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'Wir brauchen eine Verkündigung, in der Jesus die Mitte ist'

10. März 2018 in Österreich, 2 Lesermeinungen
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"Wir glauben, dass Gott niemand, der ernsthaft darum bittet, die Gabe des Glaubens vorenthält" - Bischof Oster begeisterte bei "Theologie vom Fass" in Linz die Zuhörer - Von Linda Noé


Linz (kath.net)
Am vergangenen Mittwoch sprach der Bischof von Passau, Stefan Oster, im bis zum letzten Sitzplatz gefüllten Kaufmann´s Café des Stadtbräu Josef auf der Linzer Landstraße zum Thema „Was heißt Glaube- und braucht es dazu eigentlich Kirche?“. Das Apostolat„Theologie vom Fass“ ist eine Initiative der Legionäre Christi, von Jugendlichen für Jugendliche unter dem Motto.“ Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen, dann muss die Kirche zu den Menschen gehen“ . In Wien , Linz, München und anderen Städten stehen dabei Impulse, Fragen und Diskussion in der lockeren Atmosphäre eines Lokals auf dem Programm.

Von Anfang an stand die lebendige Beziehung zwischen Gott und Mensch im Mittelpunkt der Ausführungen des Bischofs, der zunächst einen Unterschied feststellte, ob wir etwas glauben, oder jemandem glauben. Im ersteren Fall seien Fakten und Informationen der Mittelpunkt, in etwa wie wenn man in einer Partnerbörse Informationen über einen möglicherweise interessanten Partner bekomme. Diese Fakten könne man wiedergeben, ohne dem anderen je begegnet zu sein. Auf der anderen Seite seien die tatsächliche Begegnung, gegenseitiges Kennenlernen, das gemeinsame auf dem Weg sein. „Es gibt Dimensionen von Erkenntnis in der Erfahrung mit anderen Menschen, die sie nicht anders haben können, es sei denn durch gegenseitige vertrauensvolle Beziehung“, erläuterte der Bischof. Ersteres Faktenwissen sei deswegen nicht unbedeutsam, denn es beinhalte doch vielleicht wichtige Informationen, wie eventuelle Ausschlusskriterien, aber aufgrund dieser Fakten alleine würde niemand die Entscheidung treffen, den anderen heiraten zu wollen.

Nun könnten wir uns im Blick auf Gott fragen,fuhr Bischof Oster fort, ob wir anfangen wollen, jemandem zu glauben, von dem es so viele Informationen gäbe wie von Jesus Christus, jemandem, der sich auch in der Schöpfung zeigt und ausdrückt. „Sie können gewissermaßen in der Distanz bleiben und jedes Wissen dieser Welt über diese göttliche Person im Kopf haben, oder sie können anfangen, einen Akt zu vollziehen, der sagt: `Gott, ich glaube dir, ich vertraue dir!´. Die Erfahrungen der Christen aus zwei Jahrtausenden ist: es ist möglich, durch diesen Vertrauensakt einen Weg zu gehen, der mich immer tiefer führt, der mich immer mehr verstehen lässt, wer und wie dieser Gott ist, ohne dass dies ein Verstehen ist, das den anderen letztlich irgendwie in den Griff bekommt.“ Wir Menschen seien versucht, mit unserer Erkenntnis die Welt in den Griff kriegen und beherrschen zu wollen,was natürlich nicht in jedem Fall schlecht sei, der Erfolg der Naturwissenschaft und Technik hänge damit zusammen. In einer Beziehung zwischen Menschen, oder zwischen Mensch und Gott sei das tiefe Geheimnis zu achten und zu bewahren, das der andere immer bleibe, mit dem man nie fertig werde. Hier gehe es um ein Erkennen des anderen, die frei gibt und frei lässt, ohne Widerspruch zur Treue. Wir seien versucht, mit dem anderen fertig sein zu wollen, wenn wir ihn beherrschen wollen. „Es ist kein Zufall, dass der Sündenfall beginnt mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis. Es ist das Herausfallen aus der Freundschaftsbeziehung mit Gott.“ stellte Bischof Oster fest.


Der Bischof fuhrt weiter fort, die Beziehung zu Gott ausgehend vom Verständnis von menschlicher Beziehung zu vertiefen, in dem er darauf hinwies, dass wir völlig selbstverständlich davon ausgehen, dass die materielle Erscheinung unseres Gegenübers eine Person sei, die sich zum Beispiel auch durch den Stil ihrer Kleidung oder Wohnung ausdrücken würde. „Wir glauben, Gott ist Person, jemand, zu man du sagen kann. Kann ich glauben, dass die ganze Schöpfung gewissermaßen eine Art Wohnung Gottes ist, in der sich ausdrückt? In der Schönheit und Majestät der Schöpfung drückt sich eine Person für uns aus!“ Dabei sei der Glaube sowohl ein Akt meiner Entscheidung - eine Tugend, die eingeübt werden will, als auch Gabe, Gnade und Geschenk, das ich nicht beherrschen kann. „Wir glauben, dass Gott niemand, der ernsthaft darum bittet, die Gabe des Glaubens vorenthält.“ so Bischof Oster. Die geistlichen Lehrer hätten immer darauf hingewiesen, dass wenn geistliches Leben im Stillstand sei, dies im Grunde immer Rückschritt bedeute, denn Glaube sei eine Dynamik. Bei Menschen, die nicht mehr in dieser Beziehungsdynamik mit Gott unterwegs seien, verdunste der Glaube an einen persönlichen Gott, zu dem man du sagen kann. Eine typische Aussage sei in diesem Fall „Ja, ich glaube schon, dass da irgendetwas Höheres ist“ und die Reduzierung von Jesus auf einen Ethiklehrer. „Glaube verdunstet, wenn er nicht gepflegt wird, wenn er nicht aus Freundschaft gesucht und gelebt wird.“ stellte Bischof Oster klar. Glaube würde zu einer lebendigen Überzeugung, wenn er mehr sei als Wissen oder Gefühl, die beide wesentlich seien, aber nicht ausreichen würden. Er müsse mein Weltbild, mein Denken kanalisieren und formen, Richtung und Gestalt geben, ein beständiger Lebensausdruck.

„Wir brauchen eine Verkündigung, in der Jesus die Mitte ist.Wir neigen dazu, Jesus als Ethiklehrer zu verkünden, als jemanden, der Moral erklärt und gelehrt hat, dessen Vorbild man nacheifern soll.“ Dies sei nicht ganz verkehrt aber viel zu kurz, stellte der Bischof klar. „Das erste ist: Jesus ist ein Retter, der mich aus meiner Verlorenheit herausholen und mit sich und dem Vater versöhnen will.“ Es brauche dazu den ganzen Jesus: das präexistente Wort, das bei Gott ist und das hilflose Kind in der Krippe. Der selbe, der heilt und das Wort Gottes predigt, der Dämonen austreibt und elend gefoltert am Kreuz hängt und stirbt, der selbe der in Herrlichkeit wiederkommen wird um die Welt zu richten. In Ihm sehen wir, wie der Vater ist.

Meistens würden die Menschen Jesus gut finden, wenn sie jeweils das in ihm sähen, was sie selbst in ihrem Ideal ausmache, einen guten Ökologen, Tiefenpsychologen, Marxisten, Frauenrechtler oÄ. In der Kirche allerdings wurde das Geheimnis Jesu so bewahrt, wie es die Apostel erkannt und gefeiert haben, weil die Mitte, Quelle und Höhepunkt der Kirche die Eucharistie sei. Dort begegnen wir dem Jesus, der uns befreien, retten und erlösen kann, und in all denen, die teilhaben am Leib Christi. „Ich identifiziere Kirche ganz stark mit der Mutter des Herrn.“ so Oster. Sie sei der Wohnort Gottes in der Welt schlechthin gewesen. „Aus dem JA der Muttergottes geht jede einzelne Sendung der Kirche hervor.“ Wir könnten uns in dieses JA hineinstellen und darin wachsen, wo authentische Christusliebe ist, sei die Muttergottes immer dabei, auch dort, wo es die Ökumene der Entschiedenen gäbe, wo der Geist des Herrn in Jüngerschaft über die Grenzen der sichtbaren Kirche hinaus in Jüngerschaft zusammen rufe.

Das Kostbarste, was Jesus uns geschenkt habe, sei das Wort „Vater“, so Oster zum Abschluss seiner begeisternden Worte, die in eine Zeit für Fragen und so mach herzliche Begegnung mit einzelnen Besuchern des Cafés mündete, die teilweise von weit her gekommen waren, um an diesem Abend bei „Theologie vom Fass“ dabei sein zu können.

Foto: (c) kath.net


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Lesermeinungen

  11. März 2018 
 

Wer Ohren hat, der höre

Müsste man die Menschen nicht zuerst mal auf die Situation der Kirche hinweisen? Die Menschen, wollen Sie überhaupt auf Gott hören und ihm folgen? Oder wollen sie ihre eigenen Vorstellungen von Kirche und Glauben verwirklichen? Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, müsste die Verkündigung aufgerichtet sein.


3
 
 Stefan Fleischer 10. März 2018 

in der Jesus die Mitte ist

„Dies sei nicht ganz verkehrt aber viel zu kurz, stellte der Bischof klar. „Das erste ist: Jesus ist ein Retter, der mich aus meiner Verlorenheit herausholen und mit sich und dem Vater versöhnen will.“
Das ist wohl eines der Grundprobleme der modernen Verkündigung, dass sie oftmals nicht etwas Falsches sagt, manchmal sogar etwas sehr Richtiges und Wichtiges, dass sie es aber viel zu kurz, viel zu wenig katholisch, zu wenig allumfassend verkündet. Dann geht z.B. vergessen, dass Jesus nicht einfach nur unser Bruder ist, sondern nicht zuletzt auch der Christus, unser Herr, der gekommen ist, uns aus unseren Sünden zu erlösen. Oder dann geht vor lauter Liebe und Barmherzigkeit Gottes vergessen, dass wir seine Barmherzigkeit dankbar annehmen und seine Liebe zu uns „mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all unseren Gedanken und all unserer Kraft“ erwidern sollten.


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