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Bischof Oster: 'Ich wünsche mir, dass viele neu zu Christus finden!'

5. Mai 2015 in Interview, 33 Lesermeinungen
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kath.net-Interview mit dem Passauer Bischof Stefan Oster über Beichte, Besuch der heiligen Messe, Wahrheit, Barmherzigkeit, Familiensynode und eine Kirche der Armen. - Von Roland Noé


Linz (kath.net)
kath.net: Aus der letzten Kirchenstatistik in Deutschland geht hervor, dass die Zahl der Messbesucher in den letzten Jahren dramatisch abnimmt. Von 2012 bis 2013 gab es einen Rückgang von 10 Prozent in Deutschland. Warum ist dieser Rückgang so dramatisch und was kann die Kirche hier unternehmen, um gegenzusteuern?

Bischof Stefan Oster: Der Rückgang hat sicher viele Ursachen und ist ein komplexes Phänomen. In jedem Fall aber liegt bei jedem Wegbleiben die Erfahrung von mangelnder Relevanz zugrunde. Wenn der Glaube, der Gottesdienst, die Kirche keine Bedeutung mehr für mein Leben haben, dann bleibe ich weg. Wäre es anders, würde ich hingehen oder dort bleiben.

Das heißt, es gelingt uns heute offenbar zu wenig zu zeigen, wie wesentlich, wie tief, wie neu der Gott Jesu Christi in ein konkretes Menschenleben hineinwirken will und kann. Im Neuen Testament begegnen uns auf Schritt und Tritt Menschen, bei denen die Begegnung mit Christus ihr Leben verändert hat.

Ich denke, das ist der entscheidende Punkt: Begegnung mit Christus, dem Auferstandenen. Haben wir genügend inneres Feuer, haben wir auch genug konkrete Erfahrungen mit dem Herrn und dann auch genügend Kompetenz, diese Erfahrungen zu deuten und ihre Relevanz für das Leben der Menschen von heute aufzuzeigen? Wenn nein, dann geht es wohl immer neu darum: die Begegnung mit dem Herrn suchen, sie für andere zu erschließen und sich von ihm zeigen zu lassen, wohin er uns führen will.

kath.net: Nicht wenige Katholiken bewegt derzeit die kommende Familiensynode in Rom. Insbesondere in Deutschland werden hier Hoffnungen auf vermeintliche "Reformen" geweckt, die möglicherweise nicht eintreffen werden. Was erwarten Sie sich von der Bischofssynode?

Bischof Oster: Ich erwarte, dass der Heilige Geist die Kirche führt – auch durch eine Synode von Bischöfen. Ich hoffe, dass viele Menschen durch die Kirche das Evangelium von der Familie neu und tiefer verstehen lernen. Ich denke aber auch, dass unsere Liebesfähigkeit wachsen muss, und das bezieht sich auch auf die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, die in ihren Lebensgeschichten scheitern oder die anders leben wollen oder können als der Glaube der Kirche es für richtig hält.


Ich spreche hier nicht über Zulassung oder Nichtzulassung zur Kommunion von bestimmten Personengruppen, ich spreche schlicht von der Weise, wie wir innerkirchlich Menschen begegnen, die anders leben, als wir es uns im Sinne unseres Glaubens für sie wünschten. Ich ringe immer neu um die Frage: Wie sich Wahrheit und Barmherzigkeit zueinander verhalten. Die Antwort liegt aus meiner Sicht in der Suche nach mehr Tiefe, in der Sehnsucht nach mehr Heiligkeit, die aus Christus kommt.

Ist es nicht erstaunlich, dass wir an Christus selbst unfassbare Demut und Hingabefähigkeit einerseits wahrnehmen, die aber andererseits immer wieder auch gepaart ist mit großer, manchmal unerbittlich scheinender Strenge? Warum empfinden wir es bei ihm nicht als Widerspruch, bei uns normalen Durchschnittschristen aber schon? Vermutlich, weil uns die Heiligkeit fehlt.

Hier, in Christus, begegnete die innere Gestalt einer Person, in deren Herzen gottmenschliche Hellsichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit zutiefst geeint sind. Ein weniger heiliges Herz neigt dazu, weniger tief zu sehen und deshalb auch Wahrheit von Barmherzigkeit zu unterscheiden oder gar zu trennen.

kath.net: Papst Franziskus erinnert seit Anbeginn immer wieder an die Kirche der Armen. Die katholische Kirche in Deutschland gilt als relativ reich. Wie kann hier die Botschaft des Heiligen Vaters in Deutschland ganz konkret umgesetzt werden?

Bischof Oster: Das ist ein schwieriges Problem. Aber zunächst einmal möchte ich sagen, dass es wohl kaum eine Kirche weltweit gibt, die durch ihre Einrichtungen und Institutionen und vor allem auch durch die Arbeit der Caritas so sehr bei Menschen in Armut oder anderen Notlagen ist, wie unsere Kirche: Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, Schulen, Einrichtungen für Behinderte, für Drogenabhängige, für Asylbewerber, unzählige Beratungsstellen, Telefonseelsorge und vieles mehr. Und an ganz vielen Stellen bekommen die Menschen auch kostenlos Beratung. Sicher ist vieles davon auch staatlich refinanziert, aber bei weitem nicht alles und es sind eben doch Einrichtungen der Kirche.

Unsere Kirche ist also intensiv bei den Menschen am Rand.

Die Schwierigkeit ist eher, dass das oft nicht als kirchliches Handeln wahrgenommen wird. Oft einfach deshalb, weil die Einrichtungen zu groß geworden sind oder sehr professionell und natürlich auch ökonomisch arbeiten etc. – bei gleichzeitigem Glaubensverlust in der Gesellschaft und dann oft eben auch bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch sie sind Kinder einer säkularisierten Gesellschaft. An dieser Frage arbeiten die Träger intensiv. Zugleich sehe ich außerdem, was die deutsche Kirche durch ihre Hilfswerke und darüber hinaus weltweit tut. Das großartige ehrenamtliche Engagement vieler Menschen ist da noch gar nicht mit genannt. Also auch in Sachen Auslandshilfe muss man vermutlich lange suchen, ähnlich groß angelegte Hilfe für Menschen in Not weltweit zu finden. Da sind wir also im Blick auf die Sorge für die Armen nicht so schlecht aufgestellt, sondern sind eher schlecht in der Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Was aber sicher auch der Fall ist: durch die Versorgung mit Kirchensteuer, durch unsere großen Strukturen neigen wir selbst auch dazu, eine satte Kirche zu sein, bisweilen träge und oft ohne Feuer und in Sitzungsmarathons gelähmt. Hier kann man meines Erachtens vor allem bei der Frage nach der Glaubwürdigkeit jedes einzelnen ansetzen, z.B. mit der Frage: Wie sehr bin ich bei der Kirche als meinem Arbeitgeber beschäftigt, oder wie sehr arbeite ich aus ganzem Herzen wirklich für den Herrn selbst und seine Kirche? Das ist eine Frage, an der Sie vermutlich einen eher trägen Mitarbeiter von einem unterscheiden können, der brennt.

kath.net: In Ihrem Fastenbrief an die Gläubigen sprachen Sie von einem „Jammer“, dass die Feier des Sakramentes der Versöhnung „in unserer Kirche so stark abgenommen hat“. Papst Franziskus hat hier ja bereits mehrfach öffentliche Zeichen gesetzt, indem er öffentlich sichtbar die Beichte abgelegt hat und auch öffentlich die Beichte gehört hat. Wie möchten Sie ganz konkret die Menschen motivieren, zur Hl. Beichte zu gehen?

Bischof Oster: Ich will gar nicht primär „motivieren zur Beichte zu gehen“. Ich will zuerst Gott in Jesus verkünden. In seiner Gegenwart, in seiner unfassbaren Größe und Schönheit und Liebe für mich. Und wenn ich davon berührt werde, dass diese Majestät tatsächlich mit meinem Leben persönlich zu tun haben will, dann geht damit in der Regel auch die Erfahrung einher, dass ich Vergebung nötig habe. Und dann wächst im gelingenden Fall auch die Sehnsucht nach der Beichte. Auch hier geht es also zuerst um Gott und um die Erschließung der Erfahrung der Gegenwart Gottes in unsrem Leben.

kath.net: Papst Franziskus hat für 2016 ein Heiliges Jahr, ein Jahr der Barmherzigkeit, ausgerufen. Freuen Sie sich darauf und was erwarten Sie sich davon für die Kirche?

Bischof Oster: Ja, natürlich freue ich mich darauf, dass die Kirche in diesem Jahr einen besonderen Akzent ihrer Verkündigung und ihres Handelns auf die Barmherzigkeit Gottes legen wird. Ich habe aber keine konkrete Erwartungshaltung. Solche Themenjahre hatten wir ja schon viele – und sie helfen uns, bestimmte Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Das tun wir gerne. Aber ich habe keine Erwartung im Blick auf irgendwelche Kirchenstatistiken. Wirklich wünschen würde ich mir freilich, dass ganz konkret viele Menschen in meinem Bistum (und darüber hinaus) von Gottes Liebe berührt werden und so neu zu Christus finden.

kath.net: Herzlichen Dank für das Interview.

Passauer Bischof Oster: ´Ich möchte, dass junge Menschen das Geschenk der Begegnung mit Christus erfahren dürfen´.


Foto: (c) Bistum Passau


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