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'Großes Zeugnis in unserer Welt'

30. September 2015 in Interview, keine Lesermeinung
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Bischof Konrad Zdarsa lenkt den Blick auf das eigentliche Thema. Das Interview der "Katholischen Sonntagszeitung" in voller Länge.


Augsburg (kath.net/Katholische Sonntagszeitung) Was kennzeichnet die christliche Familie? Wie trägt sie dazu bei, Christi Frohbotschaft zu verbreiten? Und wodurch sind die Familien heute gefährdet? Fragen, zu denen der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa für die Katholische Sonntagszeitung vor der demnächst in Rom beginnenden Bischofssynode Antwort gibt. Im Interview geht es auch um die aktuelle Flüchtlingskrise.

Katholische Sonntagszeitung: Herr Bischof, der Titel der Synode lautet „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“. Das drückt aus, dass Familie als Werkzeug der Missionierung gesehen wird. Das Arbeitspapier der Synode greift den Ausdruck der Familie als Hauskirche auf. Wie sieht die Berufung der Familie aus?

Zdarsa: Die Berufung der Familie ist zunächst einmal vorgegeben durch sie selber, dadurch, dass Vater und Mutter beauftragt sind, die Kinder zu erziehen und im Glauben zu führen. Eine Familie, die in sich stimmig und harmonisch ist, stellt ein großes Zeugnis in unserer Welt dar. Eine solche Familie hat heute eine sehr große Wirkung auf andere.

Katholische Sonntagszeitung: In den Vorbereitungsdokumenten ist die Rede von den Gefahren, die es für die heutigen Familien gibt. Was sehen Sie aus Ihrer Praxis in der Diözese – Sie begegnen ja oft bei Ihren zahlreichen Pfarrei-Besuchen den Familien – als besondere Gefahren?

Zdarsa: Um mehr ins Detail gehen zu können, müsste man die Eltern und die Kinder selbst sprechen lassen. Ich möchte es einmal so ausdrücken: Eine Gefahr ist bestimmt, dass es heute so viele verlockende Angebote gibt. Ich sage es einmal für die Jugendlichen: Die Gefahr besteht, dass vieles begonnen wird, dass sich nach vielem ausgestreckt wird, aber man sich für nichts richtig entscheidet. Dazu kommt noch, dass eine Familie ernährt werden muss und dass sie gar nicht alles haben kann, was unsere Welt heute alles anbietet.

Andererseits kann Habgier oder Egoismus die Familie gefährden, wenn jeder nur an sich selbst denkt und nur das Seine sucht. Die Gefährdungen für die Familien sind also bestimmt ebenso zahlreich wie die Gefährdungen für den Einzelnen. Nur kommt es eben in der Familie auf eine verstärkte Gemeinschaft an, eine Gemeinschaft, die einen bestimmten Auftrag und eine bestimmte Mission hat.

Katholische Sonntagszeitung: Demnach ist der derzeit herrschende, hohe Lebensstandard nicht gerade die beste Basis für die Familien?


Zdarsa: Ja, und das ist eine alte Geschichte. Wir kennen das ja schon vom Volk Israel: Ging es ihnen gut, sind sie abgedriftet. Ging es ihnen schlecht, haben sie wieder zum Gott der Väter geschrien. Das war eine dauernde Wellenbewegung, die durchaus auch heute in unserer Welt noch präsent ist. Aber es mag schon sein, und die, die damit Erfahrungen machen, können das wohl auch selber bestätigen: Der Überfluss ist bestimmt nicht die beste Grundlage für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft, besonders der Familie.

Katholische Sonntagszeitung: Die Synode nimmt ja die Gefährdungen weltweit in den Blick. Unweigerlich springen einem dazu im Augenblick die Flüchtlingsfamilien und ihre elementaren Bedrohungen ins Auge.

Zdarsa: Sie haben recht. Es wäre sicher zu einseitig, nur von unseren Wohlstandsverhältnissen auszugehen, ohne die Situation der Familie weltweit in den Blick nehmen. Es ist ja bekannt, wovon die Flüchtlingsfamilien in besonderer Weise gefährdet sind: von unmittelbarer Gefahr für das Leben, für die Integrität der Familie, für ihren Glauben. Das geht so weit, dass sie versuchen, sich dieser Gefahr und Bedrohung durch die Flucht zu entziehen.

Wobei ja immer das Problem ist: Flüchten sie wovor, also vor einer drohenden Gefahr, oder flüchten sie wohin, also aus eigentlich lebbaren Verhältnissen in eine bessere Umgebung? Wir wissen, dass man hier nun auch staatlicherseits Unterschiede machen will, wovon dann auch das Asylrecht abhängen wird.

Katholische Sonntagszeitung: Welche Herausforderungen stellen sich dazu der Seelsorge in Deutschland?

Zdarsa: Man muss darauf achten, dass ja die Flüchtlinge, die zu uns kommen, zu einem großen Teil nicht unseres Glaubens sind. Sie werden also nicht unsere Kirchen aufsuchen und werden nur schwer in Gemeinden integriert werden können. Wir haben zum Beispiel auch im Kloster Maihingen Muslime.

Seelsorglich kann die Kirche vor allem das Bewusstsein der Gläubigen dafür stärken, dass wir nicht nur für uns selber leben. Es ist christliche Pflicht und auch das Anliegen des Gebotes der Gottes- und Nächstenliebe, dass wir denen, die Hilfe brauchen, beistehen.

Katholische Sonntagszeitung: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf die Frage nach einer drohenden Islamisierung erklärt, der beste Schutz davor wäre ein klareres Bekenntnis der Deutschen zum Christentum. Sie würde sich einen stärkeren Besuch der Gottesdienste wünschen. Auch beklagte sie, dass beispielsweise das Wissen über Pfingsten verschwunden ist. Stimmen Sie da zu?

Zdarsa: Ich hätte nicht erwartet, dass in der Politik so eine Äußerung fällt. Setzen Sie den Level noch weiter unten an, dann würde ich voll zustimmen: Vertiefung unseres Glaubenswissens, Vertiefung unseres Auftrags in der Welt, christliches Leben mit Gebet und Gottesdienst – das ist die beste Basis für die Wahrnehmung der unmittelbaren Aufgaben, die wir in der Welt haben, welcher Art auch immer.

Katholische Sonntagszeitung: Die Erwartungen der Allgemeinheit an die Synode sind hoch. Themen wie „wiederverheiratete Geschiedene“ werden genannt und seit Monaten diskutiert. In jüngster Zeit gibt es auch von Bischöfen Stimmen, die sagen: Diese großen Erwartungen können nicht erfüllt werden. Was meinen Sie dazu?

Zdarsa: Ich würde vor allem sagen, dass diese allgemeine Rede von einem allgemeinen Problem nicht angemessen ist. Der Seelsorger muss sich immer um den je Einzelnen kümmern, und das muss er auf der Basis und Grundlage des Glaubens und des Glaubensbekenntnisses tun. Da gibt die Kirche vor, was unser Menschenbild ist und wie wir dem Menschen begegnen und wo auch unsere Aufgaben liegen, die sich aus dem christlichen Menschenbild ergeben. Insofern sind die Erwartungen recht einseitig. Die Erwartungen konzentrieren sich aber auf das eigentliche Thema: Auftrag und Mission, Sendungsauftrag der Familie in der heutigen Welt und der Kirche in der heutigen Welt.

Ich sage Ihnen, in einer kleinen Gemeinde, in der acht bis zehn große Familien sind, da kann der Pfarrer schon mit einem wesentlichen Gemeindekern und Gemeindeleben rechnen. Da wird sich viel bewegen ringsherum!

Katholische Sonntagszeitung: Wenn wir nochmal die Jugendlichen in den Blick nehmen: Es ist ja nicht so, dass Ehe und Familie „out“ sind. Umfragen zeigen, dass für die meisten Jugendlichen Ehe und Familie einen hohen Wert haben. Wie kann man ihnen helfen, dass sie gut in die christliche Ehe hineinfinden und dass die Ehe Bestand hat?

Zdarsa: Ja, das ist eigentlich eine ureigene Aufgabe der Seelsorge: in einer lebensnahen Sprache den jungen Leuten und denen, die eine Eheschließung wollen, zu erklären, was es bedeutet. Ich denke, dass ich das in meiner Zeit als Pfarrer, als ich noch Brautunterricht gehalten habe, entsprechend getan habe. Wir haben dazu alle Voraussetzungen. Wenn wir uns das Brautexamensprotokoll vornehmen, kann man in aller Ausführlichkeit darauf zu sprechen kommen, was christliche Ehe bedeutet. Nur, man muss sich hineinversetzen, man muss sich die Zeit dafür nehmen, und man muss eben das, was da letztendlich kirchenrechtlich formuliert ist, in die Pastoral umsetzen beziehungsweise als pastorale Weisung verstehen und erklären.

Katholische Sonntagszeitung: Auch Jesus lebte in einer Familie, als er auf Erden weilte – in der Heiligen Familie. Nun war dies ja keine ganz normale Familie. Was können heutige Familien von der Heiligen Familie lernen?

Zdarsa: Ich habe erst kürzlich bei den Barmherzigen Schwestern darüber gesprochen, dass es Theologen gibt, die die Theorie vertreten, dass der heranwachsende Jesus unter Umständen eine stärkere Bindung, ein stärkeres Verhältnis zu seinem Pflegevater Joseph als zu Maria hatte. Das heißt, dass seine gesamte Weltläufigkeit, seine Versiertheit auf vielen Gebieten, ob das die Landwirtschaft ist, das Bankwesen, die Verwaltung, das Schneiderhandwerk, der Weinanbau – von überallher nimmt er ja Gleichnisse – dass er die vorwiegend von seinem Pflegevater erhalten hat. Wir denken viel zu wenig daran, dass Jesus ja mindestens 15 Jahre als Bauhandwerker gearbeitet hat, bevor er seine Verkündigungstätigkeit aufnahm. So war Kommunikation und Begegnung mit vielen verschiedenen Leuten, mit vielen verschiedenen Gewerken möglich. Das ist schon einmal eine große Maßgabe der Heiligen Familie für die heutige Familie: das Verhältnis eines Vaters zu seinen Kindern, sein Beispiel und die gegenseitige Kommunikation.

Das Verhältnis zu Maria ist von uns noch viel mehr betrachtet worden. Sie hat durch ihre Sorge, durch ihr Warten-Können, durch ihr Nachdenken und durch ihre Liebe gewissermaßen den Untergrund dafür gebildet, dass uns Jesus geschenkt worden ist und dass Jesus für uns der sein konnte, der er ist.

kath.net dankt der Katholischen Sonntagszeitung für die freundliche Erlaubnis, dieses Interview in voller Länge übernehmen zu dürfen.

Foto Bischof Zdarsa (c) Bistum Augsburg


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