keinen Sinn. Weil sich uns dieser himmlische Sinn dann eben nie erschließen wird.

Ist es nicht ziemlich oft so: Man bereitet Weihnachten mit ganz viel Aufwand vor, ganz viel Kochen, ganz viel Dekoration, ganz viel Geschenke. Man verbindet auch noch eine große Erwartungshaltung mit dem Fest und mit seinen Lieben. Man will Gemeinschaft feiern, inszenieren. Und am Ende ist man desillusioniert, man ist vielleicht sogar froh, wenn es endlich vorbei ist. Immerhin haben wir uns wenigstens nicht gestritten, mancherorts dann doch. Aber der Zauber von Weihnachten, der eigentlich aus einer anderen Welt kommt, und an den ich mich seit meiner Kindheit erinnere, hat sich wieder nicht eingestellt! Ich bleibe gefangen, meine Armut ungestillt, mein Herz gebrochen.

„Bist Du der Messias, hatte Johannes der Täufer Jesus fragen lassen, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Die Antwort des Herrn war: „Berichtet ihm: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Jesus heilt, auch äußerlich. Aber er tut es nicht bei allen und er erfüllt nicht alle Wünsche gleich. Er befreit Johannes nicht aus dem Gefängnis. Er heilt auch heute nicht jede Krankheit obwohl einer wirklich an ihn glaubt. Aber das Entscheidende ist auch nicht zuerst das Äußere, das Entscheidende ist das Innere: Wenn wir unsere Hoffnung, unser Vertrauen auf Ihn setzen, auf Ihn allein, dann heilt er genau die Wünsche unseres Herzens, die uns mehr gefangen nehmen als frei lassen; dann heilt er unsere Sehnsucht nach Sinn und Tiefe und Wahrheit und Liebe; dann könnte er uns sogar in die Lage versetzen, ganz allein mit Ihm ein Weihnachtsfest zu feiern, zum Beispiel ohne Geschenke, ohne künstliche Lichter und trotzdem von innen her tief froh und zufrieden zu sein. Dieser heutige Sonntag heißt Gaudete: Freut euch! Das haben wir in der zweiten Lesung gehört. Paulus ist der Ansicht: „Wer wirklich Christus im Herzen hat, der ist ein Mensch der Freude, zu jeder Zeit. Und wer wirklich zu Christus gehört, der betet auch ohne Unterlass. Das heißt nicht, dass einer zum Beispiel dauernd den Rosenkranz vor sich hin sagen müsste. Es heißt eher, ein Mensch lebt so, dass er sich immerfort dankbar innerlich mit Christus verbunden weiß. Er lebt aus einem Ja, aus Dank und aus Freude.

Die adventliche Gestalt, die wir hier in Sammarei alle so verehren, hat so gelebt: Christus ist in Maria und durch sie in die Welt gekommen. So hat ihre Seele immerfort den Herrn gepriesen. Und sie hätte ihn auch noch im Gefängnis oder unter anderen schlimmen Umständen gepriesen, weil sie wusste: „Wer mit Ihm ist, gewinnt alles und verliert letztlich gar nichts. Wer mit Ihm lebt, lebt im Sieg, in der Freiheit, in der Befriedigung aller Bedürfnisse.“ Bei denen, die mit Ihm leben, heilt er nach und nach die Wunden unserer Seele und unseres Herzens. Er ist der Retter. Ihm gehen wir an der Seite seiner Mutter entgegen. Deshalb wiederhole ich von Herzen gerne mit Paulus: Freut euch in Ihm zu jederzeit. Amen.

Passauer Bischof Stefan Oster im Gespräch beim Regensburger Presseclub: ´Ich bin leidenschaftlicher Verfechter des Zölibats!´


Foto Bischof Oster (c) Bistum Passau


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